Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

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Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

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ist nicht gespielt. Sie ist keine gute Schauspielerin. Das ist echt und sie ist genauso davon betroffen wie wir alle. Was hätte sie davon, uns etwas vorzuenthalten. Die bittere Wahrheit, die sie nun verkündet hat, ist, dass meine Chancen, die Prüfungen zu bestehen, gegen Null gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich eine Frage beantworten kann, ist schon gering, aber dann gleich zwei. Keine Chance! Trish hat eben mein Todesurteil ausgesprochen. Ich werde garantiert exsektioniert. Alle Waffen, die mir die Gesandten für den Kampf gegen die Bestien zur Verfügung gestellt haben, muss ich abgeben und dann muss ich raus in die Zone 5. Niemand von uns war bisher in Zone 5.

      Wir kontrollieren Zone 1 bis 4. In Zone eins befindet sich unser Skygate. In Zone 2 treffen wir vielleicht einmal alle paar Jahre auf eine Bestie. So geschehen vor ein paar Tagen. Zone 3 ist gefährlich, dort spüren wir sie auf und gehen auf die Jagd. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Zone 3 zu sichern, die Nunbones dort vor den Bestien zu beschützen und Sehende zu finden und den Gesandten zu übergeben.

      In Zone 4 herrscht Krieg. Niemals gehen wir dort alleine hin. Die Gesandten übermitteln uns die Koordinaten, wir gehen rein, erledigen ein paar der Biester und dann hauen wir wieder ab, bevor sie uns zur Strecke bringen.

      Zone 5 gehört den Bestien. Das ist ihre Welt und dort muss ich hin, wenn ich versage.

      Kapitel 7

      Jesse weiß besser als alle anderen, dass ich es mit dem Lernen nicht so drauf habe, aber dass es so schlimm ist, hat auch er nicht erwartet. Ich habe mich in die Bibliothek zurückgezogen, sitze zusammengerollt in einem der sieben Ohrensessel, ein Buch über die Geschichte der Gesandten auf dem Schoß, als Jesse fast austickt.

      »Wie, du weißt gar nichts?«

      »So wie ich es sage, ich weiß nichts.«

      »Niemand weiß gar nichts!«

      »Ich schon!«, brülle ich jetzt zurück. Er setzt sich in den Ohrensessel mir gegenüber und ich kann ihm jetzt erzählen, wie wenig, also gar nicht, ich mich in den letzten sechs Monaten um die Geschichte der Gesandten, die Verhaltensweisen der Bestien, die Merkmale der Zonen oder die Studien über die neuen Bestienerscheinungen gekümmert habe. Geschweige denn von der Herkunft der Sieben Gebote, dem Bündnis mit den Nunbones und der Gründung der Sektionen zur Bewahrung der Sicherheit aller Menschen oder der Herkunft der Sehenden.

      »Du kennst doch die Sieben Gebote.«

      »Zeige keine Schwäche 7. Gebot!«, sage ich schwach.

      »Und die anderen?«

      »Ach Jesse, lass es bitte!«

      »Sag sie mir!«

      »Ich habe auf den Müll jetzt echt keine Lust.« Jesse schaut sich erschrocken um. Wir sind allein. Dann beginnt er alle Sieben Gebote vorzubeten:

      »1. Gebot: Ich bin der Oberste Gesandte, dein Retter, der dich aus dem Sklavenhaus der Bestien geführt hat. Du sollst mich nicht suchen, dir von mir kein Bild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser oder unter der Erde.

      2. Gebot: Du sollst dich vor mir niederwerfen und dich mir verpflichten, mir zu dienen. Denn ich bin der Oberste Gesandte. Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation.

      3. Gebot: Du sollst meinen Namen nicht missbrauchen, denn ich lasse den nicht ungestraft, der meinen Namen missbraucht.

      4. Gebot: Vermisse nicht deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in den Sektionen, die ich, dein Oberster Gesandter, dir geschenkt habe.

      5. Gebot: Du sollst die Bestien morden.

      6. Gebot: Du sollst nichts Falsches gegen einen Gesandten sagen.

      7. Gebot: Du sollst keine Schwäche zeigen.

      Denk immer daran: Wie ich, der Oberste Gesandte, euch in den Krieg gegen die Bestien mit starker Hand und hoch erhobenem Schwert geführt habe und wie siegreich wir zurückgekehrt sind.«

      »Amen«, sage ich.

      Ich habe diese Gebote noch nie gemocht. Sie kommen mir nicht richtig vor, auch wenn sie uns immer und immer wieder von den Gesandten eingetrichtert werden und sie bei jeder bisherigen Prüfung abgefragt wurden. Will ich bestehen, werde ich sie lernen müssen. Jesse hat recht. Es ist gut, dass er mich daran erinnert. Ich höre ihm zu, was er mir zu sagen hat und gemeinsam gehen wir die Themen durch, die ich, in den mir verbleibenden sechs Tagen, lernen werde. Die Sieben Gebote und wie sie entstanden sind, gehören selbstverständlich dazu. Auch die Geschichte der Gesandten werde ich lernen und dann das, was mir noch völlig fremd ist: Die neuesten Studien über die Bestien. Das ist etwas, das mich sogar irgendwie interessiert, weil es mir im Kampf nützen kann, mehr über die Bestien zu wissen.

      »Du wirst das schon schaffen, du wirst schon sehen«, sagt Jesse, nachdem wir alle Bücher zu einem erschreckend großen Turm aufgestapelt haben. Und das ist nur ein kleiner Anteil dessen, was die Gesandten in den Prüfungen abfragen können.

      »Mut zur Lücke«, sage ich, weil mir gar nichts anderes übrig bleibt.

      »Wenn sie dich exsektionieren, dann gehe ich mit dir!«, sagt er plötzlich.

      »Das ist totaler Quatsch!«

      »Ich lasse dich nicht allein da draußen…«, er bringt den Satz nicht zu Ende.

      »Sterben? Toll, dann geh mit und wir sterben beide! Das ist echt eine super Idee.« Jesse schweigt.

      »Wenn du mir wirklich helfen willst, dann bleib hier. Bleib hier bei Asha und kümmere dich um sie. Sie hat Probleme damit, sich an das 4. Gebot zu halten«, sage ich und denke, dass sie auch Probleme mit dem 7. Gebot und wer weiß, mit welchem sonst noch hat.

      »Sie vermisst ihre Eltern?«, fragt Jesse. »Sie kennt sie doch gar nicht.«

      »Sie weiß so wenig wie du und ich oder jeder andere, aber sie vermisst etwas.« Etwas, das ich auch vermisse, füge ich in Gedanken hinzu. »Sie vermisst Geborgenheit und Liebe. Mein Gott, sie ist noch ein Kind.«

      Jesse schaut mich an, dann nickt er als Zeichen, dass er mich verstanden hat.

      »Versprichst du mir, dass du auf sie aufpasst?«, frage ich. Wieder ein Versprechen. Heute schon das Zweite, aber dieses Mal denke ich, dass es tatsächlich eingelöst werden kann. Jesse nickt, küsst seine Faust und streckt sie mir entgegen. Das ist unser stilles Zeichen. Wir verständigen uns damit auf der Jagd. Es bedeutet, ich bin bereit zu kämpfen und zu sterben, wenn es sein muss.

      »Und du versprichst mir, alles Erdenkliche zu tun, dass es nicht so weit kommt«, sagt er. Ich nicke, küsse meine Faust und strecke sie seiner entgegen, bis sie sich berühren. Der einzige Kuss, zu dem wir uns trauen. Ich lächle.

      Kapitel 8

      Den ledernen Ohrensessel habe ich an die große Glasfront geschoben. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne krallen sich an der Skyline von Zone eins fest, doch schließlich zieht der Sog der bevorstehenden Nacht auch sie hinfort.

      Zurück bleibt der atemberaubende Ausblick auf das Lichtermeer der unter mir liegenden

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