Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

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Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

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So eine Bestie habe ich noch nie gesehen. Der blaue schimmernde Panzer, große fast schwarze Augen und die Form eines Teddybären erinnern mich mehr an ein Plüschtier für Kinder, als an ein gefährliches Monster.

      Ich blättere die Seite um, weil ich den Text über diese neue Bestienform lesen möchte. Plötzlich halte ich die Seite in meiner Hand. Ein loses Blatt Papier? Wer hat es da hinein getan? Ist das überhaupt eine neue Bestie? Ich nehme das Blatt heraus, lege es zur Seite, blättere weiter und finde nur ein Foto einer weiteren angeblich neu, entdeckten Bestie. Ich blättere zwei Seiten vor. Auch nur wieder ein Bild? Wie soll ich denn nur mit Bildern etwas über die Bestien erfahren? Ich nehme das Blatt zurück in meine Hand, studiere wieder die blaue Teddybärenbestie. Fast schon unschuldig schaut sie mich an. Was der Grafiker wohl damit bezwecken wollte, sie so süß zu gestalten? Gouch hat mir einmal so ein Grafikprogramm gezeigt. Die Möglichkeiten sind verblüffend. Innerhalb weniger Minuten hat er ein Bild von mir und Asha so verändert, dass es aussah, als kämpften wir beide, anstatt nur ich allein.

      Ich weiß intuitiv, dass mit dem Bild etwas nicht stimmt, aber verflucht noch einmal, ich kann nicht sagen, was es ist. Wieder sehe ich mir jede Einzelheit an.

      Ich habe noch nie so eine Bestie gesehen und doch hat sie etwas Vertrautes. Vielleicht saß früher genauso ein Teddybär auf meinem Bett. Damals, als ich noch klein war, als ich noch Eltern und ein echtes Zuhause hatte, als ich noch nichts von den Sieben Geboten wusste.

      Ja, das kann es tatsächlich sein. Der Augenblick macht mir bewusst, dass mit mir etwas nicht stimmt. Es ist nicht richtig, dass ich mich nicht an meine Eltern, an mein früheres Leben erinnern darf.

      Ich lege das einzelne Blatt und das ganze Buch vor mir auf den Boden, schaue aus dem Fenster. Irgendwo da draußen sind sie, meine Eltern. Irgendwo da unten in Sektor 13 vermissen sie seit fünf Jahren ihre Tochter. Vermissen mich. Ich vermisse sie auch, meinen Vater, meine Mutter.

      Ich verstoße gegen das 4. Gebot und es ist mir egal. Niemand kann mich sehen, meine Tränen, meine Wünsche. Niemand kann meine Gedanken hören. Sieht meine Mutter aus wie ich? Sehe ich ihr ähnlich? Habe ich die Beine meines Vaters? Nein, bestimmt nicht, kichere ich, wische mir die Tränen aus den Augen und greife mir das nächste Buch vom Stapel.

      »Die Geschichte der Gesandten!«

      Das ist kein Zufall! Wer sind sie, wer gibt ihnen das Recht, diese Gebote aufzustellen, so über uns zu befehlen? Ich erinnere mich an die Gesandten, die ich kenne, die kommen, um unsere Fähigkeiten zu überprüfen. Sie waren eigentlich immer ganz in Ordnung, passen gar nicht zu den Geboten und den schrecklichen Konsequenzen, die sie einfordern würden, falls einer von uns versagen würde.

      Oh Gott, manche sind mir sogar irgendwie sympathisch. Und doch muss ich sie dafür hassen, was sie von uns verlangen, und dafür, was sie uns allen genommen haben.

      Unsere Vergangenheit.

      Und dafür, was sie uns nicht geben können. Eine Zukunft, für die es sich lohnt, all die täglichen Gefahren und Ängste auf sich zu nehmen. Ängste? Du sollst keine Schwäche zeigen. 7. Gebot. Wer sind die Gesandten wirklich? Steht es vielleicht in diesem Buch? Irgendwo verborgen auf den über 700 Seiten? Wohl kaum, sonst würden sie es uns bestimmt nicht zum Lesen geben.

      Was habe ich also zu erwarten, wenn ich es lesen würde? Ich denke nur Lügen. Lügen, damit wir gehorchen.

      Ich lege das Buch auf die Seite, ohne es auch nur einmal aufgeschlagen zu haben. Wenn ich so weiter mache, dann bin ich heute Nacht mit allem, was ich lernen wollte, durch. Nicht schlecht für eine lernfaule und begriffsstutzige junge Frau, wie ich eine bin.

      Rebellisch schaue ich auf den nächsten Einband. Ein kleines Buch, weiß wie Schnee, und in der Mitte prangt ein goldener Stern. Darüber steht in goldenen Lettern:

       »Das Ende!«

      Was ist denn das? Das Buch habe ich gar nicht ausgewählt. Gehört das überhaupt zum Lernstoff für die Prüfungen? Vielleicht hat es Jesse drunter geschmuggelt. Falls dem so ist, gehört es zum Stoff und dann sollte ich es mir zumindest einmal anschauen.

      Ich nehme es hoch. Das weiße Leder fühlt sich angenehm an. Es liegt in meiner Hand wie ein kleines Gebet, das darauf wartet, ausgesprochen zu werden. Ich habe das Buch noch nie in unserer Bibliothek gesehen. Na ja, das ist eigentlich nicht sonderbar. Ich halte mich hier wirklich nicht besonders oft auf, da kann es schon mal sein, dass ich nicht alle Bücher kenne. Ich muss über meinen eigenen Humor kichern. Trotzdem, wo kommt es her, das kleine weiße Ding?

      Ich versuche seine Geheimnisse zu entlocken, so wie ich es schon mit »Dem Kampf um New York«, »Dem Widerstand« und »Der Geschichte der Gesandten« getan habe. Aber so sehr ich auch will, mir fällt nichts Brauchbares dazu ein.

      »Das Ende!«

      Von was denn? Ich muss schon zugeben, du machst mich neugierig. Jetzt rede ich schon mit Büchern. Himmel, vielleicht sollte ich doch besser ins Bett gehen und eine Runde schlafen. Morgen hat Flavius seine Prüfung. Er würde sich bestimmt freuen, wenn ich ihm zuschauen würde. Zuschaue, wie er die Aufgaben problemlos meistert und erst Trish und dann mir ein Lächeln zuwirft.

      Ja, das werde ich machen. Ich werde ihm zuschauen, werde bald ins Bett gehen, habe heute Nacht eh schon viel gelernt, wenn man das so nennen darf. Aber vorher schaue, schlage ich zumindest die Erste Seite auf.

      Oder? Ich überlege.

      Sollte ich in einem Buch, das den Titel »Das Ende« trägt, zuerst mal nachsehen, was auf der letzten Seite steht? Schauen, wie das ganze endet und dann entscheiden, ob mich die erste Seite überhaupt noch interessiert. Ja, so mache ich es. Ich wende das Buch auf meinem Schoß, schaue die Rückseite an.

      Mir stockt der Atem. Ich frage mich, ob man zugleich wach und doch ohnmächtig sein kann.

      Kapitel 10

      Ein eiskalter Schauder durchläuft meine Wirbelsäule. Wüsste ich es nicht besser, könnte man meinen, eine Bestie befinde sich mit mir im Raum. Aber der Temperatursturz kommt nicht von einer Bestie, er kommt aus mir. Ich gefriere beim Anblick der Rückseite zu Eis. Gefriere, weil jemand das Buch auf meinen Stapel gelegt haben muss, als ich schlief.

      Die Gänsehaut wird noch ärger, als mir bewusst wird, dass die gleiche Person das Blatt mit der Teddy-Bestie in mein Buch gelegt haben könnte, weil es einen unverkennbaren Zusammenhang gibt.

      Ich fahre mit meinem Fingernagel die feinen Striche auf dem weißen Leder nach. Alle Striche zusammen ergeben eine Zeichnung, ein Bild. Es ist perfekt, fast wie echt. Eine Frau, eine junge Frau. Ihr ganzer Körper ist voller Tattoos.

      Sie ist eine Kämpferin und sie hält ein Plüschtier in der Hand, das aussieht wie ein Teddybär mit einem blauen schimmernden Brustpanzer. Auf ihrer Stirn überstrahlt ein Tattoo alle anderen. Es ist der Stern vom Buchtitel.

      Und die Frau?

      Sie sieht aus wie ich!

      Etwas älter, vielleicht nur etwas reifer. Es sind viele Tattoos dazugekommen. Ich erkenne sie alle. Alle, die ich heute schon trage, und ich sehe jedes, das ich noch nicht habe. Aber der Stern ist das Schönste von allen. Ihre Augen zeugen von Stärke und einem unbeugsamen Willen. Sie ist fast nackt, nur ein dünnes Kleid beschützt sie vor neugierigen Blicken Fremder.

      Ich würde mich niemals nackt fotografieren lassen, schießt es mir plötzlich durch den Kopf und mit

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