Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

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Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

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Adern fließt. Und er? Er ist nur wegen mir zu den Prüfungen gekommen.

      Warum?

      Er sitzt mir gegenüber und beobachtet mich, ohne dass es mir möglich ist, in seinem Gesicht, seinen Augen zu lesen.

      Ich bin gefesselt!

      Zwei Gurte pressen mich in den nussschalenförmigen Sitz, der kalt ist und nach Kunststoff riecht. Die Geräusche sind mir so nah und so fremd. Nie war ich Rotorblättern, die durch die Luft schneiden wie Messer eines Riesen, so nah. Noch nie saß ich im Innern eines Helikopters, der sich wie ein Insekt durch die Luft schraubt.

      Ich bin noch nie geflogen.

      Wir entfernen uns schon seit Stunden vom Skygate.

      Von Asha.

      Schon lange sehe ich nur noch Wolken unter uns, um uns herum. New York, Sektion 13, Zone 1 und Asha sind in unerreichbare Ferne gerückt. Für den Moment.

      Jesse hat es nicht verstanden und die anderen auch nicht. Niemand hat es verstanden, warum Asha fort ist, warum er mich mitnimmt. Ich habe nicht mehr gesprochen, seitdem Asha meine Lippen geküsst hat, meine Hand gedrückt hat, seit sie verschwunden ist. Ich spüre noch immer ihre Körperwärme auf meiner Haut, sehe noch immer die Entschlossenheit in ihren Augen, ihre blonden Haare, violett gefärbt.

      Was soll ich in Sektion 0?

      Bringt er mich dorthin, um mich zu heilen, damit ich wieder ganz gesund werde, damit die Verletzung nicht mehr aufbricht? Ich am Leben bleibe? Ist das alles?

      Ich bin eine der Besten, hat er heute Nacht zu mir gesagt?

      Können sie dort auch meine anderen Verletzungen heilen? Die, die nicht bluten?

      Ich erinnere mich an den Abschied, hasse es, Abschied zu nehmen.

      Jesse wollte mich auch küssen. So wie Asha, das habe ich gespürt. Aber er hat sich nicht getraut. Wie ich es hasse.

      Werde ich ihn je wiedersehen? Werden wir uns jemals küssen? Fast schon bin ich darüber traurig, dass wir es nie versucht haben. Genügend Gelegenheiten gab es, aber ich habe ihm nie eine Chance gegeben, das Gefühl gegeben, dass ich für ihn erreichbar bin. Ist es jetzt zu spät? Bekommen wir noch eine zweite Chance? Was wird aus den anderen? Gouch, Trish, Shaco und Flavius? Flavius? Er ist jetzt mitten in der Prüfung und mein Team und die Gesandten sind auch bei ihm.

      Außer er. Was will er von mir? Die Frage führt nirgendwohin! Ich habe sie so oft in meinem Kopf gestellt und nie eine Antwort erhalten. Vielleicht kann Sektion 0 die Lücke schließen.

      Die Wolken fliegen auseinander wie ein Schwarm weißer Vögel, aufgeschreckt durch den Helikopter. Ich sehe den blauen Himmel. Er ist wunderschön. Ich kann einfach zu ihm hinschauen und fühle mich leer und frei.

      Da! Plötzlich sehe ich etwas Tolles, Glitzerndes neben dem Helikopter. Silbernes Metall in der Sonne, das die Form einer Raupe beschreibt. Eine Raupe ohne Augen, ohne Beine. Eine Raupe aus Metall, die ohne Flügel fliegen kann.

      Ich sage nichts, aber er hat es auch gesehen. Er beugt sich über mich und spricht. Ich rieche den Duft seines Körpers und höre den Klang seiner Stimme.

      »Das ist eine Kampfdrohne! Sie bewacht die Grenze. Nichts und niemand kommt herein oder hinaus, ohne dass die Drohnen es bemerken.« Er macht eine Pause. Ist immer noch ganz nah bei mir. Über mir. Er duftet so vertraut. Ich bin mir plötzlich ganz sicher, wir begegnen uns nicht das erste Mal.

      »Sie ist wunderschön. Findest du nicht?« Ich sehe aus dem Fenster, sehe die Kampfdrohne, die neben dem Helikopter wacht. Er spricht weiter, flüstert mir ins Ohr: »Sie ist wunderschön, gefährlich und tödlich. Sie ist perfekt, genauso wie du.«

      Kapitel 2.2

      Die Drohne lässt uns passieren, weil sie uns erkennt, erklärt er mir. Weil alle Privilegierten in Sektion 0 einen Sender implantiert haben, der ihren Standort markiert und ihre Lebenszeichen überwacht.

      Wir überfliegen Sektion 0. Sie ist nicht im Entferntesten so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Das Bild von Sektion 0, das bisher in meinem Kopf war, ist vollkommen anders. Ich kann die Stunden nicht zählen, in denen ich sie in meinem Kopf gemalt habe, mit dem Pinsel meiner Phantasie und den Farben meiner Gefühle, wenn ich an diesen Ort dachte. Abends in unserem Loft, wenn ich mit Jesse vor unserer Fensterfront saß und wir auf das New York der unwissenden Nunbones hinabsahen.

      In meiner Phantasie war kein Raum für eine Umgebung, die Leben zuließ. Kein Platz für Pflanzen, Tiere oder Menschen, die einander lieben konnten. Kalte Wände aus Stahl und Beton bestimmten die Atmosphäre. Sektion 0 war für mich ein Bunker, aus dessen Schießscharten Befehle schossen. In meiner Phantasie lebten dort nicht einmal viele Menschen. Nur die Gesandten und ein paar Wissenschaftler, Ärzte, Elitekrieger und die Vollstrecker. Die Vollstrecker, in ihren kitschigen blutroten Uniformen, die die Drecksarbeit für die Gesandten erledigen, wenn wir uns nicht an die Sieben Gebote halten. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur an sie denke. Bestien in Menschengestalt, das und nichts anderes sind sie.

      Mehr gab es in Sektion 0 nicht. Kein Ort, den man besuchen wollte. Nicht im Frieden und nicht im Krieg.

      Mit Jesse habe ich mich oft über Sektion 0, den Stützpunkt des Widerstandes, unterhalten und wir haben unsere Gedanken und unsere Bilder im Kopf ausgetauscht wie Sammelkarten, die den Besitzer wechseln.

      Jesses Bilder strotzten nur so von technologischen Waffen, gepanzerten Fahrzeugen und Kampfhubschraubern, die nur auf den richtigen Zeitpunkt für den Gegenschlag warten.

      Sektion 0 war für ihn der Stützpunkt der Armee der Guten. Er wollte immer schon hierher. Als Soldat, als Elitekrieger. Ich hoffe nicht als Vollstrecker!?

      Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich daran gedacht, dass ich Sektion 0 vor ihm sehen würde. Ich schaue aus dem kleinen Seitenfenster des Helikopters. Schaue mit Adleraugen hinab und meine Bilder in meinem Kopf und die von Jesse werden übermalt, fortgewischt. Wir haben uns beide von Grund auf geirrt.

      Ich habe noch nie eine so schöne Landschaft, so viel Grün gesehen. Ich beobachte den Schatten des Helikopters und bin atemlos. Die Schönheit der Landschaft unter mir raubt mir den Atem. Der Helikopter fliegt wie ein winziger Käfer über Wiesen, Hügelketten und sich wild windende Flüsse. Dort, in einiger Entfernung, stehen Bäume dicht zu einem Wald zusammengedrängt, als fürchten sie sich vor dem Lärm der Rotoren.

      Keine Bunker! Kein Beton! Kein Stahl und keine Waffen! Statt Panzer raufen Hasen auf einer Wiese miteinander.

      Wir überfliegen kurz darauf die grünen Hänge und ich sehe niedrige Wolken entlang der Bergflanke ziehen. Ich bin dem Boden, dem Grün so nah, fast kann ich nach ihm greifen. Die Grashalme werden von dem Wind der Rotoren auseinander gepeitscht und wir steigen und steigen und schrauben uns hoch in den Himmel, erreichen den höchsten Punkt, schweben über ihn hinweg und gleiten in einiger Höhe über einen kristallklaren See. Ich stelle mir vor, dass man in ihm bis zum Erdinneren tauchen könnte.

      Ich lehne meine Wange auf die Scheibe, um mit meinen Augen in seinen Tiefen abzutauchen und erstarre. Die Scheibe hat das verursacht, sie hat mich erschreckt. Sie ist eiskalt.

      »Gefällt dir der See?«, fragt er. Ich atme seinen Geruch ein, der mich an frischen Schnee und knackendes Eis erinnert. Ich habe

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