Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

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Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

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mein erster Gedanke.

      Ich bin verletzt, mein zweiter. Denn mir wird schrecklich bewusst, dass ich nicht einmal meine Stärke, meine praktische Prüfung, die mich sonst immer gerettet hat, mit der ich die schlechten Ergebnisse aus der Theorie ausgleichen konnte…, dass sie mir dieses Mal nicht helfen wird. Ich darf nicht einmal über diese Erkenntnis lachen, denn das beansprucht zu sehr meine verletzten Bauchmuskeln.

      Trish steht immer noch da. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann könnte man meinen, dass sie diesen Moment genießt und ihn deshalb so lange wie möglich auskostet. Asha ist sprachlos, sie schaut mich nur mit ihren blauen, runden Augen an, die jetzt mindestens um das doppelte angewachsen sind.

      Angst kann ich aus ihnen lesen. Es ist nicht die Furcht davor, selbst zu versagen. Sie ist immer diejenige von uns, die mit den besten Ergebnissen abschneidet, eine kleine Streberin. Nein, es ist die Angst, mich zu verlieren. Und das Traurige ist, dass ich nichts dagegen tun kann. Habe ich nicht eben noch versprochen, dass ich für sie da bin. Tolles Versprechen, hat genau mal eine Minute gehalten. Tolle große Ersatzschwester. Ich bin so naiv, wie konnte ich nur daran glauben, dass ich für Asha da sein kann.

      »Du musst mich gesund spritzen!«, sage ich zu Asha. »Ich werde bei der praktischen Prüfung so gut abschneiden, dass sie mich behalten müssen«, sage ich und weiß, dass es diese Spritze nicht gibt. Dennoch stehe ich entschlossen auf. Zu schnell, der Schmerz in meinem Bauch zwingt mich wieder in die Knie und die Tränen steigen mir in die Augen. 7. Gebot, keine Schwäche zeigen, denke ich. Verdammt. Ich weine nicht vor Schmerz, sondern wegen Asha, weil es aussichtslos ist.

      »Die Gesandten haben mich beauftragt, dieses Jahr den Zeitplan für die Prüfungen aufzustellen.« Trish macht eine Pause. Ich spüre, wie schwer es ihr fällt, das jetzt auszusprechen. »Ich setze dich ans Ende der Liste. Mehr kann ich nicht für dich tun«, sagt sie und geht. Das Ende der Liste? Ich werde die Letzte sein, die zur Prüfung muss. Da die Prüfung für jedes Teammitglied einen ganzen Tag dauert, habe ich sechs Tage Zeit. Nicht mehr, nicht weniger.

      Sechs Tage?

      Nicht annähernd die Zeit, die ich brauche, um völlig gesund und dann auch wieder fit zu werden. Nicht ausreichend Zeit, um alles das zu lernen, was ich bei den Prüfungen wissen muss.

      Kapitel 6

      Wir sitzen alle um den runden Glastisch in unserem Kommunikationsraum, als Trish allen die Neuigkeiten mitteilt. Sie hat nach Jesses, Flavius‘ und Shacos Rückkehr keine Zeit verloren alle zusammenzurufen.

      Die Gesandten vertrauen ihr, hallt es in meinen Ohren wieder. Nicht ohne Grund. Trish ist absolut zuverlässig und funktioniert bei allen organisatorischen Aufgaben, die in unserem Team zu bewältigen sind, wie ein Uhrwerk. Vermutlich können wir uns deshalb nicht so gut leiden, denn wenn ich eins nicht bin, dann ist es, organisiert zu sein. Vielleicht liegt es auch daran, dass mir ihr Freund Flavius bei sich jeder bietenden Gelegenheit schöne Augen macht. Wäre Trish nicht seine Freundin, vielleicht wären wir dann ein Paar. Aber nur wenn es nach Flavius geht. Er sieht gut aus, das ist unübersehbar. Ist intelligent, gerade hat er einen Scanner entwickelt, mit dem wir die Bestien aufspüren können. Heute auf der Patrouille wollten sie ihn das erste Mal testen. Leider war keine Bestie in der Nähe, also wissen wir noch nicht, ob er funktioniert.

      Aber Flavius ist nicht mein Typ! Jesse vielleicht, wenn wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt hätten. Ich verstehe nicht, wie Flavius und Trish zusammen sein können und mit der Gefahr und Angst umgehen, die jeden Tag über der Beziehung schwebt, wie ein Schwert am seidenen Faden.

      Vielleicht sieht sie in mir eine Rivalin, eine Mitstreiterin um die Gunst von Flavius. Vielleicht will sie auch nur die ganze Aufmerksamkeit für sich allein haben? Ich muss zugeben, ich weiß nicht, warum wir uns aus dem Weg gehen. Aber ich weiß, dass ich ihr etwas schulde, dafür, dass sie mich ans Ende der Liste gesetzt hat und ich dadurch zumindest eine minimale Chance habe, mich auf die Prüfungen vorzubereiten. Es ist ein Zeichen, dass ich ihr nicht egal bin.

      »Wenn ich die Prüfung nicht bestehe, dann jage ich mich in die Luft. Besser als von den Viechern da draußen abgeschlachtet zu werden.« So reagiert Shaco auf die Neuigkeit. Das nimmt ihm natürlich keiner ab. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob er es nicht doch ernst meint. Shaco hat manchmal schon den Hang zum Wahnsinn. Ich erinnere mich an unsere erste gemeinsame Jagd. Er hatte einen der Sprengsätze, die wir von den Gesandten erhalten hatten, modifiziert.

      »Ein bisschen Show für die Bestien!«, hatte er gesagt. Aber als das Ding hochging, wurden nicht nur die Bestien in tausend Stücke gerissen, sondern es flogen auch gleich zwei Gebäude mit in die Luft. Die Splitter flogen uns um die Ohren, es brannte überall und während wir am Boden lagen und um unser Leben bangten, stand Shaco in der Mitte des Feuerwerks, das er angerichtet hatte und lachte: »Was für eine Explosion! Da schaut ihr, was! Ihr Mistviecher!« Es ist mir heute noch ein Rätsel, dass keine Nunbones verletzt wurden. Asha brauchte einen ganzen Tag, um uns alle Splitter aus dem Körper zu entfernen. Drei meiner Tattoos stammen von dieser unvergesslichen Nacht. Drei Tattoos. Für jede Bestie eins.

      Shaco ist bei den Prüfungen als Dritter an der Reihe und ich beschließe, wenn er nicht bestehen sollte, dann halten ich und Asha einen ordentlichen Sicherheitsabstand zu ihm und seinen Sprengsätzen. Flavius ist dagegen ganz cool geblieben. Er ist der älteste von uns und hat mehr Prüfungen bestanden als jeder andere. Er hat sich sogar freiwillig gemeldet, gleich morgen, wenn die Gesandten erscheinen, direkt als Erster zur Prüfung zu schreiten.

      Trish hatte Gouch kurz nach mir und Asha informiert. Er nimmt es mit Humor und fragt in die Runde, was wir an unserem speziellen Tag am liebsten Essen wollen. Könnte ja die letzte gescheite Mahlzeit unseres Lebens sein. Er ist als zweiter dran. Trish ist die vierte und Jesse fünfter. Jesse sagt gar nichts, schaut besorgt zu mir und als sich unsere Blicke treffen, schaue ich zur Seite.

      Trish geht zum Ablauf der Prüfungen über, den zwar jeder schon kennt, aber das Protokoll schreibt es so vor und Trish liebt Protokolle, genaue Regeln und Anweisungen. Also hören wir alle geduldig zu, denn das hier ist ihr Job und den macht sie perfekt.

      »An jedem Tag wird einer von uns von den Gesandten zur Prüfung eingeladen. Wer nicht erscheint, wird exsektioniert. Die Prüfungen bestehen aus einer Frage, die schriftlich zu beantworten ist, einer Frage, die mündlich zu beantworten ist und einer Aufgabe, die praktisch gelöst werden muss. Am Ende des Tages wird darüber entschieden, ob der Prüfling bestanden hat. Wenn er nicht besteht, dann wird er exsektioniert.« An dieser Stelle will ich aufstehen, aber Trish ist noch nicht fertig.

      »Die Bewertung setzt sich folgendermaßen zusammen«, fährt sie fort.

      »Das ist neu, seit wann dürfen wir wissen, wie die Gesandten bewerten?«, fragt Gouch neben mir. Ich halte meinen Finger vor den Mund und gebe ihm so zu verstehen, ruhig zu sein.

      »In Summe können dreimal sieben, das ergibt 21 Punkte, erreicht werden. Zum Bestehen genügen 15 Punkte. Jeder Prüfungsteil wird mit einer Punktzahl zwischen 0 Punkten, das heißt versagt, und 7 Punkten, das heißt glänzend, bewertet.« Alle schweigen. Das ist neu und das sind verschärfte Bedingungen, für jeden von uns. Wenn man keine Antwort auf nur eine der Frage hat, dann hat man 0 Punkte und somit versagt.

      »Des Weiteren sind ab diesem Jahr bei den praktischen Prüfungen Zuschauer zugelassen. Jedem Prüfling ist es frei gestellt, ob er bei der Prüfung eines Teammitglieds beiwohnen möchte, um ihn zum Beispiel anzufeuern«, liest Trish aus dem Protokoll vor. Sie war am Ende.

      »Seit wann weißt du davon, Trish?«, platzt es aus Flavius heraus.

      »Seit gerade eben, ich lese das Protokoll zum ersten Mal. Sie

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