Vulkanjäger. Катя Брандис

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Vulkanjäger - Катя Брандис

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und knotete das Band mit seinen kräftigen, gebräunten Händen fest.

      „Danke“, sagte ich leise und er nickte.

      André blieb nicht mehr lange, sondern plauderte nur noch eine Weile mit meiner Mutter über ihre Arbeit bei der Consultingfirma und mein Taschengeld, dann umarmte er mich zum Abschied. „Ich kümmere mich um alle Visa und Genehmigungen, dann kann es im August losgehen.“

      Also hatte er seine Meinung nicht geändert!

      „Sag deiner Mutter, du brauchst für die Reise drei Paar Wanderschuhe mit Kunststoff-Sohle, die könnt ihr schon mal besorgen. Alles andere, Stirnlampen und so weiter, leihe ich dir.“

      „Drei Paar? Wieso das?“

      Er lachte. „Wirst du schon sehen“, sagte er.

      In dieser Nacht bekam ich nicht viel Schlaf. Nachdem ich die brandheißen Neuigkeiten gepostet hatte und sofort jede Menge Likes und Kommentare bekommen hatte, klickte ich mich mit klopfendem Herzen auf YouTube durch einen Vulkan-Clip nach dem anderen. Besonders lang blieb ich an einem Film über den Ausbruch des Mount St. Helens im Mai 1980 hängen. Jahrhundertelang hatte er ausgesehen wie ein ganz normaler Berg, rundum bewaldet, mit einer hübschen Schneekappe. Doch dann sprengte er eines Tages seinen Gipfel weg – explodierte einfach. Mit einer solchen Wucht, dass innerhalb von Sekunden Millionen von meterdicken Bäumen umgeworfen wurden. Ihre kahlen Stämme lagen säuberlich in die gleiche Richtung zeigend nebeneinander, als habe jemand Hügel und Täler mit Streichhölzern bedeckt. Ein riesiger dampfender Trichter klaffte dort, wo einmal die Spitze des St. Helens gewesen war. Um ihn herum ... eine graue Wüste, so weit das Auge reichte.

      Eine Gänsehaut überzog meine Arme, als ich den Film wegklickte. Dieses Ding war eigentlich kein Berg gewesen, sondern eine Bombe von der Größe eines Berges! Und niemand hatte gewusst, wie lang die Lunte war.

      Traust du dir das zu, Jan?

      Ja. Nein. Vielleicht.

      Fast ohne dass ich es bemerkte, glitten meine Finger über das Lederband mit den Lavaperlen, das ich ums Handgelenk trug. Warum wollte André überhaupt, dass ich mitkam? Jahrelang hatte er sich so selten gemeldet, dass ich ihn fast abgeschrieben hatte! Und nun, auf einmal ... warum jetzt? Einfach nur, weil ich inzwischen kräftig genug war, für ihn die Kamerataschen zu schleppen?

      Es dauerte lange, bis ich es schaffte, einzuschlafen.

      Dunkle Augen

      Als es dann wirklich losging, konnte ich es selbst kaum glauben. Ich warf meine Reisetasche in den Kofferraum unseres Golf Hybrid, meine Mutter saß schon am Steuer. Zum Glück war sie nicht der Typ, der mich fragte, ob ich auch wirklich meine Zahnpasta und genug frische Unterhosen eingepackt hatte. Stattdessen blickte sie mich nachdenklich von der Seite an. „Wenn irgendwas nicht klappen sollte ... man kann einen Flug auch umbuchen, weißt du? Du kommst einfach zurück und ich hole dich vom Flughafen ab.“

      „Von Dubai aus?“, gab ich trocken zurück. „Wow – toller Service!“

      Verlegen ließ sie den Motor an. „In Dubai bin ich ja erst in einer Woche. Schreib mir gleich eine Nachricht, wenn ihr angekommen seid, ja?“

      Sie setzte mich vor der Wohnung meines Vaters ab und stieg aus, um mich noch einmal zu umarmen. „Ich wünsche dir ganz viel Spaß und eine tolle Zeit“, sagte sie und drückte mich an sich. Etwas verlegen umarmte ich sie zurück und ihr vertrauter Duft stieg mir in die Nase. „Ich dir auch.“

      Ich klingelte beim Firmenschild meines Vaters, und als die Tür aufsummte, schleifte ich mein Gepäck die Treppen hoch in den ersten Stock. Die Tür stand einen Spalt offen. Ich klopfte kurz, doch als keine Antwort kam, drückte ich die Tür einfach auf und ging hinein. André war nirgends in Sicht, stattdessen stand ich vor einem Berg von Taschen und Rucksäcken unterschiedlichster Größe. An den Wänden hingen gerahmte Vulkanfotos und eine Art meterlanger Kalender, auf dem in unterschiedlichen Farben Zeiträume markiert waren, vielleicht Drehtage. Mehr bemerkte ich nicht, denn jetzt kam André mit langen Schritten aus einem Nebenraum geeilt, auf seinem Kopf thronte eine ausgeschaltete Stirnlampe. Als er mich sah, strahlte er. „Pünktlich auf die Minute, so mag ich das. In einer halben Stunde fahren wir zum Flughafen. Pass, Flugticket, Geld?“

      „Alles dabei“, sagte ich gehorsam. „Wo fliegen wir zuerst hin?“

      „Neapel.“ André zog sich die Lampe vom Kopf. „Aber wir holen dort nur jemanden ab und fliegen dann weiter. Fred – eigentlich heißt er Federico – wird für uns den Ton machen, er kann aber auch verdammt gut drehen.“

      Irgendwie hatte ich gedacht, wir würden nur zu zweit sein, André und ich. Total naiv. Ich nickte und hoffte, dass er mir die Enttäuschung nicht ansah. Schon redete André weiter. „Hier, bring das schon mal runter, unser Taxi kommt jeden Moment.“ Der Rucksack, auf den André deutete, erwies sich als atemberaubend schwer.

      „Was ist denn da drin?“, keuchte ich.

      „Meine neue High-Speed-Kamera, eine Arri – neu kostet die 100 000 Dollar, also lass sie nicht fallen“, gab mein Vater zurück, lud sich selbst ein Stativ sowie eine Tasche auf und folgte mir die Treppe hinunter.

      Auch am Flughafen machte ich mich nützlich damit, das Gepäck durch die Gegend zu wuchten. Und war völlig verblüfft, als plötzlich mein Handy klingelte und Finn fragte: „Wo genau bist du gerade am Flughafen?“

      Ich sagte es ihm – und keine drei Minuten später tauchten vier bekannte Gesichter beim Check-in auf und begrüßten mich johlend: Finn, sportlich-drahtig wie immer, Noah Hand in Hand mit seiner Freundin Pia, und Emily, die mit ihren schwarzen Klamotten und grünen Haaren ein bisschen auffiel zwischen den Urlaubern und Geschäftsleuten.

      „Wir wollten uns noch mal richtig verabschieden, nur für den Fall, dass du in irgendeinen Krater fällst“, sagte Emily und umarmte mich.

      Finn klatschte mich ab und Noah schlug mir auf die Schulter. „Sag uns Bescheid, wann der Film mit dir ins Kino kommt, okay?“

      „Ich war doch noch nicht mal beim Casting“, sagte ich verlegen und war gerührt, dass sie sich die Mühe gemacht hatten, heimlich mit der Bahn herzukommen und mich zu verabschieden. In der Zwischenzeit hatte André unser Gepäck abgegeben und ich stellte ihm meine Freunde vor. Doch für mehr als ein kurzes Händeschütteln reichte die Zeit nicht, André blickte schon auf die Uhr. „Wir müssen jetzt durch die Kontrollen, fürchte ich.“ Neugierig schauten meine Freunde zu, wie ich durch den Body Scanner marschierte, und schossen ein paar Fotos. Ein letztes Mal winkte ich ihnen zu, dann waren sie außer Sicht.

      Der Flug kam mir sehr kurz vor, denn André wollte alles wissen: Woran ich mich aus meiner Kindheit erinnerte, wer meine besten Freunde waren, was für Multiplayer-Games wir bei unseren LAN-Partys spielten, welches meine Lieblingsfächer in der Schule waren. Was sollte das, wollte er jetzt auf einmal alles nachholen, was er in den letzten Jahren verpasst hatte? Wollte er mir das Gefühl geben, er interessiere sich für mich? Oder wollte er das wirklich alles wissen, sogar den unwichtigsten Scheiß?

      Ausgerechnet als die Stewardess sich uns mit dem Getränkewagen näherte und ich ihm nur halb zuhörte, fragte er: „Sag mal, warum hast du eigentlich das alte Kanu behalten? Ist doch komplett zerschrammt. Ich dachte, ihr würdet es irgendwann auf den Wertstoffhof bringen.“

      Ungläubig wandte ich den Kopf und sah ihn an, während die Stewardess meinen

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