Vulkanjäger. Катя Брандис

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Vulkanjäger - Катя Брандис

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soll ich kommen?“

      „Ich hole dich mit dem motorini ab – wo wohnst du?“

      Ich beschrieb es ihr und verabschiedete mich mit einem lockeren „Also dann bis später“.

      Die Chancen, meinen Vater von dieser Aktion zu überzeugen, waren gleich Null und ihn einfach nicht um Erlaubnis zu fragen die einzige Lösung, die mir einfiel. Also stopfte ich, als André gerade telefonierte, ohne Aufhebens mein Schwimmzeug in den Rucksack und erklärte: „Ich geh noch mal weg, kann spät werden, okay? Mach dir keine Sorgen.“

      „Ab wie viel Uhr darf ich die Polizei rufen?“, fragte mein Vater, ohne aufzublicken.

      „Wenn die Sonne aufgeht“, gab ich zurück. Wenn ich bis dahin nicht zurück war, hatte ich tatsächlich ein Problem.

      Schwarzes Wasser

      Erst jetzt, in der Nacht, wich die brütende Hitze langsam aus der Stadt.

      Ich stand wartend auf dem Bürgersteig, der nach Hundepisse stank, und hielt Ausschau nach Giulia.

      Ein weißer japanischer Motorroller hielt neben mir. „Steig auf“, sagte die kleine Gestalt auf dem Sitz und warf mir einen Helm zu. Ich setzte ihn auf und schwang mich auf den hinteren Sitz. Dann gab Giulia kräftig Gas. Ich suchte mit den Händen nach einem Halt, aber es gab nirgendwo einen Griff. Und dass ich die Arme um Giulias Taille schlang, kam natürlich nicht infrage. Also hielt ich mich – wie die meisten anderen Italiener auf dem hinteren Sitz – gar nicht fest.

      Giulias Haare, die unter ihrem Helm hervorlugten, flatterten mir ins Gesicht, während sie elegant Autos überholte und sich an einem kleinen Stau vorbeischlängelte. Dann kamen wir auf einen breiten Boulevard, und ihr motorini sauste immer schneller durch die Nacht, die selbst um diese Zeit noch voller Lichter und Autos und Menschen war.

      Ich hatte erwartet, dass sie zu irgendeinem Strand fuhr, aber sie bremste erst, als eine kantige Burg vor uns auftauchte. Eine Festung im Meer vor Neapel, gegen die die Brandung donnerte. „Castel dell´Ovo“, sagte Giulia und parkte ihren Motorroller. „Man sagt, dass irgendwo in seinem Inneren ein Ei verborgen ist. Wenn es zerbricht, dann ist Neapel dem Untergang geweiht.“

      „Da reicht wohl das nächstbeste Erdbeben“, sagte ich und gab ihr den Helm zurück.

      „Wir hatten eins, aber das ist schon cinque anni, fünf Jahre, her. Ich fand´s aufregend, aber meine Großmutter ist unter den Esstisch gekrochen.“ Giulia schaute sich um – niemand in Sicht, die Ziegelbrücke, die zum Kastell führte, lag verlassen da. Rasch begann Giulia damit, sich auszuziehen und ihre Klamotten in eine Plastiktüte zu stopfen. Zögernd folgte ich ihrem Beispiel. Wo genau sollte man denn hier überhaupt ins Meer kommen? Über die Kalksteinfelsen vor der Promenade? Ich sah mich um und erkannte im schwachen Mondlicht die Silhouette des Vesuv, dessen Doppelgipfel auf der anderen Seite der Bucht aufragte.

      Im Bikini sah Giulia atemberaubend aus, während ich mich im kalten Licht der Straßenlaternen einfach nur schlaksig und blass fühlte. Ein Junge, in den man sich unmöglich verlieben konnte. Viel zu uncool.

      Trotz des warmen Nachtwinds überzog eine Gänsehaut meine Arme. Wollte sie wirklich in dieses nachtschwarze Wasser – und, noch wichtiger, wollte ich das?

      „Jetzt schnell, bevor ein Carabinieri uns bemerkt!“, wisperte Giulia und sprintete los. Ich ganz instinktiv hinterher.

      Die Burg aus gelblichem, vom Alter geschwärztem Stein ragte über uns auf, angestrahlt von Scheinwerfern. Giulia gönnte ihr keinen Blick, sondern kletterte behände über die abgrenzende Ziegelmauer, so dass sie an die Seitenwand der Burg herankam. Sie presste sich an die Mauer und schob sich zentimeterweise auf einem schmalen Sims voran; drei Meter unter ihr ragten Felsen aus dem Wasser, wenn sie fiel, würde sie sich das Bein brechen oder, noch schlimmer, den Hals!

      „Kommst du?“, rief sie mir zu.

      Tickte sie noch ganz richtig? Ich hatte keine Lust, mir hier sämtliche Knochen zu brechen! Erwartete sie wirklich von mir, dass ich ihr folgte?

      Doch dann gab ich mir einen Ruck. Wenn ich mich nicht mal traute, an einer Burg herumzuklettern ... wie sollte ich es dann schaffen, mit meinem Vater Vulkane zu filmen?

      Der Stein war porös und hatte viele kleine Vertiefungen, in die ich die Finger schieben konnte. Aber mit meinen großen Füßen hatte ich es viel schwerer als Giulia, auf dem Sims Halt zu finden. Ein paar Sekunden später rutschte mein Fuß ab. Ich krallte mich noch fester an die Wand und schwankte einen Moment lang, kämpfte darum, mein Gleichgewicht zu halten und nicht rücklings auf die Felsen zu stürzen. Besorgt sah Giulia zu mir herüber und reichte mir eine Hand. Aber wenn ich die ergriff, würde ich den Halt verlieren!

      „Ich schaff´s schon“, presste ich hervor und lehnte mich nach vorne. Der Stein fühlte sich rau und erstaunlich warm an gegen meine bloße Brust. Nach einem Moment hatte ich einen besseren Halt mit den Zehen gefunden, und es konnte weitergehen. Aber auf der hell angestrahlten Seitenwand fühlte ich mich sehr sichtbar und preisgegeben. Jeden Moment konnte uns jemand sehen! Was war, wenn es hier Wächter gab? Wurde man wegen so etwas verhaftet?

      Wir kletterten um eine Ecke und gelangten auf einen breiteren Sims, auf dem wir uns problemlos bewegen konnten. Giulia sprang hinunter zu einem halb überspülten Mini-Strand am Fuß der Steinwand und winkte mir zu, ihr zu folgen. Wir wateten durch einen natürlichen Torbogen, den die Wellen aus dem Felsen gespült hatten, und waren auf der Seeseite des Kastells angekommen. Ich entspannte mich etwas. Jetzt konnte uns niemand mehr sehen.

      Giulia ließ sich ins Wasser gleiten und wir schwammen los, um das Kastell herum. Es war ein unheimliches Gefühl, durch das dunkle Meer zu gleiten und nicht sehen zu können, was unter der Oberfläche lag. Mein Fuß stieß gegen irgendetwas Festes, zum Glück war es nur ein Stein. Eine Welle klatschte mir ins Gesicht, und das Salzwasser brannte in meinen Augen. Wie viele Haie gab es eigentlich im Mittelmeer, und waren schon ein paar in der Nähe? Unter uns, neben uns? Ich wusste, dass wir vor einem Angriff keine Flosse an der Oberfläche sehen würden, das gab es eher in Filmen ... Haie griffen genauso oft von unten an ... sollte ich nicht besser umkehren? Und was konnte ich tun, um Giulia zu beschützen, wenn tatsächlich ein Hai angriff? Es war scheußlich, auch nur daran zu denken! Wenn sie verletzt wurde, würde ich sie in den Rettungsgriff nehmen und zum Ufer ziehen ...

      Giulia war schon ein paar Meter voraus, sie rief irgendetwas. Dann sah ich es auch selbst – da war eine kleine gemauerte Plattform aus schwarzem Stein, vielleicht eine Anlegestelle. Wir ließen uns von der nächsten Welle hinauf spülen und hockten uns nebeneinander. Vor uns lag das offene Meer, eine schwarze Fläche, die sich bis zum Horizont erstreckte. Ein paar Lichtpunkte verrieten, dass weiter draußen in der Bucht Schiffe unterwegs waren, und in der Ferne glitzerten die Lichter einer Küstenstadt. Hinter uns ... das gewaltige Kastell, hell erleuchtete und fast golden schimmernde Mauern, die in den Himmel ragten.

      „Und, ti piace? Gefällt es dir?“, fragte Giulia fast schüchtern.

      „Es ist großartig!“, sagte ich ehrlich begeistert, obwohl meine Beine sich noch immer puddingweich anfühlten. „Wie hast du das hier entdeckt?“

      „Ich war mal mit meinen Eltern im Castel und habe von den Mauern ganz oben heruntergeschaut, da habe ich diese Stelle gesehen.“ Giulia stand auf und reckte sich. „Andiamo – los geht´s!“

      Seite an Seite tauchten wir durch die nächste

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