Vulkanjäger. Катя Брандис

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Vulkanjäger - Катя Брандис

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zu all den Vulkanen, die mein Vater filmen wollte, und irgendwann würde ich sie vergessen ... schließlich wusste ich nicht einmal, wie sie hieß ...

      Ich schrieb eine Nachricht an Noah, ihm konnte ich es sagen, was heute geschehen war. Ziemlich schnell war seine Antwort da.

       Hey, das freut mich total! Lass einfach deinen Charme spielen! Pia sagt, du hättest es echt verdient, dass dich endlich mal eine entdeckt ...

       Noah

      Moment mal, Noah redete mit Pia über mein Liebesleben? Der bekam vorerst keine weiteren Enthüllungen mehr von mir!

      Den Abend verbrachten wir mit Fred in einem winzigen Restaurant auf der Via dei Tribunali, vor uns drei nach geschmolzenem Käse duftende Pizza Vesuvio, zu Ehren des Berges, der sich neben der Stadt erhob. „Wenn du magst, können wir morgen kurz auf den Vesuv klettern, während Fred noch ein paar Ersatzakkus für die Arri besorgt“, kündigte mein Vater an. „Schließlich willst du möglichst viele Vulkane sehen, oder?“

      „Äh, ja, logisch.“

      „Aber wenn du was anderes machen willst, gerne.“

      „Okay.“ Abwesend biss ich in ein dampfendes Stück Pizza.

      Mein Vater ließ mich nicht aus den Augen. „Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Oder redest du immer so wenig?“

      „Los? Mit mir?“, wiederholte ich und bemühte mich um ein Lächeln. „Ich glaube, es ist das Klima. Ziemlich heiß hier.“

      „Das wird in Hawaii nicht besser“, meinte Fred. „Kannst dich gleich dran gewöhnen.“

      Ach echt? Der hatte ja tolle Tipps auf Lager.

      Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete mich André, und einen Moment lang befürchtete ich, dass er einfach raten würde, was mit mir los war ... und damit richtigliegen würde. Aber dann zuckte er die Schultern und schob seinen halb leeren Teller von sich. „Das war meine erste und letzte Pizza hier, ich vertrage so fettiges Zeug einfach nicht.“

      „Gut, dass du sonst härter im Nehmen bist“, bemerkte Fred und aß den Rest von Andrés Pizza gleich mit.

      Alles auf eine Karte

      Ich bekam dieses Mädchen einfach nicht aus dem Kopf. Warum eigentlich? Nur weil sie hübsch war? Womöglich stellte sie sich als oberflächliche Zicke heraus, die sich vor jeder Spinne ekelte und hauptsächlich an Shopping interessiert war. Aber irgendwie glaubte ich das nicht. Sie wirkte so herzlich, so echt.

      Wenn ich sie in ihrem Laden sah, ging etwas, was sich wie ein elektrischer Schlag anfühlte, durch meinen ganzen Körper. Einmal sah ich sie mit einem Mann diskutieren und bewunderte die feurige Art, wie sie mit den Händen sprach. Ein anderes Mal beobachtete ich sie dabei, wie sie heimlich unter der Theke auf ihrem Communicator herumtippte, und musste grinsen. Niemand war im Laden, ich musste einfach nur auf sie zugehen und sie fragen, wie sie hieß. Alles auf eine Karte. Los jetzt!

      Wieder nichts, weder meine Füße noch meine Lippen bewegten sich. Es nahm mir jeden Mut, dass sie mich immer noch mit diesem höflichen Verkäuferinnen-Lächeln bedachte, wenn sie mich sah. Kein Erkennen in den Augen, gar nichts. Obwohl ich gestern und heute so oft da gewesen war.

      Am Nachmittag machte André sein Versprechen wahr, mir den Vesuv zu zeigen. „Es wird nicht besonders anstrengend, man kommt gut mit dem Auto hin“, kündigte er an. Nachdem wir aus Neapel raus waren, fuhren wir eine gewundene Straße entlang, die durch eine Ortschaft nach oben führte. Nach und nach wurden die Gebäude seltener, wir fuhren durch unbebaute Gegenden mit niedrigen Bäumen und Buschwerk. „Unter dem Gestrüpp sind lauter alte Lavaströme“, erklärte André. Neugierig hielt ich Ausschau, aber die Ströme waren längst überwachsen, man sah nicht viel. Ich beobachtete lieber den Turmfalken, der über uns jagte.

      Auf einem Parkplatz in tausend Meter Höhe stellten wir unser Mietauto neben den anderen Autos und Bussen ab, zahlten Eintritt und gingen zu Fuß weiter. Auf einem gut ausgebauten Schotterweg ging es hoch bis zum Krater. Ungläubig musterte ich die Souvenirhütten, in denen man nicht nur Postkarten, sondern auch Figürchen und Aschenbecher aus Lava kaufen konnte. Direkt am Krater! Mein Vater folgte meinem Blick und verzog das Gesicht. „Unglaublich, was? Würde ich alles verbieten lassen, wenn ich könnte.“

      Eine Horde französischer Touristen drängte sich am Kraterrand, lauschte den Erklärungen ihres Führers und bewunderte die Aussicht in den Krater, einen tiefen, rötlich-braunen Schlund. Wir gingen ein Stück weiter, um ungestört zu sein, lehnten uns ans Holzgeländer und blickten ebenfalls in die Tiefe. Viel zu sehen war nicht, bis auf eine kleine Dampfwolke, die aus dem Erdinneren hervordrang und sich an der Innenseite des Kraters hochschlängelte. Nach dem, was ich schon über Pompeji gelesen hätte, hätte ich mir den Vesuv irgendwie größer vorgestellt, bedrohlicher.

      André betrachtete mich von der Seite. „Nicht sehr beeindruckend, was?“

      „Nicht wirklich“, gab ich zu. „Kann das Ding noch mal irgendwann ausbrechen? Oder ist es erloschen?“

      „Nein, erloschen ist der Vesuv nicht.“ Mein Vater beobachtete die Kraterwände aufmerksam, schien jede Kleinigkeit in sich aufzunehmen. „Er ruht nur. Irgendwann geht´s hier wieder rund – aber niemand weiß, wann. Manchmal dauert es Jahrzehnte bis zur nächsten Eruption, gelegentlich sogar Jahrhunderte. Bis dahin filme ich lieber anderswo ausbrechende Vulkane.“

      Instinktiv berührte ich mein neues Lederarmband mit den Lavaperlen. Noch konnte ich nicht wirklich glauben, dass ich André dabei begleiten durfte, wie er Ausbrüche filmte ...

      Wir wanderten am Kraterrand entlang, und André zeigte mir Pompeji, auf den ersten Blick ein ganz normales Städtchen in der Küstenebene. Mit der Kamera zoomte ich die römischen Ruinen heran. „Das ist ganz schön weit weg“, sagte ich erstaunt und André nickte nachdenklich. „Aber nicht weit genug.“

      Ich blickte übers den Golf von Neapel hinaus, das Meer schimmerte in der Mittagssonne wie die Schuppenhaut einer Echse.

      „Genug gesehen?“, fragte André und ich nickte. Auf dem Rückweg schweiften meine Gedanken ab, zurück zu dem Mädchen im Souvenirgeschäft. Würde sie mich wiedererkennen, wenn ich das nächste Mal in ihren Laden kam? Bestimmt!

      Am frühen Abend bekam ich dann die Quittung für den ganzen Irrsinn.

      „He, was hast du denn da für eine Sammlung?“, wollte mein Vater wissen, nachdem ich unvorsichtigerweise in seiner Gegenwart meine Reisetasche aufgeklappt hatte. „Wozu brauchst du drei Kühlschrankmagneten in Pizzaform?“

      „Souvenirs für meine Freunde“, brummte ich.

      „Und den Topflappen mit Zitronenmotiven?“

      „Kann man immer gebrauchen. Ich koche gern.“

      „Was ist mit der Amalfi-Tischdecke?“

      „Was soll damit sein? Irgendetwas muss man ja über diese verdammten Tische legen.“ Ich trank einen Schluck Wasser aus meiner I love Napoli-Tasse.

      André griff sich an den Kopf. „Also, den Sammeltrieb hast du jedenfalls nicht von mir!“

      Ich wies ihn darauf hin, dass meine Reisetasche noch

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