Tamiehland. Stefan Häring
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"Ich habe nicht gewusst, wie viel andere Lebewesen es in unserer unmittelbaren Umgebung gibt", fuhr er dann fort. "Ich freue mich euch alle kennenzulernen. In meinem Dorf habe ich von den Kriegen, die Kasmir geführt hat, nichts gehört. Vielleicht hat mir meine Mutter auch nichts davon erzählt, um mich nicht damit zu belasten. Da ich auch selten aus Nesse heraus kam, habe ich seitdem ich hier bin, darüber mehr gelernt, als in den Jahren zuvor. Da ich nun weiß, was Kasmir für ein Unglück über all unsere Völker gebracht hat und noch bringen wird, gibt es für mich kein zurück mehr. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um das Gold zu finden und Kasmirs Schreckensherrschaft zu beenden. Werdet ihr mir dabei helfen? Ich werde jede nur erdenkliche Hilfe gebrauchen können."
Sie nickten zustimmend und redeten dann miteinander. Firah nutzte die Zeit, um sich in dem Raum umzusehen. Er war doppelt so groß, wie der Erste, an der Seite war noch ein Gang, der zu einem anderen Raum führte. Er war dunkel, aber Firah erkannte dort einige Liegestellen. Mitten im Raum standen um einen riesigen Stein, zehn kleinere, die wie schon in dem anderen Raum, als Tisch und Stühle dienten. An zwei Stellen hingen hell leuchtende Fackeln. In der einen Ecke war eine Art Regal in die Wand gehauen, dort wurden einige Nahrungsmittel und in Beutel gefülltes Wasser aufbewahrt. Er hatte sich noch längst nicht alles angesehen, als sich Momag an ihn wand.
"Du hast sicher Hunger und Durst? Lasst uns hinsetzen, dann bringe ich euch was zu essen und warten auf die Rückkehr von Kramas. Er ist vor einer Stunde losgegangen, um die derzeitige Lage zu erkunden und er müsste jeden Moment wiederkommen."
Alle setzten sich um den großen Stein und Momag brachte den Neuankömmlingen etwas Brot und Wasser. Während des Essens erzählte Firah noch einiges ausführlicher, wonach die anderen ihn gefragt hatten.
"Ich war letzte Nacht in den Gängen unterwegs", ergriff Raffa das Wort. "Aber es war nirgendwo etwas zu hören. Es kann also, wenn überhaupt, nur hinter den Gefangenenlagern sein."
"Richtig", unterbrach ihn Bengas. "Es ist aber fast unmöglich dorthin zu gelangen, ohne von den Grauen erwischt zu werden."
So diskutierten sie noch eine Weile, bis Klaso sagte, sie würden sich ein wenig hinlegen und versuchen zu schlafen. Ophra brachte sie nach nebenan, wo sie sich auf die am weitesten vom anderen Raum entfernten Schlafstellen legten. Firah hörte noch die flüsternden Stimmen, die immer leiser zu werden schienen, dann hörte er sie überhaupt nicht mehr, da er in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
Kapitel 2
Nach drei Stunden erwachte Firah und sah sich suchend nach Klaso um. Der Schlafplatz neben im war leer und da er auch nebenan keine Stimmen hörte, stand er auf und ging langsamen Schrittes zum anderen Raum hinüber. Dort angekommen sah er alle mit langen Gesichtern um den Tisch sitzen. An der Frontseite saß jemand, den er noch nicht kannte.
"Das muss Kramas sein, von dem Momag sprach", dachte er. Der Fremde sah trotz seiner sitzenden Position imposant aus. Sein schulterlanges, schwarzes Haar war zu einem Zopf zusammengebunden, seine Haut war schneeweiß und auf der linken Seite fehlte die Ohrmuschel. Er hatte einen kleinen Oberlippenbart und war schlicht gekleidet, mit einer braunen Lederhose, die ihm bis zu den Knien reichte, und einem ärmellosen Hemd mit einigen Löchern. Im selben Moment als Firah an den steinernen Tisch treten wollte, erblickte ihn der Fremde, der sich sofort erhob und auf ihm zukam.
"Du musst Firah sein?" begrüßte er ihn. "Ich bin Kramas aus Siron. Komm setz dich zu uns, wir haben dir Neuigkeiten zu berichten."
Nachdem Firah ihm die Hand gegeben hatte, setzten sie sich zu den anderen an den Tisch.
"Ich hoffe, du hast ausgeschlafen", fragte ihn Klaso. "Kramas hat uns etwas mitgeteilt, was nicht sehr erfreulich ist. Die Grauen haben vor zwei Stunden unser Versteck entdeckt, wo wir vorhin noch waren. Sie haben Grimbo, Nomis und drei andere von uns gefangen genommen. Kramas konnte ihnen gerade noch entwischen. Daraufhin haben die Grauen die Streifen nochmals verstärkt. Sie vermuten anscheinend, dass hier unten jemand eingedrungen ist und denjenigen wollen sie mit allen Mitteln fangen. In der letzten Stunde haben wir leidenschaftlich diskutiert, ob wir dir weiter helfen sollen oder nicht. Vielleicht ist es jetzt zu gefährlich um das Gold zu suchen."
"Und zu welchem Entschluss seit ihr gekommen?" unterbrach ihn Firah.
"Dazu kommen wir gleich", fuhr Klaso fort. "Aber zuerst wollen wir wissen, bist du wirklich fest entschlossen bis zum bitteren Ende, dass heißt, eventuell Gefangennahme oder Tod, zu gehen?" Firah brauchte nicht lange um zu antworten. "Ich habe nun schon so viele Bewohner unserer Nachbarländer kennen gelernt, denen von Kasmir und seinen Handlangern übel mitgespielt wurde, das ich nur noch einmal wiederholen kann, was ich vor meinem Schlaf gesagt habe. Ich möchte alles mir mögliche tun, um wieder für Friede in unseren Ländern zu sorgen. Auch wenn ich mich hier unten nicht auskenne und ihr mir nicht helfen solltet, werde ich versuchen das Gold zu finden, um den rechtmäßigen Herrscher auf den Thron zu helfen." In seinen Worten erkannte Firah sich nicht wieder. Es kam ihm fast so vor, als wenn ihm irgend jemand diese Worte in den Mund gelegt hatte, aber ganz tief in seinem Herzen, wollte er genau das tun, was er gerade von sich gegeben hatte. Gerade fragte er sich, ob es vielleicht die ominöse Stimme gewesen war, da standen alle Sechs auf und gesellten sich um Firah herum, der während seiner Worte aufgestanden war. Rifek klopfte ihm auf die Schulter.
"Ich habe dich nicht für so entschlossen gehalten", sagte er dann. "Aber ich glaube, du hast bei uns die letzten Zweifel beseitigt, die vor allem Momag und ich noch hatten. Nun lasst uns wieder hinsetzen, denn wir haben schon einen Plan gemacht, wie ihr weiter vorgehen könntet. Was nicht heißen soll, dass nur Klaso dir hilft. Auch wir werden natürlich tun was wir können."
Nachdem sie sich alle auf die kleinen Steine gesetzt hatten, holte Kramas ein Stück Leder hervor und breitete es auf den vor ihnen liegenden Stein aus. Firah lag eine Frage auf der Zunge, hielt sich aber zurück und sagte nichts.
"Da wir alle schon einmal im Gefangenenlager waren, haben wir während du schliefst eine Art Plan aufgezeichnet", erklärte Kramas. "Er zeigt, wo das Lager ist und welche Wege wir bereits kennen."
"Aber ihr sagtet vorhin, die Grauen würden mehr aufpassen als noch vor vier Stunden", wand Firah ein.
"Ja, das stimmt", erwiderte Ophra. "Sie hängen sogar wieder Fackeln in die Gänge, wo seit langer Zeit keine mehr waren. Deshalb wird es für euch auch noch schwieriger. Wir kennen zwar einige Nischen und kleine Ecken, wo man sich vor Verfolgern verstecken kann, aber eine hundertprozentige Sicherheit garantieren sie nicht."
Firah sah sich nun den Plan etwas genauer an und die anderen erklärten ihm alles, was darauf beschrieben war. Klaso kannte ihn nur zu genüge, da er von allen schon am längsten auf der Flucht war.
"Wann brechen wir auf?" fragte Firah voller Tatendrang. "Sobald ihr euch nochmals gestärkt habt, da keiner von unsweiß, wann ihr das nächste Mal die Möglichkeit habt, etwas zu essen. Wenn ihr dann losgeht, werden wir versuchen die Grauen abzulenken. Auch auf die Gefahr hin, das sie uns fassen. Sollte es euch aber dadurch gelingen das Ziel zu erreichen, hätte es sich gelohnt. So, nun esst noch ein wenig und dann beginnt mit der Mission "Hoffnung". In drei Stunden werden alle noch freien Gefährten von euch wissen und wenn möglich, euch helfen." Und nachdem Bengas das gesagt hatte, stand er auf, holte ihnen Essen und Trinken. Beide aßen sich satt und von dem Rest steckte jeder sich noch etwas in die Taschen, dann begaben sie sich in Richtung des Ausganges durch den sie gekommen waren. Die Verabschiedung fiel kurz aber herzlich aus, den Beiden wurde noch Glück bei ihrem Vorhaben gewünscht und dann kletterte Klaso in