Tamiehland. Stefan Häring
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"Sie müssen den Gang vor uns auch schon mit Fackeln bestückt haben", flüsterte Klaso über die Schulter und als Firah vorsichtig an ihm vorbei schaute, sah auch er den Lichtschein vor ihnen.
"Ich hatte gehofft, sie wären hier noch nicht gewesen, doch so müssen wir gleich von Beginn an übervorsichtig sein. Nur flüstern und dann auch nur, wenn es unbedingt nötig ist." Firah stimmte zu und sie krochen weiter zum Ende des Ganges, wo Klaso den Stein entfernte. Sie lauschten und kletterten dann auf den Weg hinaus, wendeten sich nach links und gingen ihrem angestrebten Ziel entgegen. Schon bald kamen sie an eine Abzweigung und machten kurz halt.
"Ab hier werden wir noch langsamer gehen", wisperte Klaso in Firahs Richtung. "Nach ungefähr fünfhundert Yekas kommen wir beim Lager der Gefangenen heraus. Bis dahin kenne ich nur zwei Möglichkeiten, wo wir uns im Notfall verstecken können. Ich hoffe, wir treffen nicht schon vorher auf die Grauen." Sie gingen bis zur nächsten Biegung, dort hörten sie Stimmen, die sich aber weder entfernten noch auf sie zu kamen. Klaso wagte nicht zu sprechen und er zeigte nur rechts von ihnen auf die Wand. Dort erspähte Firah eine schmale Spalte und nacheinander quetschten sie sich hinein. Für einen Dritten wäre hier drinnen kein Platz gewesen, so eng war es dort. Vom Gang drang nur wenig Licht hinein und sie konnten sich nur schemenhaft erkennen.
"Wir haben unser erstes Ziel erreicht", gab Klaso leise, sehr leise von sich. "Jetzt warten wir, bis einer von den anderen die Grauen von uns ablenken. So haben wir es jedenfalls besprochen, als du geschlafen hast."
"Die riskieren alle ihr Leben für meine Sache", dachte Firah. "Ich hätte nie gedacht, hier unten solche Freunde zu finden."
"Sie machen es nicht nur für dich, sondern auch für sich und ihre Heimatländer", unterbrach ihn ein weiteres Mal die Stimme. "Sie sehen in dir ihre einzige und letzte Hoffnung, endlich wieder Frieden zu finden."
Er sinnierte noch über das eben vernommene, als er glaubte Momags Stimme zu hören. Im selben Augenblick drang von der anderen Seite eine hektische Betriebsamkeit und ein wildes Durcheinandergeschrei zu ihnen herüber. Schon bald hörten sie Schritte auf sie zukommen, die sich als die von fünf Grauen herausstellten, als sie bei ihnen vorbei liefen. Firah versuchte die Gestalten zu definieren, konnte aber nur einen Mong und einen Krop erkennen, die restlichen sah er kaum. Schnell wurde es wieder ruhiger, sie traten wieder in den Gang hinaus und schauten in beide Richtungen. Dann gingen sie weiter ihren Weg. Als sie an einem Gange vorbei kamen, vernahmen sie daraus Stimmen, sogleich beschleunigte Klaso seinen Schritt. Nach hundert Metern bogen sie rechts in einen weiteren Gang, wo alle zehn Meter eine Fackel hing. Dadurch wurde der Gang so hell erleuchtet, wie bisher noch keiner in denen sie gegangen waren. Klaso drängte zur Eile, denn plötzlich vernahmen sie von vorne und von hinten Stimmen. Sie verbargen sich hinter dem nächsten Vorsprung, den sie sahen und keine Minute später kamen vier Schatten, mit großer Eile, an ihnen vorbei. Diese Stimmen vereinigten sich mit denen, die sie hinter sich gehört hatten. Alle Beide konnten sie nichts von dem Gesprochenen verstehen und so blieben sie regungslos in Deckung. Firah hätte am Liebsten auch sein wild rasendes Herz angehalten, so schloss er aber nur die Augen und hoffte, dass man sie nicht entdeckte. Wieder wurden die Geräusche lauter und kamen schnell an ihnen vorbei. Als es wieder still war, drehte sich Klaso zu Firah herum und klopfte ihm auf die Schulter. "Sie haben soeben Momag vorbeigebracht", flüsterte er mit betrübter Stimme. "Es ist zwar bedauerlich, aber so kommen wir wenigstens wieder ein Stück weiter, ohne entdeckt zu werden."
Firah erwiderte nichts, zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt, was die Grauen mit Momag jetzt wohl machen würden. Sie traten in den Gang hinaus und sahen dahin, wo die Stimmen verschwunden waren.
"Warum haben wir eigentlich keine Waffen?" fragte er Klaso, der ihn ansah, als wenn er etwas falsches gesagt hätte. Doch nach einer kurzen Pause antwortete er ihm.
"Alle Länder um Tamiehland haben vor langer Zeit einen Friedensvertrag geschlossen. Da es keinerlei Misstrauen unter den Völkern gab, brauchten wir ab da auch keine Waffen mehr. Nur die Wachen haben symbolisch ihre Langsäbel behalten. Da es auch kaum Verbrechen gab, musste auch keiner für Ordnung sorgen. Erst unter Kasmir wurde alles anders. Er forderte plötzlich hohe Abgaben von seinen Untertanen und gleichzeitig schuf er damit den Boden auf dem Verbrechen gedeihen, nämlich Hass, Neid und Armut. Heimlich wurden auch wieder, auf sein Geheiß hin, Waffen hergestellt und somit hatte er leichtes Spiel unsere Länder zu besetzen. Es weiß auch kaum noch jemand, wie man damit umgeht und somit haben wir hier unten auch keine. Wir können es zwar schnell lernen, aber wer weiß wie die Grauen dann reagieren würden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie uns dann nicht mehr ins Gefangenenlager bringen, sondern sofort töten, wäre dann bestimmt sehr groß. So haben wir aber die Hoffnung, nach einiger Zeit wieder fliehen zu können, auch wenn das unter den jetzigen Umständen immer schwieriger wird. Nun lass uns aber weitergehen, noch etwa siebzig Yekas und wir sind in der Nähe der
Gefangenenhöhlen."
Sie wendeten sich nach links und legten den Rest der Strecke zurück. In der ferne waren wieder einige Geräusche zu hören, die Klaso aber nicht weiter beunruhigten. Schon bald erreichten sie einen Gang, der doppelt so groß war wie der letzte. Klaso zeigte auf einen großen Stein, der etwas seitlich von ihnen lag, wohinter sie sich auch sogleich verbargen.
"Wenn wir hier links herum gehen", flüsterte er dann Firah zu. "Kommen wir zu den Eingängen der Gefangenenlager. Es sind sieben an der Zahl und in jeder ist etwa Platz für dreißig bis vierzig Leute. Gehen wir aber rechts herum, sind wir hinter den Ausgängen und was dort ist, kann ich nicht sagen. Aber wenn das Gold hier unten ist, dann nur in einer von diesen zwei Möglichkeiten. Wir müssen uns nun entscheiden, welchen Weg wir gehen sollen." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. "Wir können uns aber auch trennen und so nimmt jeder von uns einen anderen Weg. Firah, du bist nach hier unten geschickt worden und deiner Entscheidung werde ich folgen."
Plötzlich vernahmen sie Schritte, die langsam näher kamen. Sie legten sich flach auf dem Boden, da der Stein nicht sehr hoch war und sie sonst zu leicht hätten entdeckt werden können. Firah hatte dadurch noch etwas mehr Zeit, um über einen möglichen Entschluss nachzudenken, doch dazu kam es erst gar nicht, denn er vernahm wieder die Stimme.
"Trennt euch nicht! Du kennst dich hier unten nicht aus. Klaso hat sehr viel Erfahrung und im Ernstfall hat er sicher die rettende Idee. Versucht euer Glück hinter den Ausgängen. Beeilt euch, Kasmir und seine Vertrauten wissen mittlerweile schon, dass du hier unten bist."
Er hatte so gespannt auf die Stimme gehört, daß er alles andere, was um ihn herum passierte, nicht zur Kenntnis nahm. Erst als ihn Klaso abermals an die Schulter fasste und aus seinen Gedanken riss, merkte er, dass er schon neben ihm stand. Schnell erhob er sich auch und berichtete sofort, was ihm die Stimme gesagt hatte.
"Wäre das auch deine Entscheidung gewesen? Oder wolltest du die Sache anders angehen?"
"Ich war mir nicht hundertprozentig schlüssig", gab Firah ausweichend zurück. "Ich wollte dir den schwarzen Peter zuschieben. Aber nun bin ich selbstverständlich der Meinung, wir sollten tun, was die Stimme gesagt hat."
"Ja, du hast recht. So wie du es mir erzählt hast, war der Rat stets der Richtige. Lass uns also in die unbekannte Region dieser Unterwelt vordringen, auch wenn mir dabei nicht ganz wohl ist."
"Da bist du nicht der Einzige."
Nachdem sie sich kurz angesehen hatten, schlichen sie in die besagte Richtung. Den neuen Gang sahen sie sich genau an, so dass sie nur langsam voran kamen. Vor allem suchten sie nach Nischen oder anderen Verstecken, doch auf den ersten 150 Metern fanden sie nichts dergleichen. So verfinsterte sich das Gesicht von Klaso immer mehr, je weiter sie kamen. Auch Firah machte sich langsam Sorgen. Dann erblickten sie einen Abzweig und ohne zu schauen oder zu überlegen,