Rebellische Leidenschaft. Ally Park

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Rebellische Leidenschaft - Ally Park Dilogie der Leidenschaft

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meine Neugier und nehme meinen Platz an der Mitte der Längsseite des Tisches ein.

      Endlich reihen sich alle mir gegenüber und ich starte meine Präsentation. Immer wieder suche ich die Augen zu der tiefen Stimme, sie sind blau oder grau, das erkenne ich nicht so recht auf die Distanz. Ron streift mit seiner Zungenspitze immer wieder langsam von seinem Mundwinkel in Richtung Lippenmitte, verweilt dort kurz und schüttelt ganz zaghaft seinen Kopf, was ist – gefällt es ihm nicht? Ich werde unsicher. Das ist mir schon lange nicht passiert. Wieder streift seine Zunge über seine Lippen… Ich wende schnell meinen Blick ab, bevor ich noch Stuss rede. Es läuft aber doch erstaunlich gut. Kaum Zwischenfragen, und dann bin ich nach meinen veranschlagten 40 Minuten Redezeit tatsächlich am Ende angekommen.

      „Warum nochmal soll hier in ein Verfahren investiert werden, das lediglich die Umwandlung von Windenergie in eine Speicherform wie Gas effizienter gestaltet? Ist es nicht besser gleich an einem anderen Speichermedium anstatt Gas zu arbeiten?“, will Ron Kern jetzt wissen. Ich genieße die tiefe Stimme, und da ist es wieder: Rons Zunge bewegt sich fast in Zeitlupe von seinem linken Mundwinkel über seine volle Unterlippe hin zur Lippenmitte und dann schüttelt er wieder seinen Kopf und lässt ihn schließlich leicht schräg stehen. Er fordert meinen Blick. „Ron, es wird an verschiedenen Verfahren gearbeitet und entwickelt, Sommers-Hall ist hier Marktführer, dieses Verfahren ist eben jetzt reif. Die Wirtschaft braucht jetzt ein Verfahren, um gewonnene Windenergie nicht verpuffen zu lassen, weil sie nicht speicherbar ist. Vertrauen Sie mir, wir wissen, wovon wir reden“, und ich kann es mir nicht verkneifen mit meinem atemberaubenden Lächeln meine Beine übereinanderzuschlagen und mich entspannt in den Armsessel zurückzulehnen. Wieder sicher in mir ruhend, warte ich auf seine Reaktion.

      „Sie wissen tatsächlich von alldem, was Sie hier vorgetragen haben. Nicht wahr? Das ist erstaunlich!“ Meine Ohren lauschen dieser dunklen Stimme, ich platze fast vor Neugier, ruhig fessle ich seinen Blick. Ich spiele mit meinem linken, oben überkreuzten Bein, an dessen Ende ein durchaus sehenswerter weißer Lack-Highheel steckt – fast mein Markenzeichen, ich gestehe ich habe einen Schuhtick.

      Ron betrachtet meine Pose und lächelt. Ich gehe einen Schritt weiter:„Wissen Sie denn nicht von dem, was Sie sagen?“ Kurze Stille. Nur kurz halte ich inne und triumphiere: „Na, na, na Ron, das sollten Sie aber!“ Jetzt richte ich mich auf, stelle beide Beine nebeneinander und lege meine Unterarme nun auf der Glasplatte des Tisches vor mir ab. So verschärfe ich die Anspannung. Tief sehe ich in Rons Augen. Ron blickt zu Geraldine: „War’s das?“ „Gewonnen“, denke ich – es sind die kleinen Dinge der Psychologie, das Einmaleins des Verhandelns, all diese Dinge muss man als Frau perfekt beherrschen, um den Männern in diesem Business Paroli bieten zu können. Triumphierend packe ich die Unterlagen in meine Tasche.

      Im Foyer suche ich jetzt die Rothaarige, ich will ja meinen Mantel. „Darf ich?“, es ist Ron, ich werde – schon wieder -unsicher, denn mein Unterleib gerät ganz ungewohnt in Entzücken? Es ist bloß eine gut klingende Stimme, beruhige ich mich. Ich drehe mich um, und Ron hält mir meinen Mantel wie ein Kavalier auf. Ich schlüpfe langsam mit meiner Rechten in den Ärmel, dann mit der Linken und wende mich ihm frontal zu, geschätzte 20 Zentimeter sind wir uns nahe. Ron duftet gut, ich genieße, lächle und stülpe meinen großen Kragen gekonnt hoch, in der Hoffnung, weiblich und sinnlich zu wirken. Er riecht ein wenig nach Zigarre? Warum gefällt mir das? Ich bin Nichtraucherin. „Begleiten Sie mich ins Restaurant vorne am Schuhmannsplatz?“, die Stimme klingt noch tiefer, wenn Ron leise mehr aus der Brust spricht. Ich schmelze, lasse mir aber nichts anmerken. Meine Rechte zückt mein iPhone, die Linke scrollt im Kalender und ehe ich mich klar fassen kann, höre ich mich: „Gerne, mein Rückflug geht erst in vier Stunden.“ Angie, was tust du? Ich bin doch sonst so besonnen, was fällt mir da ein, ich bin doch verheiratet. Es ist nur ein Essen, versuche ich mich erneut zu beruhigen.

      Wenig später finde ich mich in einem der schicksten Lokale von Brüssel wieder. Shit. Ron scheint das Haus zu kennen. Es ist ein exklusives Restaurant, viel zu teuer für mich, und die Spesenabteilung übernimmt hier nicht einmal das Gedeck, denke ich mir, als ich hinter dem Herrn im Frack her schreite, gefolgt von Ron. „Ins Separee, Pete, bitte!“, ja sie ist einfach atemberaubend diese Stimme, wohin führt das?

      Endlich lassen wir uns an einem runden Tisch in einem abgelegenen Raum nieder. „Mögen Sie Meeresfrüchte?“, ich bekomme nicht genug von der Stimme und klar mag ich Meeresfrüchte, ich liebe sie. Ich meine aber sehr keck: „Vongole am liebsten.“ Jetzt ergänze ich kokett: „Ich bin gespannt, welche Interessen wir noch teilen?“, und erheische mir ein weiteres, vielversprechendes Lächeln von diesem fremden Unbekannten. Angie, lass das! Ich kenne mich so nicht.

      Ron bestellt Vongole all‘aglio e olio, dazu einen angeblich sehr guten Weißwein, und Pete verschwindet. Meine Pose habe ich diesmal ganz vorne auf der Kante meiner Sitzfläche gewählt, meine Beine verschlingen sich und ich bin gespannt auf das, was jetzt kommt. Ron seufzt trocken: „Angie, ich glaube nicht, dass ich meinen Investor von eurem Projekt überzeugen werde können.“ Der Wein wird serviert.

      „Salute!“ Ron hebt sein Glas und streckt es mir entgegen. Wir stoßen an, ich erwidere, „Salute!” Was ist mit mir, in meinem Unterbauch verzehrt sich alles und Ron redet kühl über Business? Eben, alles im Lot Angie!

      „Wie meinen Sie das, Ron?“, erkundige ich mich pflichtbewusst. „Angie, du weißt…“, er stockt, „wir können doch du sagen?“ „Ja, ich denke schon!“, da ist sie wieder meine Businesssprache. Ich wollte soeben mein Glas heben und meine trockene Kehle erfrischen. In der Sekunde steht Ron auf und kommt zu mir herüber. Also stehe ich auf, denn ich hasse es klein zu wirken.

      „Ich will förmlich auf meine neue nette Bekanntschaft anstoßen!“, begehrt Ron. Wir stoßen an und dann sehe ich Rons Gesicht auf mich zukommen, er hält kurz vor meinem Gesicht inne – ich spüre seinen Atem – und er flüstert: „Ist ein Kuss erlaubt?“ Mein Unterleib verzehrt sich, dann bäumt sich etwas in mir wieder auf, ich vergesse fast zu atmen, da berühren sich unsere Lippen. Kurz, ganz kurz – viel zu kurz protestiert mein Becken. Mein Körper liegt in Wellen, so brausend, so hoch wie in einer starken Brandung von Felswänden beim Surfen, dann wird alles abrupt blockiert.

      Eine Türe geht auf und zwei Kellner im Frack servieren synchron zwei Teller mit silbernen Hauben, die sie völlig zeitgleich abnehmen.

      Mein Kopf meldet sich zurück, ob ich froh bin, dass das Essen kommt?

      Ron erzählt, dass er aus gut betuchtem Hause komme, seine Wurzeln in England und Russland hat und für den größten Energiekonzern in Europa tätig sei. Als ob ich das nicht weiß: Er ist Lobbyist, Milliardär, berät I.O.N.-Global Comoditees just for fun und ist dafür bekannt, dass sich alles und jeder nach seinem Willen verhält.

      „Angie, und wer bist du, und ich meine nicht deine Tätigkeit bei Sommers-Hall?“ Au, das ist ein Tiefschlag, was sage ich jetzt? Wo bleibt meine Redegewandtheit, meine Direktheit in einer Männerdomäne, in der ich bislang meine Frau echt gut stehe?

      „Was willst du hören, gebunden – ungebunden?“, mehr fällt mir nicht ein, ich muss nachdenken…

      „Angie“, er lächelt, „ich weiß, du bist verheiratet, hast zwei Kinder, ich glaube es sind Buben? Du lebst in München, dein Mann kommt aus England, du bewegst dich gerne, liebst Musik, tanzt Aerobic, du bist trainiert – das sehe ich jetzt vor mir. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.“ Rons hellblaue Augen, ja sie sind doch blau, strahlen mich überlegen an und ich bin Schach matt. Da ist wieder seine Zunge, die Spitze wandert über seine Unterlippe und er kippt seinen Kopf, das sieht wahnsinnig scharf aus. Er weiß alles? Was soll das? „Mich würde interessieren, wie eine so gutaussehende Frau in deinem Alter, ich weiß du bist 40, in einer Branche wie dieser arbeitet und ein völlig anderes, ich würde mal sagen – normales

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