Rebellische Leidenschaft. Ally Park

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Rebellische Leidenschaft - Ally Park Dilogie der Leidenschaft

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und mich unterstützen könnten, ist noch in Kanada. Unsere Kinder haben wir bewusst nie irgendwem überlassen. Kurz stelle ich mir die Frage, ob Karriere für mich so eigentlich möglich ist?

      Zurück an meinem Schreibtisch rufe ich John an. „Gott sei Dank kann ich dich erreichen“, haste ich ins Gespräch. „Ich muss nach Wien, schon übermorgen, Melissa ist nicht da…“ „Hi, Darling, ist wer gestorben?“, wirft John ein. „Nein, Entschuldigung…“, ich erkläre John, was ich soeben von Tomas erfahren habe. „Bleib mir kurz dran“, und dann ist John weg. Na super, denke ich mir. Ich warte. „Gebongt, flieg, ich bin zu Hause!“, kommt es plötzlich vom anderen Ende. Ich kann nicht glauben, was John da sagt, er hat selbst gerade im Labor für einen großen Pharmakonzern zu tun und das Labor kämpft ums Überleben. „Wirklich, das würdest du tun?“, ich bin wirklich gerührt und meine Augen verschwimmen. „Schatz, es sind doch unsere Kinder, ich schaff das mit den Kids, sie sind keine Babys mehr. Ich fahre Aaron zum Training, auch wenn ich Fußball nicht leiden kann. Versprochen, jetzt muss ich aber…“ „Toll, bye“, schon ist es wieder still. Mein Herz beruhigt sich nicht, tausend weitere Gedanken überwältigen mich. Peter klopft wie immer leise und kommt rein. „Hier“, sagt er und hält mir ein Kuvert hin. „Was ist das?“, nehme ich den Umschlag entgegen. „Tomas hat mich geschickt, du bist ja gleich weggewesen. Er weiß, wie schwer es für dich ist, das gibt‘s von der Spesenabteilung und jetzt kommt‘s: nicht für den Babysitter, sondern für dein Outfit. Dein Markenzeichen hätte mir mal einfallen müssen!“ Er grinst. „Angie, es ist Tomas sehr ernst. Ich glaube er hat jetzt massiv Druck vom Vorstand, weil die ja quasi bereits mit dem Abschluss eines Investments rechnen, obwohl wir erst Meldungen von Interessenten haben, die wir noch nicht einmal kennen. Du hast große Verantwortung. Tomas will dir einfach nur auf seine Art beistehen. Du bekommst die Unterlagen am Freitag vor Abflug, ich bringe sie dir persönlich am Flughafen vorbei.“ Peter verlässt auf seine Art, so wie er gekommen war, unauffällig mein Büro. Ich sinke in meinen Schreibtischstuhl zurück. Lehne meinen Kopf zurück und lasse meine Haare nach hinten fallen. Für einen kurzen Moment genieße ich – Erfolg?

      Ich bin stolz auf mich. Neugierig öffne ich den Umschlag, darin ist ein kleiner Zettel mit einer unleserlichen Handschrift. Es ist die von Tomas, nach 5 Jahren an seiner Seite kann ich sie bereits ganz gut entziffern.

       Angie, der Erfolg meines Projektes, das für mich wie mein eigenes Kind ist, liegt nun in deinen Händen. Du bist gut, in dem, was du tust, verdammt gut. Ich warne dich vor Intrigen in der Szene, in die ich dich schicken muss. Kaufe dir mit dem Inhalt in diesem Umschlag Kleidung zum gegebenen Anlass, in der DU dich wohl fühlst! Tomas

      Es liegen fünftausend Euro im Umschlag. Aus meinem Taumel hebe ich mich nun langsam vom Sessel, gehe zum Fenster, sehe in die Breite der Stadt und bin fassungslos. Fühlt sich so Glück an? Ist das Erfolg? Für mich ist es eher Neugier und Angst. Die Neugier Ron vielleicht wieder zu sehen und die Angst, etwas falsch zu machen.

      DREI

      Bewaffnet mit dem Umschlag von Tomas streife ich nachmittags in der Maximilianstraße durch Geschäfte, in die ich sonst nicht mal einen Fuß setzen würde, Dior, Gucci, Dolce und Gabbana. Die haben Preise, staune ich.

      Ein transparenter Highheel, sieht aus wie aus Glas, cool, fällt mir am Eingang einer Hausecke auf. Es ist ein großes, beiges und altes Gemäuer mit riesigen, alten und dunklen Fenstern, daraus schillert mir ein Schuh entgegen, den ich haben muss.

      Ein Märchen wird wahr, als ich in das Geschäft eintrete, ich fühle mich ein wenig wie Aschenputtel. Eine nette, nicht zu junge Blondine empfängt mich mit einem: „Schönen guten Tag“, diesmal stört es mich gar nicht, gleich angesprochen zu werden. „Guten Tag, ich bin auf der Suche nach etwas Ausgefallenem. Den Schuh in der Auslage, den durchsichtigen mit den türkisen Einsetzen, in welcher Größe haben Sie den?“, erkundige ich mich gleich. „Den haben wir in den Größen 37, 38 und 40, das ist das neue Modell der Sommerkollektion, die Größe 39 haben wir auf Bestellung zur Seite gelegt. Ich kann die vielleicht anderweitig noch besorgen. Welche Größe darf es denn für Sie sein?“, höre ich von einer Verkäuferin, die ihren Job mal ernst zu nehmen scheint, denn die Antwort ist für mich überraschend informativ. „37“, erwidere ich kurz, da verschwindet sie motiviert tief hinten im Geschäft mit einem: „Kurzen Moment bitte, ich bin gleich wieder für Sie da!“

      Auf einer Sitzgelegenheit mache ich es mir vorerst gemütlich, streife meinen Mantel ab und mein Blick wandert durch die Boutique. Im Hintergrund läuft Musik. Ich ertappe mich beim Mitsummen zu Lily Allens Song „Not fair“ – „…Oh, he treats me with respect. He says he loves me all the time. He calls me fifteen times a day. He likes to make sure that I'm fine…” Dabei muss ich daran denken, wie sich John auch um mich sorgt, er ruft mich echt oft an und ist immer für mich da…

      „Hier bitte Größe 37”, vernehme ich fast beiläufig. Da sind sie, wow. Für einen kurzen Moment halte ich inne und betrachte das Juwel. Dann nehme ich die Schuhe wie einen Schatz an mich, führe den einen an den linken, den anderen an den rechten Fuß, sie sitzen wie angegossen. Jetzt erhebe ich mich und betrachte die Sensation im Spiegel. Das fühlt sich gut an. „Wie gefallen Sie?“, erreicht mich wieder die Verkäuferin. „Oh, nicht schlecht, ich weiß nicht, Türkis ist sonst nicht meine Farbe, aber diese Glasoptik ist ein Eyecatcher, der gefällt mir.“ „Ich bringe Ihnen dazu das Kleid, nur zum Anprobieren, dann haben Sie eine bessere Vorstellung, einen Moment“, und wieder verschwindet diese engagierte Fachkraft.

      Alleine summe ich weiter: „…There's just one thing that's getting in the way. When we go up to bed, you're just no good, it's such a shame…” Verträumt sehe ich an meinen Beinen die aufregendsten Schuhe, die ich je getragen habe und denke an John, noch immer läuft Lily Allen: „…Oh, you're supposed to care. But you never make me scream. You never make me scream. Oh, it's not fair and it's really not ok. It's really not ok. It's really not ok!...”

      Im Spiegel blicke ich mir tief in die Augen und muss zugeben, dass mein Liebesleben mit John in die Jahre gekommen ist. Ich gebe es nicht gerne zu, aber meine Leidenschaft wird von John nicht mehr so geweckt – nicht so, wie meine Gedanken an Ron.

      „Hier ist es, Größe 36“, und die nette Angestellte präsentiert ein unfassbar schlichtes und dennoch atemberaubendes, türkises Seidenkleid vor sich. Natürlich schlüpfe ich hinein. „Oh, nein!“, geht es mir durch den Kopf, als ich mich im Spiegel der großzügigen Umkleidekabine betrachte. Ich sehe aus, wie wenn ich das Kleid meiner großen Schwester geklaut habe. Das geht gar nicht. Wieder im Verkaufsbereich, reiche ich der zuvorkommenden Dame das Kleid: „Das passt leider nicht, aber die Schuhe nehme ich.“ Ich bezahle 650 Euro – für mich ein Vermögen – und verlasse Dior.

      Jetzt will ich auf der Maximilianstraße weiterjagen, ich muss ein Kleid finden. Mal sehen, Dolce und Gabbana? Valentino? In Gedanken verloren, genieße ich die Fülle von Luxus. Umschmeichelt davon schlüpfe ich in unzählige Kleider, eines angenehmer und verspielter als das andere. Aber keines so sagenhaft wie sein Preis versprechen will. Immer noch unentschlossen wähle ich zurück auf der Straße die Telefonnummer von Sonja Wagner, eine gute Bekannte und ehemalige Studienkollegin, die mittlerweilen in einer großen Presseagentur arbeitet.

      Wir sind eigentlich nicht wirklich enge Freundinnen, gestehe ich mir. Zugegeben: Ich habe eigentlich gar keine enge Freundin. Beinahe beklommen denke ich plötzlich über mich und Freundschaften nach. Dafür fehlt mir einfach die Zeit? Nein, es wird wohl eher damit zu tun haben, dass ich einen schwierigen Charakter habe? Ich bin viel zu direkt, zu straight als Frau, werfe ich mir vor.

      Erinnerungen an meine Schul- und Studienzeit kommen in mir hoch, es kann auch sein, dass es der Neid der anderen Mädchen war? Immer habe ich bekommen, wofür ich schwärmte. Habe immer das erreicht, was ich wollte.

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