Urlaub inklusive Mord. Michael Aulfinger

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Urlaub inklusive Mord - Michael Aulfinger

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Sie verzog leicht spitzbübisch ihren Mund, und ihre Blicke trafen sich. Nils spürte wie das Blut in seine Wangen schoß, und sich diese röteten. Bald wendeten beide ihre Aufmerksamkeit jedoch wieder dem Waldweg zu.

      Die Zeit verstrich. Nichts rührte sich. Beide wurden allmählich unruhig in ihrer immer mehr werdenden unbequemen Lage. Nils spürte seinen Rücken. Es war eine ungemütliche Lage in der er sich befand, doch schob er die Rückenschmerzen seinem Alter von Anfang vierzig zu. Doch auf einmal hörten sie Geräusche vom Campingplatz her. Nun lugten sie intensiver in die Richtung, und erkannten Thorben und Sven wie sie schnellen Schrittes an ihnen vorbei gingen. Die Gesichter der beiden Brüder waren erneut nicht zu erkennen. Erleichtert verbesserte Nils nun seine Lage, indem er sich umdrehte. Sofort spürte er die Schmerzen in seinem Rücken nicht mehr. Sie klangen ab.

      Nils sah auf die Uhr. Nach einer Viertelstunde standen Ute und er auf, und gingen geduckt den Hang hinab. Einen nervösen Blick richtete Ute nach Süden, wobei Nils zu seiner Angel ging, und seine Utensilien holte. Er stellte fest, daß nichts fehlte. Ute nahm ihm etwas ab, und dann folgten sie dem Weg nach Norden.

      Der Schlüssel drehte sich, und Nils öffnete die Tür. Sofort schob sich Ute an ihm vorbei, und legte sich auf das ungemachte Bett.

      „Gemütlich hier.“

      „Finde ich auch. Deshalb bin ich auch gerne unterwegs. Campen, und dabei angeln, das gefällt mir. Aber nun zu dir. Du kannst dich einen Moment ausruhen, und dann gehen wir zur Telefonzelle, und rufen die Polizei an. Dann sollen die sich um die beiden, und um die Leiche kümmern. Damit endlich wieder Ruhe einkehrt.“

      „Das geht nicht.“ Als Dieter das vernahm, meinte er seinen Ohren nicht trauen zu können. Naiv fragte er nach, wobei er leicht stotterte. So verblüfft war er.

      „Warum ... nn...nicht?“

      „Hör mal bitte zu Nils. Es ist wirklich nett und anständig von dir, daß du mir geholfen hast, und mich hier vor den beiden Mördern versteckst. Ich verstehe auch, daß du wieder Ruhe haben willst, und zu deiner Angelei zurück möchtest, damit so schnell wie möglich wieder Normalität in deinen Urlaub einkehrt. Aber da gibt es ein kleines Problem. Sie werden mich verfolgen, und auch töten. Ebenso wenn wir jetzt die Polizei einschalten. Denn denen werden sie eine andere Geschichte erzählen, und mir die Schuld in die Schuhe schieben. Und ich habe keine Lust für die in das Gefängnis zu wandern. Wahrscheinlich haben sie die Leiche auch schon beseitigt, so daß die Polizei nichts finden würde.“

      „Das versteh ich nicht ganz,“ Nils schüttelte leicht den Kopf. „Die können doch soviel behaupten wie sie wollen. Denn schließlich hat doch Thorben geschossen, wie du mir erzählt hast, und damit sind seine Fingerabdrücke auf der Waffe. Basta.“

      Nils machte eine Handbewegung, die die Endgültigkeit seiner Darstellung untermauern sollte. Aber sogleich sah er in Utes Gesicht Widerspruch aufkeimen. Sie schüttelte entmutigt den Kopf, und fügte im gedämpften Ton hinzu.

      „Leider nichts mit basta. Ich würde dir gerne eine bessere Neuigkeit erzählen, aber auf der Waffe befinden sich leider auch meine Fingerabdrücke, und wenn sie nicht so dumm sind – wie ich befürchte – dann lassen sie sie auch darauf. Dann haben sie den Beweis, und können ruhigen Gewissens mir die Schuld an dem Mord in die Schuhe schieben.“

      Ute wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, die dezent aus ihren Augen flossen. Nils dagegen war immens verwirrt. Angestrengt versuchte er einen klaren Gedanken zu fassen, und sich zu konzentrieren.

      „Nun mal ganz langsam Ute. Wieso befinden sich denn auf einmal deine Fingerabdrücke auf der Waffe. Das verstehe ich nicht. Vorhin hast du noch behauptet, daß dieser Thorben geschossen hat. Er hätte die Waffe aus dem Zelt geholt und sogleich auf deinen Mann geschossen. Hast du vielleicht sogar selber Dieter erschoßen? Woher sollten denn sonst deine Abdrücke auf die Waffe kommen? Was stimmt den nun. Hast du mich angelogen?“

      „Nein Nils. Aber ich hatte dir vorhin in der Aufregung und Eile nicht alles sagen können. Das verstehst du sicherlich. Du weißt doch, vorhin im Wald. Es ging alles so schnell. Ich habe dich nicht belogen, und wollte es auch nicht. Es war einfach so, daß Thorben geschossen hatte, und Dieter getroffen zu Boden fiel. Thorben hatte dann plötzlich da wo er gestanden hatte, die Waffe fallen lassen. Dann ist er wie benebelt zu Dieter gegangen um ihn zu helfen. War wohl so eine Reueaktion. Jedenfalls ging Sven mit, und so war ich unbeaufsichtigt. Wie in Trance griff ich nach der Waffe und schleuderte sie im hohen Bogen in den Wald. Ich wollte dieses Mordinstrument so schnell wie möglich aus meinen Augen haben. Wie du siehst, hatte ich keine schlechten Absichten mit der Waffe. Doch dann ergriff mich Panik. Ich hatte blanke Angst um mein Leben. Da die beiden bei Dieter waren, konnte ich nicht zu ihm, und mich um ihn kümmern. Da wurde mir aber auf einmal bewußt, daß Dieter tot war, und ich es auch bald sein würde, wenn ich nicht baldigst verschwinden würde. Ich hatte starke Angst. Deshalb ergriff mich die pure Hilflosigkeit, und ich bin in den Wald gelaufen. Dann bekam ich noch mit, das ich von Thorben und Sven verfolgt wurde. Dabei bin ich eine Schleife gelaufen. Und dann bin ich schließlich dir in die Arme gelaufen. Verstehst du? So kamen meine Fingerabdrücke auf die Waffe. Und wenn sie die Waffe gefunden haben, wovon ich ausgehe, können sie mir auch den Mord anhängen, sollte ich am Leben bleiben. Das wäre die erste Alternative. Und die zweite Alternative wäre mein Tod. Dann wäre ihnen beiden geholfen. Die Sache würde einfach versickern. Deshalb kann ich nicht zur Polizei. Am besten wäre, wenn ich bei dir untertauchen könnte. Es wäre nur für eine kurze Zeit. Bitte.“

      Nils hatte ihr aufmerksam zugehört. Seine Augen hingen an ihren Lippen. Jetzt verstand er warum sie sich nicht traute. Die Situation, wie sie es darstellte, war einleuchtend. Mitleid überkam ihn. Seine Hilfsbereitschaft wurde geweckt, und so stellte sich bei ihm sogleich eine Art Ritterlichkeit ein. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich sofort, und sanft klangen seine Worte.

      „In Ordnung. Das hatte ich nicht gewußt. Ich hätte vielleicht so ähnlich gehandelt. Natürlich kannst du bei mir bleiben. Jetzt schlafe erst mal ein wenig. Ich gehe solange zur Rezeption, und werde uns im Kiosk Brötchen holen. Denn allmählich bekomme ich Hunger. Hier hast du eine Wolldecke und ein Kopfkissen. Dann schlaf gut.“

      Ute war schon eingeschlafen, als Nils vorsichtig den VW-Bus verlassen hatte. Der Weg zum Kiosk kam ihn so kurz vor. Das lag daran, daß seine Gedanken ihn so in Beschlag genommen hatten, und seine Beine automatisch voran schritten.

      Inzwischen war der Campingplatz zum vollen Leben erwacht. Einige Männer waren mit Geschirr und Handtücher bewaffnet unterwegs, um die Frühstücksbretter ab zu waschen. Die Kinder spielten Federball mit anderen Kindern oder ihren Eltern. Einige Kinder fuhren Fahrrad. Die ersten Feriengäste gingen mit Badetüchern und Proviant beladen zum Strand. Die Luft war klar, und Nils spürte die allmählich ansteigende Wärme. Es würde ein sehr schöner Tage werden.

      Dennoch war es für ihn schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Es waren noch keine drei Stunden her, als er friedlich und für sich allein am Ufer dieses schön gelegenen Sees saß, und angelte. Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, hatte sich seine Situation grundlegend geändert. Er wußte nicht mal, wie weit diese Änderungen gehen würden. Vielleicht hat dieser heutige Morgen Auswirkungen auf sein ganzes weiteres Leben? Vielleicht ist es gar der letzte Tag seines Lebens? Wer konnte das schon an so einem verrückten Morgen wissen. Er mußte mit allem rechnen. Bei dem Gedanken schnürte sich ihm unwillkürlich der Hals zu. Ein grausamer Gedanke.

      Er erwarb sechs Brötchen und Aufschnitt im Kiosk. Dann setzte er sich am Strand auf eine Parkbank, und seine Gedanken schweiften sofort ab. Die umher tobenden Kinder registrierte er wenig. Dabei kam er zu einem Resultat, als er über Ute nachgedacht hatte. Dies wollte er ihr später beim Frühstück mitteilen, doch sollte sie erst mal ausschlafen.

      Später

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