Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe - Peter Urban страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe - Peter Urban

Скачать книгу

auf dem Weg nach Quimperlé, Pont Aven und Rennes und er konnte davon ausgehen, dass bereits vor dem nächsten Neumond einer von Lancasters Spionen an Bord eines Schiffes nach England segelte. Er schmunzelte. Es würde noch ein paar Jahre dauern, bevor er seinen Söhnen oder dem jungen Arzhur in dieser Hinsicht Vertrauen schenken konnte. Für die drei Jungen war das ganze Leben noch Spiel und Abenteuer und sie verstanden kaum, wie wichtig es war, ihre Zungen im Zaum zu halten, wenn sie überleben wollten. Erst als er ganz sicher war, das sich die drei jugendlichen Tunichtgute auch wirklich außer Hörweite befanden, wandte er sich wieder Guy de Chaulliac zu.

      Seine Augen hatten einen seltsamen Glanz bekommen: „Sind die Franzosen ebenfalls bereit, die Rechtmäßigkeit des Anspruchs von Owain ap Gruffydd auf die Krone von Wales anzuerkennen“, fragte er skeptisch.

      Chaulliac verzog die dünnen Lippen zu einem zynischen Lächeln: „Mesire Louis d'Orléans hat nicht lange gezögert, bevor er Dein Angebot annahm. Die Kassen seines Bruders sind leer. Ich nehme an, dass Iolo Goch, Owain Glendowers Barde bereits morgen früh zur ersten Stunde aufbrechen wird, um seinem Herren in Sycharth Castle die gute Nachricht zu überbringen. Ihr steht jetzt nicht mehr alleine gegen den englischen Thronräuber und seine Schergen…“, er hielt inne. Dann deutete der Okzitanier kurz mit dem Kopf in Richtung auf die drei Knaben. Sie waren zwischenzeitlich zurück zum Fluss gerannt und hatten ihre völlig verdreckten Kniehosen abgestreift, um sich nackt, wie am Tage ihrer Geburt mit lautem Jauchzen und Gejohle in die kalten Wasser zu stürzen.

      „Der stämmige, breitschultrige Bursche mit den strohblonden Haaren. Das ist doch der jüngste Bruder von Yann de Montforzh, nicht wahr?“

      Ambrosius schmunzelte: „Arzhur! Ja! Es tut dem Jungen gut, die schwere Zeit zu vergessen, die sie alle hinter sich haben.“

      „Ich habe bei Hof zu Paris das Gerücht aufgeschnappt, dass Yann endgültig mit Olivier de Clisson gebrochen und dem Cadwalladr ebenfalls Truppen versprochen hat.“

      Das sonnengebräunte, scharf geschnittene Gesicht des Herzogs von Cornouailles verzog sich zu einem hinterlistigen Grinsen, das seinen Zügen nicht besonders schmeichelte. Er ähnelte mehr denn je einem hungrigen Raubvogel. Doch er fasste sich sofort wieder und wurde ernst und geschäftsmäßig: „Genug von diesem heiklen Thema, Guy“, flüsterte er mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung auf die Männer, die weiter hinter ihnen den Hang hinauf ächzten, „doch wenn Louis d’Orléans nicht der Grund ist. Du hast diesen weiten Weg aus der französischen Hauptstadt doch gewiss nicht nur deswegen auf Dich genommen, um mit einem alten Freund gemütlich bei einem Glas Rotwein zu plaudern. Was führt Dich wirklich nach Cornouailles?“

      Auch Chaulliac warf einen kurzen, prüfenden Blick über die Schulter. Die beiden Kriegsknechte mit ihrer schweren Last waren außer Hörweite und die neugierigen Kinder aalten sich immer noch, wie Fische im Fluss: „Wir müssen uns zu einem wesentlich heikleren Thema besprechen, als der Aufstand des Cadwalladr, Ambrosius. Und dann müssen wir gemeinsam eine Entscheidung treffen“, erklärte er anstelle einer Einleitung, „eine schwerwiegende Entscheidung, wie ich befürchte…“

      Der Herzog nickte nur, dann führte er Chaulliac über eine kleine, in den Stein gehauene Treppe zu einem abgeschiedenen Garten, der auf einem überhängenden Felsen, direkt über den Wassern der Laïta angelegt worden war. Der Ort schien menschenleer und wirkte seltsam unwirklich, fast verzaubert. In einem Meer aus blühenden Blumen, direkt neben einer kleinen Quelle, die aus dem Berg in ein moosbewachsenes, großes Natursteinbecken sprudelte setzten die beiden Männer sich auf eine mit vielen, bunten Kissen bequem ausgestattete Bank. Aus dem Nichts tauchte hinter ihnen plötzlich ein junger Mann auf. Er trug ein einfaches, altertümlich anmutendes, ärmelloses, schwarzes Gewand. Das lange, dunkle Haar fiel ihm in weichen Wellen offen über die breiten Schultern und wurde nur von einem hauchdünnen, silbernen Reif gebändigt. Die fein geschnittenen Linien seines bartlosen Gesichtes ähnelten entfernt denen des Herzogs von Cornouailles, dachte Chaulliac. Aber seine Augen waren anders: von dunkler, beinahe schwarzer Farbe und nicht lebendig und lebhaft, wie die seines Freundes sondern furchteinflößend, erbarmungslos und kalt, wie Eis. Er seufzte leise und schüttelte kaum merklich den Kopf.

      II

      Maeliennyd Glyn Dwyr freute sich über den frischen Blütenduft. Sie liebte es, alleine und ungestört durch den lichten Laubwald zu spazieren, der sich um die Festung von Carnöet in alle vier Himmelsrichtungen erstreckte. Insbesondere ein kleiner Weg hatte es ihr angetan; dieser folgte eine Weile dem Flusslauf in Richtung auf die Mündung der Laïta und auf den Atlantik zu und bog dann zu einem der Nebenarme der Laïta ab, der einen Waldsee speiste. Ein leiser Windhauch, der durch die Zweige strich, lies fein, wie Schnee weiße Blütenblättchen von wilden Apfelbäumen und Holundersträuchern auf sie herabregnen, während ihre nackten Füße auf einem leuchtend grünen Bett aus Moos voranschritten, das so weich war, wie der neue, bunte, orientalische Teppich in ihrem Gemach, den ihr Gemahl von seiner letzten Reise nach Al Andalus mitgebracht hatte.

      Langsam ging sie ihren Lieblingsweg entlang in Richtung auf den Waldsee. In dieser Jahreszeit waren die Ufer des Sees über und über mit violetten und zart rosa Anemonen übersät. Und man fand dort ebenfalls einen kleinen Flecken Erde, auf dem Erdbeerspinat wuchs, einer seltsamen kleinen Pflanze, die saftige, leicht säuerlich schmeckende Früchte trieb, die in ihrem Aussehen und in ihrer dunkelroten Farbe in der Tat an richtige Erdbeeren erinnerten. Die Herzogin von Cornouailles schmunzelte und strich sich mit der Hand etwas verschämt über den prallen Leib, der sich unter ihrem luftigen Gewand wölbte. Denn ungezügelten Appetit auf süße und saure Dinge verdankte sie ihm.

      Ganz so, als ob er sie dazu ermuntern wollte, endlich ihren Schritt zu beschleunigen, damit sie ans Ziel ihrer Wünsche gelangten, trat der Kleine kräftig zu. Aus Maeliennyds Schmunzeln wurde ein Lächeln: Er war noch nicht auf der Welt, aber er wusste bereits, wie man seinen Willen durchsetzt.

      Zuerst hatte sie eine Weile den Frauen Gesellschaft geleistet, die dabei waren, alles für das Fest vorzubereiten. Sie kochten, brieten, räucherten und backten schon seit Tagen eifrig, ganz so, als ob sie sicherstellen wollten, das in diesem Jahr die langen Holztische in der Nacht der Sonnwendfeuer von Bealltainn vor lauter Überfluss zusammenbrachen.

      Maeliennyd schämte sich immer noch ein bisschen, weil sie von allen guten Speisen genascht hatte, wie eine ungezogene Göre. Natürlich hatten die Frauen gelacht und Späße gemacht. Sie hatten auf Maeliennyds dicken Bauch gezeigt und prophezeit, dass es bei einem so heftigen Appetit der Mutter auch dieses Mal wieder ein kräftiger Junge werden würde. Die Herzogin schüttelte den Kopf. Als sie ihre Töchter getragen hatte, war sie genauso hungrig gewesen, wie jetzt und als sie mit ihren beiden Söhnen schwanger gewesen war, hatte es ihr den Appetit verschlagen. Niemand konnte vor der Geburt sagen, ob ein Junge oder ein Mädchen das Licht der Welt erblicken würde, ungeachtet dessen, was eine werdende Mutter in sich hineinstopfte oder nicht...

      Endlich sah sie das Wasser des kleinen Sees durch das Blätterwerk hindurch aufblitzen. Mit der Rechten fasste Maeliennyd den Saum ihres Gewandes, um schneller laufen zu können, denn nun hatte sie auch die kleinen, leuchtendroten Früchte ausgemacht, für die sie den weiten Weg auf sich genommen hatte. Sie war alleine. Niemand beobachtete sie. Ohne zu zögern, kniete Maeliennyd Glyn Dwyr sich hin, pickte gierig Hände voller Beeren und schob sie sich genüsslich in den Mund. Das kleine Wesen schien zufrieden. Munter kugelte es sich in ihrem Bauch.

      III

      Guy beglückwünschte sich kurz dazu, dass der Hauptmann von Concarneau für seine Begleitung nur zwei einfache Kriegsknechte ausgewählt hatte und keines dieser sonderbaren Geschöpfe, ähnlich jenen, die er damals auf dem Gipfel des Mézenec in seiner eigenen Heimat kennengelernt hatte. Sie wachten dort, von Generation zu Generation, von Vater zu Sohn, seit den Tagen der Keltenkönige des Velay über

Скачать книгу