Die Tochter, die vom Himmel fiel. Jürgen Heller
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Читать онлайн книгу Die Tochter, die vom Himmel fiel - Jürgen Heller страница 9
Bruno geht hinaus in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Der kleine Schwips von der Geburtstagsfeier ist wie weggeblasen.
"Wollt ihr auch was trinken?"
Karla schweigt, keine Antwort. Konny Kramer möchte auch ein Bier. Bruno kommt mit den geöffneten Flaschen wieder herein und will Gläser aus dem Schrank holen.
"Für mich nicht, ich trinke aus der Flasche."
Die Frau, die Brunos Tochter sein soll, trinkt nicht zum ersten Mal aus der Flasche, da hat er einen Blick für. Er selber bleibt beim Glas, eigentlich nur wegen Karla. Wenn er allein ist, nuckelt er meistens auch aus der Pulle.
"Kannst du mir erklären, weshalb du diese ganzen Unterlagen dabei hast? Sieht für mich danach aus, als ob du von vornherein vorhattest, mich zu besuchen. Sonst schleppt man doch sowas nicht immer mit sich rum."
"Nein, natürlich nicht. Aber das ist ein Zufall. Es ist so, dass ich in der Tat schon seit einigen Jahren vorhatte, dich aufzusuchen. Das begann kurz nachdem Mama mir den Brief geschickt hat. Ich bin ja kurz danach von Berlin weg und hatte so ganz allein noch nicht den richtigen Halt in meiner neuen Umgebung gefunden. Ich glaubte damals, dass eine Beziehung zu meinem leiblichen Vater mir vielleicht helfen würde. Ich habe alles in den Rucksack gepackt, habe mich ins Auto gesetzt und bin losgefahren. Deine Adresse hatte ich mithilfe des Internets schnell herausgefunden. Es gab nur ein Ingenieurbüro mit deinem Namen und dann noch in Tegel. Je mehr ich mich dem Ziel näherte, desto mulmiger wurde mir. Die Zweifel wuchsen mit jedem Kilometer. Ich malte mir schließlich aus, dass du nichts von mir würdest wissen wollen, und dass mein Zustand sich dadurch noch verschlimmern würde. Kurz vor Leipzig machte ich eine Kaffeepause und dabei fasste ich den Entschluss umzukehren. Es dauerte dann auch nicht mehr lange und ich fühlte mich in meiner neuen Umgebung immer wohler. Ich gewann Freunde und ich war endlich zu Hause und erwachsen. Ich brauchte weder Mama noch den unbekannten Vater. Ich habe damals diesen Umschlag mit den Papieren und den Fotos im Rucksack vergessen und war darüber sehr froh nach meinem Malheur auf dem Bahnhof. Ich habe ja den Rucksack durchwühlt, um zu sehen, was die Idioten mir eventuell noch alles geklaut haben. Dabei habe ich den Umschlag mit dem ganzen Kram wiederentdeckt. Erst dadurch bin ich auf die Idee gekommen, dich aufzusuchen. Ohne die Sachen hätte ich mich auch gar nicht hierher getraut."
"Und, was stellst du dir jetzt vor? Willst du hier bei mir wohnen? Brauchst du Geld?"
"Na, vielleicht wenigstens für eine Nacht. Ich muss dann morgen alles organisieren, Ausweis, Bankkarte, Kreditkarte. Da muss ich wahrscheinlich viel telefonieren und zur Polizei oder Ordnungsamt. Ich weiß nicht mehr, wie das in Berlin geht."
"Auf jeden Fall nicht sehr schnell. Bis du neue Papiere bekommst, kann es Wochen dauern. Hast du denn deine Bankkarten schon sperren lassen? Sonst räumen sie dir noch das Konto leer."
"Jaja, das war natürlich das Erste, da hat mich die Polizei drauf hingewiesen. Zum Glück haben die Diebe mir mein Handy gelassen, darauf habe ich diese Notrufnummern gespeichert. Ich wusste nur nicht, an wen ich mich sonst noch hätte wenden können. Meine Freunde zuhause können mir hier nicht helfen, zu meiner Mutter habe ich den Kontakt abgebrochen, außerdem ist die nicht mehr in Berlin und meine alte Schulfreundin ist gerade in den USA, ist ein bisschen blöd im Moment. Sonst wäre ich auch nicht gekommen, kannst du glauben. Auf der Parkbank zu übernachten, habe ich mich nun doch nicht getraut. Ich lebe jetzt auf dem Dorf und bin an die Großstadt nicht mehr gewöhnt."
"Nun gut, für ein, zwei Nächte kannst du ja im Gästezimmer bleiben. Morgen müssen wir dann sehen. Am besten wird es sein, zum Bezirksamt zu fahren. Ich kann dich hinbringen. Deine Geburtsurkunde hast du ja dabei und notfalls müsste ich bezeugen…"
"Du kannst doch nicht bezeugen, dass sie wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein."
Karla hat sich erhoben und trinkt einen Schluck aus Brunos Glas.
"Ich meine, bei allem Verständnis, aber die Geschichte kann stimmen oder auch nicht. Vielleicht solltest du einen Gentest machen. Der Brief kann doch gefälscht sein. Steht doch jeden Tag in der Zeitung, dass wildfremde Menschen plötzlich vor der Tür stehen und sich als Enkel, Urenkel und was sonst noch ausgeben."
"Deine Frau hat Recht, also ich weiß ja wer ich bin, aber an deiner Stelle wäre ich vorsichtig. Pass auf, ich mache dir einen Vorschlag. Das Angebot für die Übernachtung nehme ich dankend an. Es wäre auch sehr nett, wenn du mich zu diesem Bezirksamt hinfahren würdest. Ich kenne mich ja nicht aus. Den Rest mache ich ganz alleine. Ich habe auch noch ein paar Euroscheine im Rucksack, mache ich immer so, wenn ich auf Reisen bin. Nicht viel aber für die nächsten Tage wird es reichen. Und ich werde denen Dampf machen. Es gibt doch bestimmt vorläufige Ausweise, die man gleich mitnehmen kann. In Bayern gibt es sowas, die gelten drei Monate. Den endgültigen Ausweis muss ich ja ohnehin in meinem Heimatort beantragen."
"Okay, ich glaube das sollten wir so machen. Komm, ich zeige dir dein Bett. Für mich wird es nämlich höchste Zeit."
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