Grüße von Charon. Reinhold Vollbom

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Grüße von Charon - Reinhold Vollbom

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Ein wenig ungelenkig kletterte er an den Kabeln hinab. Kurz darauf berührten seine Füße das Dach der Kabine. Sekundenlang blieb er mit leicht zitternden Knien stehen. Schließlich öffnete er die Luke und ließ sich in das Innere der Kabine hinab. Mit einem leisen Ploppen landete er sicher in der Zelle.

      Über das Gesicht von Jochen Schröter glitt ein leichtes Lächeln. In einer Ecke der Kabine befand sich eine große Plastik-Tragetasche sah. Der graue Overall obendrauf, versperrte den Blick auf die vielen Geldscheine darunter. »Nie mehr arbeiten«, seufzte er erleichtert.

      Er hatte diesen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als sich plötzlich mit einem leisen Summen die blechverkleidete Aufzugstür von der Mitte her öffnete. Die Augen von Jochen Schröter schienen aus den Höhlen zu fallen. Vor der sich öffnenden Tür standen Kommissar Palmut und sein Assistent.

      Überraschend schnell fand der Hauselektriker die Worte wieder. »Mir kam in den Sinn, Herr Kommissar«, sprach er mit leicht belegter Stimme, »dass der Kerl das Geld hier irgendwo deponiert haben könnte, um es in einer ruhigen Minute abzuholen. Um mich nicht lächerlich zu machen, wollte ich erst mal sehen, ob meine Vermutung richtig ist. Natürlich hätte ich Ihnen das Geld gebracht.«

      »Dann hatten wir den gleichen Einfall, Herr Schröter«, entgegnete Kommissar Palmut. »Ich habe mir die Frage gestellt, warum der Täter die Angestellten im Büro einschloss. Von denen ging doch gar keine Gefahr aus. Und es gab nur einen Fluchtweg. Das Treppenhaus. Der Aufzug war ja defekt. Mit einem Mal kam mir eine Idee. Er schloss die Mitarbeiter im Büro ein, um nicht dabei erwischt zu werden, wie er sich den Overall auszog. Diesen versteckte er dann mit dem Geld in der Aufzugskabine. Sie werden sicherlich wissen, dass man mit einem einfachen Steckschlüssel, im oberen Teil des Rahmens von der Aufzugstür, diese öffnen und schließen kann.«

      »Ich verstehe, Herr Kommissar. Das Wachpersonal hält nach einem Täter in einem grauen Overall mit einer dicken Plastik-Tasche Ausschau. Während der Verbrecher seelenruhig durch die Einkaufspassage spaziert. Wahrscheinlich versteckt er sich auf einer der Toiletten, um sich nach Geschäftsschluss das Geld hier aus der Kabine zu holen. Es ist doch nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie den Täter haben, nicht wahr?!«

      Auf dem Gesicht von Kommissar Palmut breitete sich ein mitfühlendes Lächeln aus. »Wir haben den Täter bereits, Herr Schröter. Sie haben gegenüber dem Abteilungsleiter geäußert, dass Ihnen im Treppenhaus ein Techniker begegnete. Dieser soll schulterlange blonde Haare, einen grauen Overall und eine Tragetasche bei sich gehabt haben. Aber wie konnten Sie das Aussehen des Täters beschreiben? Denn dieser versteckte kurz zuvor den Overall, die blonde Perücke und die Tragetasche in der Aufzugskabine …?«

      Unerwarteter Besuch

      »Du unverbesserlicher Taugenichts«, schimpfte Melanie Fiebig vor sich hin. Die Worte waren an ihren Freund Marko gerichtet. Da dieser nicht anwesend war, konnte er die vielen Verwünschungen seiner Freundin nicht hören.

      Ein weiteres Mal fühlte sich Melanie von Marko im Stich gelassen. Es wurde Zeit die Freundschaft zu beenden, fand sie. Das konnte allerdings nicht problemlos geschehen. Denn ihr Freund und sie waren ein eingespieltes Team. Zumindest beim Abschöpfen verfügbaren Reichtums. So jedenfalls drückte sich Melanie aus, wenn in einer Villa ein prall gefüllter Tresor vorhanden war. Da, wo ihr Freund versagte, führte oft ihr Fingerspitzengefühl zum Erfolg. Als Team waren sie unschlagbar.

      Vorrangig hatten die beiden es auf Bargeld und Schmuck in den Geldschränken gut betuchter Bewohner abgesehen. Und im überwiegenden Teil der Villen waren irgendwo Safes eingebaut. Ausgerechnet heute, am Sonntag, wo sich ihnen die Möglichkeit bot, einen sicheren Coup zu landen, da ließ Marko sie erneut sitzen. Ärgerlich.

      Gestern Morgen, auf dem Markt, fasste sie den Entschluss in die exklusive Villa der Vogts einzusteigen. Marlene Vogt stand gern im Mittelpunkt des Geschehens. Auch auf dem Wochenmarkt. So war es für viele Vorbeieilende zu hören, dass ihr Wachhund überraschend gestorben sei, die neue Alarmanlage jedoch erst am Montag installiert werden konnte. »Herrje, und wenn nun übers Wochenende bei uns jemand einbricht?«, gab sie mit künstlicher Angst lautstark von sich. »Schließlich sind mein Gatte und ich von Sonntag bis Montagmorgen nicht zu Hause. Wissen Sie, wir sind auf einer für uns äußerst wichtigen Veranstaltung…«

      Melanie Fiebig hatte bei diesen Worten ihr Obst eingepackt und schritt nun schlendernd an den anderen Ständen vorbei. Sie hatte genug gehört. Jedenfalls so viel, um bei den Vogts abzuschöpfen. Ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen. Am nächsten Markttag würde Marlene Vogt bestimmt ein anderes Thema lautstark zum Besten geben. Der Einbruch, Sonntagnacht, in ihrer Villa …

      Melanies Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Sollte sie tatsächlich wegen des unzuverlässigen Marko auf diese günstige Gelegenheit verzichten? Nein! Ich muss es halt allein probieren, schoss es ihr durch den Kopf. Und wenn mir der Coup gelingt, werde ich zukünftig immer ohne ihn arbeiten. Ihr Entschluss stand außer Zweifel.

      ◊

      Melanie Fiebig warf einen flüchtigen Blick auf Ihre Armbanduhr. Es war kurz vor Mitternacht. Vor ihr lag, wie ausgestorben, die Straße, an deren Ende sich das Haus vom Ehepaar Vogt befand.

      Mit gleichmäßigen Schritten bewegte sie sich in Richtung der Villa. Ihre Turnschuhe verursachten nicht das geringste Geräusch. Die schwarze hautenge Hose und das gleichfarbige Sweatshirt, verliehen ihr etwas gespenstisch Schattenhaftes. Das schulterlange blonde Haar gab ihr, in dieser Aufmachung, noch mehr Ausstrahlung. Nur der schwarze Rucksack, in einer ihrer Hände, wollte nicht so recht zu der Erscheinung passen.

      Nachdem sie das Gartentor der Villa erreicht hatte, verlangsamte sich ihr Gang. Nur nicht durch ein Tor gehen, hatte ihr Freund ihr immer wieder erklärt. Solche Dinger quietschen meist. Und Nachbarn haben ihre Ohren und Augen überall, wusste er zu berichten. Diese Vorsichtsmaßnahme berücksichtigte sie. Wenige Meter weiter blieb sie für einen kurzen Augenblick stehen. Sie vergewisserte sich nach allen Seiten, dass sie niemand beobachtete. Sofort darauf kletterte Melanie Fiebig flugs über den nicht hohen Gartenzaun. Niemals durch den Vordereingang. Auch das war ein fester Grundsatz ihres Freundes. Also begab sie sich zum hinteren Teil des Grundstückes.

      Melanie spürte ihr Herz heftig Pochen, als sie den Saugnapf vorsichtig auf die Scheibe der Terrassentür drückte. Ein leises Sirren des Glasschneiders und gleich darauf öffnete sich die Tür. Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe tanzte über die verschiedenen Möbelstücke. Sie musste sich zuerst einen genauen Überblick verschaffen. Der grelle Lichtpunkt tastete hüpfend den Innenraum ab. Hierbei sprang er von Bild zu Bild. Plötzlich hielt sie überrascht inne. Eines der Gemälde war wie eine Tür seitlich befestigt und stand aufgeschlagen von der Wand ab. Hinter dem Bild bemerkte sie eine angelehnte Stahltür: Der Wand-Safe. Mit wenigen Schritten begab sie sich darauf zu. Der Tresor war leer. Sie fluchte halblaut vor sich hin. Scheinbar wollten die Vogts auf Nummer sicher gehen, überlegte sie. Wahrscheinlich brachten sie das Geld für ein paar Tage zur Bank. Die geöffnete Safe-Tür sollte mögliche Einbrecher von der Sinnlosigkeit ihres Vorhabens überzeugen.

      Der Lichtstrahl der Taschenlampe beleuchtete die Treppenstufen. Vielleicht ist im oberen Stockwerk Schmuck zu holen, hoffte sie. Im selben Augenblick, als sie die erste Stufe betrat, flammte mit einem Mal Licht auf.

      Am oberen Ende der Treppe stand eine männliche Person im Schlafanzug und hielt eine Pistole auf sie gerichtet. »Besuch? Zu so später Stunde?!« Hämisch grinsend sah er die mit offenem Mund dastehende Einbrecherin an. Mit der Waffe gestikulierend, forderte er sie auf hochzukommen. »Was Sie um diese Uhrzeit bei mir zu suchen haben, muss ich wohl nicht fragen, nicht wahr?!« Der Bursche, mit dem braunen lockigen Haar, musterte die unerwartete Besucherin.

      »Na los, rufen Sie die Polizei. Worauf warten

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