Grüße von Charon. Reinhold Vollbom
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Wären die Umstände anders gewesen, hätte sie dieses Wohlwollen sicherlich erwidert. »Starren Sie mich nicht so an. Ich habe Pech gehabt. Da steht das Telefon.«
»Nicht so eilig«, sprach er freundlich lächelnd. »Vielleicht können wir uns vorher noch ein wenig unterhalten, bis ich die Polizei rufe.«
»Und wozu soll das gut sein?«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich finde Sie nett. Da interessiere ich mich schon mal für die näheren Umstände. Zumal Sie gar nicht so einen kriminellen Eindruck machen.«
Sie antwortete nicht. Mit einer kurzen Handbewegung ordnete sie ihr langes blondes Haar. Melanie konnte es nicht leugnen, der andere machte einen angenehmen Eindruck auf sie.
»Ich schlage vor, wir unterhalten uns darüber wie Sie auf die schiefe Bahn gekommen sind …«
»Unterhalten Sie sich mit Ihrer Ehefrau über das Thema«, unterbrach sie ihn.
Für einen Moment schien der Braunlockige irritiert. Dann sprach er kaum hörbar, fast mitfühlend: »Meine Gattin ist heute Abend, genauer gesagt diese Nacht, nicht zu Hause.«
Melanie schien zu ahnen, worauf der andere hinaus wollte. Sollte sie sich bei ihm freikaufen? Oder was waren seine wahren Absichten?
»Vermutlich stört Sie die Pistole.« Er sah entschuldigend auf das schwarze Stück Metall in seiner Hand. Dann richtete er den Blick wieder auf sie. »Nun hören Sie doch auf, mich so anzustarren. Ich schlage vor, Sie gehen in die Küche. Die ist links von Ihnen. Dort nehmen Sie die angebrochene Flasche Champagner aus dem Kühlschrank. Dann bereden wir alles in Ruhe. Wer weiß, vielleicht gibt es eine Lösung die Polizei nicht zu rufen.« Seine Augen tasteten ihren Körper begierig ab. »Ich habe nicht nur zwei Gläser hier, sondern auch das Vertrauen in Sie, dass Sie nicht abhauen. Na los, holen Sie den Schampus.«
Melanie war sichtlich überrascht, über die unerwartete Wendung ihres Einbruchs. Sie drehte sich um und bewegte sich in Richtung Küche. Abhauen? Nein, wozu denn, überlegte sie?! Auch das hatte sie von Marko gelernt. Aus jedem Umstand das Beste machen. Und das hatte sie in diesem Augenblick vor. Sachen gibt es, schmunzelte sie gedankenversunken vor sich hin, als sie die Flasche aus dem Kühlschrank nahm.
Mehrere Minuten später saßen beide auf der Kante des Bettes und prosteten sich zu. Wie ein vertrautes Liebespaar sahen sie sich hierbei in die Augen.
»Ich heiße Melanie. Und Sie sind Klemens, nicht wahr?«
Für einen Moment schien der andere verblüfft. »Natürlich«, lachte er plötzlich, »ich vergaß, dass das mit zu Ihrem Arbeitsgebiet gehört.«
»Ich … ich habe Ihre Ehefrau gestern … auf dem Markt …« Mühsam stotterte sie mehrere Wortfetzen zusammen.
»Ich beabsichtige, mich von meiner Gattin zu trennen«, flüsterte er. »In Alcudia, im Norden von Mallorca, werde ich ein Haus kaufen. Allein dort zu wohnen, wird mir sicherlich keinen Spaß machen …« Er unterbrach sich selber.
Schweigend sahen sich beide minutenlang an. Hierbei näherten sich ihre Gesichter unmerklich. Äußerst langsam hob er seinen Arm, um ihn Melanie auf die Schulter zu legen. Diese ließ es geschehen. Jetzt zog er ihren Körper zu sich heran. Ihre Lippen waren nur noch eine Handbreit voneinander entfernt. Sie schloss die Augen …
Urplötzlich läutete es stürmisch an der Haustür. Sie brauchten eine gewisse Zeit, um in die Wirklichkeit zurückzukehren.
Ärgerlich zog der Braunlockige sein Hemd an und stieg umständlich in die Hose. Nachdem es nochmals läutete, schrie er Richtung Haustür: »Ja doch, verflixt noch mal!«
»Deine Gattin?«, wollte sie wissen.
»Die hat doch einen Schlüssel«, wehrte er kurz ab.
Dann lauschte Melanie in die Stille hinein. Gleich, nachdem die Tür geöffnet wurde, waren mehrere männliche Stimmen zu hören. Sie wartete ab. Minutenlang ging das so weiter. Schließlich vernahm sie Schritte, die die Treppe hinaufkamen.
Eine breitschultrige männliche Person stand mit einem Mal im Zimmer und sah sie freundlich lächelnd an. »Wir müssen Ihr Schäferstündchen unterbrechen. Wahrscheinlich für eine längere Zeit«, fügte er an. »Entschuldigung, Kommissar Palmut, vom Raubdezernat.« Er nickte kurz, während er sich vorstellte. »Endlich ist es uns gelungen der Serie von Einbrüchen, in der letzten Zeit, ein Ende zu bereiten.« Auf Kommissar Palmuts Gesicht war ein sieghaftes Lächeln zu erkennen.
Melanie Fiebig machte ihrem Ärger Luft. »Wie zum Teufel hat er Sie informiert?« Bei diesen Worten glänzten ihre Augen wütend.
»Nun, er hat uns nicht Bescheid gegeben. Das war Ihr Nachbar, der uns anrief.«
»Der hat mich also ins Haus kommen sehen?«
Der Beamte zögerte kurz, bevor er antwortete. »Genau genommen hat er Sie nur gehen sehen. Aber da Licht brannte, wusste er, dass Sie wieder zu Hause sind.«
Melanie Fiebig stand nun direkt vor dem Kommissar. »Also gut, ich gebe alles zu. Aber dafür müssen Sie sich ein wenig verständlicher ausdrücken …« Plötzlich hielt sie abrupt inne und starrte zur Tür. Der Braunlockige stand vor ihr. Zwischen zwei Polizeibeamten. Eines seiner Handgelenke war mit dem eines der Beamten verbunden: Mit Handschellen.
Kommissar Palmut ergriff wieder das Wort. »Sie wollten heute Morgen mit Ihrem Ehemann für einen Tag verreisen, nicht wahr?! Doch dann stritten Sie sich. Ihr Gatte fuhr allein. Wahrscheinlich war der Streit von Ihnen bewusst provoziert. Denn Ihr Ehemann nahm an, dass Sie zu Hause bleiben wollten, um Ihren Liebhaber zu besuchen. Ja, er weiß davon.« Der Kommissar nickte bedächtig.
»Woher wissen Sie das alles?« Allmählich verstand sie, dass sie für Marlene Vogt gehalten wurde.
»Ihr Gatte rief bei seinem Nachbarn an, nachdem er im Hotel angekommen war. Er wollte nur ein bisschen mit ihm plaudern. Da ihr Nachbar aber der beste Freund Ihres Ehemannes ist, hat er ihm alles berichtet …«
»Was berichtet?«, unterbrach sie ihn.
»Das Sie nicht, wie erwartet, Ihren Liebhaber aufgesucht haben, sondern diesen nach sich zu Hause bestellten. Ihr Nachbar sah Sie das Grundstück verlassen, gleich nachdem Ihr Gatte abgefahren war. Allerdings müssen Sie irgendwann unauffällig zurückgekommen sein. Denn am frühen Abend bemerkte er wie ein Bursche, scheinbar mit einem Nachschlüssel, Ihr Haus betrat. Das konnte nur Ihr Liebhaber sein. Darüber war Ihr Ehemann so erzürnt, dass er auf Rache sann. Er wollte anonym die Polizei informieren, dass ein Einbrecher im Haus sei. Allerdings wollte er erst spät abends anrufen, damit die Beamten Sie in flagranti ertappten.«
Melanie Fiebig atmete kräftig durch und wartete ab, was der Kommissar noch zu berichten hatte.
»Na, jedenfalls war Ihrem Nachbarn nicht wohl bei der Sache. Deshalb rief er bei uns auf dem Revier an. Er informierte unsere Beamten darüber, dass sie wahrscheinlich am Abend einen anonymen Anruf bekommen würden. Den sollten diese jedoch ignorieren. Doch da war es schon zu spät. Unser Einsatzteam befand sich bereits auf dem Weg zu Ihrem Haus, als wir über Funk informiert wurden. Wir waren verärgert und beabsichtigten die Sache mit Ihnen zu klären. Doch welche Freude, als uns die Tür geöffnet wurde. Randolf