Tales of Tigalla. Martin Vater
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Zwar waren diese ebenfalls weiß, trotzdem zischte ab und zu auch ein purpurner Strom aus ihnen heraus, welcher offenbar aus dem Kopf geleitet wurde...
Das Gesicht war im Vergleich zu dem Rest eher dunkel, ja beinahe schwarz gehalten und wies unheimlich geradlinige Züge auf, so als sei diese Figur vor uns nur gezeichnet...
Auch konnte man ein dünnes, feines Ziegenbärtchen erkennen, welches vom Kinn abging und sich ebenfalls den Bewegungen des kräftigen Windes anpasste...
Das Wesen wirkte alt, sehr alt und doch ging von ihm eine eigenartig jugendliche Aura aus, etwa wie ein Kind, gefangen in dem Körper eines Greises...
Es trug einen Stock oder Stab, auf dem es sich scheinbar abstützte, jedoch ohne dabei den Eindruck zu vermitteln, dies wäre unbedingt erforderlich...
Dieser seltsame Gegenstand war mit feinen Runen, oder Zeichen versehen und aus einem mir unbekannten Material gefertigt...
Ohne jeden Zweifel, war selbiger auch für das blaue Licht und die klopfenden Geräusche zuvor verantwortlich gewesen, denn noch immer strömte ein eigenartiger, blauer Schimmer daraus...
Das Männlein trug ein weißes Gewand, welches schimmerte wie aus feinster Seide gefertigt...
Der restliche Unterkörper glich sich den Proportionen ansonsten recht gut an, was aber eindeutig extrem auffiel und kaum übersehen werden konnte, waren zwei sehr beachtliche Flügel, welche das Wesen weit von sich gestreckt hatte...
Diese Flügel verursachten offenbar diesen unheimlichen Wind um uns herum und sie verliefen nach außen hin spitz zu...
Allerdings konnte hier wohl kaum die Rede von gewöhnlichen Flügeln sein, denn Federn oder etwas in der Art gab es nicht...
Sie schienen viel mehr aus einem einzigen Stück zu bestehen und wirkten ebenfalls wie gemalt...
Fast so, als seien sie nur eine Illusion oder eine optische Täuschung...
Was mich allerdings zugegebenermaßen noch ein wenig mehr verstörte als diese beachtlichen Schwingen, war die Tatsache dass dieses Wesen vor uns trotz seiner offensichtlich maskulinen Ader ebenfalls eine zweite, feminine Ausstrahlung umgab...
Und so war ich für einen kurzen und besonders schamhaften Moment wie gelähmt, als ich feststellte, dass sich unter dem weißen Gewand, zwei relativ normal geformte Brüste abzeichneten, welche ohne jeden Zweifel als Busen zu deuten waren...
Doch noch bevor ich meiner Verwunderung über das groteske Schauspiel Ausdruck verleihen konnte, sanken die vier Napylonier noch weiter vor dem Geschöpf auf den Boden, als sie es ohnehin schon taten, sodass ihre Nasenspitzen nun die staubige Erde berührten...
Offenbar wagten sie es nicht, der Gestalt direkt in die Augen zu sehen und drückten durch die Geste ihren unbedingten Respekt aus...
Sehr schnell war ich mir sicher, dass hier keineswegs Furcht die treibende Kraft für das merkwürdige Verhalten unserer vier überdimensionalen Freunde war...
Was mich wiederum dazu veranlasste, Überlegungen darüber anzustellen, welches Verhalten denn nun eigentlich von uns angebracht wäre...
Doch auch diese zwanghafte Situation löste sich schon bald in Wohlgefallen auf, als der Älteste der Napylonier, ich glaube sein Name war Ribaddi oder so ähnlich, begann, mit dem seltsamen Wesen zu kommunizieren, indem er „Hattikupar!“ rief und die Anderen drei darauf erwiderten:
„Asieh Ettuh!“
Heimlich schielte ich nun auf die Schrift, um zu erfahren, was das wohl bedeuten mochte...
Schnell fand ich heraus, dass diese eigenartige Begrüßungszeremonie wohl sinngemäß soviel bedeuten sollte, wie: „Unsere Körper und unsere Seelen für dich!“
Entsetzt blickte ich wieder auf das Wesen, bereits in der Erwartung gleich Zeuge einer rituellen Opferung oder dergleichen zu werden, als dieses schließlich den Mund öffnete und mit einer Stimme auf die freundliche Geste reagierte, welche einem die Ehrfurcht bis in die letzten Spitzen der Knochen trieb...
Mit vielen verschiedenen Stimmen, sowohl Männlichen, als auch Weiblichen, in einer Stimme gebündelt, sprach es mit hallendem Klang:
„A Sopajah immen men rah!“
Übersetzung: „Und meine Hände über euch!“
Für einen Moment lang stockte mir der Atem und meinen Männern ging es spürbar ähnlich...
Niemand wagte auch nur ein Wort zu sprechen...
Zu beeindruckend war die Szene, zu magisch die Atmosphäre...
Wir alle fühlten, dass dieses Wesen da vor uns, obwohl so unscheinbar, mit Abstand das Mächtigste gewesen sein musste, was wir jemals sahen...
Ich wusste nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund dachte ich mir, so würde es sich vermutlich anfühlen, wenn man vor seinen Schöpfer treten könnte...
Und als dieses himmlische Geschöpf mich dann auch noch mit seinen durchdringenden Augen ansah, war es um mich geschehen...
Tränen füllten plötzlich meine Augen, meine Knie wurden weich, meine Hände begannen zu schwitzen, beinahe jede Kontrolle über meine Körperfunktionen entglitt mir...
Es war als könne dieses Wesen durch mich hindurch sehen, tief in uns hinein...
Noch nie zuvor wirkte ein Augenblick in meinem Leben derart emotional auf mein Empfinden...
Um genau zu sein konnte ich mich an überhaupt keinen Moment in der Vergangenheit entsinnen, an dem ich einmal geweint hatte...
Obwohl mir schon soviel Leid begegnet war und doch tat ich es jetzt und das auch noch, ohne einen ersichtlichen Grund...
Es sprudelte einfach aus mir heraus, wie eine Last, die von meinen Schultern genommen wurde...
Diese göttliche Präsenz reinigte meine Seele und wusch alles Unglück und Elend, allen Kummer und allen Schmerz einfach heraus, mit einem einzigen Blick, der endlos zu sein schien...
Zwar verstand ich dabei weder das Prinzip, noch den Grund welcher dahinter stecken mochte, trotzdem war das befreiende Gefühl dieser eindeutig wohlwollenden Geste überwältigend...
Dann schließlich hörte ich es...
Tausend sanfte Stimmen, begannen in meinem Kopf zu sprechen...
Zuerst flüsterten sie nur, doch dann wurden sie lauter und deutlicher und plötzlich erkannte ich, dass die Gestalt vor uns offenbar durch bloße Telepathie mit mir kommunizierte...
Ohne jeden Zweifel war ER es der mit mir sprach, mit meinem Geist verwuchs...
Und ER war kein Geringerer als...
Der Herr und Meister allen Lebens...
Und das waren die Worte, die meine Seele förmlich zu reanimieren schienen:
„Fürchte