Der Herr des Krieges Teil 2. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Teil 2 - Peter Urban Warlord

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und Ehre schreit und mit dem Säbel rasselt, bin ich damit beschäftigt, die Folgen eurer Dummheiten zu beheben. Da hat man dann keine Zeit zu lamentieren und zu heulen. Und wenn du nicht auf Macs Liste stehst, beruhige ich mich wieder ganz schnell, weil ich ja immer noch mit den Überresten eurer Heldentaten zu tun habe! Während ihr euch schlagt, haben wir kein Recht darauf, Angst zu haben und die Nerven zu verlieren ...” Sarahs Augen blitzten spöttisch. Der Ire legte den Arm um ihre Schulter und zog sie eng an sich. Wie sehr er sie liebte; sie war so klug, so unabhängig und selbstständig. Sie brauchte niemanden, der ihr eine Stütze war und der sie durchs Leben führte und ihr schwerwiegende Entscheidungen abnahm. Sarah war ein Geschenk für einen Mann, keine Last: „Wenn du mir damals keinen Korb gegeben hättest und an Kittys Stelle wärst ...”

      „... dann würde ich nicht mit rotgeweinten Augen in Irland auf dich warten, mein Freund! Da kannst du ganz sicher sein!”

      Die Tage im Winterlager von Freneida vergingen ruhig. Alle waren damit beschäftigt, sich von einem anstrengenden Sommer zu erholen. Arthurs eigenes Regiment war gemeinsam mit ihm in dem kleinen Marktflecken selbst einquartiert. Alexander Wallace und seine Connaught Rangers befanden sich, nur ein paar Meilen weiter in ihrem traditionellen Quartier Fuentes de Onoro, Tom Picton saß keine Stunde entfernt in Aldea da Ponte und Black Bob Craufurd hatte sich in der malerischen Ruine von Fort Concepçion eingenistet. Wenn die Männer in den grünen Jacken nicht gerade damit beschäftigt waren, die Spuren der Schlacht von Fuentes de Onoro zu beseitigen, trieben sie sich bei ihren Kameraden vom 33. Regiment in Freneida herum. Rote und grüne Röcke vermischten sich auf dem Marktplatz bunt mit den Bauern der Umgebung. An den Lagerfeuern, die am Abend vor den Zelten der 33. Infanterie brannten erklangen fröhlich gälische Stimmen, die Iren und Schotten sangen gemeinsam, tranken, amüsierten sich. In Freneida war reges Leben eingekehrt. Durch diese unerwartete Bevölkerungsexplosion wurden Händler aus allen Teilen Portugals und aus Leon angezogen und der kleine Markt war zwischenzeitlich bestens mit Obst, Gemüse, Geflügel und anderen Dingen, die das Leben angenehm machten, versorgt. Die gesamte Beira, auf beiden Seiten der Grenze, profitierte von der Anwesenheit der anglo-alliierten Armee. Im Gegensatz zu den Franzosen verschreckten die Soldaten Lord Wellingtons niemanden: Sie bezahlten, was sie nahmen in harten Dollares und vermieden jede Art von Zusammenstößen mit ihren Gastgebern, die über eine einfache Wirtshausschlägerei hinausgingen. Die Militärpolizei wachte streng über die Einhaltung von Sir Arthurs Spielregeln. Man war im Land eines Verbündeten. Plündernde, Angst verbreitende Söldnerscharen störten den strengen Oberkommandierenden. Wer nicht gehorchen wollte, wurde schnell durch die neunschwänzige Katze daran erinnert, daß sich hinter seinem ruhigen, beherrschten Äußeren ein hitziger, irischer Charakter und eine Hand aus Eisen verbargen. Doch in diesem Winter in der Beira mußte der Provost-Marschall nur selten zu den gefürchteten Instrumenten britischer Disziplin greifen.

      Wellington selbst hatte für einen kurzen Winter den Krieg gegen Napoleon Bonaparte vollkommen aus seinem Gedächtnis gestrichen. Er lebte, wie jeder irischer Landadelige zwischen dem County Cork und Connemara: In den frühen Morgenstunden des Tages entledigte er sich rasch seiner leidigen Pflichten. Dann ritt er mit seinen Offizieren auf die Jagd in die Berge. Irgend jemand hatte eine kleine Meute aufgetrieben. Während die Männer unbefangen hinter den Hunden und einem Fuchs oder einer Wildkatze hergaloppierten, um zufrieden und vergnügt am späten Nachmittag nach Freneida heimzukehren, sorgten Sergeant Dunn und Miss Mary, gemeinsam mit den Waschfrauen des 33. Regiments dafür, daß die Tafel für das Abendessen im Hauptquartier reichlich gedeckt war. Sir Arthurs Tür stand in diesen Monaten jedem offen, den es in das kleine Dorf in der Beira verschlug: Die Aristokratie aus der Umgebung, Guerilleros, wandernde Mönche oder portugiesische, spanische und britische Offiziere, die bei Einbruch der Nacht anklopften, wurden an den Tisch gebeten. Oft kamen Picton und Craufurd vorbei, um dem Chef Gesellschaft zu leisten. Sir William de Lancey, Wellingtons Quartiermeister-General schüttelte beim Anblick der ständig überfüllten Tafel regelmäßig den Kopf. Er war davon überzeugt, daß der alliierte Oberkommandierende sich irgendwann finanziell ruinieren mußte, wenn er weiterhin ganz Portugal und Leon und die Hälfte seiner Armee durchfütterte. Gäste ließ man nur mit einer großzügige Menge des besten Rotweins in den Satteltaschen ziehen, wandernde Mönche oft auch noch mit einem prall gefüllten Beutel Dollares für die Notleidenden und Opfer des Krieges im Gepäck. Der Oberkommandierende führte ein unbekümmertes Leben. Doch nicht nur in seinem Haus ging es ausgelassen und kurzweilig zu. Auch die Männer seiner 33. Infanterie lebten unvergleichlich gut. Die Kochkessel der Soldaten über den großen Feuern quollen genauso über wie die Schüsseln im Hauptquartier. Brandy und spanischer Landwein waren reichlich vorhanden. Wenn John Dunn auszog, um für das Hauptquartier einzukaufen, begleitetet ihn immer der alte Quartiermeister der 33. mit einem großen ledernen Geldbeutel, der prall mit Dollares gefüllt war, denn Sir Arthur beschränkte sich nicht darauf, dem Mann die Schillinge des Königs für die Verpflegung auszuhändigen. Aus seiner eigenen Kasse flossen schwere silberne Sterling für seine eigenen Leoparden. Wenn der Ire nicht kämpfte, sah er keinen Grund, sie schlechter leben zu lassen, als er es sich selbst gestattete. Geld war für ihn noch nie ein Selbstzweck gewesen, immer nur ein Mittel, um sich Unabhängigkeit zu sichern. Die Preisgelder waren ein ganzes Jahr lang geflossen. Sollten nur alle davon profitieren! Der nächste Feldzug und die nächsten Entbehrungen kamen bestimmt. Zu lange schon kannte man sich, zu lange schon kämpfte man Seite an Seite, um nicht gemeinsam ein bißchen Frieden in diesem großen Wahnsinn Krieg zu genießen. Schnell sprach es sich bei den umliegenden Regimentern herum, daß es in Freneida immer volle Fleischtöpfe und gut gefüllte Weinfässer gab. Als Sir Arthur sich eines Abends, gemeinsam mit Tom Picton, Freddy Ponsonby und Bob Craufurd, mit denen er den Tag auf der Jagd verbracht hatte, den Weg durch den überfüllten Marktplatz zu seiner Unterkunft zu bahnen versuchte – die Spanier und Portugiesen an der Grenze schickten sich an, das Fest irgendeines Heiligen zu feiern –, schlich sich gerade eine einfach gekleidete, schlanke Gestalt mit vollem Bart und wachsamen grünen Augen durch die Obstgärten, entlang einer kleinen, halbzerfallenen Steinmauer auf den Hintereingang des Hauptquartiers zu. Der Mann bewegte sich lautlos, ein scharfes Messer zwischen die Zähne geklemmt. Beim leisesten Geräusch fiel er zu Boden und preßte sich ins hohe Gras. Im Inneren waren John Dunn und Miss Mary eifrig damit beschäftigt, den Tisch zu decken. Paddy, ihr Sohn und seine Freundin Manuela spielten auf einem Schaffell vor dem Feuer mit kleinen Holzfiguren, die Leutnant Seward ihnen geschnitzt hatte. Der Offizier saß in einem Schaukelstuhl, ein Glas Portwein in der Hand, und unterhielt seine Frau und seinen alten Kameraden mit einer Anekdote aus dem heimatlichen Schottland. Die Ruhe in dem kleinen Raum würde sich schon bald in regen Aufruhr verwandeln. Sobald Wellington auftauchte, mit seinen Gästen für den Abend, würde auch Robertson auftauchen, mit den Neuankömmlingen des Tages, die den Bewohnern des abgeschiedenen Freneida aus der großen weiten Welt berichten mußten. Der Bürgermeister und der Dorfpriester waren Dauergäste, Lady Lennox und die Ärzte auch und Don Julian Sanchez hatte sich angekündigt. „Glaubst du, wir können 30 hungrige Mäuler stopfen, Johnny?” Mary Seward sah zufrieden den gedeckten Tisch an.

      „Zumindest reichen Wein und Brandy für ein ganzes Regiment, meine Liebe! Wenn das Essen ausgeht, müssen die Mädchen nur immer kräftig die Gläser füllen, dann merkt es niemand. Nosey ist im Winterlager ein größeres logistisches Problem als unsere ganze Armee auf einem Feldzug ... In Indien war er ja schon schlimm, aber hier ist er unberechenbar geworden ...!” Dunn zählte die Stühle. Er hatte das Gefühl, daß es besser war, gleich bei den Nachbarn anzuklopfen und sich noch ein Dutzend auszuleihen. Während der alte Sergeant das Haus verließ, schlich die bärtige Gestalt geduckt bis zum Küchenfenster. Als sie niemanden in dem hell erleuchteten Raum ausmachen konnte, schwang sie sich geschickt aufs Fenstersims. Zwei starke Arme suchten Halt in den Natursteinen. Lautlos gelang es dem Mann, bis in den zweiten Stock zu klettern. Er schob sein Messer in die Spalte zwischen den beiden Fensterflügeln direkt über der Küche. Leicht ließen sie sich öffnen. Der Bärtige stützte sich auf dem Sims auf und zog energisch seine Beine nach. Nur wenige Sekunden später war er im Inneren des Hauses verschwunden, das Fenster war wieder verschlossen. Die Augen des Eindringlings sahen ausgezeichnet im Dunkeln. Er hatte schnell festgestellt, daß er im richtigen Raum des Hauptquartiers gelandet war. Die drei Tage stummen Beobachtens aus den Obstgärten von Freneida hatten sich gelohnt. Er war im Schlafzimmer

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