Der Herr des Krieges Teil 2. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Teil 2 - Peter Urban Warlord

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gesellen. Ich habe ziemlichen Personalmangel im Hauptquartier!”, scherzte der Ire zu seinem ehemaligen Sergeanten hinüber.

      „Nein, nein, Chef! Jetzt haben Sie mir goldene Schulterklappen verpaßt, da will ich doch nicht gleich auch noch das Posthörnchen auf den Hut nähen! Das Hauptquartier ist ein viel zu glattes Parkett für mich. Mir gefällt’s gut bei unserem alten Regiment. Wenn ich für Sie den Laufburschen spiele, dann reden meine alten Kumpel gar nicht mehr mit mir, weil sie denken, ich bin zum Salonlöwen geworden!”, alberte Seward zurück. Keiner hörte den beiden Männern zu und sie konnten sich die lockeren Umgangsformen erlauben.

      „Ich werde meinen drei jungen Herren von Ihnen ausrichten, daß sie Laufburschen und Salonlöwen sind, Rob. Das wird sie sicher freuen! Wenn Sie morgen früh keinen Dienst haben, können Sie sich dann gleich drei Mal duellieren!”

      „Alberner Offizierssport!”, zischte der Schotte Lord Wellington zu, „Das ist nichts für einen vernünftigen Soldaten ...”

      „Danke, mein Freund! Es ist wirklich nett, daß Sie mir nach 17 Jahren Bekanntschaft so ehrlich sagen, was Sie von mir halten!” Wellington beobachtete Marmonts Mittagessen durch sein Fernrohr und bemühte sich, ernst zu bleiben. Am Anfang in Indien hatte er sich mindestens ein Mal pro Woche wegen einem Ja oder einem Nein mit irgend jemandem herumgeschlagen. Da man sich nicht umbringen wollte, meist mit dem Degen, bis zum ersten Blut. Die Ränge nannten es spöttisch ‚Fechtübungen’. Die Adler auf der anderen Seite ließen es sich zwischenzeitlich schmecken. Eine Flasche Wein nach der anderen wurde entkorkt. Arthur hielt Seward das Fernrohr hin, damit er das Spektakel nicht verpaßte: Weiße Tischdecke, Bedienstete, silbernes Geschirr und Kristallgläser. Sein eigener Magen knurrte erbärmlich.

      „Ich glaube nicht, daß die uns heute noch angreifen! Wenn Marmont und seine Kumpane sich weiter so an den Rotweinflaschen festhalten, sind sie betrunken, bevor sie sich zu irgendeiner Aktion entschließen ...” Der frischgebackene Leutnant hatte eine feine Beobachtungsgabe. Auch Wellington hatte die Flaschen mitgezählt. Sie waren zu siebt um den Tisch versammelt und man hatte schon 15 leere Flaschen abgetragen. Er bezweifelte, daß ein Adler mit zwei Litern kräftigem Rotwein im Bauch noch entschlußfreudig und angriffslustig war. Er selbst wäre nur noch träge und auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen für einen Mittagsschlaf. Die Taschenuhr sprang wieder auf. Es war inzwischen vier Uhr. Eine halbe Stunde später standen die Franzosen vom Tisch auf und bewegten sich schwerfällig und leicht schwankend zu ihren Pferden. Bedienstete räumten Tisch und Geschirr aus der Frontlinie.

      „Heißt das, die blasen jetzt zum Angriff, Chef?” Seward grinste übers ganze Gesicht. Es wollte ihm einfach nicht einleuchten, wie vernünftige Männer, mitten im Krieg und auf einem potentiellen Schlachtfeld in aller Ruhe zu Mittag essen konnten und sich anschließend bis zum Umfallen betranken. Die Marschallsbande nahm ihre Arbeit nicht ernst. Wellington schüttelte den Kopf: „Nein! Die Herren ziehen ab! Wollen wir um eine Flasche wetten, Rob?”

      „Die haben Sie gewonnen, Mylord! Mary hat mir vor kurzem etwas erklärt. Wissen Sie, Miss Seward ist eine kluge Frau! Sie war auf einer Klosterschule und kann sogar lesen und schreiben! Kommt selten vor, daß man den Ladys im Hochland solch unnützes Zeug beibringt ... Also, sie hat mir erklärt, was ein Syllogismus ist!” Der Schotte sah seinen Oberkommandierenden belustigt an. Er war zwar nur der Sohn eines Bauern aus Grennock, aber er hatte fast 20 Jahre in der Armee sinnvoll genutzt und sich jedes Quentchen Bildung angeeignet, das man ihm angeboten hatte. Manchmal amüsierte es ihn, den Tölpel zu geben. Wellington wußte, daß Sergeanten, die fünf goldene Streifen auf den Ärmeln trugen, oft klüger waren, als ihre Offiziere: „Dann erklären Sie mir mal, was das ist, Rob?”

      „Die kleine Szene auf der anderen Seite! Ich kann mir denken, was der Chef der Adler seinen Kollegen erzählt hat: ‚Wellington kämpft nur, wenn er seine gesamte Armee unter der Hand hat. Er kämpft nur, wenn er eine exzellente Position hat! Er bietet uns heute vor Fuenteguinaldo die Schlacht an! Also fühlt er sich vor jedem Angriff durch uns sicher!’ Das ist ein Syllogismus, Chef!” Der Schotte blickte seinen Oberkommandierenden amüsiert an. Mit einem seltenen und komplizierten lateinischen Wort und drei kurzen Sätzen war es ihm in der Tat gelungen, die Überlegungen des Herzogs von Ragusa auf den Punkt zu bringen. Arthur verschluckte sich vor Lachen: „Sie werden es irgendwann einmal bis zum General bringen, Rob! Beten wir jetzt nur, daß Sie recht haben, mein Freund! Ich habe die Adler ja schon mit allem Möglichen geschlagen, aber mit einem Syllogismus ...”

      Kurz nach fünf – die Alliierten standen wie festgewachsen auf ihren Positionen, denn Arthur war sich nicht sicher, ob die moralische Waffe Rob Sewards wirklich so wirkungsvoll war, wie sein Leutnant behauptete und wollte lieber mit klassischen Mitteln sicherstellen, daß Marmont nicht über ihn herfiel wie das jüngste Gericht – tauchte eine durchgeschwitzte grüne Uniform auf einem klatschnassen Pferd neben ihm auf. Bob Craufurd und die Leichte Division hatten endlich ihren Weg zur rechten Flanke gefunden.

      „Guten Abend, Bob! Ich freue mich, Sie sicher an meiner Seite zu wissen!”, bemerkte der Oberkommandierende mit zynischem Unterton.

      Die Antwort des Kommandeurs der Leichten Division war eine Unschuldige: „Oh, Sir Arthur! Seien Sie sicher, ich war nie in Gefahr!” Er strahlte zufrieden übers ganze Gesicht.

      „Ich aber! Durch Ihr Fernbleiben!”, zischte man ihm hinterhältig durch die Zähne zu. Black Bob zog beleidigt an den Zügeln seines Pferdes und wendete: „Der Alte hat heute aber eine miese Laune”, murmelte er beim Wegreiten vor sich hin. Wellington schüttelte verzweifelt den Kopf und wendete den Blick hilfesuchend gen Himmel. Elf Stunden hatte er den Franzosen eine nicht existierende, rechte Flanke vorgespielt und sich dabei mindestens ein Magengeschwür und zwei Herzanfälle eingefangen und dann wirft die rechte Flanke ihm auch noch vor, er habe miese Laune. „Den Kopf sollte ich dir abreißen, mein Freund, und ihn dann in einem Krautfaß eingelegt nach Inverness zu deinem Clan schicken ...” Um sein angeschlagenes Nervenkostüm zu beruhigen, beschloß der Ire, sein gesamtes Feldheer noch in dieser Nacht eigenhändig von Fuenteguinaldo nach Portugal hineinzuführen und in einer ganz besonders sicheren Defensivstellung, hinter dem Coa aufzustellen. Falls Marmont dann immer noch Lust hatte, sich mit ihm zu schlagen, konnte er ihn ja angreifen. Die Leoparden waren inzwischen wenigstens vollständig versammelt und konnten zu Säbel und Muskete greifen. Mit Syllogismen und moralischen Waffen nach ihnen zu schießen, war dem Iren doch etwas zu riskant.

      Kapitel 2 Winter in den Bergen

      In der Nacht vom 26. auf den 27. September 1811 ergab sich ein kurioses Mißverständnis zwischen den beiden Kontrahenten Marmont und Wellington. Der Marschall von Frankreich war felsenfest davon überzeugt, bei Fuenteguinaldo Sir Arthurs Hauptarmee vor sich zu haben und noch dazu einen angriffslustigen alliierten Oberkommandierenden. Unterdessen konnte der irische General sich einfach nicht vorstellen, daß der Chef der Adler naiv genug war, seine kleine Scharade nicht zu durchschauen. Er erwartete einen Angriff im Morgengrauen. Jeder hatte solche Angst vor dem anderen, daß Marmot in Richtung Ciudad Rodrigo weglief und Wellington, so schnell er konnte auf eine neue Stellung hinter dem Coa zueilte – Aldea de Ponte. Am nächsten Morgen mußten dann sowohl der Herzog von Ragusa als auch der Sepoy-General konstatieren, daß sie keinen Gegner mehr hatten.

      Arthur war in einer teuflischen Laune. Da hatte er nun eine Stellung, die genau so gut war wie Bussaco, aber um die Hälfte kürzer. Er konnte seine ganzen 45.000 Mann an die Front führen, die alliierte Armee war vollständig konzentriert und Marmont versetzte ihn einfach. Knurrig, wenn auch nicht böse, saß er an einem provisorischen Frühstückstisch in einem kleinen Bauernhaus im Dorf Aldea und hielt sich an einer großen Kaffeetasse fest. Sir Thomas Graham, Sir Thomas Picton und Sir Robert Craufurd akzeptierten die Lage mit größerer Gemütsruhe als ihr irischer Vorgesetzter:

      Picton, dessen Aktion bei El Bodon so spektakulär und erfolgreich verlaufen war,

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