Der Herr des Krieges Teil 2. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Teil 2 - Peter Urban Warlord

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des Feindes einen großen Fehler gemacht hatte. Daß dieser ohne Folgen geblieben war, führte er auf unwahrscheinliches Glück zurück: Auf der einen Seite Freddy Ponsonbys arroganter und bestimmter Angriff, der suggeriert hatte, daß die beiden Husarenregimenter und der Schützenschleier nur ein Vorspiel waren. Auf der anderen Pictons elegante und sichere Manöver, die anzudeuten schienen, daß sich auf der anderen Seite des Hügels mehr verbarg. Und in der Mitte die französischen Erfahrungen von Rolica, Vimeiro, Oporto, Talavera, Bussaco, Torres Vedras, Sabugal und Fuentes de Onoro. Was er in Elvas zu Jose Etchegaray gesagt hatte, bewahrheitete sich: Er hatte immer noch Angst vor den Franzosen, doch sie hatten inzwischen auch eine Heidenangst vor ihm bekommen! Wellington sandte nach Craufurd und der Leichten Division. Black Bob sollte in einem Nachtmarsch den Agueda bei Carros passieren, um sich in den frühen Morgenstunden des 26. September an der rechten Flanke vor Fuenteguinaldo einzufinden. Graham war schon dabei, die Erste und die Sechste Division bei Nava de Aver zusammenzuziehen, um sie an der linken Flanke in ihre Stellungen zu führen. Um Mitternacht, am 25. September, hatte er erst 15.000 seiner 46.000 Männer aufstellen können. Doch er vermutete, daß der Feind ihn aufmerksam beobachtete. Aus diesem Grund schickte er Befehl an alle Anwesenden, soviele Feuer wie nur irgend möglich anzuzünden und Lärm zu machen, um in den Augen des Herzogs von Ragusa den Anschein zu geben, daß fast das gesamte alliierte Feldheer vor ihm stand. Er verbrachte eine schlaflose Nacht, im Sattel von Kopenhagen. Unruhig ritt er von der rechten zur linken Flanke, hin und zurück. Nicht daß er in der Dunkelheit viel über die französischen Intentionen erfahren konnte, aber die Bewegung lenkte ihn zumindest von seiner Angst vor einem möglichen, massiven Angriff von 40.000 Adlern bei Tagesanbruch ab. Als der Morgen graute, rührte sich auf der anderen Seite nichts. Der General wechselte das Pferd, schüttete sich einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf und setzte seine Peregrinationen zwischen linker und rechter Flanke fort. Wenn er nicht durch sein Fernrohr zu Marmont hinüber starrte, fixierte er den Zeiger seiner Taschenuhr. Stunde um Stunde verging, doch die Leichte Division tauchte nicht vor Fuentegirola auf. Gegen Mittag wurde Arthur angst und bange: Black Bobs Männer waren die schnellsten auf dem Marsch. Bei Talavera hatten sie in einer Rekordzeit von zwei Tagen fast 50 Meilen zurückgelegt. Hier trennten sie gerade einmal zehn von ihren neuen Stellungen. Wenn Craufurd um Mitternacht aufgebrochen war, dann müßte er schon lange angekommen sein. Oder die Franzosen hatten ihn angegriffen ...? Der Ire machte sich große Sorgen. Durch sein Fernrohr konnte er einen Auflauf prächtiger, goldverbrämter, dunkelblauer Uniformen ausmachen: Der Herzog von Ragusa und sein Stab. Er winkte Somerset zu sich: „Fitz, ihre Augen sind jung! Was tut Marmont gerade!” Der Adjutant nahm dem Oberkommandierenden das Fernrohr aus der Hand und spähte eine Weile zu den Franzosen hinüber: „Er beobachtet uns, Mylord! Er tut das gleiche, was Sie auch tun! Und er diskutiert mit einem General an seiner Seite. Ich kenne ihn nicht. Wir haben ihn bis jetzt noch nie auf einem Schlachtfeld angetroffen!”

      „Dorsenne”, war Arthurs knappe Antwort, „der Nachfolger von Bessières als Kommandeur der Nordarmee!” Wieder ließ er die Taschenuhr aufschnappen und fixierte den Zeiger. Es war inzwischen fast halb zwei Uhr am Nachmittag. Die Leichte Division war immer noch nicht aufgetaucht. Er dachte verzweifelt an seine rechte Flanke. Wenn den Adlern auffiel, daß dort nichts war, außer ein paar Erdwällen, dann konnte Marmont ihn nicht nur gefahrlos angreifen, sondern ihn umgehen und seinen Männern in den Rücken fallen. Die 40.000 Franzosen würden, bei all seinem taktischen Geschick, keine Probleme haben, seine 15.000 Soldaten niederzuringen. Zehn Minuten lang starrte er sein Gegenüber durch das Fernrohr an und überlegte. Dann steckte er das Glas zurück in die Satteltasche und winkte all seine Adjutanten und Stabsoffiziere zu sich: „Meine Herren, die Dritte und die Vierte Division gehen hundert Fuß nach vorne und beziehen Stellung auf den Spitzen der Hügelkette. Lineare Aufstellung. Erste Reihe, Knie zu Boden, zweite Reihe stehend. Rettberg und Arendtschild schwenken ihre Kanonen um 45 Grad auf das Zentrum von Marmonts Frontlinie. Die fahrbare Artillerie spannt die Geschütze aus und bezieht Stellung auf den beiden Hügeln zur Linken und zur Rechten unserer Frontlinie! Reiten Sie! Alles muß jetzt sehr schnell gehen! Don Antonio, holen Sie mir Picton!”

      Der Ire hatte beschlossen, seinen Gegner zu bluffen. Er wollte ihm mit den beiden Divisionen auf den Hügeln vorspiegeln, daß der Rest seines Hauptheeres auf den Hinterhängen verborgen lag!

      Die Artillerie an den Flanken suggerierte, daß neben ihr Infanterie in Stellung gebracht war. Niemand hielt ungeschützt Kanonen an seinen Flanken.

      Nur wenige Minuten später tauchte Sir Thomas auf seinem großen schwarzen Pferd neben Lord Wellington auf. Sein Chef musterte ihn aufmerksam. Der Waliser trug einen breitkrempigen Strohhut, ein bunt besticktes, weißes Leinenhemd und eine ärmellose Weste aus Schaffell. Seine exzentrische Verkleidung rundete ein langer, scharlachroter Schal ab, der locker um den Hals geschlungen im Wind flatterte. Er ähnelte eher einem Partisanen aus den Bergen als dem Kommandeur einer britischen Division. „So geht das nicht, Tom!” Wellington schüttelte den Kopf. Picton verstand kein Wort. Nosey hatte sich noch nie über Kleidung aufgeregt, die nicht der Dienstvorschrift entsprach. Die Maxime des Iren war: „Ich muß meine Soldaten von den gegnerischen Truppen unterscheiden können!” Damit hatte es sich. Der Waliser blickte Arthur ungläubig an.

      „Nein, mein Freund! Mir ist egal, wie Sie herumlaufen, so lange es nicht gerade eine französische Marschallsuniform ist! Es ist nichts Persönliches! Aber ich brauche jemanden, der nach Kavallerie aussieht und Spanisch spricht!”

      Picton reagierte blitzschnell. Er warf einen Blick über die Schulter. Ein Portugiese mit kurzer Husarenjacke und unheimlich vielen Goldlitzen stand direkt hinter den beiden Briten in der Gegend herum.

      „Hola, Hombre”, brüllte Tom ihm zu, „venga por aqui, por favor!” Der Offizier gehorchte, ohne genau zu begreifen, worum es eigentlich ging. Vier Augen musterten ihn von oben bis unten. Dann nickten Wellington und Picton einander zu. Der Waliser bedeutete dem erstaunten Alliierten, sich auszuziehen. Beide Männer wechselten die Jacken und Hüte. Die enge Husarenjacke spannte leicht über Sir Thomas breiter Brust: „Was nun, Arthur?”

      „Sammle alle portugiesischen Kavalleristen ein und führe sie an die rechte Flanke. Stellt euch in Linie hinter der Artillerie auf und zwar so, daß es wie eine Angriffsformation aussieht. Zieh die Linie ein bißchen auseinander. Dann seht ihr nach mehr aus!”

      „Du willst den Adler hereinlegen?” Picton hatte halbwegs verstanden, was sein Chef vorhatte. Er war Infanterieoffizier. Kavallerie aufstellen konnte er gerade noch. Er hoffte, daß Wellington ihm nicht auch noch Befehl erteilte, einen Angriff zu führen. Der Ire erkannte die Befürchtung seines Untergebenen und grinste ihn an: „Ja, es ist alles nur Bluff! Ihr müßt sichtbar sein! Marmont weiß nicht, womit er hier eigentlich zu tun hat. Weil Craufurd noch nicht aufgetaucht ist, muß ich das Loch zur Rechten aber irgendwie stopfen. Vielleicht hat er ja noch mehr Angst vor mir als ich vor ihm. Es soll danach aussehen, als ob wir uns schlagen wollen ...”

      „Und, willst du dich schlagen?”

      „Um Gottes Willen! Tom, mich hat in Indien kein Affe gebissen! Los verschwinde an die rechte Flanke! Ich lasse Ponsonby und Waldegrave an der Linken das gleiche Manöver durchführen! Die Deutschen und von Alten stelle ich in die Mitte!” Wellington waren inzwischen Adjutanten und Stabsoffiziere ausgegangen. Hinter ihm stand seine 33. Infanterie. Laut rief er nach Robin Seward, der jetzt als Offizier das Recht auf ein Pferd hatte: „Rob, reiten Sie zu Ponsonby! Er soll die Husaren in Angriffsformation hinter die Artillerie stellen und auf dem Rückweg schicken Sie mir von Alten und die Deutschen hier her.” Seward hatte die Verkleidungskomödie von Sir Thomas Picton mitbekommen. Seit 1797 praktizierte er Lord Wellington schon und konnte sich denken, was der Chef vorhatte. Die kurze Anweisung reichte ihm. Kurz nach zwei Uhr konnte der Ire beruhigt konstatieren, daß an der linken und rechten Flanke ungeheuer viel alliierter Kavallerie stand und Altens Pferde hinter seinem Rücken laut schnaubten. Sein französischer Gegner hatte sich unterdessen, direkt vor seinem Fernrohr zum Mittagessen niedergelassen. Da sein Stab und die Adjutanten noch entlang der Stellungen unterwegs waren, hatte Rob Seward neben ihm Position bezogen. Es sah nicht gut

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