Robert. Chris Dyke
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Mit den Glauben an sich ging es in der Familie scheinbar bergab. Die Erfolge des Vaters blieben aus, da dieser sich aus seinem Geschäft ausschloss, um für seine Familie da zu sein. Auch die Tätigkeit, die er aufsuchte, um sich zu tarnen, raubte sehr viel Zeit. Daher agierte der Vater um und setze Prioritäten. Damit er weiterhin dieses unbeschwerte Leben führen konnte, musste sich etwas Grundlegendes ändern. Man kann nicht alles im Leben bewältigen. Wenn wir zu viel auf uns laden, erdrücken wir uns nur selbst. Am Ende ist es die Zeit, die gegen uns spielt. Früher oder später verlieren wir die Lage eine Priorität auszuüben oder sie in dem gewohnten Umfang auszuüben und wir fallen in ein Loch. Postmodern nennen wir es Burn-Out, was bereits einsetzt, wenn wir uns unersetzlich machen wollen. Im Prinzip bringen wir ja nicht mehr Leistung, um dem Druck gerecht zu werden, sondern um unseren Job überhaupt behalten zu können. Dabei hat doch der Mensch mit Verstand die Zeit auf seiner Seite. Aufgrund der Demografie erkennt man schließlich, dass wir in immer sichere Zeiten rutschen und der Druck der Unternehmen sinkt. Jedenfalls ist es theoretisch so. In den 1990er Jahren ist dieser Trend noch nicht zu erkennen, der zwanzig Jahre später zu einem Chaos in der Personalentwicklung größerer Unternehmen führt. Geld ist einfach nicht alles, wenn man auf sein Leben achtet. Es spielt einfach keine Rolle, ob ich hundert Euro mehr verdiene, und dabei ausgebeutet werde, anstatt in einem kleineren Unternehmen unter zu kommen, was die Arbeitskraft noch schätzt. Das erkannte auch Roberts Vater, der im Sinne der Mitarbeitermotivation stark nachlegen musste. Man kann sich als Unternehmer eben nicht so stark aus dem Geschäft heraus ziehen. Dadurch war der Vater gezwungen mehrere Stunden länger zu arbeiten, als er es gewohnt war. Dabei ging es nicht um mehr Geld, sondern darum, ein gutes Vorbild zu sein. Das Geschäft folgte seinem gewohnten Lauf. Dafür ging die Ehe zu Bruch. Es ist als Erwachsener echt nicht leicht, seine gesamten Beziehungen zur Welt unter Kontrolle zu bekommen. Manchmal stürzt so viel auf einen ein, dass wir einfach nicht mehr Herr der Lage sind und ausrasten. Das bekamen dann auch Kinder und Frau zu spüren. Der Erfahrungsaustausch im Kindergarten brachte nur hervor, dass es in allen Familien ähnlich aussah, wodurch eine gewisse Normalität angenommen wurde. Allgemein wurde es legitim. Da es überall Probleme gab und überall gestritten wurde und überall die verschiedenen Rollen aufeinander prallten, machte sich niemand Sorgen, dass es so nicht weiter gehen könne. Probleme werden sowieso immer erst durch die nachkommende Generation gelöst, da diese ja die Zeit haben, diese zu lösen, während sie warten, bis die vorherige Generation sie zur Ablösung einberuft. Der Zorn der Eltern wurde immer stärker und Robert flüchtete in seine Phantasie. Dadurch erlangte er auch seine Zeit, um sich Geschichten auszumalen, in der die Familie in Harmonie lebte, wie er sie nur erlebte, als er noch jung war und die Eltern noch ein wenig unter Kontrolle hatten, was sie nachher beherrschte – ihre Emotionen.
Allgemein blieben in Robert jedoch nur die guten Erinnerungen zurück. Sein Hirn war noch zu jung, um die Gewalttaten zu verarbeiten und speicherte diese daher selten ab. Er glaubte eben immer an das Gute in den Menschen, was es unnötig machte das Schlechte zu dokumentieren. Allerdings war es nicht ganz so schön, wie es sich hier anhört. In Wirklichkeit versteckte sich das Böse tief in ihm und sollte später noch zum Ausbruch kommen. Menschen haben sich gewissen Phänomenen zu beugen, solange sie nicht selber gelernt haben sich zu beherrschen. Es bringt rein gar nichts, wenn ein Mensch zu einer Erkenntnis gekommen ist und diese mit ihm unter geht. Wer weiß überhaupt schon, wie weit wir waren? Vielleicht hätten wir manche Erfolge schon so oft feiern können, wenn wir wirklich wüssten, was jeder weiß. Da wir jedoch kein genetisches Gedächtnis haben, sondern mit der Geburt eine neue Chance zu bekommen uns zu erlernen, müssen wir eben auch schaffen, dass gewisse Regeln in uns allen immer und immer wieder aufgefasst werden. Das Leben meint es nicht immer gut mit uns und dennoch müssen wir es immer für Gut annehmen, wenn irgendetwas falsch läuft. Es ist hart und die größte Qual. Das erlebte auch Robert. Ihm wurde nicht immer die Wahl gelassen. Dadurch musste er leiden. Und leiden wir nicht alle, wenn wir gezwungen sind etwas zu tun, was wir nicht lieben? Jedoch können wir auch nicht immer alles machen, was wir lieben, weil alles getan werden muss und dann muss man eben anfangen auch ungeliebte Sachen zu lieben, um der wahren Liebe mehr Zeit zu gönnen, wenn wir im Alltag nur einen Augenblick erleben dürfen. Robert wurde zwar nie wirklich von seinem Vater gezwungen, jedoch dazu getrieben auch Tätigkeiten auszuführen, die einfach nötig wurden. Das gehörte eben zur Erziehung. Der Stil war unerträglich für einen Freigeist und Robert stank es, dass er unter so einem Leid handeln musste. Viel lieber hätte er doch nur da gesessen und gewartet, bis das kommt, was er gerne tut. Doch das wäre dem gleich gekommen, als würde man es hassen in die Sterne zu schauen und nur die Sternschnuppen bewundern zu wollen. Daher lernte er über seinen Schmerz hinweg zu sehen und eine Freude in seinem Leid zu sehen. Anstatt zu fluchen, wie beschissen und kacke die Tätigkeit doch war, machte er ein Spiel daraus. Es war ihm nicht mehr lieb zu fluchen, sondern die Symmetrie des Spiels zu perfektionieren. Als der Vater erkannte, dass die Arbeit kein Leid mehr war, wurde Robert erlöst und musste diese nicht mehr ausführen. Seine Qualität war schlecht und der Lerneffekt verflogen. Das Leben wurde angenehmer. Immer weniger Arbeit folgte und der Spaß nahm zu. Die Grundschule rief und das Leid nahm einen neuen Anlauf. Seine Kindheit war vorbei.
Die harte Schule
Allgemeines Geschwätz. Wozu dient uns ein Wort, was nur verschleiert, was wir in Erinnerung bei uns tragen? Über Robert haben wir eigentlich gar nichts erfahren. Was wissen wir jedoch von Menschen, die wir seit Jahrtausenden anbeten, weil sie etwas getan haben, was wir heute nur noch schwammig andeuten können? War der Leidensweg Jesu wirklich so tragisch, wie wir meinen, oder hat er auch nur seine Menschlichkeit bewiesen und musste er nur das leisten, was er zu leisten bereit war, weil sein Körper unter Last zusammen brach? Wir glauben zu sehr an Helden, dass wir vergessen, dass wir nur Menschen sind. Wir haben Schwachpunkte und wenn wir einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, sind wir nun einmal bewusstlos. Genauso erging es auch den Menschen, die wir heute als Held feiern. Auf dem Feld sind so viele Männer und Frauen gestorben, die einfach nur Menschenmögliches vollbracht haben. Sie haben nicht mehr und nicht weniger geschafft, als jeder Mensch geschafft hätte, wäre er an der Stelle gewesen und hätte er diesen Mut aufgebracht, nicht sich, sondern seine Rasse in den Mittelpunkt zu stellen. Wir bewundern doch nur die Menschen, die wir versuchen zu sein. Wir bezahlen andere Menschen dafür, was wir selber gerne täten, es jedoch nicht wollen. Alles worauf wir keine Lust haben, kann tun, wer es nicht besser kann. Moderne Sklaverei sieht eben nur anders aus. Im Prinzip haben wir uns noch nicht wirklich weit entwickelt. Wir stecken noch immer in den Kinderschuhen und finden uns so verdammt grandios. Selbstlos sind die Wenigsten. Nur braucht es wirklich immer diese Eigenschaft, um zu erreichen, wessen wir entgegenstreben? Haben wir weniger Kriege, weil wir friedlicher geworden sind, oder eher nur zu faul? Schaut man sich die Entwicklung der Menschen mit dem Alter an, erkennt man bloß, dass nicht der Mensch anfängt seine Emotionen zu beherrschen, sondern einfach die Gefühlswelt ruhiger wird, da der Organismus träge geworden ist. Reaktionen fallen langsamer aus, man weiß bei einem Streit immer weniger, worum es ging, wenn man gerade in Fahrt gekommen ist und bläst dann einfach das Horn des Friedens. Eltern werden mit der Zeit ruhiger, während die Kinder streitsüchtiger werden.
Robert und sein Bruder waren nicht das einzige Beispiel dafür. Sie piesackten sich gegenseitig so hart, dass man niemanden eine Schuld geben konnte, da sie untereinander selbst so uneinig wurden, wer überhaupt anfing, dass sie einfach beschlossen haben, dass sie abwechselnd der Schuldige sind. Das Gesetz des Stärkeren besagt jedoch, dass dieser auch bestimmen kann, wie oft die Abwechslung eintritt. Es ist daher nicht gerade leicht, wenn man die Verantwortung für seine Kraft übernehmen muss. „Aus großer Kraft, folgt große Verantwortung“, wurde einmal gesagt. Nur woher soll man wissen, dass man eine große Kraft hat, wenn man im Kräftemessen unter allen steht und nur gegen seinen Bruder die Macht hat? Ist es nicht vielleicht auch Unterwürfigkeit, dass er seine wahre Kraft nicht offenbart, weil er seinen Bruder dafür schätz, dass er einfach nur Älter ist und daher immer zuerst