Mellow Tior. Shey Koon
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Читать онлайн книгу Mellow Tior - Shey Koon страница 11
„Wie lange soll es mit ihm so weitergehen? Mellow dreht vollkommen durch. Und kein Doktor hat Zeit.“, brummelte sie.
Mal hüpfte er mit einem Satz, wie ein ängstlicher Hase nach rechts, dann schlagartig nach links. Aber sie unterließ es, Mellow wegen seines sonderbaren Benehmens zu tadeln. Ruckartig ging er in die Hocke, hielt sich schützend die Arme vor das Gesicht, schirmte sich ab vor den blitzenden Funken. Die letzten Tage wunderte sie eh kaum etwas. Die Bewohner des Dorfes Nuckelon waren allem Anschein nach in die Wüste ausgewandert, oder hatten beschlossen, für immer hinter ihren Türen zu leben. Warum sollte Mellow, ihr verrückter Freund, denn nicht auch dem Wahnsinn verfallen? Bor Mellows Augen schlugen die glühenden Schnuppen ein, zerstoben mit einem donnernden Knall. Seltsamerweise hinterließen sie keine Spuren. Doch er zweifelte nicht, denn die Wahrheit war, er sah sie.
„Minja, du musst dich vor den Sternschnuppen schützen?“, warnte er seine beste Freundin erschüttert. „Guck, wie sie mit aller Wucht auf dem Boden zerknallen! Wie ihr helles Licht in allen Himmelsrichtungen zerspringt! Sieh doch!“
„Nein Mellow, ich weiß echt nicht was du siehst. Bei mir ist alles in bester Ordnung. Das sind deine Einbildungen.“, widersprach sie. Wie sie es vorausgesehen hatte, Mellow reagierte beleidigt.
„Du meinst wohl, dass ich lüge, weil du es nicht sehen kannst? Was denkst du dir eigentlich wer du bist? Das Maß aller Dinge, oder was? Das nervt.“
Minja verzog ihre Mundwinkel zu einer Fratze. Es hatte jetzt
keinen Sinn, vernünftig darauf zu antworten. Mellow fühlte sich
gekränkt.
„Bleibe sofort stehen und gebe dir Mühe! Das ist alles was ich von dir verlange.“, forderte Mellow sie streng auf.
Minja tat, wie ihr befohlen wurde und blieb stehen, richtete ihren Blick zu den Stellen, auf die Mellow im Sekundentakt mit seinem Zeigefinger deutete. Doch sie erkannte rein gar nichts, trotz all der Anstrengung. Er winkte verärgert ab, beeilte sich, um Schutz im sicheren Unterschlupf Wolke 7 zu finden, wollte zu seinem blauen Freund BigBig. Mellow ärgerte es ungemein, dass Minja ihn als Spinner mit wirren Sinnestäuschungen abtat. Er raufte sich wütend die silbernen Haare, während er weiterhin den knallenden Erscheinungen auswich. Minja lief eindruckslos geradeaus, ungeachtet dessen, wo gerade eine Leuchtkugel einschlug.
„Die Wolken ziehen sich zusammen und werden dunkler. Wenn wir trocken bleiben wollen, sollten wir uns beeilen.“
„Ja, lass uns rennen! BigBig ist froh, wenn wir bald bei ihm sind. Er fürchtet sich vor Gewitter.“, stimmte Minja zu.
Und so rannten die zwei den langen Weg durch das leblos wirkende Dorf, zurück zu ihrem geheimen Stützpunkt. Doch die schattigen Wolken türmten sich rasend schnell zu bedrohlichen Bergen auf. Graue und schwarze Farbtöne überschwemmten den Himmel. Der Regenguss kündigte sich durch das herannahende Grollen an. Gefährlich bauschte sich das Gewitter auf und die ersten Tropfen fielen als warnende Vorboten herunter. Unwetter gab es zu dieser spätsommerlichen Jahreszeit des Öfteren, also kein Grund zur Besorgnis. Mellow bückte sich nach vorne, sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Er legte die Hand auf seinem Bauch, damit die Übelkeit nachließ. Eine unerklärliche Vorahnung schlich sich in sein Bewusstsein, dieses Gewitter war kein gewöhnliches Unwetter. Er fand für das befremdliche Gefühl in seinem Magen keine passenden Worte, behielt es für sich. Der Druck in seiner Bauchgegend schwoll an, Mellow bekam augenblicklich Gänsehaut und die Nackenhaare stellten sich senkrecht auf. An dieser Wolkenansammlung war etwas Eigenartiges. Er blickte nervös nach oben, stellte überrascht fest, dass der Schnuppenschauer augenblicklich vorbei war. Jedoch die Wolken verformten sich zu roten Figuren, bedrängten bedrohlich den Himmel. Er zwang sich, seinen Blick auf den nassen Boden zu richten, verspürte Angst davor, hoch zu schauen. Die Übelkeit lähmte ihn. Mellow kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Er wollte vorwärtskommen. Als er seine Augen abermals in den Himmel richtete, erlebte er eine schreckliche Mischung aus dem Sehen und dem Fühlen eines Unheils ungeheuerlichen Ausmaßes. In den grauschwarzen Wolken zeichneten sich rote Horden von gruseligen Monstern und ihren furchterregenden Tieren ab. Spitze Hörner zierten die Köpfe der Monster, und sie schnaubten roten Rauch aus ihren dicken Nasen. Scharfe Zähne krachten aufeinander, und feuriger Schleim tropfte aus den Mäulern der Ungetüme. Sie zogen ihr glühendes Feuer durch die sattgrauen Wolken, die den Himmel verdunkelten. Es schien, als ob sie Feuer legten, als ob sie alles in Brand steckten.
Mellow strengte sich an, Minja geschwind in Sicherheit bringen. Er ergriff sie mit zittriger Hand und rannte so schnell er konnte. Minja kam aus der Puste, japste wie ein Hase auf dem Rücken nach Luft. Doch Mellow nahm keinerlei Rücksicht, denn er flitzte mit ihr ums nackte Überleben. Die Türe zur Wolke 7 war schon in greifbarer Nähe, da funkten die ersten Blitze auf, schossen neben den beiden in den Boden. Selbst Minja erschrak, als sie das Zittern der Erde spürte. Dampf verteilte sich und der Gestank von verkohlter Erde stieg ihnen in die Nasen. Mellow hechtete zum Türgriff, riss die Stahltüre auf und zog Minja in das Innere. Während seine Freundin unsanft die harten Stufen nach unten polterte, spürte Mellow feurige Hitze in seinem Nacken. Ein rotglühendes Monster, das einer Kreatur aus zerstäubten und glühenden Wasser glich, griff nach Mellows Arm. Er reagierte ruckartig und schlug die schwere Türe zurück ins Schloss. Panisch schloss er von innen ab, rannte von der nackten Angst besessen nach unten, sprang über Minja hinweg und verkroch sich im hintersten Eck.
„Tschip, Tschip, Tschiip.“ BigBig begrüßte die beiden mit lautstarkem Willkommenstschiepen. Er flatterte ohne Umwege auf Mellows Schulter, zupfte aufgeregt an seinem silbernen Haar. Mellow zitterte heftig und seine Gesichtsfarbe war kreidebleich.
„Wow, das war ein fetter Blitz. Bumm, schlug der knapp neben uns ein. Wahnsinn, wenn der uns getroffen hätte, wären wir bestimmt zu heißer Asche verwandelt worden.“
Minja schlug ihre Hände über den Kopf zusammen, war sich der Tragweite ihrer Feststellung aber nicht im Geringsten bewusst.
„Mii- njaa, ich glaaaube so-sogar, die- die Blit-tzze soll-t-teen u-uns treff-ffen.“, schlotterte Mellow, der unter Schock stand.
„Jetzt spinnst du aber total. So ein Unsinn.“ Minja verdrehte verständnislos ihre Augen. „Das ist ein heftiges Unwetter und keine Seltenheit. Wieso sollten uns die Blitze absichtlich verletzen wollen? Das war nur Zufall, nichts weiter.“
Langsam normalisierte sich der Zustand des verschreckten Mellows. BigBig übte einen beruhigenden Einfluss auf ihn aus. Minja zog sich ihre nassen Klamotten aus und forderte Mellow auf, sich ebenso trockene Wäsche überzuziehen. Draußen vor der Türe hauste der entfesselte Sturm und es tobte ein wummerndes Geräusch durch den unterirdischen Raum. Die Stahltüre wurde beinahe aus den Angeln gehoben.
„Glaub mir Minja, du siehst nicht das, was ich sehe. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich spürte tief in mir, das Unglück sogar auf uns zukommen. Wir hatten riesiges Glück.“
Minja ging zu den vorrätigen Naschsachen, kramte leckere Erdbeerschokolade hervor, nachdem sie in trockenen Sachen gepackt war. Sie brach sich einen dicken Riegel ab, reichte ihn an Mellow weiter, der dankend ablehnte. Ihn gelüstete in diesem schauerlichen Moment nicht nach süßem Naschwerk. Seine heile Welt stürzte in ein bodenloses Chaos. Aurilia blieb verschwunden und kein erleichterndes Lebenszeichen in Aussicht.
„Verdrehte Welt. Die Bewohner des Dorfes verstecken sich in ihren Häusern und die Stadtbürger verhalten sich hitzig. Das ist mehr wie beängstigend.“ stellte Minja fest und schüttelte ihren Kopf.