Mellow Tior. Shey Koon
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„Großmutter, wir sind zurück!“, rief Mellow laut durch das Haus, bekam aber keine Antwort.
„Wahrscheinlich ist sie noch hinter dem » Tor des Moooo «.“, dachte er sich mit rümpfender Nase, denn ein schwefeliger Geruch verpestete die warme Luft. Er zuckte seine Schultern und öffnete die Fenster bevor er in sein Zimmer verschwand. Vorsichtig tapste er über den Boden, blieb vor einem dicken farbigen Buch stehen, begutachtete es und hob es auf. Das Buch handelte von den mysteriösen schwarzen Löchern. Seit Mellow den geheimnisvollen Kosmos wahrnehmen konnte, fand er in spannend und rätselhaft zugleich. Es wunderte ihn, dass der Mensch mittlerweile so viele Rätsel enträtselt hatte. Er sog das Wissen der Bücher förmlich in sich auf, dennoch blieben unzählige Fragen ungeklärt. Während des vertieften Lesens und dem Angucken der farbigen Bilder, blickte er eher zufällig zur runden Monduhr, die über der Türe hing. Seit Stunden schon war seine Großmutter Aurilia verschwunden. Das war normalerweise nicht ihre Art, also begab er sich auf die Suche nach ihr.
„Großmutter, wo steckst du?“, rief er durch das Haus. Doch es blieb still. Zuerst durchforstete er ihr Schlafgemach. „Vielleicht ist sie eingeschlafen.“, dachte er sich. Danach suchte er sie in der Küche und im Keller, ging vor die Eingangstüre, läutete die Glocke und überprüfte die Garage. Doch sie war nirgends aufzufinden, das laute Rufen blieb vergebens.
Mellow wusste um diesen geheimnisvollen Eingang. Aurilia erzählte ihm schon von klein auf über das sagenumwobene » Tor des Moooo «. Nur dass es dieses unsichtbare Tor gab, aber nicht wie es zu finden war, oder was sich dahinter verbarg. An diesem Tage, so beschloss er eigensinnig, wollte er diesem Geheimnis auf dem Grund gehen. Er spähte hinter jede Türe des Obergeschosses, dessen Räume allesamt leer waren. Kein einziges Möbelstück war aufgestellt, keine Spinnenwebe klebte in einer der vielen Ecken. Nachdem Mellow Zimmer für Zimmer eingesehen hatte, setzte er sich erschöpft auf die Treppenstufen, verschränkte seine Arme und blies enttäuscht seine Backen auf.
„Wieso finde ich dieses verflixte » Tor des Moooo « nicht? Es aufzuspüren kann doch nicht so schwer sein.“
Während er über diese Frage grübelte, klingelte es. BigBig unterbrach das Putzen seines Gefieders und flatterte eifrig zur Türe. Mellow sprang mit einem wendigen Satz die Treppe herunter und riss die Türe auf. „Großmutter, endlich. Wo warst …“ Doch er verstummte sofort wieder.
„Hallo Mellow, siehst genervt aus.“, stellte Minja besorgt fest. „Was ist passiert?“
„Ach, ich sorge mich. Großmutter ist schon viel zu lange weg. Du kennst sie. Das ist ungewöhnlich.“
„Na, die wird schon wiederkommen. Schau mal, ich habe uns leckere Schokohasen mitgebracht.“
„Jetzt um diese Zeit? Ostern ist lange vorbei. Wo hast du die denn aufgetrieben?“, hakte Mellow erstaunt nach.
„Die hat mir Onkel Klaus aus China mitgebracht. Und das sind keine Osterhasen, sondern ausgefallene Schokohasen. „Fancy Hoppers. Wirst Augen machen.“
Minja griff in ihren vollen Rucksack, grub einen Hasen hervor, der mit seiner Schaufel und der grünen Mütze, das Aussehen eines fleißigen Gärtners besaß. Der zweite Hase, den sie heraus kramte, glich einem Astronauten, mit einem goldbeschichteten Helm über seinem Kopf. Mellow riss ihn sofort an sich, als sie ihm die Schokoüberraschung hinhielt.
„Juhu, da vergeht mir schlagartig die schlechte Laune.“, jauchzte er. Mellow freute sich wahnsinnig über sein Geschenk. Er öffnete zaghaft die Verpackung und brach sich ein großes Stück der braunen Süßigkeit ab. Genüsslich drückte er sich die schmelzende Leckerei an den Gaumen, während er sich gierig das nächste Stück abbrach.
„Mmmmh, ich liebe Schokolade.“, schmatzte Mellow und das Verlangen stand ihm unverhohlen in den Augen. Plötzlich erschrak er. Mit offenen Mund und aufgerissenen Augen starrte er aus dem Fenster, japste nach Luft, wedelte mit den Armen.
„Pass auf! Minja, geh sofort in Deckung! Da draußen!“
Er ließ den Hasen auf den Boden fallen, zeigte hektisch in die Richtung des Fensters, schnappte geistesgegenwärtig Minjas Hand und zerrte sie kraftvoll zu Boden.
„Ja, spinnst du denn total?“, wetterte Minja los, während sie ihr Kleid von der zerbrochenen Schokolade säuberte.
„Guck doch!“, brüllte er. „Die Schnuppe, sie fliegt auf uns zu, gleich kracht sie ins Haus.“
Minja drehte sich hastig um, entdeckte aber nichts Auffälliges.
„Mellow ich sehe nichts. Soweit ich es beurteilen kann, ist alles beim Alten.“ Sie suchte vergebens die Seiten des Fensters ab. „Der Baum steht da, wo er sein soll, der Himmel hat sein übliches Blau, Wolken ziehen vorbei und die Sonne überstrahlt alles. Passt also. Die Welt ist in allerbester Ordnung.“
„Minja, rede keinen Unsinn!“
Mellow blieb beharrlich, deutete abermals raus.
Minja stand auf, schüttelte genervt ihren Kopf und biss die nächste Stelle des zerbrochenen Hasen an. „Ich bin doch nicht blind. Aber weiter als bis zum Himmel kann ich nicht gucken.“
Mellow duckte sich, denn die Sternschnuppe zersprang glühend im Vorgarten und ein Glutregen übergoss den Rasen. Doch, das Unglück blieb aus. Er sprang hoch, stierte raus in den Garten, doch es gab keinerlei Spuren eines Einschlags, noch nicht einmal verbrannte Grashalme. Nichts, absolut nichts war zu sehen. Mellow winkte wütend ab, verkroch sich ins Bad und klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Nach der Erfrischung beruhigte er sich alsbald. Minja schlug ihm vor, sie in die Stadt Fow Fonk zu begleiten. Mellow willigte ein, denn im Moment war es unsinnig weiter nach Aurilia zu suchen. Wahrscheinlich befand sie sich noch immer hinter dem geheimnisvollen Tor. Mellow bat BigBig zuhause zu bleiben, jedoch die Eisvögel sind bekannt für ihren Dickkopf, also flog er mit. So begaben sie sich zu dritt auf den Weg in die Stadt. Die Fahrt dauerte eine gute Stunde. Sie vertrieben sich die Zeit und besprachen ihr nächstes Vorhaben. Da Mellow pleite war, schmiedeten sie den Plan, das Teleskop selbst zu bauen. Sie redeten sich heiß und verloren sich in ihren Fantasien. Doch, kaum erreichten sie die Stadt Fow Fonk, stellten sie entsetzt fest, dass die Menschen um sie herum eine feindselige Stimmung ausstrahlten. An jeder Ecke wurde gestritten. Die Hunde knurrten sich gegenseitig an, fletschten ihre Zähne und spielten nicht mehr miteinander, vielmehr gingen sich die Hundebesitzer lieber gleich aus dem Weg. Die Katzen jagten sich durch die Straßen, fuhren ihre Krallen aus und zerkratzen jeden, der ihnen in den Weg kam. Müll und zerbrochenes Glas lag auf der Straße, einige Haustüren waren eingetreten worden.
„Hier ist es gruselig. Mellow wir sollten vorsichtig sein. Die
Leute suchen Streit. Darauf habe ich überhaupt keine Lust.“, nörgelte Minja mit verkniffenen Augen.
Mellow pfiff BigBig sofort zu sich und packte ihn schützend unter sein Shirt. Die Jungen und Mädchen prügelten sich kreischend, zogen sich an den Haaren und spuckten umher. Die Autos hupten bei jeder Gelegenheit, fuhren auf oder zwängten sich mit aller Gewalt durch die engsten Stellen.
„Minja, hast du Angst? Du hast Recht. Die Stadtbewohner verhalten sich heute wirklich seltsamer als sonst.“
„Ja,