Mellow Tior. Shey Koon
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Читать онлайн книгу Mellow Tior - Shey Koon страница 5
„Mellow und sein neuer Freund.“, stellte Minja schnippisch fest, näherte sich, um den Vogel in Augenschein zu nehmen. Herrliches Kobaltblau und Türkisfarben strahlten aus seinem Gefieder und ein leuchtend blauer Streifen zierte seinen Rücken. Selbst sein spitz zulaufender Schnabel war mit einem wundervollen Blau ausgestattet.
„Ja, Minja! Der kleine Freund hier, wird nun mein Bote sein. Ich habe ihn BigBig getauft. Für ihn habe ich mein gesamtes Taschengeld ausgegeben. Aber er ist jede Münze wert. Mit meinem Teleskop werde ich wohl noch warten müssen.“
Mellow streichelte BigBig übers Gefieder.
„Ich werde mit seiner Hilfe den Brief in die Wolken befördern. Und ich weiß auch schon genau wann. Dieses Mal wird es sicher klappen.“
Mellow weihte Minja in seinen abenteuerlichen Plan ein.
Am Sonntagmorgen frühstückte Mellow mit Minja und Aurilia. Es gab als Hauptspeise leckeres Käsepopcorn und dazu cremiges Schokoladeneis als Nachtisch.
„Na was stellt ihr heute an?“, fragte Aurilia ganz nach ihrer großmütterlichen Art. Wie meist zuckten sie mit ihren Schultern. Schon längst hatten sie ihr neues Abenteuer ausgeheckt, aber es war besser Großmutter Aurilia nichts davon zu erzählen. Sie wäre vor schrecklicher Angst aus allen Wolken gefallen und hätte Mellow gnadenlos für eine sehr, sehr lange Zeit Hausarrest erteilt. Bloß die gigantische Show in der Stadt fand nur alle vier Jahre statt. Das wollte sich Mellow auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn er sich etwas vornahm, dann zog er es durch. Und das um jeden Preis.
Die riesigen, runden Ballonhüllen waren schon von weitem auszumachen und das fröhliche Getöse der Besuchermassen war unüberhörbar. Mellow und Minja tauchten aufgeregt in den lebhaften Tumult ein. Die Luft roch nach süßer Zuckerwatte und warmer Schokolade. Bratwürste brutzelten auf den rauchenden Grills und die Pommes wurden goldgelb frittiert. Süßigkeiten aller Art lagen einladend in den Auslagen, lockten die Familien in langen Schlangen herbei, verführten sie zum Einkauf all der feilgebotenen Leckereien. Mellow kaufte cremige Schokoladenbonbons. Gierig schoben sie sich Minja und er die braunen Kugeln in die Mäuler, bis alle ratzeputz vertilgt waren. Sie holten sich noch weitere, doch dieses Mal mit Mintgeschmack.
„Komm Minja, lass uns die Ballons genau angucken. Es geht los.“
Minja stimmte nickend zu und so schritten sie mit ihrer zweiten Bonbontüte zwischen all den staunenden Leuten hindurch. Sie hielten Ausschau nach einem vertrauensseligen Ballonführer, und als sie endlich einen entdeckt hatten, gingen sie schnurstracks auf ihn zu. Sein feuerroter Ballon sah aus der Nähe betrachtet, ziemlich alt und notdürftig zusammengeflickt aus.
„Ich bin doch nicht lebensmüde! Das Ding bekommt er doch niemals in den Himmel.“ Mellow verdrehte ungläubig seine Augen. Aber er ließ sich nicht entmutigen und fragte den einen oder anderen Ballonfahrer, ob er ihn denn mitnehmen könnte. Seine Bemühungen blieben erfolglos, denn keiner wollte ihn mit zu den Wolken nehmen. Abermals fragte er einen Ballonfahrer. Der drehte geschäftig am Regler seines Gasbrenners, überprüfte durch das Ziehen der Kordeln, ob die Gondel fest am Ballon vertäut war. Das dicke Seil war mit einem schweren Eisenpflock in den Boden eingeschlagen und verankert, hielt den Korb sicher auf der Erde. Doch auch er schüttelte nur seinen Kopf. Aber Aufgeben, niemals, das entsprach nicht Mellows Wesen. Unterschiedliche Ballons bereiteten sich für ihren aufsehenerregenden Flug in den weiten Himmel vor. Blaue und grüne, rote und gelbe, alte und moderne. Das Surren der Aufrüstgebläse, die sommerlichen Ventilatoren ähnelten, presste kalte Luft in die Hüllen, bis sie zu einer stattlichen Größe anschwollen. Unzählige Besucher verfolgten neugierig die bombastische Show. Die ersten Ballons stiegen bereits auf. Am unteren Ende des weitläufigen Geländes befand sich eine steinige Schlucht, die einstmals einen tosenden Fluss mit sich geführt hatte, mittlerweile aber ausgetrocknet war. Die prall gefüllten Ballons erhoben sich in die Lüfte, flogen über dem gähnenden Abgrund, und die begeisterten Menschen jubelnden zu den Körben hoch.
„Gut, dann hilft nur noch Plan B.“, entschloss Mellow kurzerhand.
Minja stupste ihn aufgeregt in die Seite.
„Weißt du denn schon, welchen du nehmen willst?“
Mellow zeigte auf einen großen blütenweißen Ballon, auf dem das Bild eines fliegenden Engels prangte.
„Ja klar. Jetzt geht es los. Das wird ein Spaß!“
Er grinste breit übers Gesicht, überreichte Minja die Bonbontüte und atmete tief durch, während er seine Beine und Arme zum Aufwärmen schüttelte. Das Luftgefährt war ganz in der Nähe und es dauerte nicht lange, da löste die Bodencrew das vertäute Seil vom Haken. In diesem Augenblick rannte Mellow los, geradewegs auf das herabstürzende Gefälle zu. Er preschte vor, mit all der Geschwindigkeit, die er aufbrachte, während der Ballon an Höhe gewann. Unausweichlich kreuzte der Abgrund seinen Weg, dennoch flitzte er zum baumelnden Seil. Der Ballonfahrer holte es Stück um Stück ein, bis es nur noch knapp über den Boden hing. Mellows Herz schlug wie verrückt. Er richtete seine Augen auf das untere Ende des Seils, dass die Schlucht nur noch wenige Meter entfernt vor ihm lag, nahm er kaum war. Beherzt griff er nach dem Seil, aber verpasste es um ein paar Zentimeter. Die Menschen wurden auf ihn aufmerksam und schrien hektisch los.
„Haltet den Jungen fest! Der ist doch verrückt. Gleich stürzt er in die Tiefe! Fangt ihn, sonst geschieht ein Unglück!“
Als Minja sah, dass Mellow dennoch unaufhaltsam weiter rannte, ließ sie die halbvolle Bonbontüte fallen und hielt vor Schreck die Augen zu. Im letzten Augenblick sprang er mit einem großen Satz vom sicheren Boden ab, die steinige Schlucht unter seinen wedelnden Beinen und streckte seine Arme aus, soweit er nur konnte. Er schnappte mit seiner Hand zu, erwischte mit aller Mühe das Seilende, und hielt sich am baumelnden Strang fest. Trotz des Schwungs schaffte er es, das Seil auch mit seiner zweiten Hand zu fassen. Mellow schaukelte unbeholfen in der Luft. Der Kapitän des Ballons wurde durch das Geschrei der vielen Leute neugierig und bemerkte, dass sein Korb wippte. Er blickte nach unten, sah Mellow hin und her pendeln und zog den Jungen mit den silbernen Haaren hastig nach oben. Als Mellow endlich im sicheren Korb war, schüttelte ihn der alte Mann kräftig durch.
„Mensch, Junge! Bist du denn komplett wahnsinnig? Was ist mit euch Kindern nur los.“, schrie er ihn an.
Mellow zuckte seine schmalen Schultern, war überglücklich, dass er mit seiner heilen Haut davonkam. Er stellte sich dem Ballonfahrer vor, doch der verstand aufgrund des tosenden Lärms kein einziges Wort. Mit Fingerzeichen machte er Mellow verständlich, dass sie jetzt unmöglich umkehren konnten. Das war ganz in Mellows Sinn, schließlich wollte er bis in die bauschigen Wolken fliegen und weit darüber hinaus. Der kalte Wind pfiff ihm gnadenlos um die Ohren. Das brennende Gas verursachte einen ohrenbetäubenden Krach, trotzdem genoss er den atemberaubenden Ausblick. Er ließ seine Sicht nach unten schweifen, wartete nervös auf seinen wichtigen Einsatz. Die Hügel, die Täler und die Berge waren aus der Höhe wunderschön anzusehen, und die Menschen wuselten wie kleinen Ameisen umher.
Mellow griff angespannt in seine Brusttasche. Der neugierige Kapitän tippte wortlos auf Mellows Jacke und verzog grinsend seine Mundwinkel, als er bemerkte, dass sich darin etwas bewegte. Mellow holte BigBig hervor, hielt ihn fest an sich gedrückt, bis sich vor ihm endlich eine große weiße Wolke auftat. Dicht vor dem gewölbten Wolkenberg warf Mellow seinen Eisvogel kraftvoll, wie einen Tennisball, durch die Luft. Dem flatternden BigBig hing