Vermächtnis der Toten. Emma Richi
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Читать онлайн книгу Vermächtnis der Toten - Emma Richi страница 18
Die Predigt begann und als alle begannen zu zuhören, zog Oscar mich mit sich raus. “Ich dachte du hörst brav bei der Messe zu“, frotzelte ich und er grinste: “Ich bin da genauso gern drin wie du wenn viele Leute dort sind. Ich bete wenn überhaupt für mich allein.“ Das beruhigte mich in gewisser Hinsicht. “Na gut und was machen wir jetzt?“ “Meistens schlendere ich durch die Stadt, der Trödelladen hat immer offen zu dieser Zeit oder ich höre Musik und warte. Zu Ende müssen wir uns wieder reinschleichen, dann bekommen wir keinen Ärger mit irgendwem.“ “Na gut, dann zeig mir mal den Weg großer Meister.“ Er zeigte mir den Ort und dann den Trödelladen. Es war mehr ein Antiquitätenladen, aber er war wirklich putzig. Überall standen, hingen und lagen Sachen rum. “Den Preis verhandelt man an der Kasse. Das macht es irgendwie cool.“ Ich sah mich um und fand ein paar schöne Bilderrahmen, doch einer zog meine volle Aufmerksamkeit auf sich, denn da war dieses Symbol wieder drauf, nur ohne das C. Ich ging mit allem zur Kasse und fragte: “Was soll das kosten?“ Die Frau könnte meine Großmutter sein, doch sie sah ehr nach einer Knusperhäuschen Hexe aus. Ihre Stimme krächzte: “Nimm es mit und zahle eine kleine Spende für den Bund.“ Ich erstarrte, die Stimme kannte ich. Der Name fiel mir wieder ein: Anastasia Russewo. Eine Freundin meiner „Eltern“. Was machten die denn alle hier in der Gegend, erst Anton, dann sie. “Was machen sie hier?“, fragte ich und mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet, doch sie antwortete: “Das Rote Kreuz beschützt nur seine Tochter und Erbin.“ Fassungslos stand ich da. Diese Frau war doch irre. Ich legte ihr zwanzig Dollar hin und wollte gerade gehen, als sie meine Hand festhielt: “Wappne dich, wir befreien dich aus deinem Gefängnis.“ Meine Hand zitterte und dann zog ich sie weg. Oscar kam dazu und meinte: “Wo ist denn die Ladenbesitzerin? Miss Hamilt?“ “Ich habe ihr den Laden abgekauft. Sie wollte auf Reisen gehen.“ “Ah, das freut mich für sie.“ Anastasia sah ihn an, sie schien nicht zu wissen, wer er ist, also nutzte ich den Moment. “Schatz, wir werden erwartet“, sagte ich und nahm seine Hand. Ich wandte mich noch einmal zurück und sagte: “Hat mich gefreut Ma’am.“ Dann verließen wir den Laden. Als wir weit genug weg waren fragte ich ihn: “Wie gut kennst du diese Miss Hamilt?“ “Gut genug um zu wissen, dass sie nicht mehr Reisen würde.“ “Ich hab ein ungutes Gefühl, lass uns in der Tonne da nur mal nachsehen, okay?“ Er nickte und wir sahen nach. Darin waren einige Mülltüten. Ich öffnete eine nur um sicher zu sein. Der Kopf darin sah grauenhaft aus, doch ich musste mir sicher sein: “Ist sie das?“ Er nickte und ich machte den Sack wieder zu. Nicht direkt meine erste Leiche, aber meine erste Leiche in einem Müllsack bzw. ihr Kopf. “Lass uns gehen. Wir müssen ihnen Bescheid sagen.“ Oscar sah sich um und dann beeilten wir uns zur Kirch zurück zu kommen.
Die Messe war noch nicht vorbei, doch Oscar holte sich ein paar Lehrer. Mr. Green sah sich den Kopf an, er fragte nicht warum wir gegangen waren, sondern sagte nur: “Wo ist der Rest von ihr?“ “Wahrscheinlich in den restliche Mülltüten. In dem Container. Aber es wäre zu auffällig gewesen mit noch mehr Mülltüten rumzulaufen.“ “Wir beenden die Messe und alle werden auf direktem Weg zurück in die Schule gehen!“, sagte er und dann ging er in die Halle. Der Father verstand und schickte die Schüler nach Hause. Ohne nah zu denken quetschte ich mich durch die Mase zu Jenny und Volkov durch. “Sie sind hier und wollen mich abholen“, sagte ich und Jenny erstarrte. Volkov jedoch reagierte gespannt: “Wie kommt es, dass du das denkst?“ “Russewo ist hier, die alte. Das bedeutet es sind noch mehr von ihnen hier.“ Jetzt waren beide geschockt.
Plötzlich zog jemand an mir: “Du kommst sofort mit!“ Es war Susann, die mich wegzerrte. Sie drückte mich auf den Beifahrersitz und fuhr los. Die anderen mussten alle laufen. Es waren Schülergruppen mit je zwei Lehrern. Als wir durch das Tor fuhren, waren die anderen noch nicht da. “Was ist mit den anderen?“, fragte ich, aber sie brachte mich stumm in ihr Büro. Ich stellte mich ans Fenster, sodass ich sehen kann, wann die anderen kommen. “Du wirst dieses Gelände nicht mehr verlassen! Gar nicht mehr, nicht einmal unter Schutz!!“ Sie war besorgt und wütend und irgendwie unter Strom.“ Was soll das werden wenn es fertig ist?!“, sie steckte mich an mit ihrem Geschrei. Sie sah mich an, doch dann sagte sie mir bemüht ruhiger Stimme: “Du bist hier bei uns sicher, solange du das Gelände nicht verlässt und tust was wir sagen, werden wir das hinbekommen.“ Ich fragte nicht weiter, das wurde mir echt zu schwierig, denn ich wollte nicht lügen. Die erste Gruppe traf ein und als alle da waren, wurde das Tor verschlossen und die Wachen bekamen Befehl gefangene zu machen und keine Toten. Die Lehrer sammelten sich im Büro des Direktorates und dann ging’s erst so richtig los. “Warum in aller Welt habt ihr den Müll durchsucht?“, fragte Direktor Green und eine Antwort darauf war nur: “Ein Bauchgefühl.“ “Na herzlichen, kannst du uns dieses Bauchgefühl bitte erläutern?!“, er war unter Starkstrom und super besorgt, nicht um mich, sondern um die gesamte Schule. Bevor ich antworten konnte, kamen Volkov und Monroe reingestürmt: “Es ist das Rote Kreuz. Sie haben noch keine Truppen herbeordert, aber sie werden kommen um sie abzuholen.“ Jetzt redeten alle Lehrer durch einander. Das war mir jetzt zu doof. “Wer will mich abholen?!“, fragte ich, denn ich war mir nicht sicher worum es geht. Gestern hatte Anton mir einen Hinweis gegeben auf den Cyankreis, aber ich musste mich zwingen mich zu erinnern, denn ich dachte eigentlich, dass das so ein spaß zwischen uns ist. Ein Bund zwischen Onkel und Nichte. Niemand sagte etwas, sie hatten wohl ganz vergessen, dass ich auch noch da war. “Das ist eine Mafiaverbindung von Agenten im Untergrund, sie nennen sich das Rote Kreuz“, erklärte Susann und das ließ die Fragezeichen in meinem Gesicht explodieren. Es war auch nicht sonderlich lindernd für meine Kopfschmerzen. Jennifer Monroe erbarmte sich und erklärte: “Sie scheinen hinter dir her zu sein, denn sie haben sich noch nie so weit vor getraut. Da du eine Haze bist, wäre dein Name sicher Grund genug dich zu entführen.“ Jenny bekam böse Blicke von den anderen Lehrern, doch sie zuckte mit den Schultern: “Warum sollte sie es nicht wissen dürfen Immerhin geht es hier nicht um irgendjemanden, sondern um sie.“ Gut, das war jetzt endgültig zu viel. Erst gestern, dann heute und was kommt morgen? Ich stand, doch ich konnte mich nicht daran erinnern aufgestanden zu sein. Ich war im Begriff zu gehen, doch mir wurde die Tür von Jenny versperrt: “Du kannst nicht gehen.“ “Ich werde gehen. Wenn Sie mich nicht freiwillig gehen lassen, du kämpfe ich eben und sie dürfen sich von Mrs. Trimbee anhören, warum ich noch zwei Tage nicht Trainieren darf!!“ Sie bewegte sich nicht weg, als erwarte sie nicht, dass ich sie angriff. Doch genau das würde ich tun. Sie trat doch noch weg, gute Entscheidung. Die Tür krachte ins Schloss und ich ging Richtung Zimmer.
Ich ging hoch und da wartete niemand, man hatte sie also alle in den Essensaal gebracht. Ich stellte mich vor den Spiegel und zog meine Blus an den Schultern zur Seite. Kein Kreuz, an meinem Bauch auch keins und an meinem Rücken auch nicht. Gut, dann bin ich nicht markiert. Ich war erleichtert, aber das bedeutet im Grund gar nichts. Ich zog mir Sportklamotten an. Mit einer Wasserflasche in der Hand ging ich runter. Niemand war da der mich hätte aufhalten können. Wirklich niemand war da. Draußen lief ich ein paar Runden und dann schaltete sich den Boomboy an. Jetzt war es mir egal ob vielleicht Mrs. Trimbee etwas sagen würde. Der erste Schlag war noch schwach, aber mit jedem weiteren legte ich mehr Kraft hinein. Meine ganze Wut ließ ich an diesem scheiß Ding aus.
“Wieso eigentlich immer ich?!“ Ein Schlag. “Warum schon wieder?!“ Ein zweiter. “Holt euch doch jemand anderen!!“ Ein dritter. Ein vierter und fünfter. “Ich muss das nur durchhalten!“ Nummer Sechs. “Niemals Schwäche zeigen!“ Sieben. “Keine Tränen!!“ Acht. “Disziplin!!!“ Neun, Zehn, Elf. Ein Kick. “Keine Gefühle!“ Zwölf, dreizehn, vierzehn. “Disziplin!!“
Wie verrückt schlug ich auf den Boom typen ein. Sie ruinieren mein Leben, zum zweiten Mal! Kaum bin ich auf dem besten Weg glücklich zu werden, kommen sie wieder!“ Meine Schläge kamen in immer kürzeren Abständen. Die Sorgen, die Wut, nichts von dem ging in Rauch auf, die Flamme wurde größer und immer größer. Aber meine Kraft bleibt mir langsam weg. Ich saß vor