Vermächtnis der Toten. Emma Richi

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Vermächtnis der Toten - Emma Richi Vermächtnis

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gewartet. Susann fragte leise: “Sag bitte warum du die Tablette genommen hast, obwohl du wusstest, das sie dich so dermaßen ausknockt.“ Es kostete Überwindung, sehr viel Überwindung. “Ihr habt mich auf mein erstes zu Hause angesprochen. Ich kann mich an vieles erinnern. Aber das möchte ich gar nicht. Sie sind Monster und ich bin mir sicher, dass hatte meine Mutter gar nicht gewollt, aber jedes Mal wenn ich die Augen auf mache, dann hab ich das Gefühl, selber eines zu sein. Ich hab gelernt damit umzugehen, deswegen hab ich so viel Kampferfahrung. Bei jeder Gelegenheit hab ich mich geprügelt, jemanden einfach nur von mir ferngehalten, weil ich es konnte, weil meine Angst meine Beherrschung überwunden hatte. Hier tun alle so, als wäre ich ganz toll, etwas Besonderes, aber am Ende bin ich doch nur ein Monster.“ Nathan strich mir über den Rücken und Susann mir über die Wange. “Man ist nicht immer so, wie die Menschen, die einen großziehen. Du bist ein tolles Mädchen geworden, zumindest habe ich seit du hier bist ein Mädchen gesehen, das nicht aufgibt oder klein bei gibt. Es muss Gründe geben, warum jeder der dich sieht, den Atem anhält, nur weil er hofft, dieselbe zu atmen wie du. Und ich muss sagen, wenn das mit den Jungs so weiter geht, dann müssen wir extra Schutzpersonal für dich beantragen“, seine Daddy stimme beruhigte mich noch viel mehr und ich musste sogar lachen.

      Susann sah mich immer noch besorgt an und fragte: “Macht es dir etwas aus, wenn wir hier bleiben?“ “Nein, ich versteh das“, gab ich zu, doch sie sagte nur: “Das haben wir früher bei Oscar gemacht, wenn es ihm nicht gut ging.“ Ich nickte nur und legte mich wieder hin. Susann und Nathan nahmen mich in die Mitte und schliefen bei mir. Ich war nicht allein, wie sie gesagt hatte. Und es war ein leichteres einzuschlafen, obwohl mein Kopf dröhnte. Unbeschwertheit ergriff mein Herz.

      Kapitel 10.

      Es war noch halb dunkel als ich aufwachte. Es war echt eng im Bett, immerhin lagen wir hier zu dritt. Ich wurschtelte mich da irgendwie raus ohne die beiden zu wecken. Ein wahres Meisterwerk. Es dauerte nicht lange und die beiden lagen zusammen gekuschelt in meinem Bett. Ich hingegen ging zur Küche. Da ich nichts zum Abendbrot hatte, hatte ich jetzt umso mehr Appetit. Vielleicht würde mich Bird dafür anschreien, aber ich würde mir jetzt etwas zu Essen raus suchen. Statt Gemüse oder irgendwas „Vernünftiges“, entschied ich mich für Eis. Walnusseis mit Himbeeren und Honig. Schon auf dem Weg zurück zum Zimmer musste ich feststellen, die absolut richtige Wahl getroffen zu haben. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, vielleicht doch woanders hinzugehen, aber sonst starten die noch einen Amber-Alert. Ich setzte mich an den Tisch und arbeitete an meinem Laptop. Zuerst beschäftigte ich mich mit der Momentanen Wirtschaftslage und solchen Sachen. Politikzeugs eben. Irgendwann fiel mir der Siegelring wieder ein und ich kramte ich hervor. Es war ein Cyanstein als Grund eingesetzt in den silbernen Ring und darauf war wieder dieses Zeichen. Ein Fünfeck, daran fünf Dreiecke und darum ein Kreis. Innen drin war ein C für Cyankreis. Es war eine Verbindung in einer Verbindung, nur wusste ich so gut wie nichts über die Verbindung, abgesehen von dem, was Anton mir erzählt hatte. Ich konnte das doch nicht einfach googlen. Das war so gar keine Möglichkeit, aber ich könnte später Volkov und Monroe auspressen, denn ich war die Anführerin. Anführerin einer Verbindung, von der ich nichts wusste. Das muss ich dringend ändern. Aber wie kann ich diejenigen erreichen?

      Eine blendende Idee, eine neue App. Ich begann zu programmieren und machte dann weiter, normalerweise dauert die Entwicklung einer App länger, doch wenn ich die nächsten Stunden wirklich konzentriert daran arbeiten würde, dann hätte ich sie zu Dienstag vielleicht schon fertig. Als App-Symbol nahm ich das Zeichen von meinem Ring auf Cyanblauem Grund. Mit den schwersten Sachen war ich schon zwei Stunden später fertig. Mein Eis hatte ich noch nicht ganz geleert, aber ich konnte es jetzt noch viel mehr genießen. Die Sonne war am Aufgehen und jemand klopfte leise an der Tür. Das niemand reinkam machte ich sie auf. Da stand Oscar mit einem ganzen Berg Klamotten auf dem Arm. Er half mir beim Einräumen und fragte dann: “Kommst du klar?“ Ich nickte nur. “Dann schätze ich, kommst du heute mit zur Messe?“ Na super, das hatte ich total vergessen. “Keine Ahnung, was sollte ich denn dazu anziehen?“ Sein Lächeln machte mir Angst. Er kramte in meinem Schrank und zog eine Hose und eine schöne Bluse hervor: “Ich würde das anziehen, darin siehst du echt schön aus.“ Ich nickte nur. Er stand auf und ging zum Tisch, wo er das Eis sah: “Eis zum Frühstück?“ Ich musste lachen, es hatte lange niemand mehr an meiner Essgewohnheit rumgemäkelt. “Ich hatte Lust drauf, außerdem ist es lecker. Walnuss mit Himbeeren und Honig. Leider schon leer, sonst hättet du probieren können“, er grinste mich an und klappte meinen Laptop zu. Was auch immer er vorhatte, ich durfte ihm keine Hoffnungen machen, denn ich würde ihm mehr als nur wehtun. Er machte leise Musik an, denn er hatte gesehen, dass seine Eltern noch schliefen. Dann packte er mich und drehte mich. Er wollte echt tanzen? “Ich würde ja draußen tanzen, aber wenn du nicht hier bist wenn meine Eltern aufwachen, dann werden die beiden Irre“, flüsterte er und hielt mich fest. Als ich versuchte mich raus zu winden, packte er mich um die Taille. Na super, das hatte schon Susann gemacht. Aber er sagte an meinem Ohr: “Was ist gestern hier passiert?“ Ich würde nicht Lügen, aber auch nicht alles erzählen. Wir setzten uns auf das andere Bett und ich begann zu erklären: “Ich wollte einfach nur mal durchschlafen, ich war wirklich fertig und die Schlaftablette hat gewirkt. Die wirken immer etwas sehr heftig, deswegen sind sie aber auch so wirksam bei mir. Ich denke, sie dachte, dass ich versucht hab mich umzubringen oder so, aber ich wollte einfach ohne Kopfschmerzen lange schlafen. Kannst du es verstehen?“ Er nickte. Natürlich konnte er es verstehen. Ich erinnerte mich an das was er mir im Verhör erzählt hatte und merkte, dass es ihm wahrscheinlich genauso beschissen geht wie mir selber.

      “Warum redest du nicht über deine Pflegefamilie?“, seine Frage traf mich tief, denn die hatte ich wirklich nicht erwartet. Aber er war auch sehr ehrlich zu mir gewesen, also schuldete ich ihm quasi dasselbe. Nachdem ich mich überwinden konnte, versuchte ich es nur noch kurz zu halten: “Es war nicht die Heile Familie, die sich jeder vorstellt. Aber wenn ich dir jetzt mehr sage, dann musst du mir versprechen, es für dich zu behalten. Versprich es.“ “Versprochen, du hast ja auch nichts über meine Tante gesagt“, er klang ehrlich und das würd ich jetzt auch sein: “Mein Vater hat uns tyrannisiert. Meine sogenannte Mutter hat mit gemacht. Da war niemand der mich beschützen konnte. Immer wenn mein Onkel Anton zu uns kam, gab er mir diese Schlaftabletten, er wusste, wie schwer es war danach zu schlafen. Das war der Mann in der Mall. Er konnte mich nicht schützen, aber er konnte es leichter machen und dafür bin ich ihm mehr als dankbar. Ich hab ihn sehr lange nicht gesehen und es hat viele Erinnerungen zurückgebracht.“ Er wusste was ich meine. “Was hat er dir angetan?“ Aber darauf konnte und wollte ich nicht antworten, also sagte ich nur: “Es ist vorbei und es hat mich dazu angetrieben, kämpfen zu wollen. Ich habe gelernt meine Gefühle außen vor zu lassen beim Kampf und rational zu bleiben. Es klappt, ich fühle mich dadurch sicherer.“ “Aber?“, fragte er, er hatte es wohl heraus gehört. “Aber ihr stellt alles auf den Kopf, mein ganzes Leben und meine Gefühle. Ich hab Angst alle zu enttäuschen.“ Er nickte und meinte dann: “Tut mir leid, aber mich kannst du nicht mehr enttäuschen.“ Wir saßen einfach noch eine Weil e so da.

      Oscar sah auf seine Uhr und grinste dann: “Wenn wir die zwei nicht wecken, dann werden sie nicht pünktlich zur Messen fertig.“ Und jetzt grinste ich auch. “Waschlappen?“, fragte ich und er nickte. Wir machten zwei Waschlappen nass und drückten sie den beiden auf die Stirn. Die Reaktion war erstaunlich. Nathan sprang auf und stürzte sich auf seinen Sohn. Susann war auch auf gesprungen, aber ich brachte mich hinter dem Tisch in Sicherheit. Oscar wurde unter den Achseln gekitzelt. Er lachte und wand sich. Es war wirklich lustig. Susann schnappte mich nicht, aber als Nathan von Oscar abließ, griffen mich gleich drei an. Ein Tumult in meinem Zimmer, normalerweise hätten wir für so etwas sicherlich eine Standpauke bekommen. “Macht euch fertig, wir treffen uns mit den anderen Schülern und Lehrern bei der Messe. Und Remy, du gehst nur mit uns hin, verstanden?“ Ich nickte, auch wenn das unnötig war.

      Ich duschte mich. Dann zog ich mir an, was Oscar mir gegeben hatte. Es sah ganz gut aus. Dann flocht ich mir meine Haare so, dass sie mir nicht ins Gesicht fallen konnten, aber trotzdem noch offen waren. Meine blauen Flecke wollte ich nicht verstecken,

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