Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski
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Читать онлайн книгу Sinja und die Zaubergeige - Andreas Milanowski страница 14
Auch die Elfe hatte sich die ganze Zeit über beherrscht und versucht, kein Geräusch von sich zu geben. Jetzt, da die Attacke des scheußlichen Schlangenvogels überstanden war, ließ sie ihrer Furcht freien Lauf und ihre Zähne klappern.
„Sie wissen Bescheid“, stellte Emelda nach einer Pause nüchtern fest.
„Das war ein Nauron, ein Flugdrache. Der `Unerhörte´ setzt sie normalerweise nur als Späher und Kundschafter ein, selten als Waffe.
Wenn du von so einem allerdings angegriffen wirst, hast du nichts zu lachen. Hast du seine Zähne und seinen Schnabel gesehen, Sinja?“
„Ja, das hab‘ ich – und seine Krallen.... und ich möchte beidem nicht zu nahekommen!“
„Die Naurons haben ein unglaublich gutes Gehör, weil sie normalerweise in einer geräuschlosen Welt leben. Wenn es dann mal etwas für sie zu hören gibt, dann hören sie das ausgezeichnet. Ihr Sehsinn ist dafür allerdings völlig unterentwickelt. Sie können nur Bewegungen wahrnehmen, keine Formen.Wenn du still stehen bleibst und dich nicht bewegst, kann ein Nauron dich nicht sehen.“
„Gut zu wissen! Gibt es noch mehr solch netter Zeitgenossen?“
„Was meinst du, Naurons oder ganz allgemein Wesen, die danach trachten, uns zum Abendessen zu verspeisen?“, fragte Emelda etwas spöttisch.
„Ach, vergiss es“, sagte Sinja und winkte ab, „war ´ne dämliche Frage.“
„Nein, war es nicht“, erwiderte Gamanziel, „wir müssen vorsichtig sein.“
„Dass der Nauron hier war“, fuhr Emelda fort, „bedeutet allerdings mehreres: Zum einen ist jetzt ganz klar, dass der Feind in `Morendo´ weiß, dass wir aufgebrochen sind. Er lässt nach uns suchen. Zum Zweiten heißt das für uns, dass wir aufpassen müssen. Wo ein Nauron ist, sind die Moroks oft nicht weit. Auf keinen Fall sollten wir uns länger als nötig in der Ebene `Leggiero´ aufhalten. Es könnte sein, dass wir dort mit einem Angriff zu rechnen haben.“
„Lasst uns das mal später besprechen“, stoppte Amandra Emeldas Rede.
„Wie war das im Mittelteil mit dem Abendessen“, fragte sie dann, so fröhlich wie es ihr möglich war. Sie hatte sich während des Nauronangriffs absolut ruhig und cool verhalten und versuchte jetzt, die Stimmung etwas aufzulockern.
„Mir wird das jetzt etwas zu düster hier. Lasst uns mal wieder zu den Dingen des Lebens zurückkehren. Ich finde, dass wir uns nach dem Schreck von eben eine kleine Stärkung verdient haben und solange wir noch durch das Buschwerk geschützt sind, sollten wir eine kurze Rast machen, uns ausruhen und ein wenig erfrischen.“
Sie ging zu den Ponys, kramte in den Satteltaschen und zog einige Dinge daraus hervor, die sie schnell und geschickt im Gras ausbreitete.
„Wenn die Damen dann bitte Platz nehmen möchten“, kam es kurze Zeit später, “es werden Streifen von getrocknetem Schinken an Datteln nach Art des Hauses serviert. Als Getränk empfehlen wir heute frisches Quellwasser.“
Sie setzten sich, nahmen einen der alten Schläuche vom Rücken eines der Ponys und reichten ihn herum, sodass jede einen Schluck Wasser trinken konnte.
`Allegro´ bekam frische Äpfel, die Ponys ebenfalls.
Den Schinken rührte Sinja nicht an.
„Ich esse kein Fleisch“, teilte sie den Elfen mit.
„Puh, das wird aber schwierig. Viel mehr als Schinken und Datteln wirst du nicht bekommen, bevor wir die `Fermata´ erreicht haben. Bei `Jambus´ haben wir noch nie hungern müssen, aber bis dahin sollten wir uns von dem ernähren, was wir mitgenommen haben oder unterwegs aufsammeln“, stellte Gamanziel bedauernd fest.
„Vielleicht finden wir in den Wäldern ein paar Beeren oder Pilze für dich.“
„Ach, macht euch mal nicht zu viele Umstände“, versuchte Sinja zu beruhigen“, ich denke, bis morgen geht das schon klar mit den Datteln.
Süß sind sie ja und ich liebe Süßes.“
Damit waren alle zufrieden und das Essen wurde schweigend fortgesetzt.
8 `Leggiero´ - die Ebene
Der fröhliche, leichte Tanz, mit dem die drei Elfen Sinja anfangs so bezaubert hatten, war mittlerweile vollständig einer großen Ernsthaftigkeit und konzentrierten Ruhe gewichen.
Das Erlebnis mit dem Nauron hatte doch erheblich auf die Stimmung gedrückt und vor allem Gamanziel beunruhigt, die von allen die Ängstlichste war. Aber auch Emelda, Amandra und Sinja machten sich ihre Gedanken über den Fortgang der Reise und so bereiteten sich die vier auf den vor ihnen liegenden Weg durch die Ebene `Leggiero´ vor.
Nach dem Abendessen hatten sie das Notwendige besprochen und festgelegt, dass ein baldiger Aufbruch das Beste sei, um die Dunkelzeit möglichst lange ausnutzen zu können.
Im Falle eines Angriffs der Moroks wollten Emelda und Amandra den Kampf führen. Sie würden dabei ihre Schnelligkeit und Kunstfertigkeit im Bogenschiessen nutzen, um den Gegner möglichst lange aufzuhalten. Gamanziel und Sinja sollten auf `Allegro´ versuchen, die Wälder von `Adagio´ zu erreichen. Die Ponys müssten in diesem Falle zurückgelassen werden. Sollte die Gruppe getrennt werden, würde man sich in der `Fermata´ bei `Jambus´ wieder treffen. So war der Plan.
Die `Leggiero´ hatte ihren Namen bekommen, weil es hier weder Berg noch Tal und auch sonst keine größeren Erhebungen oder Vertiefungen gab. Normalerweise lauerten hier keine allzu großen Gefahren auf einen Wanderer, und so war ein Marsch durch die `Leggiero´, wenn es nicht zu heiß war, in Friedenszeiten angenehm und einfach. Daher der Name `Leggiero´, was nichts Anderes bedeutet als `leicht´. Mehrere Bäche und der Fluss `Largo´ durchflossen die Ebene, sodass an Wasser kein Mangel war. Wer daran gedacht hatte, genügend Proviant einzupacken, war also mit allem Nötigen versorgt.
Doch die Zeiten waren nicht friedlich und so wurde der Marsch durch die `Leggiero´ momentan zu einem schwierigen Unterfangen und war alles andere als angenehm.
Der Weg führte über Wiesen und Felder und über weite, freie Flächen, die die vier zurzeit gerne gemieden hätten, aber es gab keinen anderen Pfad, als den durch die Ebene, wenn man mal von dem Weg über `Morendo´ absah, den niemand ernsthaft in Betracht gezogen hatte.
Ihre Reise würde auch so noch dicht genug an das Gebiet des `Unerhörten´ heranführen.
Nachdem das Essen beendet und die restlichen Vorräte verstaut waren, machten sich die vier wieder auf den Weg.
Es war jetzt so dunkel, wie es in Dorémisien nur sein konnte, doch die Schatten der Wanderer hoben sich immer noch deutlich von der Umgebung ab. Für ein geübtes Auge waren sie vor dem grauen Horizont gut zu erkennen. Vier einsame Gestalten, ein geflügeltes Pferd und zwei schwer bepackte, langsame Ponys.
Bald lag das letzte, Schutz bietende Buschwerk hinter ihnen. Sie wanderten nun über das freie, flache Feld. Ein leichter, kühler Wind trug den Geruch von feuchter Erde über das Land. Von Ferne war das Plätschern des Baches zu hören, dessen Quelle