Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski
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Читать онлайн книгу Sinja und die Zaubergeige - Andreas Milanowski страница 16
„Hey, du denkst ja schon wie eine Elfe", freute sich Amandra, "das klingt zwar seltsam, aber es ist wahrscheinlich etwas Wahres dran. Allerdings gibt es noch eine zweite Möglichkeit, nämlich, dass sie etwas Fieses im Schilde führen, von dem wir bis jetzt noch keine Ahnung haben. Dritte Möglichkeit: sie wollen uns einfach nur schmoren lassen und genau das erreichen, was wir im Moment tun, nämlich uns Gedanken machen, warum sie nicht angreifen. Vielleicht ist das Teil ihres Plans, uns zu verwirren und im Ungewissen zu lassen.“
„Mir wäre wohler“, flüsterte Gamanziel, die den letzten Teil der Unterhaltung mit angehört hatte, „wenn unser `Glissando´ zurück wäre oder wir wenigstens sonst irgendwie Nachricht aus Fasolânda hätten.
Es ist gar nicht gut, so abgeschnitten und ohne Informationen zu sein.“
„Nun“, setzte Amandra fort, „ich wünschte mir auch, dass endlich eine Nachricht von `Seriosa´ käme, doch wir können, so wie die Lage ist, nicht mehr tun, als uns an unseren eigenen Plan zu halten. Jetzt ein wenig ausruhen und dann weitermarschieren, um so schnell wie möglich in die Wälder von `Adagio´ zu gelangen und die `Fermata´ zu erreichen.“
Damit war die Unterhaltung beendet, denn Emelda trommelte schon wieder zum Aufbruch.
„Kinder“, rief sie dazwischen, „wir gehen immer davon aus, dass der `Unerhörte´ unbedingt verhindern will, dass wir mit Sinja in Fasolânda ankommen. Vielleicht muss er das gar nicht mehr. Vielleicht hat er ein Mittel gegen die Geige gefunden. Das wäre allerdings der Super-Gau. Trotzdem gebe ich Amandra Recht – wir müssen unseren Teil tun und erstmal die `Fermata´ erreichen. Vielleicht gibt es dort auch schon neue Nachrichten. Also schlage ich vor, jetzt weiterzugehen.“
„Hmmm, bleibt uns wohl nichts Anderes übrig, oder?“, stellte Sinja gähnend fest.
Ihre Augen waren mittlerweile nur noch halb so groß wie normal. Die Müdigkeit war zurück. Eigentlich hätte sie jetzt gemütlich zuhause im Bett liegen und schlafen sollen. Vielleicht noch ein bisschen lesen vorher, Geolino oder das neue TopModel-Heft und dann schön geschmeidig ins Reich der Träume hinübersegeln. Stattdessen turnte sie hier durch eine fremde Welt, in der sie momentan Gefahr lief, von irgendwelchen schaurigen Flugreptilien als Leckerei zum Abendessen vertilgt oder Opfer sonst irgendeiner Attacke zu werden.
Die Aussichten, hier ungeschoren davon zu kommen, waren jedenfalls nicht die besten. Und jetzt musste sie auch noch, ob sie wollte oder nicht, statt selig und süß zu schlummern und mit Mama zu kuscheln, Kilometer weit laufen, um irgendeine Feradingsda zu erreichen, wo sie angeblich sicher sei und das würde bestimmt noch Stunden dauern und wer weiß, ob sie da überhaupt jemals ankommen würden……
„Ich krieg‘ die Krise“, dachte sie. „Ich bin einfach nur müde und kann nicht weiter. Da kann Emelda noch so laut trommeln.“
Sie legte sich ins Gras und schlief auf der Stelle ein.
Da halfen auch keine Durchhalteparolen mehr.
„Oh je“, klagte Amandra, als sie Sinja liegen sah, „unsere Heldin hat den Kampf gegen den Schlaf verloren. Was nun?“
„Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen“, sagte Emelda.
„Wir müssen weiter. Wenn die Sonnen aufgehen und wir sind immer noch in der `Leggiero´, dann kann es brenzlig werden.“
„Da muss ich dir Recht geben“, erwiderte Amandra“, aber was machen wir mit unserer Freundin hier?“
„Wie wäre es denn, wenn wir `Allegro´ das Problemchen überlassen?“, schlug Gamanziel vor. „Ich sehe jedenfalls keine andere Möglichkeit. Es sei denn, eine der Damen hätte ganz große Lust, unsere Geigerin bis zur `Fermata´ zu schleppen. Ich weiß, wir hatten gute Gründe, sie nicht auf das Pferd zu setzen, aber jetzt muss es wohl sein.“
„Na gut, ich hoffe nur, sie fängt nicht noch an zu schnarchen“, knurrte Emelda.
Damit war die schlafende Sinja an `Allegro´ übergeben. Der nahm sie, wie vorher bei ihrem gemeinsamen Reitausflug mit einem Flügel sanft auf, legte sie vorsichtig auf seinen Rücken und lief los.
„Ich liebe dieses Tier“, dachte Gamanziel, als sie sah, wie gefühlvoll der Hengst Sinja behandelte.
Die bekam von alledem nichts mehr mit. Sie war in einen tiefen Schlaf gefallen und träumte von zuhause, träumte von einer ruhigen Nacht auf ihrer weichen Matratze und davon, wie sie am nächsten Morgen fröhlich lachend mit ihren Freundinnen zur Schule ging. Die Mathearbeit, die in der zweiten Stunde geschrieben werden sollte, vor der sie gestern noch furchtbar Angst gehabt hatte, war auf einmal das einfachste der Welt und hatte jeglichen Schrecken verloren. In ihrem Traum freute sich Sinja sogar darauf.
„So ändern sich die Dinge“, hörte sie ihre Mutter leise sagen.
Dann sah sie auf einmal sich selbst, ganz alleine auf einem großen Hügel stehen. Sie hatte eine Geige in der Hand und einen himmelblauen, bodenlangen Umhang, der mit Gold- und Silbermotiven bestickt war. Unter dem Umhang trug sie eine weiße Hose mit weiten Beinen und ein weites, weißes Hemd. Der Hügel wurde angegriffen von einem Heer von Ameisen, die versuchten Sinjas Beine zu erreichen und ihr in die Hose zu krabbeln. Sinja schüttelte sich bei dem Gedanken daran, dass die Insekten ihr Ziel erreichen könnten. In ihrer Verzweiflung begann sie, eine Melodie auf ihrer Geige zu spielen. Die Melodie war langsam und traurig und bestand nur aus drei Tönen. Plötzlich hielten die Ameisen inne, blieben auf dem Hügel stehen wo sie standen und wo eben noch zehntausende von Ameisen krabbelten, da wuchs aus den vielen tausend kleinen Ameisenkörpern ein wunderschöner Feuerdrache.
Der züngelte, wickelte sich um Sinjas Beine und schmiegte sich an sie wie ein Kätzchen.
„Da bist du ja endlich, Mi Lan, mein Feuerspucker!“, rief Sinja dem Drachen zu.
„Wassss du mit deinerrrr Geige allesssss machen kannssssst“, zischte der Drache bewundernd zwischen zwei feurigen Schnaufern.
Dann nahm er Sinja auf seinen Rücken, schwang seine riesigen Flügel und flog mit ihr davon und flog und flog über die weiten Ebenen eines fremden Landes.
Es waren `Allegros´ Bewegungen, die Sinja spürte, aber davon wusste sie in ihrem Traum nichts. Dort war sie auf ihrem Feuerdrachen unterwegs.
9 Angriff der Drachenreiter
„Sie kommen“, rief auf einmal Emelda
„Also doch!“
„Gamanziel, es wird ernst. Siehst du die Schatten da hinten am Himmel?“
„Ja, ich kann sie auch sehen. Sie haben tatsächlich nur gewartet, bis wir müde genug waren, um uns kurz vor den Wäldern anzugreifen.“
„Nun denn“, rief Amandra, dann gibt’s eben jetzt ein paar Ohrfeigen.
„Wie viele sind es?“, fragte Gamanziel
„Ich sehe zwei Naurons am Himmel, die schnell näherkommen, kann aber noch nicht erkennen, ob sie mit Reitern unterwegs sind. Dazu ist