Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski

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Sinja und die Zaubergeige - Andreas Milanowski

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      „Endlich mal eine gute Nachricht…! Und wo genau ist `im Wald?´“, wollte Sinja wissen. „Wo habt ihr sie hingebracht?“

      „Kommt mit“, sagte Cichianon, „ich zeige es euch. Dort wirst du dann auch die anderen kennen lernen.“

      „Wer sind die anderen?“, wollte Sinja wissen.

      „Oh Himmel, ist dieses Mädchen neugierig. `Seriosa´ hatte mich gewarnt.

      Jetzt weiß ich, was sie meinte“, sagte Cichianon und lächelte Sinja dabei von der Seite an.

      „Die anderen, das sind die Jungs, die euch die Ponys und die Vorräte auf den Berg gebracht haben. Das sind Ferendiano und Doriando.

      „Ah“, sagte Sinja, „die Namen kommen mir auch irgendwie bekannt vor.“

      „Na, dann mal los, dann kann dich ja nichts mehr überraschen!“

      Bei dem letzten Satz lächelte Cichianon ein geheimnisvolles Jungenlächeln.

      „Ach, ist der süüüüß“, dachte Sinja. Emelda hatte nicht zuviel versprochen.

      Im Allgemeinen fand sie Jungs ja eher nervig, weil die meisten sich nur für Dinge interessierten, die sie selbst ziemlich öde fand, wie Fußball, Star Wars, Prügeleien auf dem Schulhof, Mädchen ärgern und so weiter, aber bei dem jungen Elfen hier würde sie echt mal eine Ausnahme machen. Der war anders und dann auch noch so süüüüß…..Zum Glück war es noch nicht hell genug, dass man hätte sehen können, wie Sinja rot wurde. So blieb der `süße´ Elf ihr Geheimnis.

      In der Tat begann es allerdings mittlerweile zu dämmern.

      Die ersten Strahlen des neuen Sonnentanzes waren zu sehen, am Horizont wurde es langsam heller und es würde nicht mehr lange dauern, bis Dorémisien wieder komplett erleuchtet wäre.

      „Dem Nauron und seinem Reiter hast du ja ganz ordentlich eingeheizt“, sagte Cichianon noch bewundernd. „Die beiden richten keinen Schaden mehr an.

      Wer hat dir das Bogenschießen beigebracht?“

      „Das Bogenschießen? Ach, das lernt man bei uns in der Schule", log Sinja.

      "Wir können schon in der ersten Klasse Äpfel vom Baum schießen und außerdem bin ich ein Naturtalent. Nein, ehrlich - ich hätte nie gedacht, dass ich so was mal tun würde, aber ich war so wütend über das, was mit Gamanziel passiert war und schließlich wollte der mir ja auch an die Wäsche. Da hab‘ ich ihm einen verpasst.“

      „Das war gut so, sonst wärst du jetzt schon auf dem Weg nach `Morendo´ oder noch Schlimmeres. Und jetzt lasst uns gehen.“

      Das Trio machte sich auf den Weg in die Wälder.

      In der Zwischenzeit kämpfte Amandra darum, Emelda bei Bewusstsein und wach zu halten, was ohne Nahrungsmittel und ohne Wasser ein schwieriges Unterfangen war. Das Pfeilgift des dunklen Reiters schwächte sie von Minute zu Minute mehr. Das Heldenkraut, das Amandra zu finden gehofft hatte, wuchs normalerweise in der Nähe von Gewässern, Flüssen, Seen, Teichen, Tümpeln, doch hier waren sie recht weit entfernt von allem, was Wasser führte. Den Bergbach, der ihren Weg anfangs begleitet hatte, hatten sie vor einiger Zeit links liegen gelassen. Er hatte eine Kurve gemacht, um sich weiter im Westen mit dem `Largo´ zu vereinen, während ihr Pfad weiter geradeaus führte und so hatten sie sich mit jedem Schritt von dem Bachlauf entfernt. Der Tümpel, an dem sie gerastet hatten, lag nun auch schon eine gehörige Strecke zurück und Amandra brauchte das Heldenkraut jetzt und sofort um Emelda zu retten. Es war keine Zeit für eine lange Suche. Es blieb ihr also nichts Anderes mehr übrig, als Königin Myrianas Kristall aus ihrem Rucksack zu holen, in der Hoffnung, der Stein könne Emelda noch helfen. Den Kristall hatte ihr die Königin vor ihrer Abreise anvertraut.

      Als Amandra nun den Edelstein in der Hand hielt und sein magisches Leuchten sah, dachte sie an die feierlichen Worte von Königin Myriana:

      „Amandra, ich übergebe dir den magischen Kristall der Herrscherinnen und Herrscher von Dorémisien. Zum ersten Mal seit den Zeiten des sechsten Königs verlässt dieser Stein die Mauern von Fasolânda, weil das Überleben unseres Reiches davon abhängt. Bewahre ihn sorgfältig, nutze ihn klug und nur dort, wo keine anderen Mittel mehr helfen“.

      Der Zeitpunkt für seinen Einsatz schien ihr nun gekommen.

      Amandra spürte die Schwere und Last der Verantwortung, als sie den Stein aus einem kleinen, mit purpurrotem Samt ausgeschlagenen Kästchen nahm und sein helles weißlich-grünes Leuchten sah. Aber sie fühlte auch die Ehre, die damit verbunden war, zur Trägerin des Kristalls ernannt worden zu sein. Nie zuvor in der Geschichte Dorémisiens war diese einer anderen Elfe zuteilgeworden. Amandra spürte die Kraft des Steines und sie hörte einen leisen Summton.Für eine Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, konnte sie nichts Anderes tun, als den Stein in der Hand zu halten, ihn anzuschauen und seiner magischen Musik zu lauschen. Ein Röcheln aus Emeldas Kehle holte Amandra zurück in die Wirklichkeit.

      Sie hatte das Leben ihrer Freundin zu retten. Sie gab Emelda den Stein in die Hand und ließ sie ebenfalls die Kraft des Kristalls spüren. Emelda war mittlerweile allerdings so geschwächt, dass sie den Stein kaum noch selbst in der Hand halten konnte. Amandra hielt ihn an ihre Wunde. Als er die Schulter berührte, kam wieder etwas Leben zurück in Emeldas müden Körper.

      „Der Stein gibt dir Kraft“, sagte Amandra zu ihrer Freundin, „aber er kann das Gift nur aufhalten. Wenn wir es aus deinem Körper herausholen wollen, brauchen wir die entsprechenden Mittel. Da wir kein Heldenkraut zur Verfügung haben, müssen wir uns mit einer Mischung aus verschiedenen anderen Kräutern behelfen. Der Kristall wird dir genug Energie geben, dass ich dich alleine lassen und auf die Suche gehen kann.

      Am meisten Kraft bekommst du, wenn du den Ton des Steines mitsingst.“

      Mit diesen Worten sprang Amandra auf und verschwand im Halbdunkel.

      Emelda war etwas bang ums Herz, aber sie sah ein, dass Amandras Vorschlag die einzige Möglichkeit der Rettung war. Mit Hilfe ihrer neu gewonnenen Kräfte drückte sie den Edelstein auf ihre Wunde und summte seinen Ton „Mmmmmm“. Sie spürte, wie sie eins wurde mit dem Kristall. Die Kräfte des Steines begannen, die Energien in ihrem Körper in eine neue Ordnung zu bringen.

      Unterdessen streifte Amandra über die Wiesen der `Leggiero´ auf der Suche nach den richtigen Zutaten für ihr Heilmittel. Es war noch nicht wieder hell geworden. Da sie deswegen die Kräuter nicht gut sehen konnte, musste sie die Pflanzen hören. Jedes Kraut hatte seinen eigenen Ton und Amandra kannte sie alle. Da die Töne der Pflanzen aber sehr sehr leise waren, musste sie ganz genau hinhören. Für eine geübte Tonelfe war das durchaus keine schwere Aufgabe, aber es kostete zusätzliche Zeit. Sie fand, was sie brauchte.

      „So, meine Liebe“, sagte sie nach ihrer Rückkehr, „ich denke, ich habe alles Nötige beisammen.“

      Sie öffnete ein kleines Tuch, in das sie die Kräuter eingewickelt hatte.

      Ein Klangwurz war dabei, der in der Erde wuchs, weshalb er am schwierigsten zu finden war, vier Blätter Singspitz (so etwas ähnliches wie Spitzwegerich), ein langes, dünnes Blatt namens Hufsaite und drei Blätter Bratschenbauch (der aussah wie unser Huflattich).

      Amandra suchte einen etwas größeren, flachen Stein und einen kleinen, runden, legte die Kräuter auf den flachen

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