Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski

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Sinja und die Zaubergeige - Andreas Milanowski

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grummelte sie vor sich hin und stampfte zornig mit dem Fuß auf.

      „Das hab‘ ich gehört, auch wenn du es in dich hineinbrummst“, kam es streng aus der Küche zurück, „ich hab' immer noch gute Ohren!“

      „Jaaaaa, Mama! Ist ja gut!“, sagte Sinja genervt, mehr zu sich selbst als zu ihrer Mutter und rollte die Augen.

      Hätte sie nur einige wenige Minuten weit in die Zukunft blicken können, so hätte sie gesehen, dass dieser trübe Tag einen komplett anderen Verlauf nehmen sollte, als all die anderen Tage ihres bislang neunjährigen Lebens. Vielleicht hätte sie sehen können, dass sich heute dieses, ihr Leben auf geheimnisvolle Weise für immer verändern würde. Sicher hätte sie über diesen Tag ganz anders gedacht. Aber so….

      Um nicht schon wieder Stress zu bekommen, war jetzt Üben angesagt.

      Sie nahm also missmutig das Stück Holz mit den vier Saiten darauf und den Bogen zur Hand, spannte die Schulterstütze ein und strich lustlos über die unterste Saite, um sie zu stimmen.

      Es quietschte, brummte, jammerte und kratzte, als hätte ihr Vater den Werkzeugkasten aufgemacht und begonnen, ein Metallteil zu feilen.

      Sinja erschrak fürchterlich über das Geräusch, das sie da gerade produziert hatte.

      „Oh je!“, dachte sie, „meine arme Geige!“

      Ich wusste doch, dass das heute nichts wird. Ich bin viel zu müde!“

      Je mehr sie sich in diesen Gedanken hineinsteigerte, desto übellauniger wurde sie.

      „Ach, wär´ das schön, jetzt auf dem Sofa zu liegen und noch ein wenig in meinem Buch zu lesen“, dachte sie, „ich will unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht.“

      Kaum war ihr diese Idee gekommen, verwarf sie sie auch schon wieder, weil sie an den Vortrag denken musste, den sie dann von ihren Eltern zu hören bekam.

      „Was das alles kostet mit der Geige, der Unterricht, die Instrumentenmiete und das alles, abgesehen von den Nerven und der Zeit....., blah, blah.....und hab auch keine Lust mehr, dich jeden Tag zu erinnern und und und......“.

      Wer kennt das nicht?

      „Alles, nur das nicht!“, schüttelte sie sich und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die aussah, als hätte sie gerade in eine fette, gelbe Zitrone gebissen.

      „Warum hab´ ich das nur alles angefangen?“, fragte sie sich in den letzten Wochen immer häufiger. Schließlich hatte sie selbst vor Jahren den Wunsch geäußert, das Geigenspielen lernen zu wollen. Nur hatte ihr niemand gesagt, dass das mit so viel Arbeit verbunden sein würde.

      Und jetzt?

      „Wenn ich nicht übe, geht das ganze Generve wieder los und der Abend ist gelaufen, also spiele ich zehn Minuten und rede mich dann irgendwie raus, mit Kopf- oder Bauchschmerzen. Irgendetwas wird mir schon einfallen. Dann hab' ich´s hinter mir.“

      Sie schaute ihre Geige lange an, wie man eine Freundin anschaut, die einem gerade etwas sehr Unangenehmes mitgeteilt hat, nahm das Instrument nochmals auf, stimmte es umständlich, holte tief Luft und begann dann, auf der zweiten Saite ganz langsam und leise, eine Melodie aus drei Tönen zu spielen:

      E – G – A.

      Warum sie gerade diese Noten spielte, wusste sie selbst nicht.

      Sie waren ihr in diesem Moment eingefallen.

      „Ahhhh! Isch abe drei Noten erfundään! Isch bin eine Genie, ein große Künstlääär!“, rief Sinja, warf mit großer Geste den Kopf in den Nacken und musste selbst über ihre Schauspielerei lachen.

      Sie strich noch einmal über die Saiten und diesmal schwangen sie weich und es klang viel, viel schöner und besser als beim ersten Versuch.

      Es war nichts mehr zu hören vom Werkzeugkasten-Sound.

      Sinja war überrascht, welche Klänge sie ihrem Instrument entlocken konnte.

      Irgendetwas war komplett anders als vorhin und auch anders als sonst.

      Sie hatte das Gefühl, dass die Töne direkt aus ihrem eigenen Körper kamen, so, als würde sie singen und nicht Geige spielen.

      Seltsam! Sehr seltsam!

      Sie setzte das Instrument ab und lauschte mit offenem Mund dem letzten verklingenden Ton nach: es war das A.

      Sie meinte dabei, den Ton noch ganz lange im Zimmer zu hören, obwohl sie schon längst aufgehört hatte, zu spielen.

      „Was war denn das?“, fragte sie sich und war so verblüfft von ihrem eigenen Spiel, dass sie beschloss, es sofort zu wiederholen.

      Sie nahm also noch einmal vorsichtig ihr Instrument auf, setzte die Schulterstütze auf ihr linkes Schlüsselbein und den Bauch der Geige unter das Kinn, griff den Bogen leicht und strich, genauso sachte wie beim letzten Mal über die zweite Saite: E-G-A, gaaaanz lange Töne.

      Dieses Mal war der Klang noch intensiver als beim letzten Mal, ein ganz klarer und reiner, silbriger Violinenton.

      „Hey! Was ich alles kann!“, staunte Sinja.

      Sie meinte sogar, im Hintergrund leise einen Chor zu hören, der die gleichen Töne sang, die sie gerade spielte.

      Die Geigensaite, der Körper der Geige, die Luft im Zimmer, ihr eigener Körper – alles schwang und vibrierte im Gleichklang mit diesen drei Tönen. Etwas Geheimnisvolles lag in der Luft. Plötzlich konnte sie die Schwingungen sehen. Sinja erschrak.

      Mit glitzernden Fäden durchwirkt drehten sich zwei helle blaue Luftsäulen über dem Körper der Geige. Sinja bekam vor Staunen über diese seltsame Erscheinung den Mund nicht mehr zu.

      „Was ist denn das“, flüsterte sie vor sich hin.

      Die Neunjährige hatte ja schon einiges erlebt, aber das hier….

      Sie konnte ihre Augen und Ohren von dem Klang- und Lichterspektakel nicht abwenden.

      Das Leuchten der hellblauen Lichtbänder wurde immer strahlender und kraftvoller und füllte bald den ganzen Raum. Die Bänder schwangen hin und her, von links nach rechts, drehten sich in- und umeinander und wieder zurück.

      Auf einmal erschien in einem Oval, dass sich zwischen den Lichtern gebildet hatte, erst nur verschwommen, dann immer klarer und deutlicher in den Umrissen ein winzig kleiner Körper, kleiner noch als Sinjas kleinste Puppe.

      Es war ein Wesen, kaum größer als ein Schmetterling, mit einer Figur wie ein klitzekleines Mädchen, mit Armen, Beinen, zwei Flügelchen auf dem Rücken. Es hatte lange, spitze Ohren und kupferrote Haare, die in einem strengen Zopfknoten auf den Hinterkopf gebunden waren.

      Aus seinem spitzbübischen Gesichtchen schauten zwei wache, grüne Augen dem Tanz der Lichter und Strahlen zu.

      Immer, wenn sich eines der Lichtbänder oder einer der schwingenden Silberfäden in seine Richtung bewegten, nahm es die Bewegung auf und tanzte mit den Bändern und Fäden,

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