Hans der Pole. Gräfin Bethusy-Huc

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Hans der Pole - Gräfin Bethusy-Huc

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wollen mal sehen, wollen mal sehen“, sagte er halblaut. „Wenn sich nichts anderes bietet, hören sie landwirtschaftliche Kollegs im Winter, es ist immer eine Abwechslung, und ein bisschen theoretisches Wissen ist nützlich für die Praxis.“

      Hans wurde warm ums Herz.

      Die gütigen Worte des Vaters und das Bild der Tochter vermischten sich in seiner Empfindung. Er drückt leise den Revolver an sich; es wäre ihm lieb gewesen, wenn er ihn zum Schutze des Generaldirektors hätte gebrauchen können.

      Vor ihnen ragten die Schlote des Hüttenwerkes auf. Herr Blei runzelte die Stirn.

      „Die sind in der Tat ohne Rauch, stehen kalt, aber dafür raucht’s dort vom Maschinenhause her – Schwefelbande!“

      Der Kutscher wandte sich um und fragte, ob er nicht auf einem Umwege zum Direktionshause fahren solle.

      „Nein“, entschied der Generaldirektor, „fahren Sie nur den gewohnten Weg geradeaus.“

      „Aber dort ist es schwarz von Menschen.“

      „Zu den Menschen will ich ja eben.“

      Hans rückt sich unwillkürlich strammer. Wüstes Stimmgewirr scholl ihnen entgegen. Jetzt war der Wagen bemerkt worden, und um Augenblicke war er von einer johlenden Menge umringt.

      Der Generaldirektor richtet sich halb auf.

      „Leute!“ rief er mit seiner mächtigen Stimme, „macht mir nicht die Pferde scheu, ich bin doch zu Euch gekommen, um Euch zu hören und selbst zu sehen.“

      Ein paar rohe Schimpfworte wurden geschrien, ein Stein flog am Kopfe des Kutschers vorbei.

      „Was ist das für ein Halunke, der mit Steinen wirft, wenn ich meinen Leuten reden will?“ schrie der Generaldirektor, dem die Zornader auf der Stirn schwoll. „Ich denke, Ihr kennt mich alle und wisst, was Ihr an mir habt. Also, jetzt die Redner vor, ich will hören, worüber Ihr Euch beschwert!“

      Einen Augenblick schienen die größten Schreier uneinig zu sein, dann wurden ein paar Männer vorgeschoben.

      „Herr Generaldirektor“, begann der eine; aber Blei machte eine abwehrende Handbewegung.

      „Euch kenne ich nicht, seid Ihr von der Piekarhütte?“

      In der Menge fingen ein paar an zu lachen.

      „Wir sind ja nicht von hier“, begann der eine, „aber –“

      „Wie könnt Ihr denn hier für meine Arbeiter sprechen wollen, wenn Ihr nicht von hier seid?“ fuhr sie der Generaldirektor an, „wo ist der Felka und der Ogolsky und der Kerian?“

      Wieder wurde gelacht, und dann traten aus der unruhig hin und her schiebenden Menge die gerufenen älteren Arbeiter hervor.

      „Also, was gibt’s?“

      Ein unklarer Schwall von Phrasen scholl ihm entgegen.

      Der Direktor hob abwehren die Hand.

      „Später sprechen wir auch davon, Leute, aber jetzt sagt mir erst einmal, all‘ Ihr Leute von der Piekarhütte: Welcher von Euch hat hier Not gelitten? Wer ist um Rat und Hilfe zu mir gekommen und ist nicht gehört worden? Wem ist mit meinem Wissen hier ein Unrecht geschehen? Seht Ihr, Ihr könnt mir auf die Fragen nicht antworten; also nun überlegt Euch erst einmal ordentlich, was Ihr wollt, und dann kommt zu mir ins Direktionshaus und sagt es mir. Aber nur unsere eigenen Leute will ich sehen, keine fremden Hetzer. Und ich denke, was unsere Leute hier auf dem Herzen haben, dafür finden sie Verständnis bei mir, aber klar und kurz müsst Ihr Eure Wünsche vortragen.“

      Ein beifälliges Murmeln antwortete, ein paar Zischlaute und Pfiffe waren zwar darunter, aber die Menge macht doch Platz und ließ den Wagen passieren.

      Im Direktionshause empfing der Leiter des Hüttenwerkes seinen Chef mit gutgemeinten Vorwürfen.

      „Sie durften sich doch nicht so exponieren, wir haben hier Todesängste ausgestanden!“

      „Ihr seid nicht gescheit“, erwiderte der Generaldirektor, „ sehe ich aus wie einer, der unter keinem Dache vorbeigehen kann, ohne dass ihm die morschen Ziegeln auf den Kopf fallen? Und nun machen Sie mal Ihre Haustür weit auf, lieber Direktor Wollhasse, dass ich die Arbeiterdeputation empfangen kann!“

      X.

      Der Streik war längst beigelegt, der Inspektor Marker war nicht liebenswürdiger, und die geselligen Veranstaltungen seiner Frau waren nicht interessanter geworden, aber Hans war noch immer in Pogrzebin. Er hatte gefunden, dass es ein geringer Umweg war, wenn er sich durch den Park am Herrenhause vorüber nach der Brennerei begab, wo er jetzt Studien machte. Und jedes Mal, wenn er vorüberkam, stand Adelka am Fenster ihres Zimmers oder sie begegnete ihm im Park. Sie tauschten nur einen Gruß, höchstens ein flüchtiges: „Wie geht es Ihnen?“ aus, denn Adelka war jedes Mal sehr verlegen und eilig – aber sie kam doch immer wieder. Dass das Arbeitszimmer des Generaldirektors gerade unter Adelkas Zimmer lag und diese tägliche Promenade bemerkt werden könnte, daran dachten beide nicht. – Da sagte eines Tages Herr Blei bei Tische:

      „Ich möchte doch wissen, weshalb der junge Walsberg so oft hier vorübergeht, den Weg nehmen die Eleven doch sonst nicht.“ Dabei streifte sein Blick Adelka, deren Gesichtchen sich mit dunkler Röte bedeckte.

      Er sagte nichts weiter, aber er schrieb noch am selben Tage an Herrn von Wolffen, er halte für angezeigt, dass Herr von Walsberg für das Winterquartal Kollegs belege und nach der Stadt übersiedelte.

      Vierzehn Tage später macht Hans seinen Abschiedsbesuch, wobei er merkwürdig ernst aussah, und Adelka hatte an dem Tage „entzündete Augen“, wie sie behauptete. Frau Blei erwog, ob es nötig sei, den Doktor zu holen – ihr Mann schüttelte den Kopf.

      „Nicht nötig, so was gibt sich“, sagte er, und während er in sein Arbeitszimmer schritt, murmelte er:

      „Dumme Bälger, sich das schöne junge Leben mit so ‘ner Kinderei zu beschweren!“

      Und er war die Liebenswürdigkeit selbst gegen den Scheidenden, strichelte den Blondkopf seines Mädels zärtlich und sagte:

      „Was meinst Du, wenn wir mal schnell nach Rom hinunterführen, wovon du immer träumst? Du bist zwar eigentlich noch zu jung dazu, aber gefallen wird’s Dir doch.“

      Hans bewerkstelligte seine Übersiedelung nach der Stadt in ziemlich schlechter Laune. Dann aber begannen die veränderte Umgebung und das Getriebe der Provinzialhauptstadt nach der ländlichen Einsamkeit doch auf ihn zu wirken, wenn er auch von baldiger Rückkehr und Frühlingstagen in Pogrzebin träumte.

      In so eine Träumerei versunken, schlenderte er eines Tages die Hauptstraße, als er angerufen wurde.

      „O, die Baron Walsberg!“

      Maria Mielosenska stand vor ihm, und ihr reizendes Gesicht lacht ihn unter dem pelzverbrämten Sammethut (Samthut) freundlich an.

      „Sie hier, gnädige Frau? Welche Freude!“

      „Wie sind sie hier gekommen?“ fragte sie.

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