Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis. Bettina Reiter

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Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis - Bettina Reiter

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auf ihn, als hätte er Lepra? Irgendetwas ging hier vor. Etwas, das ihre Familie auseinanderbrechen ließ wie einen Porzellanteller, den man mit voller Wucht auf den Boden schmetterte. Aber niemandem lag scheinbar etwas daran, die Scherben einzusammeln, um ihn zu kitten. Selbst ihr nicht. Sollte Luc der Teufel holen!

      Wie gerädert saß Henriette mit Lotti und ihrer Mutter am Frühstückstisch. Eine seltsame Atmosphäre herrschte vor und die Stille war kaum zu ertragen. Auch Luc ließ sich nicht blicken, doch das war ihr nur recht. Eine Weile würde sie ihn schmoren lassen, denn dieses Verhalten hatte sie einfach nicht verdient.

      „Hast du Pläne für heute, Lotti?“, erkundigte sich die Mutter mit teilnahmsloser Miene und nippte an ihrem Morgenkaffee.

      „Madame de Rohan hat ihren Besuch angekündigt. Sie und ihre Schwester Rosalie werden vermutlich am Nachmittag eintreffen.“

      „Aha.“

      „Ich finde diese Frauen ziemlich aufdringlich“, meldete sich Henriette zu Wort und strich etwas Konfitüre auf ihr Weißbrot. „Sie zerreißen sich ständig den Mund über andere. Gibt dir das nicht zu denken, Großmutter?“

      „Leider kann man sich manche Gesellschaft nicht aussuchen.“ Sie wechselte einen seltsamen Blick mit der Mutter. „Unsere Familie hat Verpflichtungen. Madame de Rohan gehört dazu. Immerhin ist sie Dianas Patentante.“

      Wieder legte sich eisiges Schweigen über den Tisch. Nur das Klappern des Bestecks war zu hören. Hin und wieder drang das Wiehern eines Pferdes durch die Fenster. In der Nähe gab es eine große Koppel, die einem Pferdezüchter gehörte.

      Benedikta kam mit einem Tablett herein, das sie umsichtig in die Mitte stellte, nachdem sie andere Sachen etwas beiseitegeschoben hatte. Speck lag darauf, den besonders Luc liebte.

      „Das kannst du gleich wieder mitnehmen“, befahl die Großmutter. „Oder möchte jemand von euch etwas davon?“

      „Nein.“ Die Mutter stellte ihre Tasse auf den Unterteller. Es klirrte leise.

      „Ich auch nicht“, antwortete Henriette. „Aber Luc bestimmt. Ihr kennt ihn ja.“ Sie versuchte heiter zu klingen, obwohl ihr zum Weinen war. Die ganze Nacht hatte sie sich das Gehirn darüber zermartert, wieso sich Luc so verhielt. Diese Ungewissheit und die Distanz zwischen ihnen waren kaum auszuhalten.

      „Luc ist zu weit fort, als dass er vom Speck kosten könnte“, ließ Lotti unvermittelt verlauten. Die Mutter schob die Tasse von sich.

      „Wie soll ich das verstehen?“ Eine dunkle Vorahnung erfasste Henriette, die es heiß und kalt durchfuhr.

      „Dein Bruder ist auf dem Weg zu Hermann Moritz von Sachsen.“ Ihre Mutter sank tiefer in den Stuhl, zog die Hände auf den Schoß und faltete sie wie zum Gebet.

      „Wann ist er fort?“ Henriette legte das Brot achtlos auf den Tisch. Ihr Mund fühlte sich trocken an.

      „Kurz nach Mitternacht brach er auf“, gab Lotti Auskunft und pflückte eine Traube vom Strunk, der im Silberteller griffbereit neben ihr stand. „Zumindest hat das der Stallbursche gesagt.“

      „Ohne sich zu verabschieden?“ Henriette schaute zu ihrer Mutter.

      „Luc mag keine Abschiedsszenen“, erklärte diese, „so gut solltest du ihn kennen.“

      „Ach ja? Im Augenblick habe ich das Gefühl, dass ich ihn gar nicht mehr kenne oder vielmehr nie gekannt habe.“ Die Wut und der Hass kamen zurück. Mehr denn je, weil es ihr Bruder nicht der Mühe wert gefunden hatte, sich vorher mit ihr auszusprechen.

      „Du bist ziemlich zornig auf ihn. Ist etwas vorgefallen zwischen euch?“, hakte Lotti kurzatmig nach.

      „Wir haben uns gestritten.“

      „Wann?“

      „Gestern. Ich bin … in sein Zimmer gegangen, weil ich mit ihm reden wollte. Euer Streit hat mich nicht in Ruhe gelassen.“

      „Hat Luc erzählt, worum es ging?“ Selten war ihre Großmutter blasser gewesen.

      „Ja“, schwindelte Henriette. Vielleicht kam sie so der Sache auf den Grund.

      „Ach, dann weißt du also, dass er verliebt ist?“, fragte Lotti. Die Mutter wollte etwas sagen, doch die Großmutter machte eine herrische Handbewegung.

      „Tatsächlich?“ Henriette war überrumpelt, traurig und sogar fassungslos. Alles stürzte gleichzeitig auf sie ein, obwohl sie sich eigentlich für Luc hätte freuen müssen. Aber sie konnte es nicht, weil ihr diese Neuigkeit nicht passte. Ganz und gar nicht passte, ohne dass sie wusste, wieso.

      „Wie ich vermutet habe: Du hast keine Ahnung“, sagte die Großmutter mit einem kurzen Seitenblick zu Henriettes Mutter. „Jedenfalls ist Luc wegen diesem … Mädchen fortgegangen. Unser Streit gestern war vermutlich der Auslöser, weil wir mit seiner Wahl absolut nicht einverstanden sind. Habe ich recht, Babette?“ Die Mutter nickte hölzern. „Dieses blutjunge Ding ist die Falsche für ihn. Dennoch lässt sich Luc nicht davon abbringen, sie zu lieben. Nun ja, mich überrascht das Ganze nicht im Geringsten.“

      „Seit wann wisst ihr von dieser Frau?“

      „Es ist schon länger her, als ich merkte, dass etwas in der Luft liegt“, teilte die Großmutter mit. „Gestern sprach ich ihn darauf an und er hat alles gestanden.“

      Kein einziges Wort hatte ihr Bruder darüber verloren. Als würde er ihr nicht mehr vertrauen. Aber konnten sich die Dinge tatsächlich innerhalb weniger Stunden auf diese Weise ändern? Bei der Bootsfahrt war noch alles in Ordnung gewesen. Nun saß sie hier und hatte keine Ahnung, was sie denken sollte. Ob ihn diese Frau verhext hatte? So sehr, dass ihm alles egal war? Sogar sie?

      Alles in Ordnung?, hallte es in ihr nach. Bei genauerer Betrachtung hatte sich Luc schon gestern während ihres Ausflugs seltsam verhalten. Als würde er sich in ihrer Gegenwart unwohl fühlen. Warum hatte sie das auf sich beruhen lassen statt nachzubohren?

      Fragen, die sie in den folgenden Wochen regelrecht verfolgten. Die Zeit auf Schloss Ussé war nicht mehr dieselbe. Deswegen war sie froh, als sie wieder nach Paris zurückkehrten. Sogar die Schule war eine willkommene Abwechslung, um sich abzulenken.

      Im Jänner des darauffolgenden Jahres heirateten Diana und Louis auf Versailles, wo sie sich in der Schlosskapelle das Ja–Wort gaben. Allerdings war Henriettes Bruder etwas angetrunken. Am Vortag hatte man in den Gemächern des Königs die Hochzeitspapiere unterschrieben und die anschließende Verlobungsfeier dauerte bis zum Morgengrauen.

      Diana sah über Louis’ Fauxpas lächelnd hinweg und wirkte hübsch in ihrem Hochzeitskleid. Ihre fünfzehnjährige Schwägerin trug das dünne dunkelblonde Haar hochgesteckt und hatte es mit Perlen verzieren lassen. Am Hals glänzte eine Kette mit einem großen Kreuz. Ihr Kleid war an den Schultern gerafft, die Halbärmel mit erlesener Spitze verziert wie der Saum ihrer Robe. Nur ihr schwerer Umhang sorgte für allerhand Gesprächsstoff.

      Bei der Messe hätte eine von Dianas Cousinen die ehrenvolle Aufgabe gehabt, die Schleppe zu tragen. Doch kurz vor der Trauung weigerte sich die Cousine plötzlich mit der Ausrede, dass eine andere diesen Dienst übernehmen sollte. Ehre hin oder her, die Schleppe hatte ein enormes Gewicht und so lehnte eine nach der anderen ab. Schließlich entbrannte sogar ein Streit darüber. Diana hatte nur hilflos zugehört, bis sich

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