DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings

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DAS GESCHÄFT - TEIL 1 - Christoph Hoenings

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rechte Fahrspur, egal in welche Richtung, ist immer verstopft durch die Colectivos, die alle paar Ecken anhalten, um Passagiere ein- oder aussteigen zu lassen.

      Jeder Limenser weiß das und fährt deshalb links. Damit ist die linke Fahrspur auch verstopft.

      Pato brauchte mehr als dreißig Minuten, um bei der Anschrift von Fernandez anzukommen. Die dortigen Gegebenheiten wollte er sich ansehen.

      Oberst Garcia hatte einen Freund bei der PIP angerufen. Auch wenn Garcia im militärischen Geheimdienst arbeitete, unterhielt er Kontakte zu dem konkurrierenden Dienst.

      Das hatte sich als hilfreich erwiesen bei der Verfolgung von Drogendelikten, für die zwar die PIP zuständig war, in die aber manchmal ausländische Militärs verwickelt waren.

      Garcia schaute in sein elektronisches Postfach. Sein Freund Leon war fündig geworden, genau wie er vermutet hatte.

      "Fernandez, Walter Cristobal Claudio, geb. 3.5.1959 in Lima,

      Vater: Jorge Ramon Fernandez Castillo, Fabrikant, + 1967

      Mutter: Ana Maria Isabel Semenario, + 1972

      Ehefrau: Liliana Carla Chavez Lafuente, geb. 14.9.1984"

      "So ein geiler alter Sack", murmelte Garcia.

      Verheiratet seit 7.10.2004, keine Kinder.

      Es folgten Angaben über Vermögensverhältnisse, über Hobbies, über Bekanntschaften, über Auslandsreisen, über gesellschaftliche Aktivitäten, über einen Zwischenfall mit einem Freudenmädchen in einem Stundenhotel.

      Das Mädchen war gestürzt und hatte sich verletzt, so die Aussage von Fernandez.

      Er habe sie geprügelt, so die Aussage des Mädchens.

      Die Anzeige war niedergeschlagen worden, weil Fernandez einen guten Leumund besaß und ein Marineoffizier zu seinen Gunsten ausgesagt hatte, ein Verwandter der späteren Frau von Fernandez, Liliana C. Chavez.

      Der damalige Fregattenkapitän Rogerio Homer Chavez Vicario, der als Jugendlicher mit Walter Fernandez die Schulbank gedrückt hatte, war heute Chef der Armada Peruana, und seine Nichte war mit Fernandez verheiratet.

      "Daher also weht der Wind!" murmelte Garcia.

      Oberst Garcia nahm sämtliche Computerausdrucke, überspielte die heutigen Gespräche aus dem Büro von Kinzel wiederum auf seinen USB, löschte das Band und verließ sein Büro, um zu Mittag zu essen.

      Der Vormittag erschien ihm ausgesprochen vielversprechend.

      ---

      Kinzel setzte eine E-Mail nach Deutschland ab: „Treffen bei WF Montag 13 h.“ Kurz darauf erhielt er Grafs Reisedaten.

      Während seine Sekretärin für Graf ein Hotelzimmer reservierte, sann auch Ludwig Kinzel darüber nach, dass dies ein ausgesprochen erfreulicher Vormittag war.

      ---

      Enrique Pato ordnete nach Durchsicht der letzten Computerdaten zweierlei an:

      Noch am Nachmittag würde ein Beamter der Peruanischen Post bei Walter Fernandez unter dem Vorwand, eine Störung im Haustelefonnetz beheben zu müssen, Mikrofone in den Telefonen installieren, um sämtliche Geräusche aus der Wohnung nach draußen zu senden. Hierbei war egal, ob telefoniert würde oder nicht.

      Zum zweiten würde die PIP das Zimmer von Rupert Graf im Sheraton Hotel mit einer Abhöranlage ausstatten.

      Dann ging auch Enrique Pato zum Mittagessen.

      ---

      Sonntag

      Da Rupert Graf in der ersten Klasse zu reisen pflegte und immer einen Gangplatz belegte, war er einer der ersten Passagiere, die das Flugzeug verließen.

      Obwohl nach der Ankunft Grafs, der nur Handgepäck bei sich trug, zunächst keine weiteren Passagiere folgten, fiel es Kinzel, der Graf erwartet hatte, nicht auf, dass sich zwei weitere Personen aus der Schar der wartenden Abholer in Richtung Parkplatz auf den Weg machten. Garcia und Pato beeilten sich, zu ihren Autos zu kommen.

      Alle drei Fahrzeuge fuhren hintereinander an der Zahlstelle des Parkplatzes vor. Beide, Garcia und Pato, hatten Gelegenheit, sich das Gesicht Grafs einzuprägen. Dank seines kahlen Kopfes war er nicht zu verkennen.

      Die drei Wagen überquerten nach wenigen Augenblicken die Brücke über den Rio Rimac und bogen kurz darauf nach links in die Avenida Argentina Richtung Stadtzentrum.

      ---

      Rupert Graf lehnte sich in seinem Sitz zurück und zog die Luft ein.

      „Es riecht immer noch so widerlich wie beim letzten Mal," sagte er. Das Geruchsgemisch von Abgasen, schwelenden Müllhaufen, von Fäkalien und der nahegelegenen Fischmehlfabrik ist typisch für Lima, insbesondere in der Nähe des Flughafens. Gerade hier um den Fluss herum gibt es eine Reihe von Pueblos Jovenes, "jungen Ortschaften", wo die Ärmsten der Armen in Hütten aus Pappkartons oder Bastmatten leben, zwischen Müll und ihren eigenen Abwässern, die im Boden versickern. Das triste Bild wird nur aufgelockert durch die farbenfrohen peruanischen Flaggen, die über jeder Behausung wehen. War die Fahne erst hochgezogen, durfte der Erbauer des Hauses nicht mehr vertrieben werden. So wollte es irgendein Gesetz.

      Graf ließ sich von Kinzel das Programm für den Aufenthalt erklären. Kinzel legte besonderen Wert darauf, den guten Kontakt zur Marineführung zu erläutern.

      "Du wirst sehen, Rupert, Chavez will die Schiffe. Und der Kontakt stimmt. Walter ist mit Chavez ganz eng."

      „Die Marine kann doch hier nichts entscheiden! Das wird ein finanzielles Problem. Der Finanzminister muss mitmachen, der Präsident, das Parlament, auch wenn das hier wohl nicht sehr ernst genommen werden muss. Wie will Chavez, selbst als Chef der Marine, sicherstellen, dass die alle mitspielen?"

      "Über Freundlichkeiten. Darüber haben Walter und Chavez sich Gedanken gemacht, sonst hätten wir dich nicht einfliegen lassen."

      „Dir ist bewußt, dass bei uns die Gewährung von Freundlichkeiten im Ausland inzwischen bestraft wird,“ sagte Graf. „Das kann dich nicht nur den Job kosten, sondern dich in den Knast bringen.“

      „Da werdet ihr doch wohl Mittel und Wege finden.....“ antwortete Kinzel gelassen. „Ohne Schmiergeld läuft hier im Lande doch nichts. Nada! Kein Dokument einer Behörde, kein Ausweis, keine Dienstleistung! Das weißt du doch selbst!“

      Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu:

      „Und alle unsere Konkurrenten wissen das auch!“

      ---

      Kinzel wohnte, wie Enrique Pato sah, in einem der schöneren Teile von Miraflores, in einer ruhigen Seitenstraße mit gepflegten Rasenflächen vor hohen weißen Mauern, die die Grundstücke umgeben. Hier warfen großgewachsene Eukalyptusbäume Schatten, und über die Mauern ragten die Spitzen von Bananenpflanzen und Avocadobäumen. All diese Pflanzen müssen täglich begossen werden, da es in Lima so gut wie niemals regnet. Jeden Tag machen sich Heerscharen von Gärtnern auf in diese Gegenden der Stadt, in denen die Reichen wohnen, Geschäftsleute, Politiker,

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