DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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"Ich muss dich um etwas bitten. Dienstlich."
Roxana hatte sich zunächst verwundert gezeigt.
"Heute früh ist ein Geschäftsmann aus Deutschland angekommen, dem ich auf die Finger sehen will. Er heißt Graf, Rupert Graf. Ich möchte, dass du versuchst, mit ihm bekannt zu werden und ihn aushorchst. Er wohnt im Sheraton. Ich bin sicher, dass, wenn er vom Abendessen zurückkommt, er in der Hotelbar noch einen Drink nimmt. Ich will wissen, was er hier tut."
"Wie soll ich ihn kennen lernen?"
"Du setzt dich in die Bar und wirfst ihm schmachtende Blicke zu. Das sollte genügen."
"Und dann?"
"Sprich mit ihm. Männer sind geschwätzig, wenn sie mit einer Frau zusammensitzen. Sie sind froh, von sich zu erzählen, und dankbar, wenn ihnen jemand zuhört."
„Bist du auch dort?“
„Nein, ich habe ein Essen in der Familie. Ich will wissen, warum er hier ist, wen er trifft, was er bespricht. Sein Aufenthalt hat mit einem Regierungsgeschäft zu tun."
"Spricht er Spanisch?"
"Keine Ahnung. Aber du kannst dein Englisch an ihm ausprobieren. Schließlich lernst du das auf Kosten unserer Behörde."
"Wie erkenne ich ihn?"
"Ich weiß, wo und wann er zu Abend essen wird. Wir fahren bei dem Restaurant vorbei. Ich zeige ihn dir. Er ist groß, schlank und völlig kahl. Die Deutschen essen immer früh. Setz dich später am Abend in die Hotelbar und warte. Vor elf Uhr brauchst du nicht dort zu sein."
"Warum interessierst du dich für den Mann?"
"Das überlass mir!“
Garcia hatte Roxana diese Aufgabe nicht gerne übertragen.
Aber wenn die Geschichte lief, wie er sich das dachte, würde eine Menge Geld für ihn drinstecken. So blöd wie bei den Schützenpanzerwagen würde er nicht nochmal sein. Damals hatte er sein Wissen gemeldet. Die Deutschen hatten den Preis nachgelassen, aber längst nicht in der Größenordnung, die er der peruanischen Seite vorgegeben hatte. Jemand hatte die Differenz eingestrichen.
Diesmal wollte Oberst Carlos Garcia Alvarez an sich denken.
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"An welche Größenordnung denken Sie, Señor Fernandez?" fragte Graf. Ludwig Kinzel war gerade dabei, Getränke nachzuschenken. Das Hausmädchen wurde jetzt nicht gebraucht.
"Señor Graf, Rogerio und ich haben uns lange beraten. Fünfzehn Prozent."
Walter Fernandez griff nach seinem Whiskyglas.
Graf verzog keine Miene. Bei einem Auftragswert von 500 Millionen Dollar, wenn er von vier einigermaßen ausgerüsteten Korvetten ausging, wollte dieser Mann 75 Millionen!
„Sie wissen, dass in Europa mittlerweile das Zahlen von Schmiergeldern an Amtsträger auch im Ausland verboten ist?“ fragte Graf.
„Es ist kein Schmiergeld, Señor Graf. Ich bin kein Amtsträger. Ich spreche von meiner Provision. Was ich damit mache, ist meine Sache!“
„Nicht ganz, Señor Fernandez. Ich muss gegenüber den deutschen Behörden offenlegen, weshalb ich eine Provision bezahle. Sie muss begründbar sein. Durch Leistungen unterlegt.“
„Ich bringe Ihnen den Auftrag. Das ist doch wohl Leistung genug!“
„Für die deutschen Behörden nicht. Die untersuchen solche Zahlungen unter strafrechtlichen Gesichtspunkten. Allein die von Ihnen gewünschte Höhe würde zu Untersuchungen führen.“
"Ich werde aber soviel Geld brauchen, Señor Graf.“ Walter Fernandez nahm wieder einen Schluck Whisky. „Wir müssen der Regierungspartei einen namhaften Betrag zur Verfügung stellen. Dann müssen, wie Sie schon sagten, einzelne Mitglieder des Kabinetts das Vorhaben unterstützen."
„Das will und darf ich nicht wissen, Señor Fernandez. Aber in dieser Größenordnung wird mit meinem Unternehmen nichts laufen.“
„Ihre Wettbewerber sind da nicht so kleinlich, Señor Graf. Frankreich, Italien, Spanien... .“
Das wusste Graf selbstverständlich auch! Diese Länder mit staatlichen oder halbstaatlichen Rüstungsindustrien benannten solche Freundlichkeiten einfach in „militärische Geheimnisse“ um und sorgten dafür, dass kein Staatsanwalt Einsicht in die Akten nehmen durfte! Sehr zum Leidwesen der deutschen Industrie, die mit ausgeklügelten Compliance-Regeln gefesselt war, weil die deutschen Beamten sich päpstlicher als der Papst gebärdeten.
"Señor Fernandez. Bleiben wir sachlich: Um dieses Vorhaben finanzierbar zu machen, sollte es einen Budgetwert von 600 Millionen Dollar nicht übersteigen. Um Ihre fünfzehn Prozent zahlen zu können, müsste ich den Preis um 90 bis 100 Millionen erhöhen. Wenn das Projekt mit solchen Nebenkosten behaftet sein soll, schlage ich vor, wir gehen gemeinsam mit den Damen zum Abendessen und freuen uns, einander kennengelernt zu haben, und ich reise morgen wieder nach Hause. Ich will Ihnen erklären, warum:
Das Projekt wird zu teuer! Peru ist verschuldet. Solche Mittel kann Peru nicht aufbringen, ohne andere Gläubigerländer auf den Plan zu rufen, die vor dieser Ausgabe ihre überfälligen Kredite zurückgezahlt haben wollen. Ihr Land steht beim Internationalen Währungsfond tief in der Kreide. Die Bedingungen der von dort umgeschuldeten Kredite besagen, dass Peru sich bereits Ausgaben geringerer Größenordnungen genehmigen lassen muss.
Zudem, wenn das Projekt ein bestimmtes Volumen übersteigt, wird es unweigerlich hohen internationalen Bekanntheitsgrad erhalten. Die Regierungen unserer Wettbewerbsländer werden eine internationale Ausschreibung fordern. Dann ist Chavez erst mal drei Jahre beschäftigt, ohne seinen Schiffen einen einzigen Schritt näher gekommen zu sein.“
Jetzt nahm Graf einen Schluck aus seinem Glas.
„Aber wie ich schon sagte: Die von Ihnen gewünschte Provisionshöhe würde sofort den Staatsanwalt auf den Plan rufen. Ich würde mich und mein Unternehmen unweigerlich der Strafverfolgung aussetzen, wenn ich einem derartigen Honorar zustimmte.“
„Aber andere Länder haben mit so etwas kein Problem,“ insistierte Walter.
„Das mag sein,“ sagte Graf. „Alle europäischen Regierungen haben dieses Gesetz unterschrieben, aber nicht alle halten sich daran. Es steht Ihnen frei, sich an einen dieser Wettbewerber zu halten.“
Graf sah Fernandez ernst an.
"Ich sage Ihnen, Señor Fernandez, unter welchen Umständen ich bereit bin, mich mit dem Projekt zu beschäftigen. In dem Gespräch mit Admiral Chavez morgen werde ich vorschlagen, Schiffe zu beschaffen, die einfach und robust und schnell sind und die die notwendigen Überwachungsaufgaben erfüllen. Mit leichter Bewaffnung. Diese Schiffe sind konzipiert, dass sie ohne großen technischen Aufwand zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden können. Ich bin sicher, Admiral Chavez kennt das Konzept. Die zusätzlichen Waffen muss sich die Marine unabhängig von uns beschaffen oder aus vorhandenen Schiffen nehmen. Bei Einbau und Integration werden wir helfen. Dadurch können wir den Preis auf vielleicht hundertzwanzig, hundert dreißig Millionen Dollar pro Schiff drücken. Gehen wir also von fünfhundert bis fünfhundert fünfzig