DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings

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DAS GESCHÄFT - TEIL 1 - Christoph Hoenings

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denen sie auf einem kleinen Anhänger ihre Gerätschaften transportieren, Hacke, Spaten, einen Rechen, einen Handrasenmäher. Aber die Gärtner haben zumindest Arbeit, und sie verdienen nebenbei Geld durch den Verkauf von Gartenpflanzen.

      Auf der Mauereinfassung des Grundstücks blinkten Glasscherben.

      Zu Patos Leidwesen hatte Graf schlichtweg abgelehnt, das für ihn vorbereitete Zimmer im Hotel zu beziehen. Er hatte strikt darauf bestanden, ein Zimmer in einem der unteren Geschosse zu bekommen.

      Pato, der aus seinem Auto heraus die Vorfahrt des Ehepaares Fernandez beobachtete, sah sich um. Er dachte darüber nach, wie er Kinzels Haus mit einer Abhöranlage ausstatten lassen könnte. Zu viel Wirbel würde Aufsehen erregen. Außerdem musste er erst mal sehen, wie sich das Ganze entwickelte.

      ---

      "Was darf ich zu trinken bringen, Señora? Ihnen, Walter?" fragte Kinzel seine Gäste. Kinzel war hocherfreut über die Pünktlichkeit von Fernandez. Auch wenn "hora alemana", "deutsche Zeit", ausgemacht worden war und dieser Begriff in Peru wirkliche Pünktlichkeit bedeutete, war man nie sicher, ob Gäste nicht mit ein bis zwei Stunden Verspätung erscheinen würden. Das Dienstmädchen servierte Getränke, chilenischen Champagner für die Damen, Whisky für Fernandez und Kinzel, ein Glas Weißwein für Graf.

      Graf machte Liliana de Fernandez ein paar artige Komplimente, die diese wiederum ausgesprochen angenehm empfand. Dass Graf ihr zur Begrüßung die Hand geküsst hatte, hatte sie charmant gefunden.

      Nach einer Weile standen die drei Herren auf und gingen in die neben dem Wohnraum liegende Bibliothek.

      Diese Bezeichnung mochte übertrieben sein für einen großzügigen Raum, auf dem an einer Seite wandhohe Bücherregale aus Teakholz eingelassen waren. Weicheres Holz als Teak würde sofort von Ameisen zerfressen. Der Raum war mit einer Sitzgruppe ausgestattet, mit einem Schreibtisch unterm Fenster und mit einem Fernsehgerät mit DVD-Recorder.

      In den Regalen standen mehr DVDs als Bücher.

      Graf bat Kinzel, als sie sich setzten, den Fernseher anzuschalten und auf Zimmerlautstärke einzustellen.

      Dann wandte er sich an Fernande z.

      "Ihre Marine will Korvetten, Señor Fernandez?"

      "Ja, Señor Graf. Lutz wird Ihnen gesagt haben, dass ich verwandtschaftlich verbunden und eng befreundet bin mit dem Oberkommandierenden der Marine, Admiral Rogerio Chavez. Chavez steht unter Druck, weil unsere Gewässer überfischt werden. Es wurden in großer Anzahl Fischereischiffe aus Japan und Russland ausgemacht. Selbst spanische Schiffe fahren bei uns herum.“

      Er nahm einen Schluck aus seinem Glas, bevor er fortfuhr:

      „Ich spreche nicht von einer Handvoll von Trawlern. Die kommen mit zwanzig, dreißig und mehr Schiffen, darunter Fabrikschiffe, auf denen der Fang sofort verarbeitet wird. Die peruanische Flotte ist zu klein und überaltert, um reagieren zu können. Chavez liegen Berichte vor, nach denen beim Erscheinen seiner Marine die Fischereischiffe sich über den Horizont und aus unserer Zweihundertmeilenzone davonmachen. Die sind schneller als unsere Marineeinheiten."

      "Señor Fernandez, hierfür käme man auch mit Fischereischutzbooten aus. Solch einfache Schiffe sind preiswerter und leichter zu beschaffen. Wenn wir allein über Fischereischutz sprechen, ist der Wunsch nach Korvetten überzogen. Bei Korvetten reden wir selbst bei nur leichter Bewaffnung über Schiffe mit einem Stückpreis von mindestens hundert bis hundert fünfzig Millionen Dollar."

      „Señor Graf, das ist Chavez bewusst. Der Druck auf Chavez kommt nicht nur aus dem Fischereiministerium. Peru ist von der Fläche her ein großes Land, aber wirtschaftlich ein Zwerg. Wir haben enorme Probleme, was Armut in weiten Teilen der Bevölkerung angeht. Die Fischerei ist wesentlicher Bestandteil unserer Wirtschaft. Wir stehen unter Druck der USA, mehr zur Bekämpfung des Drogenschmuggels zu tun. Unser Nachbar Chile hat sich wirtschaftlich erholt und baut eine eigene Rüstungsindustrie auf. Ecuador im Norden macht Ärger. Sicherlich ist Ihnen bekannt, dass wir ungeklärte Grenzverläufe im Amazonasgebiet haben. Auch wenn im Moment das Verhältnis zu beiden Ländern friedlich ist, es ist keinesfalls freundschaftlich. Chavez sieht die Chance, jetzt ein solches Projekt durchzubringen. Neue Schiffe braucht er ohnehin. Verteidigungsminister General Urraca hat ihm Unterstützung zugesagt. Nur, wenn wir dieses Vorhaben offiziell angefragt hätten, hätten Sie wahrscheinlich eine Absage erteilt. Ich kann angesichts der Lage unseres Landes und unserer Auslandsverschuldung Ihre Skepsis verstehen.“

      Graf sah Fernandez mit ausdruckslosem Gesicht an, sagte aber nichts.

      „Insofern ist Rogerio Chavez dankbar, dass Sie sich der Mühe der Reise hierher unterzogen haben. Die deutsche Industrie hat genügend oft bewiesen, dass sie auch für ärmere Länder Finanzierungskonzepte hat finden können. Deshalb hat Chavez mich gebeten, Kontakt zu Ihnen zu suchen. Er sieht jetzt eine Chance, seine Marine mit modernen und schlagkräftigen Schiffen auszurüsten."

      "Señor Fernandez, die Ausarbeitung eines Angebotes für militärische Schiffe und die Verfolgung eines Projektes bis zum Vertragsschluss kostet mehrere Millionen Dollar. Da möchte ich sicher sein, dass wir über eine seriöse Sache sprechen, bevor wir soviel Geld ausgeben. An der Ernsthaftigkeit des Interesses von Admiral Chavez habe ich keinen Zweifel. Aber wie stellt sich Ihre Regierung dazu? Was sagt Ihr Finanzminister, Ihr Parlament? Außerdem sehe ich nicht, wie ein Projekt dieser Größe von Kabinett und Parlament genehmigt werden soll, wenn nicht auch Ihr Präsident dies eindeutig befürwortet.“

      Graf nahm noch einen Schluck Wein.

      "Señor Graf," auch Walter Fernandez trank einen Schluck aus seinem Glas, bevor er fortfuhr, "Wir haben uns hierüber Gedanken gemacht. Was Wege ebnen wird, werden die uns aus dem Geschäft zufließenden Mittel sein, die wir hierfür einsetzen können."

      Fernandez nahm einen weiteren Schluck.

      Aha, dachte Graf, ich hab mich schon gefragt, wann er damit herauskommt.

      ---

      Oberst Carlos Garcia Alvarez pfiff vergnügt zur Melodie aus dem Autoradio. Er war gut gelaunt. Er hatte zugesehen, wie Graf sich im Sheraton Hotel registrierte. Danach

      war er über die Via Expresa in den Stadtteil San Isidro gefahren und hatte in der Nähe des Einkaufszentrums vor einem der kleineren Häuser geparkt, in denen ein Teil des Mittelstandes von Lima wohnt, Lehrer, Beamte, Angestellte.

      Roxana wusste von seiner Familie. Sie wusste Namen und Geburtstage seiner vier Kinder. Roxana arbeitete für Garcia, nicht als seine Sekretärin, aber für seine Abteilung. Dass sie kein Wort Deutsch verstand, machte nichts. Sie wusste, dass sie ihren Job ihm zu verdanken hatte, ebenso wie die für ihre Tätigkeit unangemessen hohe Bezahlung. Garcia war stolz auf dieses Arrangement, das ihm ermöglichte, sich eine Geliebte auf Kosten des peruanischen Staates zu halten. Das war das Schöne beim Geheimdienst: Es wurden keine Fragen gestellt.

      Roxana war eine schöne Frau, mit heller Haut, aber fast schwarzen, mandelförmigen Augen. Ihr langes schwarzes Haar trug sie jetzt offen, normalerweise war es zu einem Knoten am Hinterkopf aufgesteckt. Sie wusste sich geschmackvoll zu kleiden. Ein paar Mal hatte er sie zu Empfängen bei ausländischen Botschaften mitgenommen, zu denen er eingeladen wurde. Er hatte sie aber stets als Mitarbeiterin, nie als Freundin vorgestellt, Gottseidank, als ihn jemand in Gegenwart seiner Frau auf die attraktive Begleitung ansprach, mit der er gesehen worden war.

      Garcia selbst war unscheinbar, wenn er keine Uniform trug. Mit seinen sechsundvierzig Jahren litt er darunter, dass von seinem früher vollen Schopf nur

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