DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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"Natürlich, Señorita Roxana."
Immerhin. Ihren Vornamen hatte er sich gemerkt!
"Und was tun Sie nun?"
"Ja, wie gesagt, ich erwähne das ungern in Gesellschaft von Damen. Aber wenn Sie es wissen wollen, ich bin Verkaufsmanager einer Gesellschaft, die Maschinen zur Produktion von Präservativen herstellt. Und dank der zunehmenden Verbreitung von AIDS sehen wir hier einen interessanten Markt."
Graf prostete ihr zu. Wieder hatte er dieses Lächeln in den Mundwinkeln. Er schaute ihr direkt in die Augen.
"Und was tun Sie, Señorita Roxana?"
"Ich arbeite in einer Sozialbehörde und kümmere mich um benachteiligte Frauen. Da gibt es eine Menge zu tun."
Was der konnte, konnte sie auch! "Es geht darum, Frauen zu helfen, die von ihren Männern verlassen wurden und völlig mittellos auf der Straße sitzen. Wir verhelfen ihnen zu Unterkünften und versuchen, sie in Arbeitsstellen zu vermitteln. Es ist eine von der katholischen Kirche getragene Institution."
Jetzt ritt sie der Teufel:
"Insofern finde ich Ihre Aufgabe hochinteressant! Ihre Produkte schützen vor dieser verhängnisvollen Krankheit und könnten dazu dienen, dass die Frauen nicht ein Kind nach dem andern in die Welt setzen. Bedauerlicherweise lässt der Vatikan den Gebrauch von Präservativen nicht zu. Sie wissen sicherlich, welchen Einfluss die katholische Kirche in unserem Lande hat!"
Diesmal schaute Roxana Graf direkt in die Augen und hielt seinem Blick stand.
Graf war verblüfft. Sollte er sich dermaßen getäuscht haben? Er war sicher gewesen, dass diese junge Frau ihn in kürzester Zeit fragen würde, ob sie mit in sein Hotelzimmer kommen könnte, um hundert Dollar für ihre Dienstleistung zu fordern, und er überlegte noch, ob er sie dann loswerden wollte oder nicht.
"Ja, der Vatikan macht uns in unserem Geschäft gerade hier in Südamerika viele Probleme. Leider Gottes! Wenn man daran denkt, wie viel Elend verhindert werden könnte, wenn es Geburtenkontrolle gäbe! Dann hätten Sie wahrscheinlich viel weniger zu tun!"
Er prostete ihr zu.
"Señorita Roxana, lassen Sie mich für diese Unterhaltung danken. Ich habe eine lange Reise hinter mir und möchte in mein Bett. Nach deutscher Zeit ist jetzt immerhin sechs Uhr morgens.Wäre ich nicht so hundemüde, würde ich fragen, ob Sie mir in meinem Zimmer noch etwas Gesellschaft leisten wollen."
Er hielt sie also wirklich für eine Prostituierte!
„Das würde ich wirklich gerne, Alfons,“ antwortete sie und sah ihm tief in die Augen.
„Wie sind die Bedingungen?“ fragte Graf sachlich.
„Was für Bedingungen?“ fragte Roxana, verunsichert.
„Preis. Dauer. Service,“ antwortete Graf.
„Es hätte keine Bedingungen gegeben, Alfons. Es wäre aus Sympathie geschehen,“ sagte Roxana. „Schade, dass Sie so müde sind.“
Graf war sichtlich perplex. Er zögerte. Sie sah, wie er sie verblüfft musterte. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Er räusperte sich, bevor er sagte:
"Ich bitte Sie sehr um Entschuldigung! Es wäre mir eine Freude, Roxana, wenn Sie mitkämen."
In diesem Moment kam der Kellner und sagte:
"Ihre Rechnung, Señor Graf."
Graf zeichnete die Rechnung ab, diesmal, ohne Roxana in die Augen zu schauen. Dann nahm er sie am Arm, und sie verließen die Bar.
Als sie an dem Amerikaner vorbeigingen, der immer noch an der Theke saß, raunte dieser Graf zu:
"You´ve made it, man!"
Kapitel 2
2. Roxana
Graf hatte Roxana in den Arm genommen, sobald sich die Aufzugtüren hinter ihnen geschlossen hatte. Sie hatte ihn, nicht er sie, geküsst. Im Zimmer hatte er ihren Kuss genauso erwidert wie im Aufzug.
Graf öffnete, während sie sich küssten, den Reißverschluss am Rücken ihres Kleides. Seine Hände streichelten Roxanas Rücken. Sie fühlte Wärme zwischen ihren Beinen.
Während Roxana im Badezimmer beschäftigt war, versteckte Graf seine Brieftasche und stellte das verschlossene Zahlenschloss seines Aktenkoffers auf eine Kombination, an die er sich am nächsten Tag erinnern würde.
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Montag
"Sie haben den Nerv, Señor Fernandez, mir Geld anzubieten, mir und dem Präsidenten der Republik, um ein Vorhaben zu unterstützen, das die Beschaffung unsinniger Kriegsschiffe für Ihren Freund Chavez vorsieht!? Wenn nicht meine Frau mit Ihrer Schwägerin befreundet wäre, würde ich Sie auf der Stelle verhaften lassen! Das ist der Versuch der Bestechung! Sind Sie noch bei Sinnen, Mann?! Ich muss Sie bitten, sofort zu gehen! Gehen Sie, gehen Sie, bevor ich die Polizei rufe!"
Carlos Bustamante hatte einen hochroten Kopf und war außer sich. Er zündete sich eine Zigarette an, und während der letzten Worte wedelte er mit der Hand, als wollte er eine lästige Mücke verscheuchen.
Walter Fernandez war wie vor den Kopf geschlagen. Liliana hatte das Treffen noch in der gestrigen Nacht über ihre Schwägerin Sofia arrangieren können, für heute früh halb acht am Flughafen.
Das Gespräch hatte gut angefangen! Als er die VIP-Lounge betreten hatte, war Carlos Bustamante schon dort und hatte bei seinem Hereinkommen seine Leibwächter weggeschickt. Bustamante schien die Notwendigkeit neuer Schiffe für die Marine einzusehen, schließlich hatte er ja selbst den Chef der Marine gerügt wegen der Raubfischerei in den peruanischen Gewässern. Walter hatte erläutert, dass es Sinn mache, gleich richtige Marineschiffe zu beschaffen, Bustamante fand den Gedanken nicht schlecht. Walter hatte das Design aus Deutschland erwähnt, von einer Werft des Rhein-Ruhr-Stahlkonzerns, das eine spätere Nachrüstung mit Waffen erlaubte, so dass nicht alle Kosten auf einmal anfielen. Der für den Verkauf zuständige Manager des Unternehmens sei zur Zeit in Lima. Walter hatte darauf hingewiesen, dass, um Widerstände im Kabinett zu verhindern, es sinnvoll wäre, aus dem Kaufpreis der Schiffe einen Betrag an die Regierungspartei zurückfließen zu lassen, mit dem der nächste Wahlkampf unterstützt werden könne. Dafür müsse aber auch der Präsident das Vorhaben gutheißen. Diesen Rückfluss hatte er mit einem Prozent beziffert, also immerhin so um die fünf Millionen Dollar, US-Dollar, nicht in Landeswährung.
Da bekam Bustamante seinen Wutausbruch!
Walter Fernandez stand auf, dankte für das Gespräch und machte Anstalten, sich zu verabschieden.
"Gehen Sie, gehen Sie!" rief Bustamante ihm nach.
Walter hatte weiche Knie und konnte kaum zu seinem Auto laufen.
Sobald sich die Tür hinter Walter Fernandez geschlossen hatte, tippte Minister Carlos Bustamante die Speichernummer Eins in sein Mobilphon. Er lauschte auf die Geräusche aus dem Hörer und auf das Freizeichen am anderen Ende.