DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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"Ja, aber Sie sagten doch, das Geschäft würde langfristig finanziert! Soll das heißen, wir bekommen unser Geld erst in zehn Jahren?"
"Das heißt es nicht," sagte Graf geduldig. "Das Zahlungsschema wird so aufgebaut, dass Peru uns eine Anzahlung leistet, um den Vertrag in Kraft zu setzen. Aus dieser Anzahlung wird Geld an Ihre Unternehmen fließen. Je höher die Anzahlung, desto höher der Rückfluss.“
Graf trank einen Schluck aus seinem Weinglas.
„Für den verbleibenden Betrag werden wir versuchen, und ich wiederhole, versuchen, eine langfristige Finanzierung zu arrangieren. Die sähe dann so aus, dass eine Gruppe von Banken Ihrem Land einen Kredit einräumt, gebunden an den Kauf der Schiffe bei uns. Aus dem Kredit werden die Raten zu bezahlen sein. Wir nennen das Zahlungskalender. Der Zahlungskalender sieht vor, dass unsere Werften für bestimmte Leistungen Geld erhalten, zum Beispiel, zur Kiellegung der einzelnen Schiffe, bei Stapellauf, bei Abschluss der Hafentests, bei Abschluss der Probefahrten, bei Übergabe der Schiffe. Von diesen Zahlungsraten erhalten Sie wiederum Ihre drei Prozent. Bei Ablieferung des letzten Schiffes haben Sie Ihre 15 Millionen Dollar. Völlig unabhängig von den Rückzahlungsraten des Kredites."
Bustamante nickte.
"Trotzdem, Señor Graf, Scaloni und ich hätten unser Geld lieber früher. Wie lange bauen Sie an den Schiffen? Vier Jahre?"
Graf nickte.
"Vier Jahre sind zu lang!"
Bustamante lehnte sich in seinem Sessel zurück.
"Sehen Sie, Señor Bustamante, diese vier Jahre sind bedingt durch die Lieferzeiten von Materialien, die für den Bau der Schiffe benötigt werden. Außerdem wird Ihre Marine personell nicht in der Lage sein, vier neue Schiffe gleichzeitig zu übernehmen.“
„Vier Jahre sind zu lang. Da können Sie das Geschäft vergessen! Scaloni verliert jegliches Interesse, wenn er das hört. Wir benötigen das Geld für den Wahlkampf!“
„Wir können nur Geld ausgeben, das wir auch haben,“ antwortete Graf.
„Das macht Scaloni nicht mit, Señor Graf. Glauben Sie mir, ich kenne ihn. Bieten Sie einen Kompromiss. So wie letzte Nacht!“
Graf wechselte einen Blick mit Kinzel. Der schlug die Augen nieder und klimperte mit den Eiswürfeln in seinem Glas.
„Señor Ministro, ich biete an, wenn es zu einer umgehenden positiven Entscheidung kommt, die ersten sechs Millionen Dollar innerhalb eines Jahres auszuzahlen, drei Millionen nach Erhalt der Anzahlung, weitere drei nach 12 Monaten. Allerdings nur gegen Abzinsung.
Den Rest werden wir proportional auf die restlichen Raten umlegen.
Das sollte Ihnen und Präsident Scaloni ermöglichen, die ersten drei Millionen schon in Ihrem Wahlkampf einzusetzen."
Graf war absolut sicher, dass weder Scaloni noch Bustamante auch nur im Traum daran dachten, diese Gelder im Wahlkampf zu verschwenden.
"Scaloni und ich hätten lieber alles in einer Rate, und zwar gleich am Anfang." Bustamante wirkte jetzt trotzig.
"Das wird nicht gehen, Señor Bustamante," sagte Graf. Es war immer das selbe, egal, wo auf der Welt!
"Nehmen wir an, die Anzahlung, die Peru aus Eigenmitteln aufbringen kann, beträgt zehn Prozent des Auftragswertes, also fünfzig Millionen. Dieses Geld benötigen wir, um unsererseits Anzahlungen an hunderte von Unterlieferanten zu leisten und um unsere eigenen Arbeiter bis zum Erhalt der nächsten Zahlung zu bezahlen. Davon können wir unmöglich gleich fünfzehn Millionen an Sie zurückgeben. Sollten Sie in der Lage sein, uns mehr als zehn Prozent anzuzahlen, gebe ich Ihnen gerne mehr. Diese Entscheidung liegt aber bei Ihnen."
Bustamante war im Augenblick damit beschäftigt, nachzudenken, woher seine Regierung fünfzig Millionen Dollar für die Anzahlung nehmen sollte. Graf hatte recht, die fünfzehn Millionen konnten sie unmöglich auf einmal kassieren, so schön es gewesen wäre!
„Was heißt Abzinsung?“ fragte Bustamante. „Sie hatten dieses Wort benutzt.“
„Ich muss früher Geld an Sie abgeben, als mein Unternehmen es aus dem Vertrag erhält. Den Zinsaufwand möchte ich kompensiert haben.“
„Sie sind eine Krämerseele, Señor Graf,“ sagte Bustamante.
„Ich kann mir aus den Ihnen gestern dargelegten Gründen nicht erlauben, dass bei unseren Behörden der Eindruck entsteht, ich gewährte Gefälligkeiten,“ antwortete Graf. Er nahm wieder einen Schluck Wein. Sein Glas war jetzt fast leer. Kinzel hatte längst schon ausgetrunken. Niemand dachte im Augenblick daran, den Diener zu rufen, was Graf bedauerte.
"Sie verstehen, dass ich das mit Präsident Scaloni besprechen muss. Wie geht es jetzt weiter?"
"Ludwig Kinzel wird Ihnen einen neutral gehaltenen Vertragstext überbringen, in dem wir unsere Absprache festhalten. Ich denke, es ist in unser beider Sinne, solch ein Papier nicht hier im Lande zu unterschreiben und aufzubewahren.
Wir können es in einen Banksafe legen oder bei einem Notar deponieren mit der Maßgabe, dass wir nur gemeinsam Zugriff darauf haben. Dies kann in jedem Ausland sein, auch wenn mir die Schweiz oder Panama oder Miami am liebsten wären. Die Reisekosten dorthin gehen zu unseren Lasten. Wie Sie sich mit der Vertrauensperson einigen, die für Sie unterschreibt, ist Ihre Angelegenheit.
Ludwig wird Ihnen bei der Einrichtung der US-Gesellschaften helfen. Das hat aber noch Zeit. Und kostet Geld. Insofern sollte das erst geschehen, wenn wir sicher sind, der Schiffsvertrag kommt. Dann würden wir die deponierte Absprache gegen die Einzelverträge austauschen und vernichten. Dann müssten Sie auch Konten für die Gesellschaften einrichten.“
„Was für Konten? Nummernkonten?“
"Früher wäre die Schweiz ideal gewesen. Heute nicht mehr. Jetzt müssen Sie dort nachweisen, es ist legales, versteuertes Geld. Es gibt Banken in der Karibik, die nicht nach dem Ursprung fragen, Bahamas, Bermudas, aber auch wir geraten in Probleme, wenn wir Gelder in Steueroasen überweisen. Deshalb: USA, Delaware, Wyoming. Die US-Gesellschaft bekommt dann eine Tochtergesellschaft im Ausland, und die kann so viele Nummernkonten haben wie sie will und wo sie will.“
„Muss ich dazu nach Wyoming oder Delaware? Ich weiß nicht mal, wo das ist!“
„Keine Sorge, Sie müssen weder nach Cheyenne noch nach Dover. Das sind die beiden Hauptstädte. Das alles kann von Miami aus geregelt werden.“
Traurig besah Graf sein leeres Glas. Er fuhr fort:
„Nun mag es sein, dass Sie oder der Präsident weitere Persönlichkeiten ins Vertrauen ziehen. Sie werden sicher uns diese Persönlichkeiten nicht nennen wollen, und ich will sie nicht wissen. Sie werden aber weiterhin auch ungern haben wollen, dass diese Persönlichkeiten Möglichkeit haben, aufgrund von Überweisungsträgern oder Schecks die Nummer Ihres Kontos herausfinden. Je nach dem, um welche Beträge es geht, wäre es leichtsinnig, diese mit Orderschecks zu begleichen. Sollte ein Scheck in falsche Hände geraten, ist das Geld futsch.
In bar können Sie es auch nicht machen. Wenn Sie heute mit hunderttausend Dollar in eine Bank spazieren, in der man Sie nicht kennt, und wollen mit diesem Geld ein Konto eröffnen, werden Sie höflich aber bestimmt hinauskomplimentiert."