Zoomed. Frank Habbe
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Als ich nämlich so auf dem Sessel sitze und den leeren Blick über den zugemüllten Couchtisch schweifen lasse, bleibt dieser an einer leeren Takeaway-Styroporschachtel hängen. Hampton Chutney aus der Prince, von wo ich mir manchmal etwas hole, wenn ich die Nissins und anderen Cup-Nudeln über habe. Und wenn mir nach rausgehen ist.
Wie, sind doch bloß 2 Blocks?
2 Blocks können mir halt manchmal seeeeehr lang vorkommen...
Deswegen bin ich nicht gerade oft dort. Nun, der Anblick der Hampton-Packung löst allerdings einen Gedanken an den Chennai India-Imbiss aus, dessen Eingang direkt
:::NEBEN:::
meiner Haustür liegt. Warum geht der gute Mann dann nicht dort sein Masala kaufen, mag sich der interessierte Beobachter jetzt fragen.
Ganz einfach: das Chennai unterläuft selbst meine eingeschränkten Imbiss-Ansprüche hinsichtlich Hygiene und Qualität erhobenen Hauptes. Einmal habe ich bei denen gegessen, doch nach der folgenden, auf den kalten Badezimmerfliesen verbrachten Shit&Spit-Nacht von weiteren Besuchen abgesehen.
Bis heute, denn das Chennai gewährt von seiner
#RIESIGEN
#BODENTIEFEN
#FENSTERFRONT
einen hervorragenden Einblick ins RUGGEDiversum. Hinter den Scheiben befindet sich in Bauchhöhe ein Holzbrett mit fünf nebeneinander aufgereihten Bistrostühlen, an denen man gut sitzen und eben rausschauen kann. Für mich definitiv ein Grund, einen neuen Versuch zu wagen. Also ziehe ich mir Jeans und Shirt über, öffne die Tür und haste durch das stickige Treppenhaus nach unten. Draußen umfängt mich eine klebrige Schwüle, der ich fluchtartig mit wenigen Schritten ins Chennai zu entkommen versuche.
BAD IDEA!
denn ich hätte mir auch denken können, dass der Imbiss
1. an der Klimaanlage
2. an einem wirkungsvollen Dunstabzug
spart, was zusammengenommen zu gefühlten vierzig Grad bei neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit führt. Ich erstarre, will gerade den Rückzug antreten, als sich hinter mir ein adipöser Teenager durch die Tür zwängt und mich in Richtung Tresen schiebt. Mit hängenden Schultern schlurfe ich zum Counter, wische mir mit der Hand über die schweißfeuchte Stirn. Dann schaue ich auf und blicke in das Gesicht des mich ausdruckslos musternden Imbisswirts. Trotzt der höllischen Temperaturen trägt der Kerl ein langärmliges Shirt und drüber eine ehemals weiße Schürze, unter der sich ein ansehnlicher Wanst spannt. Das oliv- bis curryfarbene Gesicht zeigt keinerlei Regung und überhaupt keine Anzeichen von Wärmeempfinden auf seiner Haut. Inder halt, denke ich mir, während ich die Karte über ihm studiere. Ich fühle, wie der erste Schweißtropfen zwischen meinen Schulterblättern den Rücken hinabrinnt und beginne angesichts der Hitze zu resignieren. Wie bitte soll ich unter diesen Umständen hier meinen Ersatzposten beziehen?
„Habt ihr keine Klimaanlage hier?“
„Klima? Komme bald.“
„Morgen?
Übermorgen?
Nächste Woche?
Nächsten Monat?“
„Komme sehr bald.“
Damit nimmt er einen Lappen und wischt ein paar klebrige, braunsoßige Reiskörner von der Tischplatte auf den Boden.
„Und was ist mit WLAN?“
Weil, wenn ich hier von der Scheibe aus operieren möchte, muss ich wenigstens so tun, als ob ich irgendwie arbeite. Denn, durch die riesigen Fenster kann man gut hinaussehen, aber eben auch genauso gut
HINEINschauen
„WLAN nur, wenn Esse hier.“ Mr. Chennai verschränkt die Arme vor seinem Wanst und schaut mich abwartend an. Ich nicke lahm, bestelle irgendeinen ReisMitScheiß, dazu eine große Cola und setze mich mit dem Getränk ans Fenster. Dabei sehe ich, wie eine Horde Hipster-Touris gerade mit vollen Tüten das gegenüberliegende RUGGED verlässt. Ehe die kupferne Tür schließt, erhasche ich noch einen Blick auf die lächelnd hinter der Kasse lehnende Mrs. Rich.
Die Miete für heute scheint im Sack zu sein. Was sie wohl zahlt, frage ich mich, als hinter mir laut
„Bitte FÜNFZEHN?“ erschallt.
Ich schaue auf meinen Zettel. Bitte FÜNFZEHN, das bin ich.
Mit einem durstigen Zug leere ich das Glas, drehe mich zum Tresen und schaue mit gemischten Gefühlen auf die dampfende Reisschüssel.
10. Kapitel
Wer bitte ist dieser Wicht, der da durch RUGGED stolziert?
Irritiert zoome ich mich auf den Zwerg, der von zwei ihn überragenden Assistentinnen und Madame Rich persönlich umringt ist. Zwerg trifft es nicht richtig, denn im Gegensatz zu diesen pyknischen Kobolden ist mein Exemplar
D-Ü-N-N
und trotz seines kleinen Wuchses schlaksig. Der Hänfling wirkt fast so, als hätte jemand einen 2-Meter-70-Kilo-Mann auf 75% runterskaliert. Leider sehe ich ihm nur von hinten auf den Undercut-gestylten Schopf. Das Männlein sieht in seinem Hemdchen und den schmalen Stoffhosen doch ganz normal aus, denke ich bei mir. Warum nur sind sie alle so hey, aufgeregt? Jetzt läuft auch Reeva ins Bild, gestikulierend einen roten Fetzen Stoff in der Hand haltend. Ich tippe auf ein T-Shirt zu zweihundert.
Mr. Petit nimmt das Teil und geht zur Umkleide.
STOP!
ZURÜCK!
Mr. Petit nimmt das Teil
#UMARMT
Reeva, die ihrerseits die Arme, begleitet von einem seligen Lächeln, um seinen Size 0-Körper schlingt und geht zur Umkleide. Als sie sich voneinander lösen, scheint es mir gar, als ob Graf Schmal Reeva einen Kuss auf die Kinnpartie haucht. Eine Aktion, zu der er sich ordentlich strecken muss, wie ich säuerlich feststelle. Dann ist er weg und die Mädels schauen ihm tuschelnd nach. Fassungslos aktiviere ich die Videofunktion, wende mich ab und stelle den Kaffeebecher mit zitternden Fingern auf ein Sideboard.
Später, nach
VIER FINGERBREIT
von Bourbons Finest habe ich mich soweit beruhigt, dass ich mir das Video anschauen kann.
Ich sehe
- den in seinem roten Hemdchen vor den Damen auf und ab stolzierenden Gockel
- das Geldbündel, mit dem er das Leibchen bezahlt
- das er gleich anbehält um danach
- mit unzähligen Luftküssen für die verzauberten Mädchen aus dem Geschäft zu verschwinden