Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Afrikanische Märchen auf 668 Seiten - T. von Held

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Sie rief ihm zu:

       »Wohlan, mein Junge, arbeite nach Herzenslust! Arbeitest

       du tüchtig, so sollst du tüchtig zu essen bekommen;

       arbeitest du aber wenig, so bekommst du

       wenig zu essen!« Er entgegnete: »Das war nicht die

       Beschäftigung meines Vaters und Großvaters!« Sie

       entgegnete: »Ganz wie du willst! Wenn du ordentlich

       kardest, bekommst du zu essen; kardest du nicht, so

       kannst du verhungern!« Er entgegnete ihr »Gieb her!

       Ich will arbeiten!« Sie ließ ihm ein ordentlich Stück

       Brot hinab, acht Oliven und einen Milchnapf voll

       Wasser. Er begann die Wolle zu karden; seine Hände

       wurden mit Blasen bedeckt, da konnte er nicht tüchtig

       arbeiten, sondern nur wenig. Da ließ sie ihm weniger

       Essen hinunter und gab ihm nur ein viertel Brot. Er

       kam beinah vor Hunger um, der Arme; er umwickelte

       seine Hände mit Lappen und kardete die ganze Nacht

       hindurch.

       Am folgenden Morgen sandte er ihr hinauf, was er

       fertig gemacht hatte. Sie fand, daß es die gewöhnliche

       Aufgabe überstieg. Da guckte sie hinunter zu ihm und

       rief ihm zu: »Wenn du viel arbeitest, gebe ich dir viel

       zu essen; arbeitest du aber wenig, so erhältst du nur

       viertel Ration!« Von nun an kardete er beständig gut

       und bekam gut zu essen.

       Die Erzählung möge jetzt zum Sultan zurückführen.

       Er wandte sich an seinen zweiten Wesir, der

       neben ihm saß und sprach: »Der Wesir, den ich aussandte,

       bleibt recht lange aus; jetzt sind es schon drei

       oder vier Monate, und er ist noch nicht zurückgekommen!

       « Der zweite Wesir entgegnete: »Mein Herr,

       vielleicht hat ihm jene Frau gefallen, und er hat sie

       mitgenommen und ist mit ihr nach einer andern Stadt

       gezogen!« Der Sultan blickte auf und sprach: »Da

       werde ich für dich ein Schiff befrachten, wie ich für

       jenen eines befrachtet habe; reise du ihm nach und

       ziehe Erkundigungen ein!« Der Wesir entgegnete:

       »Gott befohlen!« Hierauf beorderte der Sultan ein

       Schiff her, befrachtete es für den Wesir mit Waren

       und gab ihm, was er an Geld nötig hatte; dann empfahl

       sich jener Gottes Schutz und reiste ab.

       Er reiste übers Meer und gelangte nach jener Stadt.

       Daselbst eröffnete er einen Laden, wie der erste Wesir

       und begann zu handeln. Im Verlaufe des dritten Tages

       kam die Alte zu ihm und sprach: »Guten Morgen,

       mein Herr! Du bist offenbar erst seit kurzem hier: ich

       habe dich früher nicht in der Stadt gesehen!« Er entgegnete

       ihr: »Ja, ich bin erst seit drei Tagen hier.« Sie

       fragte ihn: »Hast du wohl Seidenzeuge, Ambra, Zibeth

       und Moschus?« Er entgegnete ihr: »Was du

       brauchst, das habe ich.« Er legte ihr Waren vor, damit

       sie sich dieselben ansähe. Sie sprach zu ihm: »Mein

       Herr, dies ist viel zu viel für mich, ich habe nicht soviel

       Geld, um den Preis hierfür bezahlen zu können!«

       Er entgegnete: »Das soll ein Geschenk von mir sein,

       und diese zwei Beutel voll Goldstücke laß dir ebenfalls

       zu Gute kommen!« Sie nahm alles und ging

       damit nach Hause. Am folgenden Morgen begab sich

       die Alte wieder zu ihm und begann: »Mein Herr, du

       bist in dieser Stadt noch fremd, bedarfst du vielleicht

       irgend einer Sache? Was du nur wünschest, das soll

       dir werden!« Er entgegnete der Alten: »Kennst du das

       Haus von dem und dem?« Sie entgegnete ihm: »Das

       kenne ich sehr genau.« Der Wesir sprach: »Diese

       zehntausend Piaster hier schenke ich dir, und dieses

       Kästchen bringe der schönen Frau und sage zu ihr:

       ›Ein Fremder möchte gern zwei Stündchen bei dir

       verweilen?‹« Die Alte entgegnete dem Wesir: »Gott

       befohlen!« Sie nahm das Kästchen nebst dem Gelde,

       begab sich nach dem Hause der schönen Frau und

       klopfte an die Thür; die Magd antwortete: »Wer

       ist's?« Die Alte entgegnete: »Sag' deiner Herrin, die

       Hebamme ihrer Mutter sei da!« Die Magd begab sich

       zu ihrer Herrin. Dieselbe sprach: »Laß jene herein!«

       Die Alte trat ein; jene bewillkommte sie und sprach

       zu ihr: »Sei willkommen!« Die Alte gab ihr nun das

       Kästchen und begann: »Dies ist eine noch wertvollere

       Beute, als das erste Mal!« Sie nahm das Kästchen,

       legte es zu dem ersten Kästchen in die Truhe und

       sprach: »Bring ihn her, wie vordem den andern, eine

       Stunde oder anderthalb Stunde nach Sonnenunter-

       gang!«

       Der Wesir wartete also in seinem Laden; die Alte

       kam und sprach zu ihm: »Mein Herr, Gott hat alles

       leicht gemacht! Bleibe

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