Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Afrikanische Märchen auf 668 Seiten - T. von Held

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Weibern zusammenzutreffen! Wegen der Verkehrtheit

       der Frauen habe ich mich einsam auf den Gipfeln der

       Berge eingenistet und schreie.« Salomo fragte: »Was

       ist der Grund dieses Widerwillens?« Die Eule begann

       nun folgendermaßen zu erzählen:

       Es war ein Haus, und ich nistete auf demselben

       schon gegen vierzig Jahre, wie vordem mein Vater

       und Ahn. Und in diesem Hause, auf dem ich wohnte,

       lebten zwei verheiratete Brüder; der eine von ihnen

       besaß ein Mädchen, der andere einen Knaben. Als

       dieselben der Kindheit entwachsen waren, da verheirateten

       die Eltern beide mit einander. Dann starben

       ihre Eltern, und jene blieben in treuer Liebe allein

       übrig. Einst blickte der junge Mann seine Frau an und

       sprach zu ihr: »Wir wollen uns gegenseitig ein Versprechen

       geben: wenn ich sterbe, dann sollst du keinen

       Mann wieder heiraten, und wenn du zuerst sterben

       solltest, so soll ich keine Frau wieder heiraten!«

       Die Frau entgegnete: »Gott befohlen!« Beide gaben

       sich demgemäß dies Versprechen. Sie lebten noch

       längere Zeit, dann starb der Mann, und die Frau blieb

       allein übrig. Man nahm und begrub jenen. Sie weinte

       und klagte und trauerte über seinen Tod; sie errichtete

       über seinem Grabe ein Zelt und äußerte: »Ich werde

       hier weilen, bis mich der Tod mit ihm vereint!« In

       jener Stadt aber befand sich ein Räuber, der stahl die

       ganze Stadt aus, ja sogar aus dem Palast des Sultans

       entblödete er sich nicht zu stehlen. Der Sultan verzweifelte

       schier, ihn einfangen zu können; er wandte

       sich an seinen Wesir und sprach zu ihm: »Wesir, ich

       habe dich nur deshalb in deine Stelle eingesetzt, damit

       du mich in allen Dingen zufrieden stellst. Wenn du,«

       fuhr er fort, »mir diesen Räuber nicht morgen herbringst,

       lebendig oder tot, so lasse ich dich hinrichten!

       « Der Wesir verließ den Gerichtssaal voll trauriger

       Gedanken und sprach zu sich: »Die Wächter und

       die Truppen haben sich diesem Diebe gegenüber

       machtlos gezeigt, wie kann ich ihn da einbringen?«

       So wanderte er denn in Gedanken vertieft umher, ritt

       schließlich auf seinem Pferde aus dem Stadtthore hinaus

       und auf einen Friedhof los; daselbst erblickte er

       ein Zelt, das dort errichtet war. Er stieg vom Pferde ab

       und begab sich hin, um in das Zelt zu gucken. Als er

       nun hineinguckte, erblickte er eine Frau. Er prallte zurück.

       Sie aber sah ihn an und rief ihm zu: »Komm

       doch her! Was hast du?« Er entgegnete: »Ich erblickte

       ein weibliches Wesen und zog mich zurück.« Sie versetzte:

       »Ach, das thut weiter nichts; nimm nur hier

       Platz!« Er nahm neben ihr Platz. Sie sah, daß er bekümmert

       war und sprach zu ihm: »Was fehlt dir?« Er

       entgegnete: »Laß mich! Heute noch kann ich leben

       und morgen muß ich sterben!« Sie fragte ihn:

       »Warum?« Er entgegnete: »Der Sultan hat an mich

       eine Anforderung gestellt, die mir nicht ins Herz hinein

       will!« Sie sprach: »Laß mich dir einen Rat geben!

       Was ist's mit dir?« Der Wesir erwiderte: »Es weilt ein

       Räuber in der Stadt, gegen den können sich die Bürger

       nicht schützen. Der Sultan hat mir nun gesagt:

       ›Entweder bringst du mir jenen her, oder ich lasse dir

       den Kopf abschneiden!‹« Die Frau erwiderte hierauf:

       »Nimmst du mich zur Gemahlin, wenn ich dir einen

       guten Rat gebe?« Der Wesir entgegnete: »Ich werde

       dich nehmen; gieb mir aber erst einen guten Rat!« Da

       sprach sie: »Hier im Grabe liegt mein Mann, mein

       Vetter, der ist seit einem halben Monat tot. Nun, den

       wollen wir aus dem Grabe hervorholen und ihm den

       Kopf herunterschneiden; dann sprich du zum Sultan:

       ›Hier ist der Kopf des Räubers!‹; der Sultan kennt

       jenen nicht!« Der Wesir blickte sie an und sprach zu

       ihr: »Der Dieb ist aber einäugig!« Sie entgegnete:

       »Warte nur, laß mich ihm ein Auge herausreißen und

       ihn einäugig machen!« Hiermit riß sie ihrem toten

       Gemahle ein Auge aus und machte ihn einäugig. Der

       Wesir nahm den Kopf, brachte ihn zum Sultan und

       sprach zu ihm: »Mein Herr, da ist der Kopf des Diebes!

       « Am folgenden Tage sandte die Frau an den

       Wesir und ließ ihm sagen: »Du mußt mich nun heiraten!

       « Der Wesir aber ließ ihr antworten: »Wäre an dir

       etwas Gutes, so hättest du unmöglich deinen Vetter,

       den trauten Genossen deines Lebens, aus dem Grabe

       hervorholen und ihn seines Kopfes und eines Auges

       berauben können! Such nur umher nach Herzenslust:

       vielleicht findest du ein paar Schwarze, die kannst du

      

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