Waves. Charline Dreyer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Waves - Charline Dreyer страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Waves - Charline Dreyer

Скачать книгу

auch die Häuser, Wohnungen und Bungalows kennen. Wir haben hier drei Schlafzimmer, er trägt mich in das bisher ungenutzte, schmeißt mich auf das Doppelbett und beginnt, sich sein schwarzes Hemd aufzuknöpfen. Ich kichere extra laut, hoffe, dass Joe hier irgendwo ist und mich hört. „You're so hot“, sage ich und ziehe Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen ein. Tatsächlich hat er einen relativ durchtrainierten Körper, gebräunte, glatte Haut und ... Sein Blick ist unfassbar intensiv. Okay, er ist einen Kopf kleiner als ich und benutzt definitiv eine ganze Menge zu viel Haargel, aber das tut gerade nichts zur Sache. Mit nacktem Oberkörper beugt er sich über mich, sagt irgendetwas auf spanisch, was sich verdächtig nach einem Pornotitel anhört, fährt mit der Zunge über meinen Hals und zerrt an meinen Klamotten. Die leichte Strickjacke lässt sich schnell abstreifen, nur das mit dem weißen Kleid ist etwas komplizierter, es liegt an meinem Körper wie eine zweite Haut.

       Mir schießen tausend Gedanken durch den Kopf. Wird Joe auftauchen und uns sehen? Was ist eigentlich mit Elijah und der Rothaarigen? Wieso liegen Isabellas Sachen verstreut auf dem Boden? Ob sie doch ins Krankenhaus gefahren sind, wegen Joes Hand?

       Ich weiß genau, dass ich mich jetzt nicht auf Sex mit diesem Mann hier einlassen werde, wieso habe ich ihn dann mitgenommen? Ich spüre rein gar nichts, wenn er mich küsst, bin wie betäubt. Seine Berührungen lösen nichts, außer Unwohlsein in mir aus. Das ist nicht richtig, das sollte so nicht sein. Joe sollte rechtzeitig hereinplatzen, Alejandro von mir zerren und sich mit männlicher Eifersucht und besitzergreifender Wut zwischen uns stellen. Das ist der Plan.

       Doch wo bleibt Joe? Im Krankenhaus, sagt mir eine kleine Stimme meines Unterbewusstseins. Mit Isabella, ergänzt es mit einem boshaften Lachen.

       Um noch einmal genau auszutesten, ob sich tatsächlich niemand im Haus befindet, stöhne ich so laut ich kann auf, als Alejandro mit seiner Hand zwischen meine Schenkel fährt. Aber niemand kommt zur Tür hereingestürmt, kein Joe stürzt sich beschützend zwischen mich und diesen Barmixer. Nichts passiert, außer, dass er mich überrascht anschaut, mit verschleiertem Blick und selbstgefällig grinst. Dass er nur Mittel zum Zweck ist, begreift er erst, als ich ohne Vorwarnung aufspringe und übertrieben geschockt zur Uhr schaue. Mit meinem schlechten englisch versuche ich zu erklären, dass meine Eltern jede Sekunde hereinschneien könnten und ich völlig vergessen habe, dass sie ja genau um zwei Uhr nachts von einer Veranstaltung zurückkommen sollten. Realistisch, ich weiß. Welcher normale Mensch ist bis zwei Uhr nachts während seines Urlaubs auf Fuerteventura bei einem Event?

       Das hatte er auch gefragt. „Save the wizards“, antworte ich schnell. Zu schnell. Er schaut mich an, als sei ich komplett übergeschnappt. „Lizards! Herrgott nochmal. Ich meine lizards. Save the lizards. Eidechsen, nicht Zauberer.“ Ich laufe knallrot an und lache nervös. „Meine Eltern sind Mitglieder einer Tierschutzorganisation und ich weiß wirklich, wirklich nicht wie man das auf englisch sagt, aber ich bitte dich einfach nur, schnellstmöglich zu verschwinden. Please... äh ... go away. My parents will kill you. And me.“ Anscheinend hat er wenigstens das verstanden. Zerknirscht knöpft er sein Hemd zu und verlässt das Haus, ohne ein weiteres Wort.

       Stöhnend lasse ich mich im Wohnzimmer aufs Sofa fallen und vergrabe mein Gesicht in den Dekokissen. Es liegt immer noch der süßliche Geruch von Kokos und Ananas in der Luft. Widerlich. Ich kann nie wieder Pina Colada trinken. Als ich die Küche betrete, was ich ja eigentlich vermeiden wollte, spüre ich an meinen nackten Füßen, dass der Boden noch klebt und das Waschbecken voller Glasscherben ist. Nicht einmal richtig sauber gemacht, haben die. Hoffentlich kleben hier bloß die Rückstände des Cocktails und nicht ... Ja. Ich muss würgen und verlasse die Küche, stolpere ein zweites Mal über Isabellas Krempel, rutsche auf den nassen Fliesen aus und lande fast auf meinem Hinterteil, kann mich gerade so an der Sofalehne festhalten. Schluchzend lasse ich mich vollends zu Boden gleiten, wo ich, mittlerweile schon zum fünften Mal an diesem Tag in Tränen ausbreche.

      ***

      E L I J A H

      Mein Schädel brummt. Brummt. Brummt.

       „Guck mal Mami, ein Obdachloser!“

       „Das ist kein ... Sophie, komm sofort mit. Der hat bestimmt Flöhe.“

       „Ich will ihn aber streicheln.“

       „Nicht doch. Komm jetzt, sonst gibt es kein Frühstück mehr.“

       Keuchend öffne ich die Augen und sehe, als sich mein Blick endlich schärft, gleißendes Sonnenlicht zwischen Palmenblättern auf mich hinab scheinen. Ich will mich aufrichten und spüre einen Haufen Fell neben mir, in meiner Armbeuge liegen. Der Haufen bewegt sich jetzt und macht Geräusche, ähnlich wie die eines kleinen Motors. Eine Katze, ganz offensichtlich. Die laufen hier alle frei herum. Ich bin kein großer Katzenfan. Schnell schiebe ich sie von mir weg und sehe mich orientierungslos um. Ich bin tatsächlich gestern auf dem Boden eingeschlafen. Was für ein Absturz. Neben mir auf dem Weg steht ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen, starrt mich mit großen Augen an und ihre Mutter zerrt an ihrer Hand. „Er ist wach“, flötet die Kleine und betrachtet mich, als sei ich ein Tier im Zoo. Oder vielleicht betrachtet sie auch einfach das Tier neben mir, was weiß ich.

       „Das darf doch wohl alles nicht wahr sein.“

       Die Mutter räuspert sich beschämt und zieht ihre Tochter mit sich, die den Blick nicht von mir, oder der Katze, oder beidem wendet, bis sie hinter Hibisken verschwunden sind. Mein Blick wandert an dem Gewächs vor mir hinauf und bleibt an einem vertrockneten Blatt hängen. Diese Insel hat wirklich eine nicht besonders spektakuläre Vegetation. Nun ja, zumindest soweit ich das bis jetzt beurteilen kann.

       Ich brauche gute zwanzig Minuten, um unsere Finka wieder zu finden. Das Gelände scheint endlos und ich bin nicht gerade bekannt für einen ausgeprägten Orientierungssinn. Adeline sitzt allein, vor ihr ein leerer Teller und eine Tasse Kaffee in beiden Händen, auf der Terrasse starrt und gen Ozean. Ein Tablett mit etlichen Lebensmitteln vor sich. Croissants, Brötchen, Obst. Bei dem Anblick dieses üppigen Frühstücks läuft mir das Wasser im Mund zusammen. „Schön, du beehrst mich also doch noch", pampt sie, ohne mich anzusehen.

       „Wo sind die anderen?“, frage ich, setze mich neben sie und gieße mir eine Tasse Kaffee ein. Bis auf leichte Übelkeit mit Kopfschmerzen, scheint mein Körper nicht besonders unter dem Alkohol von gestern zu leiden.

       „Weg“, flüstert sie so leise, dass ich es über die übliche, kanarische Brise, kaum verstanden hätte.

       „Wie meinst du das, weg?“

       „Weg, wie weg sein! Weg, das Adverb. Nicht da. Gegangen. Verlassen.“ Jetzt sieht sie mich von der Seite an, ihre Augen von der Sonne noch heller als gewohnt. Sie haben diese Farbe, die man nicht genau definieren kann. Je nach Licht. Mal eher grau. Mal eher grün. Manchmal blau. Oder wie jetzt, im Sonnenlicht. Ein zartes Türkis mit dunklen Sprenkeln versehen.

       „Sollen sie doch“, erwidere ich mit einem Achselzucken und trinke die Tasse mit wenigen Schlucken leer. Ich muss dringend duschen, meine Haare sind mit Grünzeug verklebt von der Nacht auf der Wiese und meine Schultern verspannt. Da hilft nur heißes Wasser. Oder eine Massage. Am besten beides. Ob Ady massieren kann? Unwillkürlich schaue ich auf ihre zarten Hände, die so klein sind, dass sie die Tasse nicht ganz zu umfassen schafft.

       „Ich finde es beunruhigend“, seufzt sie jetzt. Sie seufzt wirklich viel, in den letzten Stunden. Kein Wunder, eigentlich.

       „Mach dir mal keinen Kopf, die kommen schon wieder. Vielleicht haben sie sich ein eigenes Zimmer genommen, um ...“ Doch ich breche ab, denn ich sehe wieder diesen Schmerz in ihren Augen, den ich, wie ich bemerkt habe, noch weniger ertragen kann, als meinen eigenen. „Tut mir leid.“

Скачать книгу