Waves. Charline Dreyer

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Waves - Charline Dreyer

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„Nein, ich meine ... Alles. Dass ich dich allein gelassen habe und dann die ganze Nacht weg war, ohne Bescheid zu geben.“ Ich senke den Blick und kratze mich am Kopf. Dieses verdammte Grünzeug. Ich habe einen halben Kräutergarten im Haar. Unter anderen Umständen, hätte Ady mich vermutlich damit aufgezogen. Das wäre eine riesige Story gewesen. Ich penne stink besoffen auf der Wiese des Feriengeländes. Unter freiem Himmel und wache mit Katze unterm Arm auf. Alle hätten darüber gelacht.

       „Ach, das meinst du“, sie zögert und wenn mich nicht alles täuscht, werden ihre Wangen leicht rosa.

       „Was ist?“

       „Nichts.“

       „Sicher?“

       „Ich, äh ... Ich war sowieso nicht allein. Jedenfalls nicht die ganze Zeit.“

       Ich starre sie an. „Oh, bitte, doch nicht etwa der Kellner.

       „Er ist Barkeeper“, verbessert sie mich und versucht ihr Gesicht hinter ihrem rötlich, gewellten Haar zu verstecken, welches vom Sommerwind in alle Richtungen geweht wird. Diese Insel und ihr Klima. Daran würde ich mich nie gewöhnen, wenn ich hier leben müsste. Ist beinahe schlimmer, als zuhause an der Nordsee, mit dem Sturm. Nun gut, die heißen Saharawinde mit denen der kalten Nordsee zu vergleichen, ist dann vielleicht doch etwas weit hergeholt.

       „Alles das gleiche“, erwidere ich jetzt. Warum stört der Gedanke mich so sehr, dass der schleimige Typ ihr an die Wäsche gegangen sein könnte?

       „Willst du nicht etwas essen? Ich hätte dir in deinem Zustand ehrlich gesagt gar nicht zugetraut, dass du so geistreich bist und Frühstück aufs Zimmer bestellst.“

       „Habe ich nicht“, gebe ich stirnrunzelnd zu.

       Sie legt den Kopf schräg. „Vielleicht die anderen beiden.“

       „Vielleicht. Jetzt gehört es jedenfalls uns“, ich zögere, „ich gehe erst einmal duschen, setzt du noch einen Kaffee auf?“

       „Auch wenn es mir sehr zuwider ist, dich für dein Verhalten auch noch mit Kaffe zu belohnen“, ich will gerade protestieren, da sehe ich, dass sie schief grinst, „hast du Glück gehabt, da ich selbst noch dringend einen vertragen könnte.“

      ***

      A D E L I N E

      Es ist merkwürdig. Als Elijah im Bad verschwunden ist und ich in der Küche den Kaffee aufsetze – ich habe den Boden inzwischen gewischt und das zerbrochene Glas weggeräumt – kommt es mir annähernd so vor, als hätte er wirklich die Wahrheit gesagt. Dass er auf der Wiese eingeschlafen ist, meine ich. Normalerweise ist er bekannt für seine spektakulären Ausreden, deshalb zweifelte ich seine Geschichte an. Aber er sah wirklich nach einer Nacht im Freien aus, um ehrlich zu sein. Sein gesamtes Haar ist voller vertrocknetem Gras gewesen und verkrusteter Schmutz hatte seine rechte Wange überzogen. Aber was mache ich mir überhaupt Gedanken darüber? Im Grunde ist es egal, wo er die Nacht verbracht hat. Ich bin nicht seine Babysitterin.

       Mich wundert aber trotzdem, wie locker er es sieht, dass Isabella und Joe urplötzlich verschwunden sind. Ein bisschen macht mich die ganze Sache doch verrückt. Ich habe zwar noch nicht versucht, die beiden telefonisch zu erreichen – wer bin ich denn? – aber dennoch ... Irgendetwas stimmt hier nicht. Sie haben ihre Sachen nicht einmal mitgenommen. Ich habe sogar Isabellas Reisepass in ihrer Strandtasche gefunden, die gestern Nacht auf dem Boden gelegen hatte. Niemand geht doch einfach ohne seine Personalien weg, oder?

       „Ist der Kaffee fertig?“

       Ich fahre zusammen und hätte um ein Haar das Tablett los gelassen, welches ich in der Sekunde auf die Terrasse tragen wollte. „Ja,klar. Erschreck mich doch zu Tode“, gifte ich und will ihm gerade noch mehr Beleidigungen entgegenwerfen, als ich sehe, dass er nichts anhat. Okay, bis auf ein Handtuch, welches er tief um die Hüften geschlungen trägt. Sein Haar ist nass und hängt ihm in die Stirn. Das leise Flüstern eines Deja-vus huscht mir durchs Bewusstsein, doch verschwindet wieder, ehe es irgend greifbar wird. Warum sollte mir der Anblick eines halbnackten Elijahs auch bekannt vorkommen? Schnell schüttele ich den Kopf und sage so gefasst wie möglich: „Das ging ja schnell.“ Ich zwinge mich, ihn nicht anzustarren. Klar, ich habe Elijah schon das ein oder andere Mal oben ohne gesehen, wir sind oft zu viert Schwimmen gewesen und alles. Aber das ist ein Weilchen her. Inzwischen haben sich die Tattoos seines rechten Armes erweitert und er scheint es mit dem Sport ernster zu nehmen, als damals. Joe hat in solchen Dingen meist immer mehr Motivation und Disziplin, obwohl es lange dauert, bis man bei ihm erste Trainingserfolge sehen kann. Elijah hingegen muss nur den einen oder anderen Monat ein bisschen stärker durchziehen und man sieht sofort die Ergebnisse. „Ungerecht, der Scheiß“, hatte Joe immer gejammert. Mir ist es egal gewesen, ich finde den ganzen Kram ohnehin so überhaupt nicht wichtig. Aber dennoch, ich kann schon verstehen, wieso Elijah von allen als ‚schön' bezeichnet wird und Joe dagegen eher als ‚süß'. Diesen Unterschied habe ich immer zu ignorieren versucht. Jetzt, wo Elijah jedoch halbnackt, mit nassem Haar und als frisch gebackener Single vor mir steht und Isabella so gesehen auch nicht mehr meine beste Freundin ist ... Stopp. Ich sollte diesen Gedanken nicht weiter ausführen.

       „Wenn ich allein dusche, dauert es für gewöhnlich auch nicht länger“, erwidert er nun mit einem Augenzwinkern, nimmt mir das Tablett ab und geht nach draußen.

       „Willst du dir nichts anziehen?“, rufe ich ihm mit heißen Wangen hinterher. Was ist bloß los mit mir? Oder viel eher, was ist los mit ihm? Was sollen diese Kommentare?

       „Später, wenn es dich nicht stört.“ Er wackelt mit den Augenbrauen und lässt seine Buchmuskeln spielen. Ja, genau das. Was soll das, er soll damit aufhören, und zwar sofort. Ich folge ihm und kann nur mit dem Kopf schütteln. Was für ein Mensch. Dass wir jetzt scheinbar alleine hier wohnen, stimmt mich nachdenklich. Ich wünsche mir nicht, dass Joe und Isabella wieder auftauchen, aber dass sie jetzt wegbleiben könnten, macht mich auch nervös.

       „Mach dir keinen Kopf, Kleine. Die sind ganz sicher in ein anderes Hotel umgesiedelt und fallen da jetzt ... Übereinander her“, bei den letzten beiden Worten verzieht er das Gesicht und mir wird schlecht. Das alles ist noch zu frisch, um darüber so locker zu reden. Das merkt er anscheinend auch, aber immer erst nachdem er es ausgesprochen hat.

       „Ohne Reisepass?“, frage ich vorsichtig und Elijah hört auf, an seinem Kaffee zu nippen.

       „Was?“

       Ich halte Isabellas Pass hoch, auf dem ihr definiertes, symmetrisches Gesicht abgebildet ist. Sie trägt ihr braunes Haar als strengen Bob mit geradem Pony und denkt man sich ihre Nerdbrille dazu, sieht sie aus wie eine sexy Sekretärin. Das hatte Elijah jedenfalls immer gesagt. Dazu hat sie mandelförmige, ockerfarbene Augen und hochgeschwungene Augenbrauen. Viele bezeichnen Isabella als rassig und überdurchschnittlich attraktiv. Eine italienische Schönheit. Dabei hat sie keine ausländischen Wurzeln, was niemand so richtig glaubt, der sie das erste Mal sieht. Allein schon aufgrund ihres Namens, Isabella Rosa.

       „Gut, das ist wirklich seltsam.“ Elijah nimmt mir den Ausweis ab und dreht ihn in seiner großen Hand, als würde er ihn auf seine Echtheit prüfen.

       „Ich sagte doch. Beunruhigend.“

       „Mal den Teufel nicht an die Wand, Ads“, sagt er behutsam und legt das Dokument vor sich auf den massiven Holztisch. „Was soll denn deiner Meinung nach passiert sein?“

       Ich zögere, sehe hinaus aufs Meer und blinzele der Sonne entgegen. „Überfallen? Von Einbrechern?“

      

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