Doppelte Fährte. Günther Tabery

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Doppelte Fährte - Günther Tabery

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wirkte erschrocken. Doch bevor er etwas dazu sagen konnte, fuhr sie fort: „Aber da musst du dir keine Sorgen machen. Wir fahren dich kostenfrei dorthin und auch wieder zurück.“

      „Ich weiß nicht so recht. Aber das ist ja wirklich ein Glück, nicht?“, stammelte Martin.

      „Ja richtig. Also willst du den Preis haben? Du musst mindestens fünfunddreißig Jahre alt sein. Aber das bist du ja.“ Wieder lachte sie ihn an. „Also steht dem nichts entgegen!“

      „Also gut.“ Martin stimmte in das Lachen ein.

      Die Frau wandte sich an ihren Kollegen, der innerhalb weniger Augenblicke ein Auto herwinkte. Ehe Martin sich versah, saß er darin. Nach einer kurzen und hektischen Verabschiedung fuhr er los in Richtung Dilsberg. Nach einem Moment der Leere, in dem Martin die Häuser vorbei ziehen sah und keinen klaren Gedanken fassen konnte, besann er sich und dachte über die vorangegangenen fünf Minuten nach. Unfassbar, dass er jetzt in diesem Auto saß! Wenn ihm das jemand zuvor gesagt hätte, hätte er den Kopf geschüttelt und gemeint, dass ihm das bestimmt nie passieren würde. Ein heftiges Kopfzucken zeigte seine Erregung. Auf so eine Hauruck-Aktion einzugehen, das ist doch sehr leichtsinnig und auch gefährlich. Er bekam ein beklemmendes Gefühl. Er saß in einem fremden Auto und wusste nicht wirklich, wohin die Fahrt ging. Was, wenn es hier nicht mit rechten Dingen zuginge? Was, wenn es sich um kriminelle Menschen handeln würde? Schon öfter hatte er von Entführungen gehört, bei denen unschuldige Menschen gekidnappt wurden. Ihn schauderte. Am liebsten würde er dem Fahrer sagen, dass dieser umgehend umkehren solle. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, beruhigte er sich. Er beschloss den Fahrer anzusprechen, um sich zu vergewissern, dass dies eine reale Fahrt in das besagte Wellness-Hotel war. Der Fahrer war Anfang zwanzig, schätzte Martin und wider Erwarten sprach er ihm gut zu. Alles sei echt und wirklich und er hätte nichts zu befürchten. „Kein Problem“, sagte dieser, er würde unbeschadet wieder zurück zum Karlsplatz gefahren werden. Martin schluckte und beschloss seine negativen Gedanken für diesen Moment zu unterdrücken und trotz unterschwelliger Angst, positiv dem, was geschehen sollte, entgegen zu sehen. Auf jeden Fall würde er vorsichtig sein und nichts unterschreiben.

      Nach einer fünfzehnminütigen Fahrt las er das Ortsschild: „Dilsberg“. Das Dorf, das einen friedlichen und beschaulichen Eindruck machte, lag auf einem kleinen Berg, oberhalb von Neckargemünd. Ungläubig fragte er sich, wo hier wohl ein großes Hotel sein sollte? Dann fuhr das Auto wieder hinaus aus dem Dorf, in einen Wald hinein. Nach ein paar hundert Metern Fahrt öffnete sich der Wald und zum Vorschein kam ein riesiges und beeindruckendes, vierstöckiges Gebäude mit der Aufschrift: Svenson-Wellness-Palace-Hotel. Es hatte eine Fassade aus hellgrauem Granit und Glas, die mit weihnachtlichem Schmuck und Lichterketten verziert war. Es gab mehrere Balkone und großzügige Fensterfronten. Der Eingangsbereich war offen gestaltet mit einer breiten fünfstufigen Treppe und einer schwingenden Drehtür. Rechts schloss sich ein Golfplatz an, der im Sommer bespielt werden konnte. Zur Linken sah man ein Schwimmbecken, das wohl beheizt war und einige ältere Gäste beherbergte. Also stimmte es, Martin wurde tatsächlich zu diesem Hotel gefahren.

      Kaum angekommen, kam ihm eine Hostess entgegen, die ihm die Autotür aufmachte. Sie war tadellos gekleidet mit einem streng zurück gekämmten Haarknoten. Nach einer förmlichen Begrüßung sollte Martin seine Gewinnkarte zeigen. Anschließend führte sie ihn in die Halle des Hotels. Dort musste er einen Augenblick warten. Nachdem er sich auf eine weiße Chaiselongue gesetzt hatte, blickte er sich um. Der Raum wirkte sauber und aufgeräumt. Das Inventar machte einen teuren und ausgewählten Eindruck auf ihn. Eine freundlich aussehende Frau mit langen, gewellten Haaren und üppiger Figur kam ihm entgegen.

      „Herzlich willkommen bei uns im Svenson-Wellness-Palace-Hotel.“ Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin Ute und werde dir erklären, warum du hier bist und was du hier zu tun hast. Und du bist der Herr?“

      Martin wollte auf keinen Fall seine echte Identität preisgeben. Spontan gab er den Namen `Peter Müller´ an. Sie schrieb den Namen auf ein Formular. „Und von Beruf bist du?“

      Wieder log Martin die Frau an und gab `Lehrer´ als Beruf an. Diesen notierte sie mit einem breiten Lächeln. Martin war innerlich sehr angespannt. Er fühlte sich beobachtet. Seine Tics verschwanden augenblicklich, sodass er nach außen hin vollkommen ruhig aussah.

      „Peter, du bist hier zu uns gekommen, weil du bei einer Auslosung einen Preis gewonnen hast. Diesen Preis wirst du tatsächlich auch von uns bekommen. Ich muss allerdings sagen, dass das Handy kein Smartphone ist, sondern ein einfaches Klapphandy, ja? Die Digitalkamera ist ein einfaches Modell von Nikon, doch an den 350 Euro in bar wird es keine Änderungen geben. Das einzige, was du tun musst, ist ausführlich unser schönes Hotel anzuschauen und dich mit einem unserer Mitarbeiter darüber zu unterhalten.“

      Martin nickte.

      „So weit so gut. Und willst du unser Hotel anschauen?“

      Ungläubig nickte Martin abermals. Er dachte dabei an den Gewinn.

      „Ok, dann hole ich jetzt einen unserer Mitarbeiter.“ Sie lächelte ihn an und verschwand gleich darauf hinter der Rezeption. Einige Momente später kam ein glatzköpfiger Mann mit weißem Hemd und einem strahlenden Lächeln auf Martin zu.

      „Du bist Lehrer? Ha, wir haben hier schon einige Lehrer, das ist ja ein Zufall!“

      Gezwungen lächelte Martin. Der Mann setzte sich ihm gegenüber. „In welcher Schule bist du denn?“

      Martin überlegte. Blitzschnell antwortete er: „Ich unterrichte an einem Gymnasium in Karlsruhe.“

      „Ah, Studienrat. Sehr gut.“ Der Mann grinste, sodass seine Zähne blitzten. „Lehrer müsste man sein. Gut. Also Peter, du bist hier, weil du unser Hotel kennen lernen willst.“

      „Naja, ich habe an dieser Verlosung teilgenommen. Ich würde nicht sagen, dass ich vorgehabt habe, dieses Hotel aufzusuchen.“

      Nach einer kurzen Pause fragte der Mann unvermittelt: „Fühlst du dich nicht wohl?“ Martin stockte einen kurzen Moment. „Du schaust etwas angespannt aus. Wie du dasitzt. Du bist doch freiwillig hier her gekommen?“

      Martin änderte seine Sitzposition und begann langsam und vorsichtig: „Ich finde es ehrlich gesagt komisch, dass ich als Passant angesprochen und auf diesem Weg beworben wurde. Wenn ich Urlaub machen möchte, sagen wir im Caruso-Club, das ist ja vielleicht ein vergleichbares Hotel, dann kann ich mich einfach dort einbuchen.“

      „Ja, aber du kannst uns doch nicht mit dem Caruso-Club vergleichen!“ Der Mann zuckte mit den Schultern. „Wir haben keine Ferien, du zahlst bei uns immer genau gleichviel, das ganze Jahr hindurch. Ob du im Januar oder im August zu uns kommst. Außerdem suchen wir uns die Gäste aus und nicht umgekehrt. Jeder Gast, der bei uns Urlaub macht, ist von uns persönlich ausgesucht.“ Wieder blitzten seine weißen Zähne. „Nein, uns kann man nicht mit anderen Hotels vergleichen. Unser kleinstes Zimmer ist fünfundsiebzig Quadratmeter groß. Die größte Suite ist einhundertachtzig Quadratmeter groß und verfügt über sechs Räume. Wir haben hier Saunen, Pools, einen Golfplatz und ein Wellnessangebot, das unvergleichbar ist.“ Der Mann kam ins Schwärmen.

      Martin fühlte sich unwohl. Er dachte an sein kleines Gehalt als Fotograf und daran, was es wohl kosten würde, in so einem Luxushotel Urlaub zu machen. Er würde am liebsten sofort aufstehen und gehen. Aber wie sollte er dies sagen? Würden sie ihn dann wieder kostenfrei zurückfahren? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen: „Wie viel hast du denn für deinen letzten Urlaub bezahlt?“

      Martin wollte auf keinen Fall über finanzielle Dinge sprechen. Er rutschte auf seinem Stuhl herum und gab eine ausweichende Antwort: „Ach, ich weiß es nicht mehr so genau.“

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