Doppelte Fährte. Günther Tabery

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Doppelte Fährte - Günther Tabery

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      Im Hinausgehen hörte Martin die Wörter „Geld“ und „Ich kann so nicht arbeiten“. Der Mann schien aufgebracht zu sein. Martin war sich sicher, dass er keinen Moment länger hier bleiben wollte. Heftig zuckte wieder sein Kopf. Sowie der Mann zurückkam, wollte er ihm sagen, dass er doch lieber auf die Führung verzichten wolle. Schnellen Schrittes kam der Mann zurück. Noch bevor dieser ansetzten konnte, etwas zu sagen, kam ihm Martin zuvor: „Ich würde doch lieber gehen, wenn das kein Problem macht.“

      „Ja, ich denke das ist das Beste. Ich kann so nicht arbeiten. Wenn du hier nicht sein willst, verstehe ich nicht, wieso du überhaupt gekommen bist. Da kann ich meine Zeit sinnvoller verbringen.“

      Kurz gab er Martin seine Hand und zeigte ihm den Weg nach draußen. Tatsächlich stand da wieder ein Auto, in das Martin einsteigen durfte. Der Mann erklärte dem Fahrer, wohin er Martin zu bringen hatte. Dieser startete den Wagen und fuhr gleich los. Martin atmete tief durch. Entspannt zuckte er mehrmals mit seinem Kopf und blinzelte mit seinem linken Auge. Diesmal war es ein anderer Fahrer. Vielleicht Mitte Vierzig schätzte Martin. Der Fahrer beobachtete Martin neugierig im Rückspiegel. Es war unfassbar, in was Martin hineingeraten war. Auf so einen faulen Trick hereinzufallen mit diesen Losen. Sicher war sein Gewinn nicht der einzige Tagesgewinn, überlegte er. Er vermutete, dass mindestens jedes zweite Los ein Hauptgewinn war. „Oh, nein. Schau mal Rainer, er hat den Hauptgewinn! Das kann doch nicht möglich sein!“, erinnerte sich Martin und lachte bitter. Und dann diese Duzerei in dem Hotel. Das war im Grunde sehr unhöflich gewesen. Sie hatten seine Privatsphäre verletzt. Irgendwie hatte die ganze Geschichte seiner Meinung nach etwas von einer Sekte. Diese herausgeputzten Frauen und Männer. Alles war sehr rein und nobel und im Grunde klang es eher nach Gehirnwäsche, was dort veranstaltet wurde. Nein, seine wahren Vermögensverhältnisse wollte er auf keinen Fall preisgeben und erklären, wie viel er für einen Urlaub ausgeben würde. Der Mann hätte dann sicher eine Rechnung aufgemacht und versucht, Martin etwas Krummes anzudrehen. Als ob es sein Wunsch gewesen wäre sich dieses Hotel anzuschauen. Fast schon beleidigt war der Mann, dass Martin kein Interesse gezeigt hatte. Das war ein unmögliches Verhalten!

      Das Auto fuhr in die Innenstadt von Heidelberg. In wenigen Minuten mussten sie wieder am Karlsplatz sein. Sie bogen in die Karlstraße ein. Martin schaute gedankenversunken aus dem Fenster und ärgerte sich über seine eigene Dummheit. Plötzlich verließ das Auto die rechte Fahrspur und steuerte augenblicklich auf die an der Gegenfahrbahn parkenden Autos zu. Martin schrie den Fahrer an und das Adrenalin stieg in seinem Körper empor. Aber der Fahrer reagierte nicht. Martin, der hinter dem Beifahrersitz saß, rüttelte ihn, doch nichts geschah. Das Auto raste ungebremst in die parkenden Autos am Straßenrand. Martins Augen waren weit aufgerissen, dann wurde es schwarz und still um ihn.

      2

      „Er kommt zu sich“, hörte Martin eine weit entfernte Stimme. Er erkannte sie. Veronika beugte sich über ihn und hielt seine rechte Hand. Sogleich waren eine Krankenschwester und ein Arzt zur Stelle. Martin kam langsam wieder zu sich und erkannte seine Umgebung. Er lag im Universitätsklinikum Heidelberg in der Notaufnahme. Er verspürte ein Stechen im Kopf. Seine rechte Schulter war verbunden und sein Körper fühlte sich matt an. Er konnte sich nur schwer bewegen.

      „Was ist passiert?“, flüsterte er mit schwacher Stimme.

      „Du hattest einen Autounfall.“

      Martin stöhnte.

      „Aber du hattest Glück im Unglück. Am Kopf hast du eine Platzwunde und du hast mehrere Prellungen und Schürfwunden an Schulter und Armen. Die Wunden wurden bereits versorgt.“

      Sie streichelte ihm über den Kopf. Martin blickte ihr in die Augen. „Ich habe unheimliche Kopfschmerzen.“

      „Du musst auch hier über Nacht zur Überwachung bleiben. Wahrscheinlich hast du eine Gehirnerschütterung. Wenn es dir morgen besser geht, dann darfst du nach Hause gehen.“

      „Aber was ist passiert?“ Martin konnte sich im Moment nicht an das Vorangegangene erinnern.

      „Später wirst du dich wieder erinnern und dann kannst du mir alles erzählen. Das ist jetzt nicht so wichtig, ruh dich erst einmal aus.“

      Er schloss die Augen und fiel in einen tiefen Schlaf.

      Am nächsten Morgen saß Veronika bereits neben ihm am Bett. Er öffnete die Augen und blickte sich um. Offenbar teilte er sich das Krankenzimmer mit zwei weiteren Patienten.

      „Armin und Daniel sind gerade in der Cafeteria. Sie haben Besuch.“ Veronika nahm seine Hand. „Und wie geht es dir heute?“

      „Ich weiß nicht. Ich denke, mir geht es etwas besser.“

      „Hast du noch starke Kopfschmerzen?“

      Martin fühlte in sich hinein: „Nein, ich habe fast keine Schmerzen. Außer die Schulter, die tut sehr weh, wenn ich mich bewege.“

      „Das ist gut. Wenn du keinen starken Schwindel hast, dann nehme ich dich heute vielleicht schon mit nach Hause, wenn sie dich entlassen. Im Fotostudio habe ich dich erst einmal krank gemeldet. Alle sind sehr schockiert.“

      Nach einer Pause fragte sie: „Kannst du dich wieder erinnern, was gestern Abend geschah?“

      Martin blickte an die Decke. Ihm kamen Bilder in den Sinn: Er sah Ute vor sich und den aalglatten Verkäufer und die drei Sonnen. Ein bedrückendes Gefühl überkam ihn. Die schnell näher kommenden Autos und dann der laute Knall und die schwarze Leere. Das Gefühl der Ohnmacht. Ja, er erinnerte sich an den gestrigen Abend. Die Bilder wurden immer klarer.

      „Ich hatte einen Unfall. Ich saß hinten im Wagen. Was, was ist mit dem Fahrer geschehen?“

      „Das weiß ich nicht. Ich wurde informiert, dass du einen Unfall hattest und bin direkt in das Krankenhaus gekommen.“

      „Hast du dein Handy dabei?“, wollte Martin wissen.

      „Aber natürlich.“

      „Dann schau bitte im Polizeiticker nach, ob der Unfall gestern gemeldet wurde, ja?“

      Veronika rief die Seite mit den Heidelberger Polizeinachrichten auf. Und tatsächlich gab es einen Eintrag am gestrigen Abend. Sie las: „Es ereignete sich um 18.43 Uhr ein tödlicher Unfall in der Heidelberger Innenstadt. Ein Wagen kam von der Fahrbahn ab und rammte gegenüber parkende Autos. Der Fahrer war sofort tot. Der Beifahrer überlebte mit leichten Verletzungen. Die Unfallursache ist noch ungeklärt.“ Veronika sah Martin entsetzt an.

      „Oh“, seufzte Martin. Er zuckte kurz mit seinem Kopf, stieß dabei aber einen schmerzlichen Laut aus. Beide schwiegen für einen Augenblick. Dann fragte Veronika schließlich: „Willst du mir erzählen, warum du gestern in diesem Auto mitgefahren bist?“

      Martin erzählte in allen Einzelheiten von dem Paar, das ihn am Karlsplatz angesprochen hatte, über die Erlebnisse in dem Hotel und seinen Gefühlen, die ihn dort überkommen hatten. Veronika hörte ihm konzentriert zu. „Das ist ja eine Unverschämtheit“, resümierte sie. „Ist so eine Masche denn legal? Menschen auf offener Straße anzusprechen und unter falschen Versprechungen in ein Hotel zu locken?“

      „Nicht falsch. Den Preis hätte ich sicher bekommen.“

      „Ja, ein veraltetes Klapphandy. Würde mich nicht wundern, wenn sie dadurch versuchten, Kontakt zu

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