Keine Sau liest meinen Blog. Katharina Rohlfing
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Ruhpoldingisch für Immies
An keinem Abend, an dem Anekdoten ausgetauscht werden, lasse ich diese Geschichte aus. So haben also schon viele Leute mitbekommen, wie ich mit Tränen in den Augen und unter Schnappatmung leidend dieses Schmuckstück erzählt habe. Sollte es trotz alledem jemanden geben, der sie noch nicht kennt: Hier ist sie. Franks Ruhpolding-Geschichte. Vor einigen Jahren waren wir in den Ferien bei Freunden in Bayern (hallo B., hallo W.!). Dort besuchten wir einen wunderschönen mit unseren (damals noch zwei) Kindern. An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken, jeder Knopf, den man drückte, bewirkte irgendetwas Tolles und in jeder Kiste, die man öffnen konnte, verbarg sich eine neue Sensation. Es knallte, schwirrte, erzählte, zauberte und summte bei jeder Bewegung. Da der Freizeitpark auf Grund der Hanglage auf zwei Ebenen angelegt ist, gibt es einen Tunnel, der die beiden Ebenen miteinander verbindet. Um diesen doch etwas öden Übergang so fröhlich wie möglich zu gestalten, sind an den Wänden des Tunnels Zerrspiegel montiert. Knapp in diesem Tunnel angelangt, kam mein Mann auf die Kinder zugelaufen, nahm sich an jede Hand eines und rief voller Begeisterung: "Kommt mal mit, ich muss Euch was zeigen!" Die Kinder erwarteten nach dem, was sie die letzten Stunden bereits gesehen hatten, Großartiges und stürmten mit dem Papa mit. Frank blieb vor dem ersten Zerrspiegel stehen und fing nun vor den fassungslos dreinschauenden Kindern an, kräftig immer wieder gegen eben diesen zu treten. Alle Umstehenden - inklusive mir - guckten verdattert zu, was er da trieb. Auf meine Frage hin, warum er auf den armen Spiegel einträte, zeigte er auf ein Schild und sagte äußerst selbstsicher: "Was denn? Da steht es doch: „Tritt vor den Spiegel, und Du wirst ein Wunder erleben." Als er die letzten Worte vorlas, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. So unauffällig wie möglich versuchte er sich von der Menschentraube und seiner hemmungslos wiehernden Frau wegzuschleichen. Zum Glück ist ihm das in Ruhpolding passiert, wo ihn niemand kennt. Wie wahrscheinlich ist es schon, dass diese Geschichte bis nach Bergisch Gladbach dringt?
Held ohne Strumpfhose
Vor einiger Zeit stand mein sehr bewegungsaffiner Jüngster vor mir und fragte, ob er noch eine Zeit lang auf das Trampolin dürfe. Das war zu einer Zeit - irgendwann Ende Oktober -, in der wir versuchten, ihn trocken zu bekommen und er jedes Mal, wenn er einen Tag lang die "Windel trocken" hatte, er über den grünen Klee gelobt wurde. Da es schon nach dem Abendessen war, sagte ich zu ihm: "Du bist doch schon im Schlafanzug. Da kannst Du nicht mehr auf's Trampolin." Er sah mich sehr verständig an und nickte ernst. Kurze Zeit später kam ich in die Küche und fand vor der offenen Gartentür einen klitzekleinen Schlafanzug. Ich ging raus in den Garten und sah den Filius fröhlich hüpfend, splitterfasernackt auf dem ziemlich nassen Springding. Davor lag die Windel. Ich holte Luft und dem - meiner Meinung nach ungehorsamen - Nackedei die Leviten zu lesen, als mir aufging, dass er nur das gemacht hatte, was ich ihm gesagt hatte: Er hat den Schlafanzug ausgezogen, weil er ja nach meiner Aussage im Schlafanzug nicht mehr raus durfte. Dann hat er gemerkt, dass das Trampolin vom Regen noch feucht war. Also hat er die Windel ausgezogen, damit diese auch ja trocken bliebe. Was soll ich sagen, wären meine Kinder immer so folgsam, hätte ich sicher weniger Arbeit und Ärger. Oder nicht?
Obwohl früher alles besser war,...
Ja, wie ist denn das mit unserer Akzeptanz dem "Anderssein" gegenüber. Wir sind natürlich alle sehr aufgeschlossen, modern und so. Und auch in der reiferen Generation ist angekommen, dass in Deutschland gleichgeschlechtliche Ehen nun irgendwie vom Gesetzgeber legalisiert worden sind. Und der muss ja schließlich wissen, was normal ist. In meiner Studienzeit habe ich mit einem mir sehr lieben Freund in einer WG zusammen gewohnt. Er entdeckte nun vor einiger Zeit für sich, dass Männer auch eine ganz großartige Erfindung der Natur sind. Wo ich ihm nur zustimmen kann (viele Grüße nach Berlin!). So kam es nun zu Weihnachten von einem nahen Bekannten der Ü60-Generation zu folgender Frage an mich: "Aber damals, als B.... noch normal war, warum ist denn da nichts aus Euch geworden?" Das lassen wir jetzt erst mal sacken. Tja, lieber B..., wenn Du das liest: Sag uns doch mal, wann Du in die "Anormalität" abgerutscht bist? Erst, als ich erklärte, dass es wohl keinen bodenständigeren, normaleren und manchmal sogar spießigeren Menschen auf dieser Welt gibt, kam ein Stück der Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass man sich noch so modern geben kann, die Empfindung für das, was normal ist, aber sehr lange braucht, um sich zu ändern. Ein anderer Kommentar zu einer ganz anderen Gelegenheit aus einer ganz anderen Ecke aber aus der selben Altersgruppe war: "Guck mal, der da drüben ist schwul. Der ist aber trotzdem ganz nett." Da fragt man sich doch: "Sondern?" Und obwohl sie lange Zeit was anderes geglaubt, gelebt und beigebracht bekommen haben; was diese beiden wirklich tun, ist: sich ganz, ganz viel Mühe zu geben, die sich ändernden Wertvorstellungen zu akzeptieren. Ich hoffe, dass ich das auch tun werde, wenn vielleicht irgendwann mal normal ist, was heute undenkbar scheint. Man stelle sich vor, in 40 Jahren wäre es normal, wenn ... oh, Gott... nee, damit käme ich sicher nicht klar.
Meine Agentur
Jetzt sind sie mir doch zuvorgekommen. Seit Jahren hab ich diese Idee. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, wollte ich eine Agentur eröffnen. Eine Agentur, die rummelmüden, paparazzi-gejagten Berühmt- und Reichheiten den Rückzug aus dem öffentlichen ermöglicht. Ohne Aufsehen, ohne Rückkehr. Eine Anzeige meiner Agentur könnte folgendermaßen aussehen: Sie haben den ewigen Trubel satt? Sie möchten mal eine Woche kein Interview geben? Sie haben so viel Geld und können es doch nicht ausgeben, da Sie nicht mehr vor die Tür gehen können? Wir ermöglichen Ihnen den Ausstieg. Wir fingieren Ihr Ableben. Möchten Sie bei einem Autounfall umkommen? Und dabei auch noch eine riesige Werbewirkung auf Ihren letzten Film oder Ihre letzte Platte erreichen? Prima! Dann sind Sie bei uns gut aufgehoben. Nach Ihrem Ableben fliegen wir Sie direkt auf eine für Sie gekaufte Privatinsel in der Karibik. Luxus pur! Einsamkeit! Ruhe! Und wer würde sich gemeldet haben? Paul Walker. Ohne Frage. Ein grandioser Schachzug. Für ihn hätte ich auch den Autounfall gewählt. Lady Di sitzt ja nun auch mit Dodi in irgend einem Südseeparadies. Die Queen hat Ruhe, keine Skandale mehr und endlich die große Liebe. Falko hat ja alles übertroffen. Da hat er in seinem letzten Hit vor seinem Tod ja schon angekündigt, dass er erst sterben muss, um zu leben! Die Tantiemen laufen natürlich weiter in die Kassen der Abgelebten. Hätte ich früher meine Idee in die Tat umgesetzt, hätte ich vielleicht auch noch Amy Winehouse als Kundin begrüßen dürfen. Aber nun sind sie ja schon alle versorgt. Elvis und James Dean sausen mit dem Porsche durch die Gegend, Marilyn und Romy proben gemeinsam für ein Theaterstück, dass sie dann Jacko, Jimmy und Curt vorspielen.
Z.
Ist Schumi auch bei Dir in der Kundenkartei?