Tom Winter und der weiße Hirsch. Nicole Wagner

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Tom Winter und der weiße Hirsch - Nicole Wagner

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gerettet. Er hat Xerxes rausgelassen.“

      Bevor Charlie oder irgendjemand antworten konnte, kamen mehr Gäste an, manche durch die Haustür, manche über die Veranda vorm Wohnzimmer. Zwei Elfen machten den Anfang, Freyda und Thalíng, dann folgte der weiße achtendige Hirsch, der Tom freundlich zublinzelte, als er hereintrottete, wieder der Hippogreif und ebenfalls der Werwolf Kuru. Ein paar der Wesen traten nicht aus den Schatten und nahmen draußen vor der Balkontür Platz. Viele von ihnen, vor allem die nicht aus Wäldern stammenden, reisten mit magischen Verkleidungen und nahmen erst ihre ursprüngliche Gestalt an, wenn sie im Haus waren.

      Tom hätte viel zu betrachten gehabt, doch seine Aufmerksamkeit galt dem schneeweißen Hirsch. Er hatte keinen Zweifel daran, dass er ihn absichtlich in seinen Träumen besuchte, um ihm etwas mitzuteilen, aber immer wenn sie sich in der Realität begegneten, sagte er kein Wort. Der Junge starrte ihn an, wie um ihn durch seine Blicke zum Reden zu bewegen. Dann sprach Kuru und er wandte den Blick ab.

      „Warum sind wir hier? Es stinkt verdächtig nach Chipera“, knurrte der Werwolf. Er ging auf allen Vieren, aber überragte auch so alle übrigen Wesen. Dicke Muskelstränge überzogen seine Arme und Beine und seine Pranken sahen aus, als könnten sie LKWs entzweihauen. Dann fiel sein Blick auf Tom und seine Lefzen zogen sich hoch. „Was macht der Mensch hier?“

      Tom fragte sich, wie Griselbart dem Blick aus rot glühenden Augen standhalten konnte. „Das stimmt, eine Chipera war hier und sie hätte mich fast erledigt, wäre Tom nicht gekommen, um mir zu helfen.“

      Ein erstauntes Raunen ging durch die Reihe. Thalíng verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere. „Er?“

      Griselbart hob eine Hand und die anderen verstummten. „Ich habe Tom unterschätzt. Als wir ihn letztes Mal davonjagten, hätte er nie wieder kommen müssen. Aber als er erkannte, dass ich in Gefahr war, vergaß er seinen Stolz und eilte mir zu Hilfe. Ihm verdanken wir es, dass die erste Pforte noch steht.“

      Darauf wusste keiner eine Antwort. Alle Blicke waren auf Tom gerichtet und eine unangenehme Hitze kroch ihm übers Gesicht.

      „Das mit den Kobolden …“, sagte er langsam. „Das war ein Trick. Um uns loszuwerden.“

      Bei seinen Worten schoben sich die beiden recht lebendigen Kobolde aus der hintersten Reihe nach vorn und grinsten ihn an. Über ihren Herzen glühten gesund und munter ein rotes und ein grünes Licht.

      „Tut mir leid, wir wollten dich nur verschrecken“, sagte der grün leuchtende mit einem Lächeln, das seine spitzen Zähne entblößte.

      „Schon gut“, sagte Tom schwach.

      „ICH WEISS, WAS DU VORHAST!“, donnerte der Werwolf plötzlich. Er deutete mit einem krallenbesetzten Finger auf den alten Zauberer. Vor Wut schien er noch größer zu werden. „Das kann nicht dein Ernst sein, Griselbart!“

      „Es ist kein Zufall, dass er von unserer Welt erfahren hat, wie vielen Sterblichen gelingt das schon? Kuru, du weißt, wir brauchen Unterstützung, ein jeder von uns hat mit seinen Schutzarbeiten mehr als genug zu tun!“

      „Du willst also die ganze Verantwortung in seine Hände legen? Er soll uns vor Graf Skelardo beschützen und König Lokaro heilen?“

      „Tom, Peer und Charlie. Überleg doch“, sagte Griselbart, als Kuru und ein paar andere ihn unterbrechen wollten. „Wenn sie sich darum kümmern, kann jeder von uns die Pforte weiter beschützen, und dass die drei fähig sind, haben sie bewiesen, sie sind durch die Hecke gekommen, sie haben uns kennengelernt und Tom hat eine Chipera vertrieben. Er ist Isabellas Sohn!“

      „Sie sind schreiend davongelaufen, als sie uns kennengelernt haben! Sie sind ängstliche Schwächlinge! Ich werde das nicht zulassen!“ Der Wolf bebte vor Zorn und er wandte sein zähnegefletschtes Gesicht Tom zu.

      „Was hat meine Mutter damit zu tun?“, schaffte der zu fragen, obwohl ihm die Knie zitterten.

      Über Griselbarts Gesicht huschte ein nervöses Flackern. „Isabella Winter“, sagte er langsam, „war eine von uns. Alle aus der Zinnober-Familie waren es.“

      Tom wollte nach Luft schnappen, widerstand jedoch dem Drang. Seine Mutter war eine Zauberin gewesen. Reginald wusste das nicht. Erklärte das, warum er selbst sich immer unvollständig gefühlt hatte? Fehl am Platz?

      „Wie ist sie gestorben?“, fragte er.

      Kuru stieß ein lautes Knurren aus. „Wenn du ihm die ganze Geschichte erzählen willst, schlage ich dir vor, ihr trefft euch zu Kaffee und Kuchen, Griselbart! Wir haben dafür keine Zeit.“

      Griselbart sagte leise: „Ein ander Mal, Tom.“

      „Warum habe ich keine Zauberkraft?“, platzte es aus ihm heraus. „Warum habe ich das nicht geerbt?“

      „Zu dieser Frage kommen wir gleich“, sprach jetzt Kunibert Rottint. Charlies Vater, der einige Ähnlichkeit mit dem Magnum-Schauspieler hatte, wirkte ebenso ungeduldig wie Kuru. Tom hatte den Eindruck, dass er ihn nie richtig hatte leiden können.

      Griselbart nickte und wandte sich erneut an den Jungen: „Du kennst das nahegelegene Örtchen Bruckwalde, nehme ich an?“

      Tom nickte.

      „Hör mir gut zu. Im Schloss wohnt ein König, sein Name ist Lokaro, der unser Reich seit geraumer Zeit gerecht regiert. Dieser König liegt im Sterben, seit ihn ein Fluch verwundet hat. Der Anführer der Chiperas, ist der Vampir Graf Skelardo, und er will diese Stunde der Schwäche nutzen, um in Bruckwalde die Herrschaft zu übernehmen. Glöckerlstadt, und zwar, um genau zu sein, dieses Anwesen, ist eine von insgesamt drei Pforten, die nach Bruckwalde führen. Diese will Skelardo nutzen, um zum Schloss zu gelangen und dort die Herrschaft zu übernehmen. Wir setzen natürlich alles daran, ihn an diesem Vorhaben zu hindern.“

      Tom starrte ihn an. „Wie kann er aufgehalten werden?“

      „Das werde ich dir gerne erklären, aber dazu musst du erst nach Bruckwalde reisen und mit dem Prinzen sprechen. Vorausgesetzt natürlich, du willst uns bei alldem helfen.“ Griselbart sah ihn fragend an.

      Tom hatte sich bereits entschieden, dennoch fragte er: „Ansonsten kann ich einfach nach Hause gehen und ihr lasst mich in Ruhe?“

      „Seht ihr, er ist zu feige, um uns zu helfen!“, knurrte Kuru.

      Der Hippogreif stimmte in sein Schnauben mit ein. Der Hirsch dagegen schüttelte unwillig den Kopf und zeigte so seine Verachtung für die Worte des Werwolfs. Da fiel Tom etwas auf.

      „Können nicht alle Tiere sprechen?“, fragte er.

      „Was?“ Alle starrten ihn an.

      Tom fühlte, wie er rot anlief und beeilte sich zu erklären. „Kuru spricht und die Kobolde tun es auch. Aber der Hippogreif spricht nicht und der Hirsch nur, wenn er mir in meinen Träumen begegnet.“

      Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Der erste, der sich regte, war Kuru. Er machte einen Satz vorwärts und Tom zuckte zurück, aus Angst, der Angriff wäre für ihn bestimmt. Doch der Wolf stürzte sich auf den weißen Hirsch, der ihn mit einem Schlenker seines Geweihs parierte. Der Wolf taumelte ein paar Schritte zurück und brüllte. Auch der Hippogreif riss den Schnabel auf, kreischte und schlug mit dem Schweif. Der Wolf wollte erneut losstürzen, doch silbernes Licht aus den Geweihenden des Hirschs hielt ihn am

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