Tödlicher Aufguss. Axel Birkmann

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Tödlicher Aufguss - Axel Birkmann

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der männlichen Gäste nicht entgangen waren. Er wusste nicht, was er von diesem nackten Zirkus halten sollte. Die meisten Männer waren weit über seinem Alter, hatten den Zenit bereits überschritten und gaben ihre Rente hingebungsvoll im Nacktbereich aus, in dem sie jungen Frauen auf den Arsch und auf die Brüste starrten. Geistige Triebtäter! Das war nicht seine Welt.

      Kreithmeier blickte bedrückt auf den Boden. Das Schlimmste wäre für ihn, wenn ihn gerade jetzt in diesem Aufzug jemand erkennen würde. Vielleicht sogar der Polizeipräsident. Doch der würde sich sicher nicht an ihn erinnern, obwohl er ihn vor wenigen Wochen höchst persönlich für seinen mutigen Einsatz im KZ Dachau gelobt hatte. Aus dem unbefleckten Freisinger Dorfpolizisten war über Nacht eine lokale Größe geworden. Selbst das Landeskriminalamt in München hatte ihm Anerkennung zukommen lassen. Aber wenn sie ihn jetzt so sehen würden, im Bademantel auf Mörderjagd? Alles wäre auf einen Schlag vernichtet, seine gesamte Reputation. Und wenn er den Saunabereich geschlossen hätte? Polizeieinsatz im Nacktbereich. Das wäre noch schlimmer gewesen. Razzia unter nackten Popos. Eine gefundene Schlagzeile für die Sensationspresse. Dann doch lieber im Bademantel auf Mördersuche.

      »Hier habe ich das Salz vorbereitet«, unterbrach eine Stimme seine Gedanken. Martin Wildgruber hatte eine Tür zum Personalbereich geöffnet und mit dem Finger auf einen Eimer gezeigt, in dem noch Reste eines Salz-Ölgemisches am Rande klebten.

      »Und dann?«, fragte Melanie, beugte sich ein wenig nach vorne, um besser in den Eimer schauen zu können. Mit der Rechten hielt sie den Mantel vorne zusammen damit nicht ihr Busen aus dem Frotteestoff heraus fiel. Kreithmeier schmunzelte. Ganz so offen und freizügig wie die junge Dame immer tat, war sie anscheinend doch nicht. Er konnte keinen Blick von ihrem nackten Busen erhaschen. Anständig sorgte sie dafür, dass alles brav bedeckt blieb.

      »Dann habe ich den Eimer mitgenommen und bin ganz hinunter zum Solestollen.«

      »Nehmen Sie den Eimer und tun Sie es. Bitte!«

      Wildgruber schnappte sich den Eimer, hing ihn sich an den Arm, legte sich zusätzlich zwei Handtücher um die Schulter und schlürfte durch den Nassbereich zum Solestollen. Es war gerade kein Aufguss zu Gange, nur wenige Gäste verweilten auf den hölzernen Bänken. Freundlich bat Melanie sie zu gehen, es müssten einige Vorbereitungen und Ausbesserungen für den nächsten Salzaufguss gemacht werden. Die Saunagänger glaubten ihren Worten, schnappten sich ihre Handtücher und verließen ohne zu Murren den Stollen.

      Ein uriges Bergwerksambiente strahlte der Solestollen für Kreithmeier aus, der wie ein Bergwerksstollen schmal und niedrig unter dem Themenbereich in die Erde gearbeitet war. Sein Blick schweifte von Hand gebeilten Kieferbohlen, die den Stollen abstützten, über Rosenquarzkristalle bis vor auf eine künstliche Felswand mit Bergkristallen, an der eine Sole leise plätschernd herunter floss.

      Auf den rustikal gehobelten Bänken sollten die Saunagäste sitzend die fein vernebelte Sole einatmen, die ihren Atemwegen helfen sollte, sich gegen Erkältungskrankheiten zu schützen. Zusätzlich konnte man in Kombination mit dem darin enthaltenen Jod einen Salzaromaufguss genießen, der stündlich den Gästen angeboten wurde. Kreithmeier legte ein Badetuch auf die Bänke und setzte sich darauf. Melanie fuhr mit der Befragung stehend fort.

      »Der Backhaus saß also hier neben zwei jungen Frauen«, erklärte Wildgruber.

      »Und die schwarzhaarige Schönheit?«

      »Die saß genau hier neben dem Ofen.«

      »Und dann?«

      »Dann habe ich frische Luft hinein gefächelt.«

      »Tun Sie bitte alles so wie gestern. Okay?«

      »Okay!«

      Martin Wildgruber öffnete die Glastür und wedelte mit einen Handtuch vor der Tür in Kreisbewegungen frische Luft in den engen Raum. Die Luft tat gut, denn Kreithmeier spürte, wie er zu schwitzen begann. Sie hatten beide noch den Bademantel an, doch darunter sammelte sich bei ihm schon der erste Schweiß. Er konnte sehen, wie Melanie Wassertropfen vom Kinn auf ihre Brust sprangen und im Ausschnitt des Bademantels als kleines Rinnsal zwischen ihrem von Frottee verpackten Busen nach unten liefen. Ihr war heiß aber sie wollte sich keine Blöße geben und vor allem nicht den Mantel öffnen.

      Martin Wildgruber packte nun den Eimer vor der Türe und tat so, als ob er den Saunagästen Salz auf die ausgestreckte Hand lud.

      Melanie folgte ihm nach draußen. Für Alois das Kommando die heiße Enge ebenfalls zu verlassen.

      »Wo stand Backhaus, wo haben Sie ihn gesehen?«, fragte er den jungen Mann.

      »Dort in der Ecke, unter der warmen Brause.« Er deutete mit dem Arm in die Richtung.

      »Und die Frau?«

      »Sie war neben ihm.«

      »Die ganze Zeit?«

      »Nein, sie ist einmal kurz an die Haken für die Bademäntel gegangen, hat sich die Hände mit einer Creme eingeschmiert, das konnte ich sehen, weil die Haken hier im Hellen sind.«

      »Und danach?«

      »Ich glaube, sie hat dann Backhaus den Rücken mit Salz eingerieben.«

      »Und ich glaube, ich werde noch wahnsinnig mit ihrem Scheiß ich glaube. Geht das denn nicht ein bisschen konkreter?«, maulte der Kommissar den Saunameister an.

      »Also ich habe gesehen, dass sie ihm den Rücken eingerieben hat. Punkt.«

      »Schon besser. Woher hatte sie das Salz?«

      »Na von mir.«

      »Sie haben gerade gesagt, sie hätte sich die Hände eingecremt, wo soll die dann das Salz gehalten haben, in ihrer Arschfalte?«

      »Alois!!!«

      »Ja ist doch wahr. Ich creme mir die Hände ein, wo habe ich solange das Salz?«

      »Dann halt von Backhaus.«

      »Oder ganz woanders her.«

      »Wieso?«

      »Weil der liebe Backhaus Steinsalz aus dem Himalaya auf dem Hintern hatte und kein Meeressalz wie Sie es benutzen. Punkt!«

      Martin Wildgruber stand jetzt da, als ob ihm jemand eine Ohrfeige gegeben hatte.

      »Das war jetzt wirklich zu viel für den armen Jungen. Kannst du dich mal abregen und vor allem keine Ermittlungsergebnisse ausplaudern, Alois.«

      »Ist doch was. Hier passierte höchstwahrscheinlich ein kaltblütiger Mord vor zwei Dutzend Leuten und keiner hat was gesehen. Die Gäste sind schon lange weg, die Putzfrauen haben alles sauber gemacht und der Oberverantwortliche, unser lieber Saunameister hier, glaubt immer nur. Wir werden jetzt wieder zurück ins Büro Ihres Chefs gehen. Ich lasse von der Dienststelle einen Zeichner kommen und der wird auf Grund der Beschreibung des jungen Mannes hier ein Phantombild von der Frau mit dem Tattoo machen und dann sehen wir weiter. Mir ist heiß, ich schwitze, ich habe Durst und ich muss auf die Toilette. Räumen wir hier das Feld. Und Sie kommen mit. Ich möchte Ihre Aussage schriftlich. Und wann ist dieser ominöse Tattoo Treff?«

      »Am Donnerstag.«

      »Gut. Da werden wir ja sehen, ob wir diese Frau schnappen können. Sie

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