Tödlicher Aufguss. Axel Birkmann
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Melanie und Alois wurden stutzig, als der Arzt die Worte fallen lies.
»Sie gehen von einem Mord aus?«, fragte Kreithmeier leicht konsterniert.
»Auf jeden Fall ist der gute Mann nicht eines natürlichen Todes gestorben. Oder einfacher ausgedrückt, die Sauna oder der Aufguss waren nicht für seinen Tod direkt verantwortlich.«
»Wer oder was dann?«
»Nun das ist, glaube ich, Ihre Aufgabe, das herauszufinden. Ich kann Ihnen nur erklären was ich herausgefunden habe.«
»Jetzt spannen Sie uns nicht auf die Folter, Herr Doktor. Wir sitzen doch nicht in einer Ihrer Vorlesungen.«
Der Arzt blickte ernst auf die beiden Kommissare. Er wollte etwas kontern, hielt sich aber zurück. Er zog das weiße Leintuch komplett von dem Toten. Die beiden Beamten konnten nun auf der Brust den Y-Schnitt erkennen, der von beiden Schlüsselbeinen schräg zum Brustbein und von dort gerade bis zum Schambein geschnitten und mittlerweile wieder zugenäht worden war. Kreithmeier schauderte es, als er den leblosen Körper vor sich liegen sah und er sofort daran denken musste, wie der Arzt in den Eingeweiden dieses Mannes herum gewühlt haben musste. Was für ein Ende für diesen doch allem Anschein so gesunden Mann?
»Und wie kommen Sie nun auf Ihre Theorie eines gewaltsamen Todes?«, bohrte Melanie nach.
»Der Mann hatte sich kurz vor seinem Ableben mit Salz eingerieben. Das ist bei einem Salzaufguss so üblich. Salzkristalle vermischt mit ätherischen Ölen werden leicht auf die Haut einmassiert. Die Wärme in der Sauna öffnet die Hautporen und so können die Kräuter in die Haut eindringen. Die Salzkristalle haben dabei einen weiteren Effekt, sie wirken wie ein Peeling. Alte Hautschuppen werden dabei entfernt. Außerdem wirkt das Salz zusätzlich schweißtreibend und desinfiziert sehr gut, doch beim Einreiben des Körpers werden der Kopf und der Genitalbereich ausgelassen. Auch etwaige Wunden sollten nicht mit Salz eingerieben werden. Es würde ziemlich brennen.«
»Bitte halten Sie uns keinen Vortrag über die Vorteile eines Salzaufgusses«, unterbrach ihn Kreithmeier. »Wieso glauben Sie hier an Mord? Das ist es doch, oder? Hat der Leichnam irgendwelche Wunden, Einstiche oder Verletzungen?«
»Nichts von alledem. Der Körper ist tadellos. Nur etwas habe ich feststellen können, dass der Mann mit zwei verschiedenen Salzen eingerieben worden ist. Und das fand ich äußerst ungewöhnlich. Normalerweise verwenden die Saunameister nur ein Salz, meistens ein jodhaltiges Meersalz. Der Tote hatte nun auf Brust, Armen und Beinen, ein Meersalz mit Eukalyptusöl und auf dem Rücken Himalaya Salz mit Lavendelöl.«
»Das verstehe ich nicht. Wie kann das sein?« Kreithmeier schüttelte den Kopf.
»Laut Auskunft der Therme, verwenden Sie fast immer Meersalz mit einem Eukalyptus-Menthol Öl, niemals Steinsalz. Das hätte auch etwas mit den Kosten zu tun. Steinsalz wäre teurer.«
»Wenn ich Sie richtig verstehe, hat sich der Tote mit zwei verschiedenen Salztypen eingerieben«, wollte Melanie wissen.
»Ja!«
»Und das kann laut Saunaleitung nicht vorkommen.« Melanie war ganz Ohr.
»Ja!«
»Und wie haben Sie das feststellen können?«, fragte Kreithmeier dazwischen.
»Das Salz war teilweise noch auf seiner Haut. Es hätte im Dampf weiter einmassiert werden müssen, damit es von der Haut fast vollständig absorbiert wird. Und das ist nicht geschehen. Der Mann war schon vorher tot.«
Melanie fragte den Mediziner: »Wann ist er denn Ihrer Meinung nach gestorben?«
»Ich habe meinen Obduktionsbericht noch nicht fertig, aber es muss gegen 12 Uhr gewesen sein. Um 10.30 Uhr hat er das Saunaparadies betreten. Um 12.30 hat ein Saunagast festgestellt, dass er nicht mehr atmet. Um 13.00 hat der Notarzt den Tod des Mannes bescheinigt.«
»Und warum hat man nicht sofort die Polizei gerufen?«, fragte der Kommissar.
»Es sah wie ein ganz normaler natürlicher Tod aus, ein Herzversagen in einer Sauna. Wer denkt da schon an einen potentiellen Mord?«, antwortete der Arzt.
»Das heißt«, schlussfolgerte Kreithmeier, »wir brauchen keine Spurensicherung, und uns den Tatort gar nicht näher anschauen, weil dort alles schon sauber ist. Die Therme ist sicher schon geschlossen und die Putzkolonnen vernichten die letzten Spuren.«
Melanie blickte auf den toten Körper.
»Gut, ich verstehe, Sie haben festgestellt, dass der Tote sich zu Lebzeiten mit zwei verschiedenen Salzen eingerieben hat, doch das führte sicher nicht zu seinem Tod. Es steckt doch mehr dahinter, Dr. Wahlmeier, oder?«
»Ja, das stimmt. Und Sie haben Recht, das Salz allein, das hat ihn nicht weggerichtet, sondern ein gefährlicher Zusatz darin.«
»Und was?« Melanie war neugierig.
»Es ist sehr schwer festzustellen, aber es ist eine Art von Curare, ein pflanzliches Gift, das über den Blutkreislauf zu einem Atemstillstand führt. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Herzstillstand, bei näherem Hinsehen, eine Lähmung der Atemmuskulatur.«
»Und wie hat der Tote es in seinen Körper bekommen?«
»Wahrscheinlich mit dem Salz.«
»Und ins Blut?«
»Wir haben immer irgendwelche kleinen Wunden. Schauen Sie sich bitte seinen Rücken an. Wenn Sie mir kurz helfen wollen.«
Melanie trat einen Schritt zurück. Das war auch für sie zu viel. Einen Leichnam betrachten, ihn untersuchen, aber anfassen, das stand nicht in ihrer Stellenbeschreibung.
»Alois, kannst du bitte dem Herrn Doktor helfen, für mich ist der viel zu schwer«, zog sie sich elegant aus der Affäre.
Alois knurrte böse, aber letztendlich half er, den Toten auf den Bauch zu rollen.
»Hier sehen Sie! Der Rücken ist trotz der beginnenden Leichenstarre noch rot und hat kleine Irritationen. Die können vom Peeling stammen, aber auch von Fingernägeln oder etwas ähnlich Spitzem.«
»Mir will etwas nicht in den Kopf hinein.« Melanie sah den Arzt forschend an. »Ihre Theorie, und ich nenne sie erst mal nur eine wage Spekulation, geht davon aus, dass der Giftstoff über die Haut, kleine Wunden und Irritationen, so haben Sie es doch genannt, in den Körper gelangt ist. Richtig?«
»Ja!«
»Ein pflanzliches Gift mit sehr schneller Wirkung«, fügte sie hinzu.
»Ja!«
»Er wird es sich ja nicht selbst auf den Rücken gepackt haben.«
»Nein, davon gehe ich aus.«
»Dann hat es jemand anders getan?« Melanie sah den Arzt fragend an.
»Ja!«
Melanie rief erstaunt auf: »Dann muss der Mörder das Opfer gekannt haben.«
»Nein! Nicht unbedingt.«
»Wieso