König Oyster und sein Reich. Bärbel Junker

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König Oyster und sein Reich - Bärbel Junker

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      Am Strand aufgeregt hin und her eilend. In Booten stehend. Was taten diese Leute? Was wollten sie? Woher kamen sie so plötzlich? Verwirrt und ängstlich beobachtete ich weiter.

      Unermüdlich sprangen immer und immer wieder Menschen aus den Booten ins Wasser, suchten aufgeregt, wurden fündig, legten das Gefundene in die wartenden Boote und suchten weiter. Was für schwarze Dinger sammeln die da eigentlich ein? fragte ich mich verständnislos.

      Und dann begriff ich endlich!

      Robben! Vögel! Schildkröten!

      Die Menschen sammelten vom Öl verklebte Meeresbewohner ein und schafften sie eilig an den Strand, wo wiederum andere Menschen sie ihnen hastig abnahmen und mit den ölverschmierten Tieren zu großen Behältern eilten. Sie legten unsere bedauernswerten Brüder und Schwestern in eine Flüssigkeit, in der Hoffnung, sie damit vom Öl zu befreien.

      Es klappte nicht immer, aber etliche Meeresbewohner wurden durch die Hilfe der Menschen tatsächlich gerettet. Später habe ich dann mit einigen der Überlebenden gesprochen.

      Die Menschen haben uns sehr fürsorglich behandelt, erzählten sie mir. Manche Menschen weinten sogar, wenn einer von uns starb, berichteten sie weiter.

      Sie sind nicht alle schlecht, sagten sie erstaunt über diese unerwartete Erkenntnis. Und doch sage ich die Wahrheit, wenn ich hier und jetzt behaupte, dass es auch gütige und verantwortungsbewusste Menschen gibt“, beendete Durada ihre unglaubliche Geschichte.

      „Ich glaube das nicht“, sagte Hannibah entschieden und schwamm davon.

      „Ich auch nicht“, schloss sich Wada seiner Meinung an und eilte ihm hinterher.

      „Aber ich glaube dir, Durada“, sagte die gütige Mora.

      „Und ich auch“, stimmte Trukku ihr zu.

      „Meine Erfahrung hat mich gelehrt“, fuhr die weise Schildkröte fort, „dass niemals alle Angehörigen einer Rasse böse sind. Es gibt unter ihnen stets Gute und Böse. Denn glaubt mir, meine lieben Freunde, gäbe es nur das Schlechte und Verkommene auf dieser Welt, wäre das Leben nicht mehr lebenswert.

      Ohne die Hoffnung auf das Gute, ohne Liebe und Zärtlichkeit, Gnade und Gerechtigkeit, würden unsere Seelen verkümmern, und wir wären dem Untergang geweiht. Obwohl ich jedoch zugeben muss, dass das Böse leider nur allzu oft die Oberhand gewinnt“, fügte sie traurig hinzu.

      „Das hast du aber schön gesagt, liebe Mora“, seufzte Loba und machte sich eifrig über ein weiteres, besonders zartes, Blättchen her.

      ADAMOS UND SEIN SOHN ENIBA

      Währenddessen eilte Adamos, der Wal, nach Hause zu seinem Sohn Eniba. Es blieb nicht allzu viel Zeit für die ihm vom König übertragenen Aufgaben, und bevor er sich auf den Weg machen konnte, gab es noch viel zu tun.

      Zuerst einmal muss ich für Eniba einen Babysitter finden, überlegte er. Am besten bringe ich ihn so lange bei seiner Tante Leonora unter. Die hat ein Herz für Kinder, und Eniba liebt sie sehr seitdem er nach dem grausamen Tod seiner Mutter – die von einem der gewaltigen Walfangschiffe gefangen und sofort, zu was auch immer, verarbeitet worden war – bei ihr gelebt hat. Er hatte seinen Sohn erst wieder zu sich nehmen können, nachdem der schlimmste Schmerz über den Tod seiner geliebten Frau abgeklungen war.

      In der Nähe seiner Höhle kreuzten drei blaue Delphine Adamos´ Weg. „Sagt es euren Freunden und Verwandten“, rief er ihnen zu. „In fünf Tagen findet die nächste wichtige Zusammenkunft im Kuppelsaal statt.“

      „Geht in Ordnung“, riefen die Delphine fröhlich zurück.

      „Komm wieder her, Goldy. Bitte, lass uns doch weiterspielen. Ich habe es doch nicht so gemeint“, hörte Adamos seinen Sohn rufen. Sehen konnte er ihn noch nicht, denn eine Felsnase verwehrte ihm den Blick auf seine Höhle.

      Adamos umschwamm das Hindernis mit kräftigem Flossenschlag und hatte jetzt freie Sicht auf sein Zuhause und auf seinen Sohn, der betreten einem schimmernden Goldfisch hinterherblickte, der sich, ohne auf die Bitten Enibas zu reagieren, immer weiter entfernte.

      „Dann eben nicht, du Spielverderber“, maulte Eniba und schwamm zu seinem Vater. „Hallo Papi. Wieso bist du schon wieder zurück?“, fragte er.

      „König Oyster hat die Versammlung vorzeitig abgebrochen“, brummte Adamos. „Ich muss mich beeilen, denn ich habe für den König sehr wichtige Aufträge zu erledigen. Du bleibst währenddessen bei deiner Tante. Übermorgen bin ich wieder zurück.“

      „Muss ich jetzt gleich zu Tante Leonora?“

      Adamos nickte.

      „Aber ich wollte doch noch ein bisschen mit Flunschi spielen“, sträubte sich Eniba.

      „Hast du mich gerufen?“, fragte der winzige, violettfarbene Fisch und kam unter einer Seeanemone hervor geschwommen.

      Doch bevor der junge Wal antworten konnte, übernahm das sein Vater für ihn. „Nein, Flunschi“, sagte Adamos energisch. „Eniba hat dich nicht gerufen. Er bleibt die nächsten Tage bei seiner Tante, und du, sieh zu, dass du nach Hause kommst.“

      „Aber ich ...“

      „Kein aber, Flunschi. Du schwimmst jetzt brav und ohne Widerrede nach Hause“, befahl Adamos streng.

      Der violettfarbene Fisch wurde seinem Namen nur allzu gerecht. Er zog einen Flunsch und schwamm beleidigt davon.

      „Hol deine Sachen, Eniba. Ich muss los“, drängte Adamos.

      „Schau, Papi, da kommt Schebus“, sagte Eniba auf einen vorbei´-gleitenden gemusterten Rochen deutend.

      „Sehr gut. Der kommt mir gerade recht“, murmelte Adamos. „Schebus, unterrichte doch bitte deinen Clan, dass in fünf Tagen eine neuerliche Zusammenkunft im Kuppelsaal stattfindet. Es ist sehr wichtig“, rief Adamos dem Rochen zu.

      „Hab schon davon gehört, Adamos“, rief Schebus zurück. „Wir werden da sein“, versprach er und schwebte so leicht wie eine Feder davon.

      Adamos nickte zufrieden und wandte sich seinem Sohn zu. „Was ist? Worauf wartest du?“, fragte er. „Ich dachte, du hättest bereits gepackt.“

      Eniba drehte sich wortlos um und schwamm in die Höhle hinein.

      „Ja, ja, mein guter Adamos. Die Jungen brauchen eine zwar gütige, jedoch konsequente Hand bei der Erziehung“, sagte die weise Mora, die sich lautlos genähert hatte.

      „Das ist wohl wahr“, seufzte Adamos. „Nett, dass du vorbei gekommen bist, Mora. Aber heute habe ich leider keine Zeit für einen Plausch. Ich muss mich sputen. Habe noch eine Menge zu erledigen. Einen schönen Tag, meine Liebe“, wünschte er, bevor er ebenfalls in der Höhle verschwand.

      Die alte Schildkrötenlady sah ihm lächelnd hinterher. „Jaja, diese ungeduldige Jugend“, murmelte sie gütig. „Da wird man ja schon vom Zuhören müde. Ein kleines Nickerchen wäre jetzt genau das Richtige für mich“, führte sie ihr Selbstgespräch fort. „Also, auf nach Hause“, grummelte Mora und paddelte

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