Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein

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Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein Krügers Fälle

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antwortete er und machte sich gleich auf den Weg.

      In der kleinen aber gemütlichen Wohnung angekommen, fand er tatsächlich zwei kleine Kartons mit allerlei Papierkram. Nichts Wichtiges, ein paar Ansichtskarten, Briefe von Geschäftsfreunden, so Dinge, die man nicht wegwirft, wenn es genügend Platz gibt.

      Die Wohnung war vor der Räumung bereits amtlich durchsucht worden. Bei dieser Gelegenheit hatte ein Beamter alles Wesentliche sichergestellt.

      Einzig die paar Fotografien schaute Erich näher an. Alte Aufnahmen. Eine von seinem Vater, den er nie richtig gekannt hatte, als Kind. Opa hatte im Krieg bei einem Angriff seine ganze Familie, bis auf einen Sohn, Erichs Vater, verloren. Das war das Einzige, was er ihm über die Zeit erzählt hatte. Eigentlich war erzählt zu viel gesagt. Erich konnte sich aus einigen Stücken, die er nach und nach erfuhr, etwas zusammenreimen.

      Sein Vater war kurz nach dem Krieg, bei einem Arbeitsunfall in einer Gießerei ums Leben gekommen, als Erich zwei Jahre alt war.

      Seine Mutter hatte ihn allein großgezogen, bis auch sie an einer rätselhaften Krankheit zugrunde ging.

      Wenigstens wurde sie durch Opa immer unterstützt, so dass sie keine materiellen Sorgen hatten. Sie war auch ein Einzelkind gewesen, deshalb waren Erich keine Verwandten geblieben, bis auf seinen Großvater.

      Dieser war kurz vor dem Zusammenbruch zurück in die Schweiz geflohen. Die genauen Umstände hatte er mit ins Grab genommen. Opa war zwar reich gewesen, hatte aber immer sehr zurückgezogen und eher bescheiden gelebt. Keine Reisen unternommen. Genauso wie er sich auch niemals einen Urlaub gegönnt oder an gesellschaftlichen Anlässen teilgenommen hatte.

      Erich hatte stets vermutet, die vielen Verluste hätten ihn davon abgehalten, sich wieder mit jemandem näher einzulassen.

      Aber das war noch das alte Bild, das er von seinem Opa gehabt hatte. Jetzt war er ihm völlig fremd geworden.

      Unter allen Fotografien fand sich noch ein vergilbter Umschlag. Darin ein Foto von Männern in Uniformen der Deutschen Reichsbahn. Auf der Rückseite, handgeschrieben: Meine Kameraden Konrad und Willhelm zum Führergeburtstag 1941. Konrad? Diesen Namen hatte Großvater doch auf seinem Sterbebett erwähnt. Er sah sich das Bild genauer an. Vielleicht ergab sich ein Hinweis, wo die Aufnahme gemacht wurde. Und wirklich, auf einem Plakat im Hintergrund ließ sich Frankfurt/Main entziffern.

      Unter Umständen ließe sich doch noch etwas Genaueres erfahren, dachte er, wenn ich den Alten Fritz einmal nach Frankfurt schicke.

      „Der Alte Fritz“, war ein pensionierter Privatdetektiv, den er schon öfter für Recherchen losgeschickt hatte. Der freute sich immer, wenn er wieder einmal etwas zu tun bekam.

      Merz packte die Sachen zusammen, verabschiedete sich an der Rezeption des Heimes und fuhr zurück in die Redaktion. Unterwegs überlegte er sich, was er dem Alten Fritz sagen sollte. Er durfte ja nicht zu viel verraten über sein Dilemma. Trotzdem fand er, wenn ich das Geld dafür einsetze, seine Herkunft herauszufinden, konnte das nicht an sich, schlecht sein.

      In seinem Büro angekommen rief er sofort an. „Es gibt Arbeit, Fritz, hast du Zeit?“

      „Wie sollte ich keine Zeit haben? Du weißt ja, dass ich nur noch die Fliegen in meiner Wohnung zählen kann.“

      „Jetzt übertreibst du, wie immer. Können wir uns treffen, ich brauche dich zu einer Ermittlung in Frankfurt?“

      „Frankfurt, da war ich schon lange nicht mehr“, freute er sich. „Wann soll`s denn losgehen?“

      „Du kannst dir Zeit lassen. Den Rest erkläre ich dir, wenn wir uns treffen. Kommst du um vierzehn Uhr in den Bären?“

      „Ich komme“, antwortete Fritz.

      An seiner Stimme ließ sich deutlich hören, wie willkommen ihm die Abwechslung war.

      Merz packte eine Kopie der Aufnahme, ohne den Vermerk auf der Rückseite in ein Kuvert, legte zehntausend Mark dazu, die er schnell auf der Bank abgehoben hatte und fuhr dann zum Mittagessen.

      Immer noch nachdenklich, was er dem Detektiv erzählen konnte und was er besser für sich behielt.

      Fritz sollte ja nur herausfinden, wer dieser Konrad war, seinen Familiennamen und ob er noch lebte.

      Die Verbindung mit Großvater sollte sich darauf beschränken, dass sie einmal zusammen gearbeitet hatten. Andererseits, falls dieser Konrad tatsächlich noch lebte, würde er sicher Verdacht schöpfen, wenn jemand aus der Schweiz nach ihm suchte.

      Kurz vor der vereinbarten Zeit traf der Detektiv im Bären ein. Er wirkte für sein Alter noch rüstig und hatte sich einen gewissen Humor erhalten. „Hallo Erich, altes Haus“, begrüßte er Merz, und schüttelte ihm die Hand. Darauf etwas ernster, „tut mir leid um deinen Opa. Ich habe es in der Zeitung gelesen.“

      „Schon gut“, antwortete Merz. „ Er hat ein langes Leben gehabt, was will man mehr?“

      „Was kann ich für dich tun in Frankfurt. Hast du jemanden im Verdacht mit schmutzigen Geschäften?“

      „Nein, nein“, antwortete Merz schnell. „Diesmal geht es um etwas anderes. Ich möchte gerne was erfahren über einen alten Freund von meinem Opa. Er hat früher in Deutschland gelebt, aber ich weiß eigentlich nichts über seine und damit auch über meine Herkunft. In seinem Nachlass habe ich ein Foto mit zwei alten Freunden von ihm gefunden. Ich möchte nur, dass du etwas über sie herausfindest.“

      Mit diesen Worten legte er ihm die Aufnahme hin. „Ich weiß, dass sie am zwanzigsten April einundvierzig gemacht wurde, und siehst du, hier steht Frankfurt/Main.“

      „Zwanzigster April“, antwortete der Detektiv, „Führergeburtstag, woher weißt du das?“

      „Auf dem Original steht hinten ein Datum drauf“, antwortete Merz. „Außerdem gibt es noch einen Vermerk, meine Kameraden Franz und Konrad.“

      „Hm“, brummte Fritz. „Warum zeigst du mir nicht einfach das Original?“

      „Das Original?“ Ich dachte, dass dir eine Kopie genügen würde“, erwiderte Merz etwas verlegen.

      „Es ist vielleicht nicht so wichtig. Aber grundsätzlich ist jede Information aus erster Quelle besser. Hast du sonst noch mehr, das ich wissen sollte?“, fragte Fritz.

      „Nein, aber ich bitte dich darum, wenn du etwas über diesen Konrad herausgefunden hast, falls er noch lebt, dass er möglichst nichts davon merkt“.

      „Ja gut“, brummte der Detektiv. „Ich hatte gehofft, dass du etwas Spannenderes für mich hast. Aber in Frankfurt habe ich noch eine alte Liebe gelassen, vielleicht finde ich die wenigstens wieder.“

      Als ihm Merz das Kuvert mit dem Geld übergab, besserte sich seine Laune sofort. „Wenigstens muss ich nicht am Hungertuch nagen“, lachte er.

      „Aber nein“, sagte Merz. „Lass es dir nur gut gehen. Ich kann mir das jetzt leisten.“

      „In Ordnung“, antwortete Fritz. „Reicht es, wenn ich morgen fahre?“

      „Ja natürlich, es kann auch übermorgen sein“, gab Merz zurück. Froh darüber, dass der Detektiv seine Geschichte offenbar geschluckt hatte.

      ***

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